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Veröffentlicht am 13.10.2021

ein spannender 9.Band

Der rote Raum
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Die bisherigen Krimis des Autorenduos um Ingrid Nyström und Stina Forss waren ein Garant für spannende Lesestunden, und auch der neue, der tatsächlich schon 9.Band, steht dem in Nichts nach. Dabei war ...

Die bisherigen Krimis des Autorenduos um Ingrid Nyström und Stina Forss waren ein Garant für spannende Lesestunden, und auch der neue, der tatsächlich schon 9.Band, steht dem in Nichts nach. Dabei war ich zunächst skeptisch, wurde doch die Geschichte um Stina Forss und die Vergangenheit ihres Vaters, die sich von Anfang an durch alle Bände zog, beim letzten Mal aufgelöst, und Stina hat den Ort Växjö und ihre Kollegen dort verlassen.
Doch die Autoren haben dies gut gelöst, die beiden Hauptfiguren arbeiten nicht mehr zusammen, müssen aber jeweils sehr rätselhafte Fälle klären, bei denen Einzelheiten durchaus auf eine Verbindung hinweisen, während beide mit ihren eigenen inneren Dämonen aus der Vergangenheit kämpfen.
In Växjo wird ein Mann tot aufgefunden, dem nach dem Tod sein Herz entnommen wurde und durch ein seltenes Gestein ersetzt. Stina Forss muss in den Norden Schwedens nach Kiruna reisen und einen sogenannten Locked-Room-Fall lösen. Ein Unfall entpuppt sich als ein rätselhafter Mord, der mit alten Riten der Sami verknüpft sein könnte.
Im Gegensatz zu den früheren Bänden gibt es diesmal keinen historischen Kern in der Geschichte, dafür werden aktuelle gesellschaftliche Bezüge aufgegriffen und man erfährt einiges Interessantes über das Leben der Sami und die Probleme der Bevölkerung im Norden Schwedens. Bereits der Titel „Der rote Raum“ deutet auf erschreckende Einflüsse im Darknet hin.
Stina Forss bleibt sich selbst treu und gerät bei ihren unvermeidlichen Alleingängen in mehr als eine brenzlige Situation. Ingrid Nyström ist mit sich selbst noch nicht wieder im Reinen, kann sich aber auf ihre Truppe verlasen. Diese hat zudem Unterstützung bekommen durch eine junge neue Kollegin, die von Knutsson und Delgado hofiert wird, aber bald zeigen kann, was in ihr steckt.
Mir hat auch dieser neue Band wieder sehr gut gefallen, die parallelen Handlungsstränge erhöhen die Spannung. Einige kursiv gedruckte Szenen scheinen zunächst so gar nicht zum Rest zu passen, sorgen aber für Spekulationen und eine erhöhte Aufmerksamkeit beim Lesen.
Die Figuren wirken im Großen und Ganzen authentisch, Stina Forss ist da ein Fall für sich, ist aber wichtig für die Balance in der Reihe. Die Handlung wirkt wie immer gut recherchiert, ist diesmal nicht ganz so komplex wie in einigen anderen Bänden, die Mischung hat mir aber wieder gut gefallen, die Hauptfiguren kommen als Persönlichkeiten nicht zu kurz, kleine Intermezzi lockern den Verlauf auf, die Fälle und ihre Lösung stehen aber immer im Vordergrund.

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Veröffentlicht am 03.10.2021

ein weiterer außergewöhnlicher Krimi des Autors

Der Tod und das dunkle Meer
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Stuart Turtons zweiter Roman „Der Tod und das dunkle Meer“ ist ebenso außergewöhnlich wie sein erster Roman, er ist keine leichte Kost mit seiner komplexen Geschichte, kann aber ein spannender Schmöker ...

Stuart Turtons zweiter Roman „Der Tod und das dunkle Meer“ ist ebenso außergewöhnlich wie sein erster Roman, er ist keine leichte Kost mit seiner komplexen Geschichte, kann aber ein spannender Schmöker sein, wenn man sich darauf einlässt.
Da der Autor bewusst darauf verzichtet, seine Romane irgendeinem Genre unterzuordnen, unterlasse ich den Versuch, diese Geschichte damit zu umschreiben. Sie spielt vor historischer Kulisse, Schauplatz der Handlung ist überwiegend ein Segelschiff der Ost-Indien-Kompanie, das im Jahr 1643 eine mehrmonatige Reise von Indonesien nach Amsterdam antritt. Neben der wertvollen Fracht befinden sich auch einige Passagiere an Bord, zum Beispiel Generalgouverneur Jan Haan mit seiner Frau Sara Wessel und Tochter Lia auf dem Rückweg nach Europa, wo er auf die Aufnahme in einen einflussreichen Rat hofft.
Die Reise steht unter keinem guten Stern, kaum sind die Passagiere an Bord, als sich Zeichen mehren, dass ein Teufel an Bord sein Unwesen treibt, mordet und allen an Bord Versprechungen macht, wenn sie seinen dunklen Mächten folgen. Der private Ermittler Samuel Pipps wäre prädestiniert, die seltsamen Vorfälle zu untersuchen, hat er doch gerade für den Generalgouverneur einen Schatz gefunden, doch er befindet an Bord in Arrest. So macht sich sein Assistent und Freund Arent Hayes mit Unterstützung von Sara Wessel an diese Aufgabe.
Der Beginn zieht sich etwas, da zunächst die Figuren vorgestellt und die Umstände erklärt werden, doch mit Zuspitzung der Ereignisse steigt die Spannung. Der Roman erinnert mit seiner Szenerie an frühere Mantel-Degen-Filme, die Figuren wirken lebendig, auch weil der Autor sich die Freiheit nimmt, seine Figuren nicht immer historisch korrekt handeln und sprechen zu lassen.
Die Vielzahl an Charakteren macht es nicht immer leicht, beim Lesen den Überblick zu behalten, mir hat die außergewöhnliche Mischung insgesamt aber wieder sehr gut gefallen. Die Geschichte ist abwechslungsreich und originell, der Stil, in dem die Rätsel gelöst werden müssen, erinnert zusammen mit der Art, wie einige der Figuren auftreten, an die Kriminalromane Arthur Conan Doyles. Das Ende habe ich als etwas schwach empfunden, was dem Lesevergnügen aber nicht wirklich schadet, ich werde auf jeden Fall nach weiteren Werken Stuart Turtons die Augen offenhalten.

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Ein Familiendrama mit Thrillerelementen

Die andere Tochter
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Toni, Inhaberin einer Entrümpelungsfirma, erleidet bei einem Unfall schwere Verätzungen an den Augen. Nach einer erfolgreichen Transplantation erhält sie ihre Sehfähigkeit zurück, das Ereignis hinterlässt ...

Toni, Inhaberin einer Entrümpelungsfirma, erleidet bei einem Unfall schwere Verätzungen an den Augen. Nach einer erfolgreichen Transplantation erhält sie ihre Sehfähigkeit zurück, das Ereignis hinterlässt in ihrem Leben jedoch nachhaltige Spuren. Als sie den Angehörigen der Spenderin in einem Brief ihren Dank übermittelt, erhält sie überraschend eine persönliche Antwort. Als Toni sich entschließt, die Mutter der jungen Frau, der sie ihre neue Sehkraft verdankt, persönlich kennen zu lernen, taucht sie tief in das Leben der Spenderin ein. Es scheint sich der Glamour, der diese kreative junge Frau umgeben hat, auch auf Toni auszuwirken, sie bekommt im wahrsten Wortsinn den Eindruck, durch deren Augen sehen zu können. In den Flashbacks, die sie seit der Operation heimsuchen, meint sie deren Botschaften erkennen zu können. Ihre Fixierung auf die fremde Familie reißt gleichzeitig alte Wunden in der Beziehung zu ihren leiblichen Eltern auf. Zu spät begreift sie, in welchem Ausmaß sie manipuliert wurde, und dass auch in ihrer eigenen Familie ein Geheimnis schlummert, dem sie sich stellen muss, um ihre Probleme zu lösen.
Der Roman ist einerseits sehr intensiv durch die Nähe zu der Hauptfigur Toni, an deren Gefühlen der Leser unmittelbar teilhat. Andererseits waren ihre Gedanken und Gefühle für mich oft nicht nachvollziehbar, die Art und Weise, wie die tote Spenderin auf Tonis Wesenszüge Einfluss nimmt, waren mir zu esoterisch und abstrakt.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, ebenso der Aufbau des Buches, der sich in 2 Zeitschienen der Wahrheit hinter den zum Teil verstörenden Ereignissen nähert. Die Schilderungen sind oft sehr bildhaft und lassen die Geschichte lebendig wirken, die Erfahrung der Autorin im Verfassen von Drehbüchern für Kriminalfilme wirkt sich hier positiv aus und sorgt dafür, dass man beim Lesen klare Bilder vor Augen hat.
Die verarbeiteten Themen um Organspende, Beutekunst der Nazizeit und die Auswirkungen von Traumata, sind sehr ambitioniert und informativ, jedoch fast etwas viel für ein einziges Buch.
Auch wenn die Handlungen der Charaktere für mich nicht immer nachvollziehbar waren, hat mich diese sehr emphatisch erzählte Geschichte berührt und in seinem Verlauf immer wieder überrascht.

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Veröffentlicht am 23.06.2021

ein emotional berührender Roman zwischen Thriller und Familiengeschichte

Von hier bis zum Anfang
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Nach der Lektüre von Chris Whitakers Roman „Von hier bis zum Anfang“ bin ich froh, dass ich mich vom dem sehr pathetisch bis kitschig klingenden Klappentext nicht habe abschrecken lassen, denn ansonsten ...

Nach der Lektüre von Chris Whitakers Roman „Von hier bis zum Anfang“ bin ich froh, dass ich mich vom dem sehr pathetisch bis kitschig klingenden Klappentext nicht habe abschrecken lassen, denn ansonsten hätte ich einen außergewöhnlichen und bewegenden Roman verpasst.
Der Autor ist Brite, sein Roman spielt jedoch in Amerika in der fiktiven kalifornischen Kleinstadt Cape Haven, in der Jeder Jeden zu kennen scheint. Vor dreißig Jahren wurde der damals 15-jährige Vincent King des Mordes an der 7-jährigen Sissy Radleys angeklagt und verurteilt. Nun hat er seine Strafe abgesessen und kehrt in seine Heimatstadt zurück, doch die Menschen dort haben seine Tat weder vergessen noch vergeben sie ihm. Nur der Polizist Walker, Vincents Freund aus Kindertagen, hält weiter zu ihm. Walk ist so etwas wie die gute Seele des Ortes, versucht Frieden zwischen den Bewohnern zu halten und zu verhindern, dass sich der Ort verändert. Die Rückkehr Vincent Kings reißt alte Wunden auf, der Tod Sissy Radleys hat nicht nur Vincents Leben nachhaltig verändert.
Die Familie des Mädchens ist durch ihren Tod zerbrochen, der Vater weggezogen, die ältere Schwester Star Radley und damalige Freundin Vincent Kings leidet an Depressionen, verfällt immer wieder dem Alkohol und schafft es nicht, sich um ihre beiden Kinder Duchess und Robin zu kümmern. Walk hält ein Auge auf die kleine Familie, die Hauptlast trägt jedoch die 13-jährige Duchess, die sich rührend um ihren kleinen Bruder kümmert und sich mit ihrer schroffen Art eine Fassade geschaffen hat gegen die Anfeindung und Ablehnung ihrer Mitschüler.
Es gibt einige tragische Helden in dieser Geschichte, Walk und Duchess sind zwei davon, sie erzählen abwechselnd aus ihrer Perspektive von den Ereignissen, die Vincent Kings Rückkehr auslöst und das Leben der Radley-Kinder nachhaltig beeinflusst.
Mich hat der Stil der Erzählung beeindruckt, der mit knappen und präzisen Sätzen eine eindrucksvolle Atmosphäre und eine intensive Nähe zu den Hauptfiguren schafft. Insbesondere Duchess ist ein bemerkenswerter Charakter, sie erscheint aufgrund ihrer Lebensumstände älter als 13 Jahre, und ist in anderen Situationen wiederum ein trotziger Teenager, der seinen Platz im Leben sucht.
Vieles wirkt überspitzt, die Zahl der involvierten Personen ist sehr begrenzt, dennoch wirkt der Roman nie unglaubwürdig, die Figuren wirken im Gegenteil so real, dass man meint sie über die Straßen spazieren zu sehen und ihnen im Kopfkino zu folgen. Die Stimmung ist eher düster, dennoch gibt es ebenso ans Herz gehende Szenen wie solche zum Schmunzeln.
Vieles in der Geschichte ist nicht so, wie es zu Beginn der Geschichte scheint, der Autor überrascht den Leser immer wieder mit unerwarteten Wendungen, erst ganz zum Schluss offenbaren sich die tatsächlichen Zusammenhänge und das ganze Ausmaß der tragischen Umstände.
Für mich ist dieser Roman sowohl inhaltlich als auch sprachlich eines der Lese-Highlights des Jahres.

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Veröffentlicht am 07.06.2021

großartig gelesener Krimi mit viel bayrischem Lokalkolorit

Unterm Schinder
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Andreas Föhrs Kriminalromane um Clemens Wallner und Leonhardt Kreuthner waren bislang immer ein Garant für kurzweilige Unterhaltung, auch der 9.Band mit dem Titel „Unter dem Schinder“ bildet da keine Ausnahme.
Wer ...

Andreas Föhrs Kriminalromane um Clemens Wallner und Leonhardt Kreuthner waren bislang immer ein Garant für kurzweilige Unterhaltung, auch der 9.Band mit dem Titel „Unter dem Schinder“ bildet da keine Ausnahme.
Wer die Reihe kennt, den wird es nicht wundern, dass es Leonardt Kreuthner ist, der bei einer seiner unkonventionellen Aktionen auf eine Leiche stößt. Er hatte mit seinem Kollegen Sennleithner einen fingierten Einbruch inszeniert, um seiner neuen Kollegin Lisa zu imponieren, doch statt der erwarteten Platzpatronen fliegt ihm plötzlich scharfe Munition um die Ohren. Noch dazu liegt im haus in einer Tiefkühltruhe die Leiche von Carmen Skriba, die Wallner und Staatsanwalt Tischler aus einem 2 Jahre zurück liegenden Fall bekannt ist, bei dessen Ermittlungen es um den Mord an deren Mann ging. Kann es Zufall sein, dass beide auf ähnliche Art erschossen wurden? Und wie passt es, dass für den ersten Mord ein Täter verurteilt wurde und im Gefängnis sitzt? Ein paralleler Handlungsstrang führt in die beginnenden 1990er Jahre zu einem Autohändler, der sich in Schulden verstrickt hat und es sich gleich mit mehreren Geldeintreibern verscherzt hat.
Wie immer geht es in diesen Krimis bedächtig zu, Leo Kreuthner geht seine eigenen Ermittlungswege und schafft es immer wieder selbst Clemens Wallner in seiner ruhigen Art aus der Fassung zu bringen. Für Abwechslung sorgt auch diesmal wieder Opa Manfred, der seine eigenen Vorstellungen von Moral hat und seinen Enkel zusätzlich versucht aus der Reserve zu locken.
Wie auch bei den Bänden davor habe ich mir das Hörbuch gegönnt, da meiner Meinung nach der Sprecher Michael Schwarzmaier auf grandiose Weise mit seinem Vortrag und den unterschiedlichen Stimmen, die er den Charakteren verleiht, diese zum Leben erweckt und das bayrische Lokalkolorit unterstreicht. Insbesondere Opa Manfred bekommt erst dadurch eine Extraportion Charme und ist aus der Reihe nicht wegzudenken.
Auch wenn man als Leser oder in meinem Fall Hörer eine gute Ahnung von den Zusammenhängen bekommt, ist die Geschichte spannend, abwechslungsreich und unterhaltsam. Es ist nicht der stärkste Band der Reihe, für Fans dieses speziellen Humors aber sehr zu empfehlen.

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