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Veröffentlicht am 03.07.2021

Ein Schwabenkrimi mit heftigen Mordfällen und witzigen Dialogen – viel Spannung, viel Humor, einfach gut

Tote lächeln nicht
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Elsa Dorn hat sich von München in die „Provinz“, also nach Augsburg versetzen lassen und wird sogleich der Soko Gabriel zugeteilt. Allerdings nicht als aktive Ermittlerin, sondern als Zuarbeiterin, die ...

Elsa Dorn hat sich von München in die „Provinz“, also nach Augsburg versetzen lassen und wird sogleich der Soko Gabriel zugeteilt. Allerdings nicht als aktive Ermittlerin, sondern als Zuarbeiterin, die Akten sichtet und im staubigen Kabuff sitzt. Dabei geht es doch um einen Doppelmord – einen äußerst brutalen sogar! Und es bleibt auch nicht bei diesen beiden Leichen – weitere folgen. Elsa kann nicht anders und muss sich unerlaubt und heimlich in die Ermittlungen stürzen. Doch allein ist das schwierig. Gut also, dass sie auf Sven Schäfer trifft. Er ist aus dem Polizeidienst entlassen worden und jetzt als Detektiv unterwegs. Zudem ist er ein Grobian, sieht bisschen aus wie Bruce Willis, ist ein unmöglicher Aufschneider und arrogant. Doch auch Sven findet wenig Gefallen an der pfiffigen, aufdringlichen und direkten Elsa Dorn mit dem großen Hintern und dem noch größeren Appetit. Doch irgendwie schaffen die beiden es, sich gemeinsam auf den Fall zu konzentrieren und kreuzen damit die Wege des Serienkillers, der Mafia und des Rotlichtmilieus.

Ich mag Elsa Dorn, die ein wenig korpulente, immerzu hungrige, selbstbewusste, schlagfertige, schlaue Polizistin, die notgedrungen in ihrem alten Kinderzimmer wohnt. Und ich mag Sven Schäfer, der raubeinige Ex-Polizist mit den unkonventionellen Methoden, seiner Ketchup-Sucht, seiner Direktheit und seiner rauen Schale mit dem weichen Kern (er ist doppelter Kater-Vater). Doch zusammen sind die beiden ein echter Knaller! Ich musste so lachen beim Lesen ihrer Dialoge. Da sprüht der Humor, die Fetzen fliegen, die beiden schenken sich nichts, werfen sich Beleidigungen an den Kopf und doch spürt man irgendwie, wie es funkt zwischen ihnen (auch wenn bisher nichts läuft zwischen ihnen). Die zwei sind wie Katz und Maus, aber irgendwie auch wie Faust aufs Auge. Es passt überhaupt nicht und doch so gut. Ein großartiges Ermittler-Duo!

Die Story selbst ist brutal. Sehr blutige, extreme Morde, Rotlichtmilieu, Mafia, viel Blut und grauenhafte Details. Die Spannung ist immer ganz oben, weil man als Leser nicht weiß, wer nun dieser Engel Gabriel ist. Warum er die Morde verübt und wie die Opfer zusammenhängen. Hinzukommt noch ein Maulwurf bei der Polizei. Also viel Stoff für einen Krimi. Doch der Autor schafft es, all das in einer absolut fesselnden und doch auch super lustig-frechen und sehr unterhaltsamen Weise zwischen die Buchdeckel zu packen. Was sicher auch an der immer wieder eingestreuten bayerischen Mundart liegt. Ich habe mir schon die anderen 3 Bände (darunter ein Kurzkrimi) gekauft und werde sie garantiert genau so verschlingen, wie diesen 1. Teil.

Für alle, die bayerische (schwäbische) Krimis mit viel Spannung aber mindestens genau so viel Humor mögen, kann ich diesen Auftakt der Schäfer und Dorn-Reihe nur empfehlen. Von mir gibt´s auf jeden Fall die volle Punktzahl.

Meine ausführliche Rezension inkl. Leseprobe und mehr findet ihr wie immer in meinem Blog LESEZAUBER_ZEILENREISE https://lesezauberzeilenreise.blogspot.com/2021/07/tote-lacheln-nicht-schafer-und-dorn.html

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Veröffentlicht am 01.07.2021

Eine Insel, eine Hochzeit, eine Leiche – spektakulärer Thriller

Sommernacht
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Jules heiratet nach nicht ganz 2 Jahren ihre große Liebe Will. Jules ist kein unbeschriebenes Blatt und Will ist in der Fernsehbranche ein Star. Klar, dass die Hochzeit ein Knaller sein muss, durchgeplant ...

Jules heiratet nach nicht ganz 2 Jahren ihre große Liebe Will. Jules ist kein unbeschriebenes Blatt und Will ist in der Fernsehbranche ein Star. Klar, dass die Hochzeit ein Knaller sein muss, durchgeplant und exklusiv. Gut, dass sie von Hochzeitsplanerin Aoife, der Besitzerin des Anwesens auf der Insel, diese Hochzeitslokalität zu einem Schnäppchenpreis angeboten bekommt. Eingeladen sind neben den Familien auch Jules bester Freund Charles mit seiner Frau Hannah sowie die Kumpels des Bräutigams aus damaligen Internatszeiten. Was der schönste Tag im Leben werden sollte, entwickelt sich zu einem absoluten Grauen! Jeder scheint dunkle Geheimnisse zu haben, die ausgerechnet jetzt ans Tageslicht drängen. Dann dieser heftige Sturm und – natürlich – der grauenvolle Mord!

Der Aufbau des Buches ist grandios! Es springt zwischen den Zeiten hin und her (zwischen JETZT und dem VORTAG) und lässt die einzelnen Personen zu Wort kommen. Man erfährt also die Geschichte aus der Sicht von Aoife (Hochzeitsplanerin), Hannah (Begleitung von Charles), Jules (Braut), Johnno (Wills Trauzeuge), Olivia (Brautjungfer und Schwester der Braut) und Will (Bräutigam). Sie erzählen das aktuelle Geschehen, doch auch Dinge aus der Vergangenheit kommen ans Licht. Nach und nach ergibt sich ein Bild, Zusammenhänge werden klar und doch erfährt man als Leser immer mehr und anderes und aus neuen Blickwinkeln. Permanent herrscht eine maximale Spannung, die Atmosphäre ist düster und unfassbar fesselnd. Foley beschreibt die Gefühle und Empfindungen ihrer Charaktere eindrücklich und detailliert, aber niemals langatmig – es scheint fast, man kenne sie alle nun persönlich. Umso intensiver ist die Sogwirkung der Story: ich bin nicht nur Beobachter, sondern mittendrin. Ebenfalls Hochzeitsgast und Teil dieses atemberaubenden Geschehens. Das ist oft düster und bedrückend und traurig, aber immer furchtbar fesselnd und gnadenlos spannend. Das Ende ist der Knaller! Du meine Güte… was für ein Leckerbissen; ein Thriller zum Fingernägelkauen!

Ich bin auf den Foley-Geschmack gekommen und werde mir nun sicher ihr erstes Buch NEUSCHNEE kaufen.

Meine ausführliche Rezension inkl. Lese- und Hörprobe und mehr findet ihr wie immer in meinem Blog LESEZAUBER_ZEILENREISE: https://lesezauberzeilenreise.blogspot.com/2021/07/sommernacht-von-lucy-foley.html

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Veröffentlicht am 01.07.2021

Ein fesselnder Pageturner und super spannend

Die Karte
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Alles beginnt damit, dass ein aufmerksamer Nachbar spät abends einen Mann sieht, der offensichtlich das Haus seiner Nachbarinnen auskundschaftet. Die aufgenommene Verfolgung endet jäh, als der Unbekannte ...

Alles beginnt damit, dass ein aufmerksamer Nachbar spät abends einen Mann sieht, der offensichtlich das Haus seiner Nachbarinnen auskundschaftet. Die aufgenommene Verfolgung endet jäh, als der Unbekannte ihm ein Messer ins Auge sticht. Nahezu zeitgleich fährt ein alter, verwirrter Mann auf seinem Fahrradgepäckträger einen abgetrennten Fuß spazieren. Und noch in derselben Nacht wird eine Joggerin bestialisch ermordet. Diese wohnte in dem Haus, welches von dem Unbekannten beobachtet wurde. Kerner nimmt die Ermittlung zum Mord auf, während sein Kollege Hagenah sich um die Sache mit dem Fuß kümmert. Doch bald geschehen weiterer Morde und Jens Kerner, Rebecca Oswald & Co. müssen alles daransetzen, weitere zu verhindern.

„Die Karte“ ist der vierte Teil der Kerner und Oswald Reihe. Ich kenne keines der Vorgänger, hatte aber nicht das Gefühl, dass mir Vorwissen fehlt. Für mich handelte es sich um einen abgeschlossenen Roman. Von Seite eins an hat mich Winkelmanns Schreibstil in den Bann gezogen. Es geht gleich mächtig rasant zu, es passiert so viel – ich wollte einfach immer weiterlesen um mehr zu wissen. Dazu beigetragen hat sicherlich die Tatsache, dass man als Leser einerseits die Story liest, dann jedoch auch der Mörder selbst zu Wort kommt und es auch immer wieder Zwischensequenzen über ein kleines Mädchen gibt, die scheinbar mit der Story selbst erst einmal nichts zu tun haben. Man fragt sich unweigerlich, wie diese ganzen Szenen zusammenpassen, wann hier die Fäden zusammengeführt werden, wer zum Kuckuck der Mörder ist und welches Motiv er hat. Der Spannungsbogen ist permanent ganz weit oben, ich bin förmlich durch die Seiten geflogen, habe mir immer gesagt: nur noch ein Kapitel, nur um dann doch weiter zu lesen.

Gut gefallen haben mir die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander. Rebecca Oswald bringt den eher hitzköpfigen Jens Kerner mit ihrer ruhigen, besonnenen, intelligenten Art immer wieder auf den Boden zurück und ist für ihn eine Art Anker. Zwischen den beiden bahnt sich eine Beziehung an, was sehr schön beschrieben ist und auch super in die Story passt. Auch die anderen Charaktere (und das Setting) sind bildhaft beschrieben, so dass sich feinstes Kopfkino abspielt. Ich habe Vermutungen angestellt, die aber im nächsten Moment wieder verworfen wurden, nur um von den nächsten abgelöst zu werden. Winkelmann versteht es, mich als Leser geschickt in die Irre zu führen, mich unglaublich neugierig zu machen auf den Fortgang der Geschichte und die vielen Anfangsfäden auf extrem fesselnde Weise ineinanderlaufen zu lassen.

Ein bisschen gestört hat mich das klischeehafte Thema der männerhassenden, erfolgreichen, sportlichen, sexy Frauen, welches sich hier wie ein roter Faden durchzieht. Das war mir to much – aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Das Ende wirkt dann vielleicht ein klitzekleines bisschen konstruiert, war aber dennoch völlig okay für mich. Ich kann nur 5 Sterne geben, weil mich das Buch wirklich nicht mehr losgelassen hat und ich es nahezu in einem Rutsch durchlesen musste.

Meine ausführliche Rezension inkl. Leseprobe findet ihr wie üblich in meinem Blog LESEZAUBER_ZEILENREISE: https://lesezauberzeilenreise.blogspot.com/2021/06/die-karte-kerner-und-oswald-band-4-von.html

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Veröffentlicht am 11.06.2021

Ein echtes Herzensbuch und absolutes Lesehighlight! Ich liebe es!

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte
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Linus Leben besteht aus seiner Arbeit. Am Feierabend hört er alte Schallplatten an, allein bzw. mit seiner ihm zugelaufenen Katze Calliope. Linus hat keine Freunde und lebt allein. Das macht ihm eigentlich ...

Linus Leben besteht aus seiner Arbeit. Am Feierabend hört er alte Schallplatten an, allein bzw. mit seiner ihm zugelaufenen Katze Calliope. Linus hat keine Freunde und lebt allein. Das macht ihm eigentlich auch gar nichts aus – er mag sein Leben so, wie es ist. Doch ob das tatsächlich so ist oder er es sich nur schönredet, findet Linus heraus, als ihn das oberste Management auf eine Insel schickt, wo er das Waisenhaus von Mr. Parnassus begutachten soll. Dort tobt das Leben, alles ist bunt und laut und erfüllt vom Duft des Meeres und der vielen Pflanzen. Dann sind da auch noch die Waisenkinder – eins besonderer als das andere – und natürlich Mr. Parnassus, der in Linus Gefühle auslöst, die diesen ziemlich aus der Bahn werfen. Seine anfangs an den Tag gelegte professionelle Distanz bröckelt mit jedem Tag, er verliebt sich in die Insel, in die Kinder, in das Leben, das er dort führen könnte – mit Mr. Parnassus.

Was für ein Schatz dieses Buch doch ist! Nicht nur Linus verliebt sich in die Insel mit allem drum und dran, auch mir ist es so ergangen. Linus, Mr. Parnassus, Zoe (Elementargeist) sowie die Waisenkinder Talia (Gnom), Lucy (Sohn des Teufels), Sal (Animagus), Theodor (Lindwurm), Phee (Waldelementar) und Chauncey (wabbeliger Irgendwas) machen keine Umwege, sondern pflanzen sich direkt und unmittelbar in mein Herz. Jeder einzelne ist so bildhaft und detailliert beschrieben, hat seinen eigenen, unverkennbaren Charakter und ist so wichtig für die Story. Allesamt sind liebenswert und verletzlich und doch auch so stark. Hier werden Themen wie Vorurteile, Anderssein, Queerness, gesellschaftliche Ausgrenzung und so weiter behandelt. Und das auf eine Art und Weise, dass einem das Herz überläuft und man sich wünscht, dieses Buch möge bitte nie zu Ende gehen. Es ist so warmherzig und tiefgründig, dabei aber auch zum Brüllen komisch und dann wieder so herzergreifend schön – bitte mehr davon! Kopfkino vom Allerfeinsten, hier ist man nicht nur Leser, sondern Teil der Geschichte, mittendrin und gefühlsmäßig absolut gefesselt. Ich könnte mir auch eine Verfilmung wunderbar vorstellen. Und: normalerweise lese ich ein Buch nicht mehrfach – das hier könnte die Ausnahme sein! Was für ein wunderwunderwundervolles Buch! Wer herzensgute, lustige, emotionale, fantasievolle, bunte, facettenreiche und wunderschöne Geschichten mag, muss dieses Buch lesen.

Die ausführliche Rezension inkl. Lese- und Hörprobe findet ihr in meinem Blog LESEZAUBER_ZEILENREISE: https://lesezauberzeilenreise.blogspot.com/2021/06/mr-parnassus-heim-fur-magisch-begabte.html

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Euphancholie trifft es total! Ein Sommer in den 80ern, den man nicht so schnell vergessen wird

Hard Land
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"In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb."
(Erster Satz des Buchs).

Euphancholie – eine Wortschöpfung aus den Begriffen Euphorie und Melancholie – ist genau das, was Sam in diesem ...

"In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb."
(Erster Satz des Buchs).

Euphancholie – eine Wortschöpfung aus den Begriffen Euphorie und Melancholie – ist genau das, was Sam in diesem Sommer durchmacht. Einerseits ist er der ewige Außenseiter, hat Probleme mit seinem Vater und auch mit den Mädchen und dann ist da noch die tödliche Krankheit seiner Mutter, die alles in den Schatten stellt. Andererseits lernt er – weil er vor den erwähnten Problemen fliehen möchte – neue Freunde kennen, verliebt sich und lernt sich selbst, seine Familie und das Örtchen Grady, in dem er lebt, neu kennen (und schätzen) und erlebt wohl den gleichermaßen schönsten und schrecklichsten Sommer seines Lebens.

Die Charaktere – allen voran Sam und seine Freunde der sportliche und sehr empathische Brandon „Hightower“, der auf Männer stehende und immer für Unsinn zu habende Cameron und die kluge Kristie mit der Zahnlücke – sind einfach umwerfend gezeichnet. Genauso wie die Beziehung, die die vier untereinander haben. Ich fühlte mich absolut in Filme der 80er Jahre zurückversetzt, wie z.B. „Stand by me“ oder auch „Breakfast-Club“. Überhaupt sind die 80iger Thema hier, das Buch quasi eine Hymne auf die Filme und die Musik dieses Jahrzehnts. Ich sage nur: Bruce Springsteen und Billy Idol.

Jede Seite hat mich gefesselt und mich mitten hineingeworfen in die Handlung. Es steckt so viel Gefühl darin und so viel Lebensweisheit, ich musste lachen, kichern, schmunzeln, weinen, war wütend und dann wieder ergriffen – ein buntes, tiefgehendes Paket an Emotionen. Vielleicht, weil die 80er Jahre auch „meine“ Jahre waren, wahrscheinlich aber vor allem deswegen, weil Benedict Wells einfach brillant schreiben kann! Ein wunderbares Buch, dass ich gerne JEDEM ans Herz legen möchte: Jugendlichen ebenso wie den Eltern von Pubertierenden und einfach jedem, der die 80er Jahre liebt oder sich für sie interessiert und gerne (nochmals) einen Sommer „dort“ verbringen möchte.

Die ausführliche Rezension inkl. Leseprobe, Buchtrailer und mehr findet ihr in meinem Blog LESEZAUBER_ZEILENREISE: https://lesezauberzeilenreise.blogspot.com/2021/05/hard-land-von-benedict-wells.html

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