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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.05.2017

Eine bezaubernde Geschichte

Frühling in Paris
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"Ein neues Leben zu beginnen ist nicht leicht, wie jeder bestätigen wird, der es schon einmal ernsthaft versucht hat." (14)

Nachdem ihre Tante Isabelle verstorben ist, erbt die junge Londonerin Louise ...

"Ein neues Leben zu beginnen ist nicht leicht, wie jeder bestätigen wird, der es schon einmal ernsthaft versucht hat." (14)

Nachdem ihre Tante Isabelle verstorben ist, erbt die junge Londonerin Louise nicht nur deren Apartment in der Rue d'Estelle in Paris, sondern auch ihre Bäckerei im Erdgeschoss desselben Hauses. Louise macht sich auf den Weg von England nach Frankreich, um die Gelegenheit beim Schopfe zu packen. Sie beschließt, der alten Bäckerei neues Leben einzuhauchen, indem sie sie als Café neueröffnet. Hierbei lernt sie nicht nur Isabelles alte Freundin Paulette, sondern auch die anderen Bewohner des Hauses näher kennen und lieben. Die verletzte Baletttänzerin Camille, den verwitweten Kioskbesitzer Isaac und den melancholischen und lebensklugen Straßenclown Nicholas.

"Frühling in Paris" ist eine zauberhafte und sehr leichtfüßige Geschichte. Sie fängt den ‚Pariser Flair‘ ganz wunderbar ein - dieses Gefühl, dass das Leben leicht und bedeutungsvoll zugleich ist, dass man von Kunst und Stil in jeder Alltäglichkeit umgeben ist.

Frauenromane schrecken mich häufig ab, da sie oft zu vorhersehbar und zu kitschig sind. Auch in ‚Frühling in Paris‘ ist die Story im Prinzip von Anfang an klar und das Ende wenig überraschend. Und doch gefällt mir dieser Roman sehr gut. Die Sprache ist sehr schön und atmosphärisch, die Protagonisten charmant und liebenswert gezeichnet.

Fiona Blums Romane sind unterhaltsame, zarte Geschichten, die das Leben ein Stückchen besser machen.

"Mit einer entschlossenen Geste packte sie ihren Rollkoffer und ging los. In ihr neues Leben." (15)

Veröffentlicht am 17.04.2017

Ostermitbringsel

Ei, Ei, Ei, was seh ich da?
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„Vielleicht wird alles vielleichter."

Dieser und weitere lustige Postkartensprüche finden sich in dem hübsch aufbereiteten Osterbüchlein "Ei, Ei, Ei, was seh ich das?".

Je eine Doppelseite wird für einen ...

„Vielleicht wird alles vielleichter."

Dieser und weitere lustige Postkartensprüche finden sich in dem hübsch aufbereiteten Osterbüchlein "Ei, Ei, Ei, was seh ich das?".

Je eine Doppelseite wird für einen Spruch mit dazu passendem Foto verwendet. Auf den Fotos tümmeln sich charmant in Szene gesetzte Ostereier.

Die Sprüche haben nicht unbedingt Ostern zum Thema, die Fotos setzen aber die Sprüche immer österlich um.

Das Layout des Büchleins ist klasse. Es ist witzig und es macht Spaß es durchzublättern. Man kann es in die Osterdeko stellen und als kleines Mitbringsel verwenden. Als Zielgruppe sehe ich hier Leute im Alter von 20 bis 40.

Wie viele hübsche Geschenkbücher zu Ostern gibt es? Für die Adventszeit gibt es etliche... Ich finde "Ei, Ei, Ei, was seh ich da?" bezaubernd. Es ist modern, witzig und hübsch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover "Ei, Ei, Ei, was seh ich da?"
  • Cover "Blütenpracht und Schmetterlingszauber"
  • Unterhaltungswert der Box
  • Bastelspaß
  • Ausführen der Aufgaben
  • Für Kinder geeignet
  • Zeit für die Diskussion
Veröffentlicht am 17.03.2017

Marx im Hosentaschenformat

MARX to go
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„Diese Sammlung kann die Marx-Lektüre nicht ersetzen, aber sie kann schlagartig in die Zentren seines Denkens führen.“ (5)

Bei Aphorismen- und Zitatesammlungen neigt man doch irgendwie dazu, das Buch ...

„Diese Sammlung kann die Marx-Lektüre nicht ersetzen, aber sie kann schlagartig in die Zentren seines Denkens führen.“ (5)

Bei Aphorismen- und Zitatesammlungen neigt man doch irgendwie dazu, das Buch aufs Geratewohl aufzuschlagen und hier und da etwas aufzuschnappen. Oder? Mir zumindest geht es so. Und zumindest von Layout und Struktur her, bietet diese Vorgehensweise sich auch bei "Marx to go" an. Die Zitate sind in sieben Themenbereiche aufgeteilt und das Layout ist sehr modern, irgendwie "popig". Auf jeden Fall sind die großen und variabel eingesetzten Schriften Eyecatcher und eine tolle Idee für eine Zitatesammlung.

Allerdings scheinen mir Marx' Aussagen dann doch etwas zu sperrig zu sein, um für ein knackiges Zitatebüchlein problemlos aneinanderreihbar zu sein. Ja, man gerät direkt in die Zentren seines Denken - ohne Vorwissen ist dies allerdings auch die Schwierigkeit, die man als Leser mit den losgelösten Zitaten von Karl Marx hat. Sie stehen teilweise etwas verloren da, sie sind sehr speziell, ihnen fehlt die Allgemeingültigkeit.
Aber man bekommt Lust, eine ausführliche Marx Lektüre anzuschließen und dann noch einmal dieses Heft zur Hand zu nehmen und zu durchstöbern.

Und dafür, dass Marx nur schwerlich in eine Zitatesammlung passt, wurde in dieser Auswahl ganze Arbeit geleistet. Deshalb und weil mir Layout und Format so gut gefallen, gibt es vier Sterne. Ein schönes, für Interessierte sehr empfehlenswertes Büchlein.

Veröffentlicht am 27.07.2017

Evolution und Revolution

Und Marx stand still in Darwins Garten
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„Dann schwiegen sie wieder. Nach einer ganzen Weile sagte Darwin: »Mir scheint, Sie [Marx] sind ein Idealist, obwohl ich natürlich weiß, dass Sie größten Wert darauf legen, die Welt auf materialistische ...

„Dann schwiegen sie wieder. Nach einer ganzen Weile sagte Darwin: »Mir scheint, Sie [Marx] sind ein Idealist, obwohl ich natürlich weiß, dass Sie größten Wert darauf legen, die Welt auf materialistische Weise zu betrachten.“ (69%)

Darwin und Marx. Zwei große Vor-Denker, die im Jahr 1881 nur wenige Kilometer voneinander entfernt in England leben.
Ilona Jerger nimmt diese Tatsache als Anlass zu spekulieren, wie ein Kennenlernen der beiden Männer hätte ablaufen können. Was hätten die beiden sich zu sagen? Wie passen ihre Weltansichten zueinander? Wie unterschiedlich sind ihre Charaktere und Temperamente?

Im Roman haben Darwin und Marx, beide schon alt und krank, denselben Arzt. Dr. Beckett erzählt seinen Patienten vom jeweils anderen. Er findet, dass ihre Theorien und Ansichten gewisse Überschneidungen haben und dass die beiden sich kennenlernen sollten.

Die Story ist sehr dialoglastig. Darwin redet mit Dr. Beckett über Marx, die Religion und seine Krankheiten. Marx redet mit Dr. Beckett über Darwin, die Religion und seine Krankheiten. Zu einem Treffen der beiden Großen kommt es dann eher zufällig und ohne das Dazutun des Arztes. Und auch erst, nachdem gut die Hälfte des Romanes gelesen ist.

An dieses ruhige Erzähltempo und die wenigen Schauplätze muss man sich als Leser erst gewöhnen. Bis auf einige Ausnahmen findet das gesamte Geschehen in einem der beiden Krankenzimmer und in Dialogform statt.
Auch merkt man, dass Darwin und Marx sich in der Realität nie begegnet sind, denn die Autorin zögert das Treffen hinaus und nähert sich der Thematik nur sehr vorsichtig. Sie scheint den realen Personen nicht allzu viele Worte in den Mund legen zu wollen. Entsprechend unspektakulär gestaltet sich der vermeintliche Höhepunkt des Romans: Marx und Darwin beobachten sich gegenseitig bei ihrem Treffen, die Gespräche übernehmen zu großen Teilen andere Figuren.

So ist dann auch die interessanteste Figur die des Dr. Beckett. Ein sehr moderner und progressiver Arzt, der seiner Zeit weit voraus ist. Er stellt die Arzt-Patient-Beziehung in den Vordergrund, weiß um die Wirkung der seelischen Verfassung auch auf den Körper.
"Am Bett des gebeutelten Professors war ihm klargeworden, dass es zwischen Arzt und Patient einer Allianz bedurfte, nicht nur einer Diagnose." (22%)

„Und Marx stand still in Darwins Garten“ ist ein eigenartiges Buch, wie ich es bisher noch nicht kannte. Aber es ist auch sehr unterhaltsam und lehrreich. Und auf jeden Fall etwas Besonderes.

Veröffentlicht am 06.09.2025

Gute Idee, mittelmäßige Umsetzung

No Way Home
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Terry, ein junger, völlig überarbeiteter Arzt, erfährt vom Tod seiner Mutter. Er erbt ihr Haus (und ihren Hund) in einem anderen Bundesstaat. Stress und Trauer lassen ihn alles wie durch einen Nebel wahrnehmen ...

Terry, ein junger, völlig überarbeiteter Arzt, erfährt vom Tod seiner Mutter. Er erbt ihr Haus (und ihren Hund) in einem anderen Bundesstaat. Stress und Trauer lassen ihn alles wie durch einen Nebel wahrnehmen und so hat Bethany, die im selben Ort lebt wie Terrys Mutter, ein leichtes Spiel, als sie sich ihm aufdrängt.
Die Dinge laufen sehr bald völlig aus dem Ruder. Bethany drängt sich mehr als übergriffig in Terrys Leben. Sie bezieht in seiner Abwesenheit das Haus seiner Mutter und lässt sich nicht mehr abwimmeln. Stattdessen holt sie noch ihren ebenso verrückten Exfreund in Terrys Leben.
Terry ist wehrlos. Seit dem ersten Blick, den ihm Bethany in einer Bar zugeworfen hat, lag sein Schicksal in ihren Händen.

Man könnte nun meinen, dass es sich hier um eine toxische Beziehung, eine fehlgeleitete leidenschaftliche Liebe handelt, aber dem ist nicht so. Terry ist an einem Punkt in seinem Leben, in dem der berufliche Stress und die Trauer um seine Mutter, ihn völlig außer Gefecht gesetzt haben. Er nimmt kaum etwas wahr, scheint handlungsunfähig. Und das machen sich zwei völlig dreiste Menschen zu Nutzen.
Wir erfahren auch aus Bethanys und Jesses Perspektive Teile der Geschichte und müssen feststellen, dass sie nicht aus reiner Berechnung in Terrys Leben dringen, sondern völlig durchgedreht und unberechenbar sind.

So interessant diese Geschichte ist und beginnt, leider wird ihr Potential nicht ausgeschöpft. Ich habe schnell angefangen mich zu langweilen, weil Terry sich nicht aus seiner Starre lösen kann und mich die Beweggründe der verrückten Eindringlinge nicht interessiert haben. Man schaut dem Mann seitenweise zu, wie ihm sein Leben und sein Erbe aus der Haus gerissen werden, doch weder die Protagonisten noch der Spannungsbogen entwickeln sich.
Ein weiteres kleines Ärgernis beim Lesen war, dass die Themen Sex und medizinische Abnormitäten gleichmäßig über die Geschichte verstreut sind. Ersteres völlig unnötig und sterbenslangweilig, zweiteres ebenso unnötig und ekelig.

Meiner Meinung nach eine unbedeutende Lektüre und eine verschenkte, nicht besonders gut umgesetzte Idee.

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