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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2021

Es ist nie zu spät...

Das geheime Leben des Albert Entwistle
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Wichtiger Tipp bei diesem Buch: direkt vor dem Lesen nicht nochmal den Klappentext lesen! Dann kann man sich viel besser überraschen lassen worum es gehen wird und was dann noch so alles passiert, und ...

Wichtiger Tipp bei diesem Buch: direkt vor dem Lesen nicht nochmal den Klappentext lesen! Dann kann man sich viel besser überraschen lassen worum es gehen wird und was dann noch so alles passiert, und das ist gar nicht so wenig. Es gab zwar eine ziemlich traurige Stelle (und die war wirklich sehr emotional, schnief), doch zum Glück ist der überwiegende Teil wirklich ein feel-good-Roman mit vielen positiven Erlebnissen für unseren Protagonisten.

Das hatte ich zum Anfang ja ehrlich gesagt gar nicht so erwartet, nachdem der Albert ja zu Beginn des Buches nicht wirklich ein glückliches, erfülltes Leben führte und ich irgendwie annahm, die Geschichte wird in eher melancholischer Weise so weitergehen. Aber da wurde ich, ebenso wie unser Albert, sehr positiv von den Menschen in seiner Umgebung überrascht. Auch wenn das natürlich reine Fiktion ist, würde ich mich gern der Illusion hingeben, das es im realen Leben genauso passieren könnte.

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Folge den Brotkrumen

Maybe One Day - Liebe findet dich
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Jess erfährt, dass ihre große Liebe sie nach einem schweren Schicksalsschlag nicht einfach im Stich ließ - sondern er von ihren Eltern genauso belogen wurde wie sie selbst. Problem: das ganze ist schon ...

Jess erfährt, dass ihre große Liebe sie nach einem schweren Schicksalsschlag nicht einfach im Stich ließ - sondern er von ihren Eltern genauso belogen wurde wie sie selbst. Problem: das ganze ist schon fast 20 Jahre her, und sie hat keine Ahnung wo Joe jetzt steckt. Also macht sie sich auf die Suche...

Ich fand es super, dass Debbie Johnson die Schnitzeljagd, auf die sie Jess schickt, nicht nur so halbherzig andeutet (wie es oft in Büchern mit ähnlichem Thema passiert), sondern nachvollziehbar gestaltet und uns an jeder Etappe voll teilnehmen lässt. Das ist ihr auch schon in "Von A wie allein bis Z für zusammen" hervorragend gelungen, da ging es um zwei zerstrittene Schwestern auf einer Reise in ihre gemeinsame Vergangenheit, die sie wieder zusammen bringen soll.

Jess hingegen will durch das Abgrasen der einzelnen Stationen von Joes Leben und durch die Gespräche mit Leuten, denen er nahe war zumindest ansatzweise nachvollziehen kann, was ihre große Liebe in all den Jahren so getrieben hat.
Sie muss sich zwar dabei von Brotkrumen zu Brotkrumen hangeln, und manchmal sind die Krumen auch nur kleine Krümel. Aber mit einer gehörigen Portion Glück schlägt sie dennoch immer wieder die richtige Richtung ein.

Mir hat die Geschichte richtig gut gefallen, auch wenn es teilweise auch sehr traurig war. Besonders die Reise von Jess fand ich Klasse. Die Charaktere sind Debbie Johnson ebenfalls gelungen. Selbst Joe kennt man am Ende ziemlich gut, dabei kommt er immer nur in Briefen und Erzählungen aus zweiter Hand vor. Am Ende wäre ein kleiner Epilog noch toll gewesen, aber sonst habe ich nichts zu meckern.

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Veröffentlicht am 25.06.2021

Reale Dystopie

Was, wenn wir einfach die Welt retten?
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Frank Schätzing wollte mal keinen Thriller schreiben, denn er meint - wir leben ja selbst in einem. Und das, was er in "Was, wenn wir einfach die Welt retten?" beschreibt ist tatsächlich erschreckender ...

Frank Schätzing wollte mal keinen Thriller schreiben, denn er meint - wir leben ja selbst in einem. Und das, was er in "Was, wenn wir einfach die Welt retten?" beschreibt ist tatsächlich erschreckender als alles, was ich in den letzten Monaten gelesen habe. Eine echte Dystopie!

Man hört ja häufiger "wir zerstören unsere Erde" oder "unser Planet wird nochmal untergehen". Das stimmt auch, aber noch viel viel früher rotten wir Menschen uns gänzlich selbst aus, indem wir uns jeder Lebensgrundlage berauben. Das wird die Erde widerum freuen, denn sobald sie uns erstmal los ist, kann sie sich wieder erholen und unbeschwer noch Millionen von Jahren weitermachen, bis irgendwann die Sonne explodiert, und mit ihr unsere Erde.

Das mit dem Klimawandel ist jetzt ja auch nichts neues, davon wird ja wohl jeder schon mal gehört haben. Erschreckend ist jedoch, dass das alles keine ferne Zukunftsmusik ist, sondern dass die ersten richtig einschneidenden Veränderungen vielleicht schon meine Kinder, ganz sicher aber meine noch ungeborenen Enkel zu spüren bekommen werden.
Mit "richtig einschneidend" meine ich auch nicht, dass wir im Sommer über Hitzewellen stöhnen, uns über Schneefälle im April wundern, über wochenlange Busch- und Waldbrände in Australien und Kalifornien lesen, oder schon wieder ein heftiger Wirbelstum die Ostküste der USA hart trifft.

All das was wir jetzt erleben ist ein Klacks gegenüber dem, was da noch kommt, und was Frank Schätzing in diesem Buch auf sehr verständliche Weise jedem, der daran interessiert ist, bewusst macht. Ich hoffe nur, es lesen auch genügend Leute dieses Buch. Müssen ja gar nicht alle sein... Denn aufgrund der Schwarmtheorie, die Schätzing (der sich ja mit Schwärmen auskennt hier erklärt, reicht es aus wenn eine signifikant große Masse an Leuten das richtige tut. Dann wird sich, der Theorie zufolge, der Großteil vom Rest diesem Schwarm anschließen, und so gibt es vielleicht doch noch eine Chance für unsere unmittelbaren Nachkommen, ein schönes Leben zu haben?

Die 5 Punkte erhält das Buch von mir, weil Schätzing eine Fülle von Dingen in sehr verständlicher und gut lesbarer Weise zusammengetragen hat. Und allein schon weil das Thema soo wichtig ist.

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Veröffentlicht am 13.06.2021

Kinderbuch über Freundschaft & Zusammenhalt mit Retro-Touch

Das Karlgeheimnis
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Ich war ja ein bisschen skeptisch, ob meine Jungs bei einem Buch dieser Länge (300 Seiten) nicht gleich vor Beginn schon genervt abwinken würden. Immerhin bedeutet das ja auch, dass wir da beim abendlichen ...

Ich war ja ein bisschen skeptisch, ob meine Jungs bei einem Buch dieser Länge (300 Seiten) nicht gleich vor Beginn schon genervt abwinken würden. Immerhin bedeutet das ja auch, dass wir da beim abendlichen Vorlesen länger als eine Woche brauchen würden, und man vielleicht auch nicht gleich so schnell zur Sache kommt wie in den durchschnittlichen Kinderbüchern.

Aber meine Söhne waren schon sehr rasch tief eingetaucht in die Welt von Emil. Das wir allerdings 200 Seiten warten mussten, bis überhaupt das passierte was am Klappentext versprochen wurde und worauf ja auch der Titel hinweist, war dann doch etwas enttäuschend. Daraufhin haben wir immerhin die ganze Zeit hingefiebert, und dann nahm diese ganze Sache doch relativ wenig Platz in der Gesamtgeschichte ein.

Das ist allerdings auch der einzige Kritikpunkt, den wir hatten. Ansonsten war es eine schöne, teilweise aber auch sehr traurige Geschichte, denn Emils Papa ist erst vor kurzem gestorben und wird von Emil und seiner Mutter schmerzlich vermisst. Meine Söhne malten sich dann gleich aus, wie es wäre, wenn sie ein Elternteil verlieren würden, und waren dann auch traurig. Ich finde es prinzipiell aber ganz gut, wenn so ein Thema in einem Kinderbuch auch thematisiert wird. Ebenso die Tatsache, dass manche Familien 200€ für eine Klassenfahrt nicht einfach aufbringen können. Meine Jungs waren darüber sehr überrascht, und ich fand es gut, dass wir bei der Gelegenheit auch mal über so etwas sprechen konnten.

Insgesamt geht es also keineswegs nur um eine Detektivgeschichte, wie der Untertitel suggeriert. Sondern es geht um einen Jungen, der ein Einzelgänger ist und nur noch seine Mutter hat, die sehr viel und lange arbeitet, weshalb er oft sehr einsam ist. Gleichzeitig dreht sich die Geschichte dann aber auch um Freundschaft und Zusammenhalt in der Gemeinschaft. Das alles bekommt dann noch einen kleinen Retro-Touch dadurch, dass Emil weder eine Spielkonsole noch ein Handy besitzt, im TV maximal "Die Sendung mit der Maus" guckt und am liebsten am kleinen Kiosk gegenüber rumhängt. Wie man es als Elternteil aus der eigenen Kindheit noch kennt halt.

Ich hätte aufgrund des oben angesprochenen Kritikpunktes ja 4,5 Sterne vergeben wollen. Meine Jungs aber waren trotz der sehr herausgezögerten Spannung für eine volle Punktzahl. Und da die falschen Erwartungen durch Titel und Klappentext ja höchstwahrscheinlich auf das Konto vom Verlag gehen und nicht auf das der Autorin, runde ich dann doch auf 5. Sterne auf.

In anderen Rezensionen las ich was von einem "modernen Pünktchen & Anton". Dieses Kästner-Kinderbuch habe ich selbst tatsächlich noch nie gelesen. Sollte ich auch unbedingt mal nachholen, und vielleicht kann ich dann ja auch meine Jungs nochmal für solche alten Klassiker begeistern. Als ich es letztes Jahr mit "Das fliegende Klassenzimmer" probierte, war ich leider nicht sehr erfolgreich.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Don't stay away from this book

Stay away from Gretchen
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Ich habe schon einige Bücher gelesen, die Nationalsozialismus und den 2. Weltkrieg zum Thema hatten. Aber den in diesem Buch geschilderten Aspekt - die Flucht einer Familie aus Ostpreußen und ihr harter ...

Ich habe schon einige Bücher gelesen, die Nationalsozialismus und den 2. Weltkrieg zum Thema hatten. Aber den in diesem Buch geschilderten Aspekt - die Flucht einer Familie aus Ostpreußen und ihr harter Neuanfang in Deutschland - kannte ich tatsächlich noch nicht. Ebenso kamen die Soldaten der Besatzungsmächte meiner Erinnerung nach bisher nie in einem meiner gelesenen Bücher vor.

Insofern ein ganz neues Thema für mich, das mich ziemlich schnell in seinen Bann gezogen hat. Voller Spannung und Interesse las ich von Gretchen und ihrem Lebenweg - sowohl im Nachkriegsdeutschland als auch in der heutigen Zeit.
Es ist allerdings auch keine leichte Kost, an mehreren Punkten hat mich die Geschichte tief bewegt und ließ mich einmal mehr dankbar sein, in der heutigen Zeit in Mitteleuropa leben zu dürfen.

Dass ich trotz der unbequemen Details dennoch immer weiterlesen wollte hängt zu einem nicht unwesentlich Teil auch an dem wundervollen Schreibstil von Susanne Abel. Kein Wort zu viel aber auch keines zu wenig. Ehrlich und authentisch geschrieben, aber auch so, dass man als LeserIn voller Empathie für die Figuren ist, denen Abel so wunderbar Leben eingehaucht hat.
Dabei ist dieses Buch anscheinend ihr erster Roman, sie ist eigentlich im Bereich Dokumentarfilm zu Hause. Daher ist ihr wohl gutes Recherchieren auch nicht fremd, denn das hat sie für diesen Roman sehr ausführlich und gewissenhaft getan. Im Anhang zählt Susanne Abel zahlreiche Quellen auf. Wenn sie diese Bücher alle durchgearbeitet hat, dann war die Arbeit an diesem Buch - abseits der reinen Schreibarbeit - echt nicht ohne!

Aber es hat sich soo gelohnt, liebe Frau Abel!

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