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Veröffentlicht am 06.07.2021

Gelungenes Debüt

Das Leben des Max
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Caroline Stern legt mit ihrem Debütroman „Das Leben des Max“ ein rundum gelungenes Werk vor.

Der 30jährige Max, Journalist verspielt in Baden-Baden sein letztes Hab und Gut. Was ihm bleibt sind ein ...


Caroline Stern legt mit ihrem Debütroman „Das Leben des Max“ ein rundum gelungenes Werk vor.

Der 30jährige Max, Journalist verspielt in Baden-Baden sein letztes Hab und Gut. Was ihm bleibt sind ein paar stylische schwarze Maßschuhe und die Hoffnung auf ein neues Leben in Berlin. Hier will er sein Glück versuchen, ein Buch schreiben und eine Freundin finden.

Aufgewachsen ist Max in Puknitz, einem kleinen Ort in der ehemaligen DDR. Sein Vater, ein Tierarzt, dem die Tiere näherstanden, als die Menschen, der alle rumkommandierte, als wäre er Napoleon, behandelt Max, als wäre er sein Leibeigener. Und ausgerechnet ihm muss Max anpumpen, um die 300 € Wohnungskaution bezahlen zu können. Er muss vor dem Alten fast einen Kniefall machen. Sein Vater nennt Max seinen „Sargnagel“. Seiner Meinung nach, hatte Max bisher im Leben nichts erreicht. Abgeschlossenes Studium und fünf Sprachen zählten nichts. In seinen Augen war Max ein Verlierer. Max muss einen Schuldschein unterschreiben. Dann hat er endlich den Mietvertrag in der Tasche.

Max liebt Berlin. Er gerät regelrecht ins Schwärmen über seine Stadt. Berlin bedeutet für ihn Freiheit und Leichtigkeit. Er schlägt sich durch mit verschiedenen Jobs, arbeitet in einem Lesben-Pup, schreibt Rezensionen über Bücher und kleinere Artikel. Er liest und liest und liest. Er interessiert sich für alle Gattungen von Literatur, von Belletristik bis Fachliteratur, er interessiert sich für alle Bereiche des Lebens und saugt alles auf wie ein Schwamm. Max Welt ist die Welt der Wörter. Für ihn hat Sprache so viele Nuancen, um eine Menschenseele zum Klingen zu bringen und Augen zum Leuchten.

Als er seinem Vater das geliehene Geld zurückbringt, kommt es zwischen beiden zum endgültigen Bruch. Der Vater verletzt ihn mit seiner Bösartigkeit. „Mein Vater ist für mich gestorben“ schreibt er in sein Notizbuch. So nach und nach gelingt es Max, in Berlin auch beruflich Fuß zu fassen. Er wird zu Presseterminen eingeladen, Konzerten, Lesungen, Theatervorstellungen und Max schreibt seine Artikel dazu.

Caroline Stern schreibt in einer wunderschönen poetischen Sprache. Sie hat mir jeden Winkel von Berlin gezeigt und ich war begeistert. Ich spürte den Sog dieser Stadt, die Lebendigkeit und das bunte Leben. Ich lernte die Menschen kennen und lieben, denn ich sah sie durch die Augen von Max. Dem Charme von Max konnte ich mich nicht entziehen. Er ist sehr sympathisch gezeichnet.

Fazit: Ein grandioser atmosphärischer Roman.

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Veröffentlicht am 21.06.2021

Faszination Wohnwagon und mehr

Wie wir leben könnten
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Mein erster Eindruck: Der großformatige Ratgeber von Theresia Mai hat eine schöne Haptik, man nimmt es gerne zur Hand und blättert durch die Seiten. Die Kapiteleinteilung ist logisch aufgebaut. Außerdem ...

Mein erster Eindruck: Der großformatige Ratgeber von Theresia Mai hat eine schöne Haptik, man nimmt es gerne zur Hand und blättert durch die Seiten. Die Kapiteleinteilung ist logisch aufgebaut. Außerdem ist „wie wir leben könnten“ ansprechend bebildert und die einzelnen Themen treffen den Nerv der Zeit. Es ist für jedem was dabei, ob Wohnen, Natur, Pflanzenkunde, Rezepte, praktische Tipps.

Theresa Mai stellte sich der Frage: Was braucht man eigentlich für ein gutes Leben? Sie machte sich auf die Suche nach konkreten Lösungen. Und sie hat festgestellt Autarkie ist bunt. Man kann im Kleinen beginnen oder gleich das große Ganze schaffen, Strom und Wasser aus Sonnenlicht gewinnen oder lernen, Kaputtes zu reparieren. In diesem Buch zeigt Theresa Mai auf, wie Vision von einem unabhängigen, selbstbestimmteren Leben real werden können.

Großen Respekt habe ich für Wohnwagon-Projekt, dass sie mit großem Mut auf die Beine gestellt hat, wie sie die Finanzierung gestemmt hat und sich Partner mit ins Boot geholt hat. Mich fasziniert diese Form auf kleinen Raum zu leben. Der Vorteil zum Tiny-House ist, dass man sich für einen Wohnwagon keinen Bauantrag einholen muss.


Interessant finde ich den Ansatz der Permakultur, mit den 6 unterschiedlichen Zonen. Und die Frage: „Was hat das Mittagessen mit der Rettung der Welt zu tun? Sehr viel, meine Antwort. Ich liebe unsere gemeinsamen Essen. Sie schaffen Nähe. Es wird miteinander gesprochen. Der Gedankenaustausch baut den stressigen Alltagsdruck ab. Und gibt es was Schöneres als gemeinsam zu kochen. Gemüse aus dem eigenen Garten, hat nicht jeder, aber vor Ort gibt es bestimmt regionales Gemüse bzw Biogemüse zu kaufen, um ein schmackhaftes Essen zuzubereiten. Was für ein Erlebnis für Kinder die in der Küche mithelfen dürfen. Sie sind mit einer Begeisterung bei der Sache.

Wichtig sind auch die Pausen im Leben. Deshalb sollte man seine Freizeit wie einen Marathon bewältigen, von einem Event zum nächsten jagen. Sich einfach mal Zeit nehmen, für die Natur und unsere Hobbies ohne Stoppuhr im Hinterkopf. Das tut Leib und Seele gut.

Zur Autarkie gehört natürlich auch Geld. Vielleicht, nein ganz bestimmt, sollte man damit bewusster umgehen, weniger brauchen, Ausgaben überdenken, Ressourcen schonen und gebraucht kaufen, reparieren statt neu anschaffen und evtl. auch upcyceln.

Ich muss gestehen, die Autorin Theresa Mai ist mir super sympathisch. Man möchte sie zur Freundin haben. Sie schreibt mit so viel Herzblut. Man spürt die Leidenschaft, die dahintersteht. Und ihre Mama mag ich gleich mit. Was sie der Autorin mit auf den Weg gab, spricht mir aus der Seele: „..im Kleinen sicherstellen, dass die Welt in Ordnung ist. Dass in dieser kleinen Einheit, in der Familie, etwas Gutes entsteht, dass auch wieder in die Welt getragen werden kann. Dass „alles in Ordnung ist“, bedeutet nicht, dass immer nur die Sonne scheint, sondern zu wissen, dass jemand da ist, der mit dir auch mal durch den Regen läuft und der dir hinterher lachend das Handtuch reicht, um die Haare trocken zu rubbeln. „In Ordnung“ heißt nicht, dass man sich nie streitet, aber dass man immer weiß: Wir gehören zusammen, wir schaffen das gemeinsam.“ Was für ein toller Ratschlag.

Fazit: Ein Buch, dass Mut macht sein Leben autark, und selbstbestimmt zu leben. Es bietet eine bunte Mischung an den unterschiedlichsten Themen, es regt an sich Gedanken zu machen über eine sinnvolle Lebensgestaltung.








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Veröffentlicht am 15.06.2021

Sophies Welt

Grenzgängerin aus Liebe
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Die junge Sophie Becker verliebt sich in den 70iger Jahren Hals über Kopf auf einem Tanzabend in den 15 Jahre älteren Karsten Brettschneider. Einziger Schwachpunkt, Karsten ist verheiratet mit Ingeborg ...



Die junge Sophie Becker verliebt sich in den 70iger Jahren Hals über Kopf auf einem Tanzabend in den 15 Jahre älteren Karsten Brettschneider. Einziger Schwachpunkt, Karsten ist verheiratet mit Ingeborg und hat mit ihr drei Kinder. Der Kinder wegen kann er sich von seiner Frau nicht trennen. Aber er verspricht Sophie bald eine Lösung zu finden und vertröstet sie immer wieder. Dafür überschüttet der einflussreiche DDR-Funktionär seine Zaubermaus mit Geschenken und Vergünstigungen. Während eines Urlaubsaufenthalts an Bulgariens Goldstrand lernt sie Hermann aus Bielefeld kennen. Hermann verliebt sich in die hübsche Sophie, die der Abba-Sängerin Agnetha zum Verwechseln ähnlichsieht. Er erzählt ihr in den buntesten Farben vom Westen und weckt in Sophie eine Sehnsucht. Nach dem Urlaub treffen Briefe und Päckchen von Hermann in regelmäßigen Abständen ein. Da Sophie von Karsten auch weiterhin hingehalten wird und sie keine Zukunft mit ihm sieht, stellt sie einen Ausreiseantrag und lernt nun die Willkür der Behörden kennen. Sie ahnt nicht, dass sie damit in die Maschinerie der DDR-Behörden gerät. Es beginnt ein Horrortrip.

Mir hat dieses Hörbuch, nach einer wahren Geschichte, gut gefallen. Die Sprecherin Svenja Pages macht einen guten Job, besonders zu Sophie passt diese warme weiche Stimme sehr gut. Die einzelnen Charaktere werden gut beschrieben. Sie wirken authentische und lebendig. Sympathisch fand ich Sophie anfangs überhaupt nicht. Für mich war sie lange Zeit nur ein ziemlich naives Dummchen, oberflächlich und nur auf Äußerlichkeiten bedacht. So richtet sie nicht nur in ihrem Leben ein totales Chaos an, sie wirbelt auch das Leben der ihr nahestehenden Personen durcheinander. Erst im Laufe der Geschichte entwickelt sie sich zu einer starken Persönlichkeit, für die Respekt empfinden konnte.

Wir erfahren sehr viel über das Leben und die Zustände in der damaligen DDR. Es gab große Unterschiede zwischen den beiden deutschen Staaten. So hatte das politische System der DDR großen Einfluss auf das Leben jedes einzelnen. Positiv war definitiv, dass dort die Frauen ihrer Berufstätigkeit trotz Kinder nachgehen konnten. Für jedes Kind gab es einen Krippen- oder Kindergartenplatz.
Die Geschichte war stellenweise sehr traurig, ich habe mit Sophie gefühlt und gelitten. Unfassbar, was dieser Frau angetan wurde, und dass es Menschen gibt, die bewusst, anderen Menschen Schaden antun. Damals wie heute.

Fazit: Deutsche Geschichte unterhaltsam verpackt.

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Veröffentlicht am 13.06.2021

Sehnsuchtsland Schweden

Ein Meer aus Licht und Farben
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Sylvia Brandis hält nichts mehr in Deutschland. Ihre Beziehung ist zerbrochen, sie hat keinen festen Job. Mit ihrem kleinen Sohn, dem dreijährigen Hauke macht sie sich voller Lebensmut auf nach Schweden, ...


Sylvia Brandis hält nichts mehr in Deutschland. Ihre Beziehung ist zerbrochen, sie hat keinen festen Job. Mit ihrem kleinen Sohn, dem dreijährigen Hauke macht sie sich voller Lebensmut auf nach Schweden, ihrem Sehnsuchtsland. Was sie dort erlebt und wie sie heimisch wird, schreibt sie in ihrem Buch „Ein Meer aus Licht und Farben“.

Ich war noch nie in Schweden, aber genauso wie die Autorin das Leben dort beschreibt, stelle ich es mir vor. Sylvia B. Lindström vermittelt ihre Liebe zum Land und zu den Leuten sehr eindrucksvoll. Sie erweckt Sehnsucht nach Schweden. Ich bewundere sie aus vollem Herzen für den Mut ins kalte Wasser zu springen, und das ohne Sprachkenntnisse. Zum Glück haben es ihr die Menschen dort leicht gemacht, sich einzuleben, z.B. die Altbauern von Tegelvik, mit ihrer Gastfreundschaft.

Vieles in Schweden ist anderes. Die Lebensart, die Bräuche, die Nachbarschaftshilfe, die Emanzipation der Frauen, die bereits in den 90iger Jahren weiter vorgeschrittener wie bei uns. Was mich sehr erstaunte, ist, dass die Schweden anscheinend nichts gegen den gläsernen Bürger einzuwenden haben. Die schwedische Personennummer gibt es bereits seit 1947 und sie sagt über den jeweiligen Menschen sehr viel aus.

Die Autorin schreibt in einer wunderschönen Sprache, die Schweden und die Menschen realistisch und doch liebevoll darstellt. Ich habe mich in Land und Leute verliebt. Mir hat das Buch richtig, richtig gut gefallen. Ich war mit in Schweden, habe die Nachbarn und die Menschen dort kennen- und lieben gelernt. Aber auch das Leben der Autorin näher in Augenschein nehmen dürfen. Mein Resümee: So stellt man sich das Leben einer Schriftstellerin nicht vor. Kein Glamour, kein Luxusleben, dafür eine Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht.

Fazit: Unbedingt lesen.

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Veröffentlicht am 29.05.2021

VORSICHT: Schräg und witzig

Das Buch, das nicht gelesen werden wollte
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„Das Buch, das nicht gelesen werden wollte“ hat ein wunderschön gestaltetes und sehr edel wirkendes Cover. Natürlich werden da große und kleine Leser neugierig, einen Blick hineinzuwerfen, wenigstens ...


„Das Buch, das nicht gelesen werden wollte“ hat ein wunderschön gestaltetes und sehr edel wirkendes Cover. Natürlich werden da große und kleine Leser neugierig, einen Blick hineinzuwerfen, wenigstens einen klitzekleinen Blick, trotz oder gerade wegen dieser ausdrücklichen Warnung auf dem Cover „Nicht öffnen“. Denn mal ehrlich, gerade dieser Hinweis reizt doch jeden echten Bücherwurm, es trotzdem zu tun. Bücher sind nun mal zum Lesen da. Punkt. Aus. Ende.

Okay, nicht Ende. Es fängt erst an. Auf dem Vorblatt nochmals ein wohlmeinender Rat, lieber ein anderes Buch zu nehmen. Ganz bestimmt nicht! Es geht los mit viel Gebrumm, das Buch legt sich in die Kurve, es bringt neue Wörter hervor, schwingt sich auf wie ein Vogel und will wegfliegen. Oh nein, halt es fest. Und jetzt ist der Text kaum noch zu lesen und jetzt ist er riesengroß. Und woher kommt plötzlich das Kaninchen. Und: VORSICHT. Pass auf deine Finger auf.

Mehr wird nicht verraten. Aber bitte ignoriert einfach alle Bemerkungen es nicht zu lesen. Das Buch ist ein Lesespaß, den man sich wirklich nicht entgehen lassen sollte.

Es macht großes Vergnügen, ein Buch zu lesen, dass sich mit allen möglichen Tricks und Kniffen dagegen wehrt, gelesen zu werden, den verrückten Ideen dieses widerspenstigen Buches zu folgen bzw. genau das Gegenteil zu tun. Das Buch hält viele Überraschungen bereit, lädt ein zum Mitmachen, die Phantasie der Leser bekommt Flügel und kitzelt auch bei Erwachsenen das Kind heraus.
Fazit: Ich liebe es.

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