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Veröffentlicht am 22.07.2023

Das beste Jugendbuch, das ich bisher gelesen habe.

Immer wieder für immer
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Ich weiß gar nicht so genau, wo ich anfangen soll.

Bis auf einen kleinen Kritikpunkt, der hier spoilern würde, gibt es eigentlich nichts an diesem Buch auszusetzen. Ich bin verliebt. In den Schreibstil, ...

Ich weiß gar nicht so genau, wo ich anfangen soll.

Bis auf einen kleinen Kritikpunkt, der hier spoilern würde, gibt es eigentlich nichts an diesem Buch auszusetzen. Ich bin verliebt. In den Schreibstil, in den Humor, in die Figuren, die Handlung, selbst die Danksagung hat mich ein wenig zu Tränen gerührt. Es war mit Abstand die längste Danksagung, die ich bisher gelesen habe, aber selbst die hat Spaß gemacht.

Jack, Kate, Jillian und Franny haben mich unfassbar gut unterhalten. Alle vier sind sympathische und interessante Figuren. Man erfährt einiges über Jacks Freunde, wenn auch nicht alles. Es ist super spannend zu verfolgen, welche Entscheidungen Jack trifft, welche Dinge er damit verändert, wie sich alles entwickelt und ob es einen weiteren Versuch für ihn geben wird, Kate zu retten. Ich hatte ja am Anfang so einige Theorien, die mich gar nicht glücklich gemacht hätten ... aber ich möchte natürlich nichts vorweg nehmen.

Die Diversität hat mir auch so gut gefallen! Es ist einfach divers, ohne einen auf's Auge drücken zu müssen, dass es dies ist. Das sollten viel mehr Autor*innen schaffen.

Dieses Buch ist für mich das perfekte Jugendbuch. Man hat nicht nur wahnsinnig sympathische Figuren, einen Humor, den ich absolut liebe und der nicht mehr mein Geschmack sein könnte, als er es bereits ist, eine Handlung, die einen fesselt und einen Aufbau, der einen nicht loslässt, obwohl man vielleicht denken mag, dass Zeitreise-Geschichten nicht sonderlich aufregend sind, wenn man den gleichen Zeitabschnitt wieder und wieder erlebt, nein ... wir haben auch so viele kluge Dinge, die man aus dieser Geschichte mitnehmen kann. Wie wichtig Freundschaft ist, wie wichtig es ist, die richtigen Dinge nicht aus den Augen zu verlieren. Und dass es nicht immer nur um eine einzige Sache geht. Das Buch ist für mich wahnsinnig inspirierend und ich bin überrascht davon, wie GUT ein Debüt sein kann. Ich lese selten Bücher von männlichen Autoren, aber von Justin A. Reynolds will ich definitiv noch viel viel mehr lesen.

Nicht nur der Freundeskreis war herzallerliebst, sondern auch Nebenfiguren wie Jacks Eltern. Die Beiden haben ich richtig lieb gewonnen (vor allem, ihre klugen Weisheiten!) Genauso wie Frannys Abuela oder Kates Familie, auch wenn ich auf Reggie bestimmt gut verzichten könnte. Er ist wahrlich ein kleiner Tyrann.

Ich kann dieses Buch definitiv uneingeschränkt empfehlen. Ich liebe es.

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Veröffentlicht am 28.06.2021

Emotional, berührend und aufwühlend

Irgendwas von dir
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Ich habe das Buch eben beendet und mein Kopf ist eigentlich noch voller wirrer Gedanken dazu. Trotzdem möchte ich jetzt schon meine Rezension dazu schreiben, obwohl ich während des Lesens fest davon überzeugt ...

Ich habe das Buch eben beendet und mein Kopf ist eigentlich noch voller wirrer Gedanken dazu. Trotzdem möchte ich jetzt schon meine Rezension dazu schreiben, obwohl ich während des Lesens fest davon überzeugt war, überhaupt keine schreiben zu wollen.

Ewigkeiten bin ich um dieses Buch herum geschlichen. Letztlich konnte ich mich nie dazu durchringen, es mir zu kaufen und habe es vor Kurzem von einer lieben Freundin geschenkt bekommen, die es selbst ungelesen aussortierte.

Meine Erwartungen waren praktisch inexistent. Normalerweise lese ich auch gar keine Bücher über psychische Erkrankungen oder Suizide. Seit über einem Jahrzehnt bin ich selbst psychisch krank und oft mag ich die Darstellung in Büchern nicht.

Als ich das Buch begann, war ich ehrlich gesagt wenig begeistert. Ich hatte sowieso schon schlechte Laune und Megs Special Snowflake Attitüde a la "Ich muss unbedingt ganz ganz anders sein als alle anderen" hat mich absolut genervt. Danach habe ich das Buch kurz pausiert und dann (also gestern, von dem Tag aus gesehen, an dem ich das tippe) nochmal neu angefangen. Diesmal konnte es mich richtig fesseln. Es hat mir so gut gefallen. Der Schreibstil war nicht diese 08/15 Art und die Atmosphäre hatte was Besonderes. Eine Mischung aus mysteriös, spannend und emotional. Es hat mich vom Fleck weg gepackt und ich konnte gar nicht aufhören zu lesen.

Durch den Schreibstil konnte ich mich vollends in die Geschichte fallen lassen und es war so, als würde ich Cody auf ihrer Reise begleiten. Als wäre ich hautnah mit dabei. Als hätte ich selbst Meg ebenfalls verloren. Gleichzeitig fand ich auch einige parallelen zu Meg. Auch wenn bei mir, trotz Depressionen, Suizid nie ein ernster Gedanke war, kenne ich diese Lebensmüdigkeit. Ich kann mich total damit identifizieren, viel zu viel zu schlafen und verschlossen zu sein. Genauso kenne ich aber auch Codys Seite der Geschichte und weiß, wie sie sich fühlen muss.

Cody ist mir echt ans Herz gewachsen. Genauso wie viele andere Nebenfiguren wie Joe & Sue, Richard, Harry, Ben und Alice. Zuerst wirken sie so unscheinbar, aber irgendwann merkt man, wie wichtig sie für die Geschichte und für Cody sind. Cody ist auf der Suche nach Antworten für eine Frage, die niemand mehr beantworten kann. Auf ihrem Weg trifft sie auf viele verschiedene Menschen und irgendwann merkt man, dass sie zwar Meg verloren hat, aber durch ihren Verlust so viele gute neue Freunde gewonnen hat.

Bis zum Ende wusste ich nicht, wo die Autorin mit mir hin möchte. Wo soll die Geschichte enden? Was soll sie aussagen? Was soll es mir bringen, das Buch zu lesen, wenn ich doch schon weiß, dass Meg tot ist? Was kann ich hier überhaupt erwarten? Aber letztlich war das irgendwie total nebensächlich. Das hier und jetzt der Geschichte war immer so packend, dass mich gar nicht interessierte, wo ich irgendwann landen würde, weil ich einfach nur auf der jeweiligen Seite klebte und meine Gedanken vollends im "hier und jetzt" der Story waren. Es gab immer einen neuen Punkt, auf den man etappenweise hinarbeitete.

Die Fragen, die das Buch aufwirft, sind richtig und wichtig. Viele Aussagen haben mich zum Nachdenken gebracht und lassen sich sehr frei interpretieren, was ich gerne mag. Vor allem, weil man hier auch gut sieht, wie unterschiedlich ein und dieselbe Aussage von Menschen interpretiert werden kann, die einen unterschiedlichen Lebenswillen haben.

Die Darstellung von Depressionen finde ich persönlich unheimlich gut gelungen und vor allem die Anmerkung der Autorin, am Ende des Buches, halte ich für absolut lesenswert und -notwendig! Irgendwie rundet sie die Geschichte damit nochmal mehr ab.

Das Buch hat mich absolut berührt. Es hat mich aufgewühlt, schockiert, zum Weinen gebracht und erschüttert. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass sich hinter "Irgendwas von dir" (den englischen Titel "I was here" mag ich einen Ticken lieber) so ein unfassbar gutes, bewegendes Werk verbirgt.

Ab hier ist meine Rezension zu Ende und es folgt ein kleiner Spoiler bzgl. einer Aussage über Suizid, die mir im Gedächtnis geblieben ist:

Eine Stelle hat mir besonders gut gefallen. Auch, wenn ich überhaupt nicht religiös oder gläubig bin. Richard erzählt Cody, dass sein Vater (der Pfarrer ist) Suizid als Sünde ansieht, weil man damit die Hoffnung tötet und alles, was Hoffnung tötet, sei eine Sünde. Ich bin niemand, der Menschen verurteilt, die sich getötet haben und grundsätzlich bin ich der Meinung, dass jeder frei entscheiden dürfen sollte, ob er leben möchte, oder nicht. Aber diese Sichtweise darauf fand ich doch irgendwie sehr poetisch und sehr schön.

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Veröffentlicht am 29.05.2021

Mal wieder ein Highlight

Deine Worte in meiner Seele
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Cherry gehört seit dem zweiten Teil der Romance Elements Reihe zu meinen Lieblingsautorinnen. Loving Mr. Daniels war das letzte Buch von ihr auf meinem SuB und ich kann es kaum erwarten, bis ihr nächstes ...

Cherry gehört seit dem zweiten Teil der Romance Elements Reihe zu meinen Lieblingsautorinnen. Loving Mr. Daniels war das letzte Buch von ihr auf meinem SuB und ich kann es kaum erwarten, bis ihr nächstes rauskommt. Bis auf eine Dilogie habe ich bisher alle ihre übersetzten Bücher gelesen und geliebt. Manche mehr. Manche weniger.

Loving Mr. Daniels gehört zu den ganz großen Highlights. Mir war schon vorher klar, dass der Klappentext nicht mal annähernd an die Geschichte rankommt, weil man ihre Geschichten selten gut in einem KT einfangen kann. ("Wie das Feuer zwischen uns" schafft das allerdings richtig gut.) Ich hatte ein wenig Sorge, dass das hier eine klassische Lehrer-Schüler-Lovestory wird. Sie haben Interesse aneinander, sind unvorsichtig und es gibt viel Drama. Aber nope. Cherry schreibt keine 08/15 Geschichten und darüber bin ich sehr froh.

Das Buch unterscheidet sich atmosphärisch von ihren anderen Büchern. Vielleicht liegt das an dem Setting oder daran, dass die Protagonisten jünger als gewöhnlich sind. Was es auch ist, es stört mich nicht. Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr angenehm zu lesen. Man merkt, dass es eins ihrer ersten Bücher war und ihr Stil mittlerweile noch ein bisschen metaphorischer und poetischer geworden ist, aber das tut diesem Buch kein Abbruch. Es lässt sich wirklich gut und schnell lesen.

Die Figuren sind toll ausgearbeitet. Mit Ashlyn und Daniels haben wir zwei Protagonisten, die wirklich sympathisch und humorvoll sind. Beide mochte ich total gerne. Aber auch die Nebenfiguren sind nicht zu verachten. Es geht in diesem Buch nicht ausschließlich um eine Lehrer-Schüler-Beziehung und so spielen auch die Nebenfiguren eine wichtige Rolle. Hailey und Ryan, ihre Stiefgeschwister, sind Goldstücke. Ich liebe sie abgöttisch und dieses Trio ist einfach wundervoll. Auch hier wurde auf das Klischee "Nervige Stiefgeschwister" verzichtet und dafür bin ich so so dankbar. Die Beiden sind einfach klasse. Aber auch Henry ist nicht verkehrt und ich habe die Familie echt ins Herz geschlossen.

Randy, Daniels bester Freund, ist aber auch toll. Trotz weniger Auftritte, ist er einfach total sympathisch und ich würde tatsächlich gerne mehr über ihn lesen.

Insgesamt habe ich nur wenig an dem Buch zu kritisieren. Einige Aussagen finde ich ziemlich veraltet, aber das Buch ist ja auch nicht brandaktuell und sie sind auch nicht storyrelevant, also kann man da schon mal ein Auge zudrücken.

Gerade von Gabbys Briefen hätte ich mir aber mehr gewünscht. Ihr Verlust nimmt eine zentrale Rolle in der Geschichte ein, aber an sich liest man nur wenige ihrer Briefe und das fand ich sehr schade. Außerdem hätte ich mir auch noch eine kurze, bessere Erläuterung bzgl. ihrer Vergangenheit rund um ihr erstes Schuljahr gewünscht, da ich dort noch ein wenig im Dunkeln tappe.

Schlussendlich kann ich gar nicht anders, als dieses Buch zu lieben. Es hat mich emotional so abgeholt! Ich habe unfassbar viel geweint und ich weiß nicht, wann mich ein Buch das letzte Mal so krass bewegt hat, weil ich meine Tränen seitenlang nicht aufhalten konnte. Die Figuren sind mir so sehr ans Herz gewachsen.

Das Ende ist typisch Cherry und ich möchte durchaus anmerken, dass ihre Bücher nicht für jeden etwas sind. Sie sind schwer, sie sind traurig, sie sind dramatisch. Vollgepackt mit Emotionen. Jede Figur trägt ihr Päckchen und das wird sehr präsent behandelt. Mag man sowas nicht, sollte man zu leichteren Büchern greifen, die weniger emotional und dramatisch sind. Mich kann sie allerdings immer wieder aufs Neue begeistern und verzaubern.

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Sei nicht ängstlich, sondern bedacht

Unter dem Zelt der Sterne
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An diesem Buch ist einfach alles perfekt. "Unter dem Zelt der Sterne" hat wirklich lange gesubbt (also auf dem Stapel ungelesener Bücher verweilt) und ich ärgere mich fast schon, dass ich es so lange nicht ...

An diesem Buch ist einfach alles perfekt. "Unter dem Zelt der Sterne" hat wirklich lange gesubbt (also auf dem Stapel ungelesener Bücher verweilt) und ich ärgere mich fast schon, dass ich es so lange nicht beachtet habe.

Der Schreibstil ist absolut angenehm zu lesen und die Beschreibungen sind so gestaltet, dass man sich alles sehr gut vorstellen kann. Das Buch ist in 4 Teile geteilt und vor jedem Teil gibt es eine kleine Karte, damit man sich als Leser*in noch besser orientieren und vorstellen kann, wo Zorie und Lennon gerade umherwandern.

Zorie und Lennon sind zwei wirklich sympathische Figuren, die man gerne bei ihrer Reise begleitet. Sie unterscheiden sich voneinander, ergänzen einander aber gerade dadurch auf eine wundervolle Weise.

Während Zorie ihren Platz im Leben sucht, hat Lennon ihn schon gefunden. Er weiß, wer er ist und was er will. Zorie muss all das noch herausfinden und das wird ihr erst im Laufe der Handlung so richtig bewusst. Trotzdem ist Zorie eine ganz wundervolle Figur. Sie ist nachdenklich und grübelt gerne. Planen ist ihre große Leidenschaft und nimmt auch einen gewissen Raum in der Geschichte ein. Ihre Mutter Joy sagt immer "Sei nicht ängstlich, sondern bedacht." und dieser kurze, kleine Satz, den man so beiläufig von sich gibt, bedeutet so so viel mehr.

Jugendbücher sind für mich oft eine riesen Inspiration, weil man einfach so viel aus ihnen mitnehmen kann. Sie stecken voller Weisheiten und oft zeigen sie eine umfangreiche Charakterentwicklung auf - auch hier. Aber genau diese Ratschläge, die hier und da wie locker flockig eingeworfen wirken, bedeuten mir eine Menge, weil man, wenn man möchte, ganz viel daraus lernen kann. "Sei nicht ängstlich, sondern bedacht." ist genau solch eine wundervolle Weisheit.

Wunderbar sind außerdem Joy, Sunny & Mac. Letztere sind die Mütter von Lennon und ich liebe sie. Sie sind nicht nur genauso herzlich wie Joy, sondern auch unfassbar witzig und amüsant. Ihre Wetten sind grandios und ich liebe liebe liebe sie. Ich liebe Zorie und Lennon, ich liebe Joy und ich liebe Sunny & Mac und ich möchte am liebsten noch 1.000 weitere Seiten über sie lesen, weil ich einfach nicht genug von ihrer Chemie bekomme. Lennon hat mein Herz im Sturm erobert und er ist einfach perfekt. Genau wie der Schreibstil, der mich sofort in seinen Bann gezogen hat, genau wie der Humor, der sich durch die ganze Story zieht und mich immer wieder zum Lachen gebracht hat und genau wie der Plot, der sich langsam und gemächlich entwickelt, dabei aber in dem genau richtigem Tempo voranschreitet, damit man sich in die Geschichte fallen lassen und jede Seite genießen kann.

Die Figuren sind toll ausgearbeitet und man merkt durch die langsamere Entwicklung des Plots sehr gut, wie sich die Charaktere verändern. Auf unnötige Beschreibungen wurde verzichtet und durch Abkürzungen von Szenen, die nicht so wichtig waren, kommt keinerlei Langeweile auf, da es immer relevant und interessant bleibt. Mal sind Szenen eher gemütlicher, mal sind sie spannungsgeladen und aufregend, aber öde wird es dabei nie.

Natürlich gibt es auch Figuren, die keine Sympathieträger sind, aber auch die sind gut ausgearbeitet. Mit einigen hätte ich mir zuerst eine deutlichere Aussprache gewünscht, aber wenn man genauer darüber nachdenkt, hat die Autorin es perfekt und vor allem authentisch gelöst.

"Unter dem Zelt der Sterne" hat mir unwahrscheinlich viel Spaß gemacht. Der Humor, der Charme, aber auch die Ernsthaftigkeit hat mich berührt und ich bin tatsächlich in dieses Buch verliebt. Es ist ein tolles Jugendbuch, mit ganz vielen hilfreichen Aussagen und ich kann gar nicht anders, als jedem dieses Buch in die Hand drücken zu wollen, weil es wirklich rundum perfekt ist.

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Aufwühlend.

Adressat unbekannt
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Über das Buch bin ich zufällig in der Onleihe gestolpert und eigentlich wollte ich gar keine Rezension dazu schreiben. Ein kurzer Briefroman. Was soll ich dazu schon großartig sagen?

Allerdings merkte ...

Über das Buch bin ich zufällig in der Onleihe gestolpert und eigentlich wollte ich gar keine Rezension dazu schreiben. Ein kurzer Briefroman. Was soll ich dazu schon großartig sagen?

Allerdings merkte ich schnell, dass die Briefe von Martin und Max mich bewegen und meinen Kopf mit Gedanken füllen. Kressmann Taylor schafft es mit wenig Worten so viele Gefühle in mir auszulösen.

Während der Briefwechsel recht locker startet, merkt man sehr schnell Veränderungen im Ton der Beiden. Max zeigt sich schon im ersten Brief leicht besorgt und ich als Leser kenne die Geschichte ja bereits. Ich weiß, dass seine Sorge berechtigt ist. Und ich hoffte. Hoffte, dass Martin ihn beruhigen kann und ihre Freundschaft bestehen bleibt. Aber Martin schreibt selbst "Überwundene Verzweiflung treibt die Menschen oftmals in törichte Richtungen." und auch so erfahren wir Leser schneller als uns lieb ist, dass auch Martin törichte Richtungen eingeschlagen hat.

Schnell wird klar, dass er sich den Nationalsozialisten angeschlossen hat. Dass er Hitler unterstützt und nicht mehr hinterfragt, obwohl auch er zuvor Zweifel geäußert hat. Dass er seine Stellung rechtfertigt, in dem er meint "Vierzehn Jahre lang haben wir unseren Kopf unter der Schmach der Niederlage gebeugt." Mit "Wir" sind natürlich die Deutschen gemeint. Und genau da liegt der Punkt, denn Martin hat in den USA gelebt und seinen Kopf überhaupt keiner Schmach gebeugt.

Von Brief zu Brief wurde die Spannung größer und greifbarer. Wut, Enttäuschung, leise Trauer und Resignation sind aus den Briefen zu lesen. Man hört förmlich, wie spottend Martin über Max spricht und ich war wirklich schockiert, welche Worte er seinem alten und doch guten Freund schreibt.

Der Höhepunkt des Briefwechsels kommt schnell und ich war wirklich getroffen. Das Buch redet nichts schön und zeigt eine Geschichte auf, die so tatsächlich hätte passieren können. Die vielleicht auch so stattfand? Wer weiß das schon. Wie viele Freundschaften aufgrund der damaligen Politik zerbrochen sind, weil Menschen wie Martin sich einlullen und mitreißen lassen. Ich war so bestürzt von seiner unglaublichen Abgebrühtheit, dass ich nicht glauben konnte, dass wirklich Martin diese Worte schrieb. Seine Wendung zum Ende hin konnte ich dann nur mit ähnlichem Spott verfolgen, den er zuvor Max entgegenbrachte.

Das Nachwort von Elke Heidenreich ist wirklich grandios und sie trifft mit ihren Worten mitten ins Schwarze, denn sie fasst genau das zusammen, was auch ich beim Lesen dachte. Ich kann mich ihr nur anschließen, wenn sie sagt, dass "Adressat unbekannt" unbedingt überall Pflichtlektüre werden sollte, denn so gerne ich die Zeit des Zweiten Weltkrieges im Unterricht auch behandelt hätte, noch interessanter wäre es mit dieser Lektüre geworden, denn trotz ihrer Kürze bewegt sie und drückt unheimlich viel aus.

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