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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2021

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Ich hätte da was für Sie
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Sehr interessantes Buch mit sehr nützlichen, praktischen und leicht umzusetzenden Tipps und Ratschlägen. Und es sind genau die Alltagsprobleme unserer Gesundheit die auch behandelt, beziehungsweise besprochen ...

Sehr interessantes Buch mit sehr nützlichen, praktischen und leicht umzusetzenden Tipps und Ratschlägen. Und es sind genau die Alltagsprobleme unserer Gesundheit die auch behandelt, beziehungsweise besprochen werden. Dabei betont die Autorin (nettes Foto auf der Titelseite, übrigens) immer wieder, dass ihr Buch keinesfalls den Arzt ersetzt. Manche Kur, z.B. die Drei-Tage-Haferkur bei Diabetes sollte nur in Absprache mit dem behandelnden Diabetologen ausgeführt werden.
Das Buch ist in drei große Themenkreise eingeteilt: „bei körperlichen Beschwerden“, „…für Kopf und Seele“ und „…zum Vorbeugen und Wissen“. So kann man sich im Buch leicht zurechtfinden und im Falle man schnell ein bestimmtes Thema suchen will, schneller den benötigten Text finden.
Im Plauderton und ohne mahnend gehobenen Finger erzählt Vera Codes manche Sachen wie aus dem Nähkästchen. Köstlich die Szene, in der sie ihrem Mann eine Behandlung immer wieder vorschlägt, doch erst als ein Arzt die gleiche Therapie nennt, stellt er sich auf den Treppenabsatz und absolviert die Übungen. Da hatte Frau Cordes Recht: "Fremde Fragen nach Rat, die Familie ist genervt" (Seite 56).
Ein Manko hat das Buch leider doch! Es ist zu kurz. Aber vielleicht besteht die Aussicht auf ein Folgebuch???

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Fremd in der Heimat

Wild Card
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Ein Mann kehrt nach 15 Jahren Abwesenheit zurück in sein Heimatland, zur Beerdigung seiner Tante. Manche Dinge haben sich verändert, vieles nicht: die 20 Dollar die er jedem Flughafenbeamten zustecken ...

Ein Mann kehrt nach 15 Jahren Abwesenheit zurück in sein Heimatland, zur Beerdigung seiner Tante. Manche Dinge haben sich verändert, vieles nicht: die 20 Dollar die er jedem Flughafenbeamten zustecken muss, oder die Kinder aus seiner Kindheit die jetzt als Erwachsene immer noch die unausstehlichen Armleuchter geblieben sind.
Weil er über seine Lebensumstände in London etwas flunkert und sich als Polizist ausgibt, wird er sofort von rivalisierenden Rebellengruppen angeheuert, den Mord an einen Konsenspolitiker aufzuklären. Wobei die Aufklärung an sich den beiden Gruppen egal ist, Hauptsache, der Mord wird der jeweils anderen Partei in die Schuhe geschoben. Nun muss Weston Kogi lavieren, die eine Gruppe gegen die andere ausspielen, dabei aber auch immer seinen Vater und die amtierende Regierung im Auge behalten. Seine einstige Jugendliebe scheint ihn immer noch zu lieben, die reiche, junge und schöne Witwe des getöteten Politikers hat auch nichts gegen diverse Schäferstündchen mit ihm zu haben, wenn da nicht diese langsam lästig werdenden Entführungen wären. Immer wenn jemand von Weston Kogi wissen will, lässt er ihn entführen und dann wieder freisetzen.
Sehr spannend und abwechslungsreiche Handlung, die irgendwo in einem westafrikanischen Land spielt, aber die Morde, die rivalisierenden Banden, die Brutalität und Gewalt mit der vorgegangen wird können sich überall abspielen, wo Menschen nach eigenen Gesetzen leben und der Rechtsstaat nur ein Fremdwort ist. Westons entscheidet sich, nachdem der Mord aufgeklärt ist, nicht nach London zurückzufliegen und sich in seiner Heimat als Privatdetektiv niederzulassen. Das verleiht dem Thriller ein positives Ende nach all dem Blutvergießen.
Geschrieben in einen desillusionierenden Stil mit trockenen pointierten Einlagen lässt sich das Buch leicht lesen.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Kentucky – unbekanntes Land und doch vertraut

Unbarmherziges Land
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Chris Offutt hat einen spannenden und düsteren Krimi vorgelegt. Mit einigen Twists und Nebenhandlungen, die die Erwartung an das Buch steigern. So z.B. erfahren wir gleich zu Beginn, dass Linda Hardin, ...

Chris Offutt hat einen spannenden und düsteren Krimi vorgelegt. Mit einigen Twists und Nebenhandlungen, die die Erwartung an das Buch steigern. So z.B. erfahren wir gleich zu Beginn, dass Linda Hardin, erster weiblicher Sheriff im County nicht richtig ermitteln kann weil es dem Bürgermeister ungelegen wäre, wenn eine Frau den Fall löst, der County Judge hat was gegen die Familie Hardin, Murvin Knox, ein Kohlemagnat stellt ihr gar einen Aufpasser vom FBI an die Seite, der ihm jeden Zug von Linda Hardin berichtet. Und so bittet Linda ihren Bruder Mick, der gerade auf Heimaturlaub von der Army ist, um Hilfe. Mick ist hochausgebildeter Mordermittler, hat für die Armee viele Fälle gelöst, war in Einsätzen in Syrien, Irak, Afghanistan, er ist also sehr wohl in der Lage seiner Schwester zu helfen. Er ermittelt auf eigene Faust, tauscht sich aber regelmäßig mit Linda aus, bringt sie auf den neuesten Stand.
Eine der Nebenhandlungen sind Micks Eheprobleme mit seiner hochschwangeren Frau Peggy. Ich würde sagen, es sind zu erwartende Probleme, wenn Mann und Frau sich jahrelang nur sporadisch sehen. Mick löst elegant die Situation, so dass damit beide auf ihre Weise damit leben können.
Interessant: bei diesem Krimi erfahren wir nicht erst im letzten Absatz auf der letzten Seite, wer der Mörder ist, sondern schon gut 100 Seiten vorher. Aber die Suche nach einem bekannten Mörder ist genauso spannend wie die Suche nach dem großen Unbekannten. Letztlich war der Mord kein Mord, eher ein Sexunfall, der vermeintliche Mörder wird trotzdem getötet. Wir dürfen nicht vergessen, der Krimi spielt in Kentucky. Hinterwäldler leben nach eigenen uralten Gesetzen und verüben die Blutrache ohne viel Worte und gnadenlos.
Um die Symmetrie zu wahren, beginnt und endet der Roman mit einer humorvollen Szene, wenn man so sagen darf: . Absolut drollig fand ich in der Eröffnungsszene den alten Mann, der zuerst seine Ginseng Pflanze an einen sicheren Ort verpflanzt, bevor er die Polizei wegen der soeben entdeckten Leiche ruft. Der Mann weiß Prioritäten zu setzen. Und die Frau ist ja schließlich tot. Aber die Ginseng Pflanze muss vor dem Niedertrampeln geschützt werden. Die Schlussszene war zum Genießen. Die Liebe zwischen Army und FBI war nie sonderlich groß und was Mick da tut ist ihr auch nicht gerade förderlich. Schön!
Die handelnden Personen sind klar definiert und wirken ansprechend: ein schluchzender Mörder, ein knallharter Ermittler, eine hartgesottene Frau, die ihre Drogen verkaufende Söhne fest im Griff hat, ein stiller Korea-Veteran, der ohne viel Federlesen das tut, was er glaubt sei seine Pflicht. Wir als Leser können die Handlungen all dieser Menschen nachvollziehen, sie verstehen, ihnen Sympathie entgegenbringen. Chris Offutt schafft es, dass wir Mitleid mit den Mördern haben.
Das Titelbild ist beeindruckend: Landschaft und Pickup sind in dramatisches Feuerrot getaucht, ein Hingucker schlechthin.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

Skandinavier machen keine halben Sachen!

Tiefer Fjord
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Zuerst scheint alles einfach und klar: Clara und Henrik Haavard sind verheiratet, haben 2 Söhne. Sie ist Juristin im Ministerium, befasst sich mit einem Gesetzesentwurf zum Schutz der Minderjährigen. Ihr ...

Zuerst scheint alles einfach und klar: Clara und Henrik Haavard sind verheiratet, haben 2 Söhne. Sie ist Juristin im Ministerium, befasst sich mit einem Gesetzesentwurf zum Schutz der Minderjährigen. Ihr Entwurf wird abgelehnt. Henrik ist Arzt in der Kinder-Notaufnahme eines Krankenhauses in Oslo. Ein verzweifelter Vater bringt ihm seinen bewusstlosen Sohn, doch das Kind ist nicht mehr zu retten. Es stirbt an den inneren Verletzungen, die ihm sein Vater eingeprügelt hat. Und ab hier geht alles langsam, aber sicher ins Chaos über. Der Vater wird erschossen aufgefunden, bald geschehen weitere Morde. Haavard wird zeitweilig als Verdächtiger verhaftet, aber als ein weiterer Mord während seiner Haftzeit geschieht, muss ihn die Polizei Zähne knirschend entlassen. Sie hatte sich komplett auf ihn eingeschossen, die Lösung der Morde schien so einfach, wenn der Beschuldigte nur gestehen würde. Langsam kommen Geheimnisse, die Henrik und Clara voreinander haben, ans Tageslicht. Haavard hat eine Geliebte, Clara hütet ein dunkles Geheimnis aus ihrer Kindheit. Und reagiert heftig, wenn sie von Kindermissbrauch hört.
Der Roman ist sehr spannend, gegen Ende hin wird er richtig deprimierend, weil das Böse scheinbar obsiegt. Bisher waren wir es gewohnt, am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende. Aber dieses Buch hat keinen guten Ausklang. Das lässt auf eine Fortsetzung hoffen, denn ein derartig eklatanter Sieg des Bösen ist kaum hinzunehmen.
Die wechselnden Erzählperspektiven, mal Henriks Sicht, mal Claras, erhöhen die Neugier des Lesers und decken die Geheimnisse der Eheleute sukzessive auf.
Fazit: Wenn nicht bald die Nachfolgeromane erscheinen, zweifle ich an der ausgleichenden Gerechtigkeit, die zumindest in Büchern doch herrschen sollte.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

Ehrlich und einfühlsam

Wildtriebe
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Während der Lektüre weiter Teile des Romans, ist mir wieder einmal aufgegangen, was für ein Glück ich mit meiner Schwiegermutter habe. Seit 31 Jahren hat sie mir nie gezeigt, wie man Fenster "richtig" ...

Während der Lektüre weiter Teile des Romans, ist mir wieder einmal aufgegangen, was für ein Glück ich mit meiner Schwiegermutter habe. Seit 31 Jahren hat sie mir nie gezeigt, wie man Fenster "richtig" putzt, mit Zeitungspapier, und auch nicht wie eine gebügelte Tischdecke zusammengelegt werden muss. Wobei ich aus der Großstadt kam und sie im ländlichen Milieu gelebt hat. Danke Mama!!!
Ich habe Marlies bedauert. Lisbeth hat immer nur gesehen, was sie nicht „richtig“ tat, all das viele andere aber, das Marlies schaffte, war nichts in ihren Augen. Dass sie im Stall und auf dem Acker einen Arbeiter ersetzte, zählte nicht. Aber was hätte Marlies auch tun sollen? Kein Handgriff, den sie im Haushalt tat, war Lisbeth recht. Konrad, der Jungbauer und ihr Mann, hat ihr kein einziges Mal beigestanden, kein einziges Mal für sie Partei ergriffen. So kam es, dass Marlies versuchte es Mann und Schwiegermutter recht zu machen, zu allem schwieg, sich zurückzog, eine Fremde im Haus und Dorf blieb. Nicht einmal ihre Aussteuer durfte sie auspacken, Lisbeth hatte alles und es kam ihr nie in den Sinn, der jungen Frau anzubieten, ihrem Kaffeeservice oder Tischdecken einen Platz im Haushalt zu räumen. Eines Abends sitzen Lisbeth, Karl, Alfred und Konrad auf der Bank vor dem Haus und genießen ein Feierabendbier. Als Marlies sich hinzugesellt, bietet ihr keiner an, für sie auch auf der Bank Platz zu machen oder ihr einen Stuhl zu holen oder auch nur eine Bierflasche. Aber als sie dann weggeht, sieht ihr Lisbeth hinterher und versteht nicht, warum sie lieber im Zimmer hocken will.
In über 20 Jahren Ehe haben Marlies und Konrad keinen Abend gemeinsam irgendwo verbracht. Immer und nur in der Küche des Bauernhauses. Sie gingen kein einziges Mal aus, Tanzen, ins Restaurant, haben nie eine Reise unternommen. Und Marlies hat alles geduldig und ohne Widerworte ertragen.
Leider gestaltete sich dann das Verhältnis auch zu ihrer Tochter schwierig. Marlies wollte für Joanna ein freies, selbstbestimmtes Leben. Aber irgendwie hat sie es nie geschafft, ihr das auch so zu erklären. Sie war die Einzige, die das Gymnasium für Joanna durchsetzte, von einem Studium sprach, nie eine Aussteuer für ihre Tochter sammelte. Joanna sollte keinesfalls allein in der Ehe ihre Erfüllung finden. Nun, Joanna wird in der Tat ihren eigenen Weg gehen. Als Enkelin hat sie ein entspanntes Verhältnis zu ihrer Großmutter, so wie sie es eigentlich nicht zu ihrer Mutter hatte. Lisbeth die ständig Regeln für Marlies aufsetzte, wird sie keinesfalls bei Joanna anwenden. „Ach, und überhaupt. Mit den Regeln würde sie Joanna höchstens vertreiben. Nein, das wollte sie auf keinen Fall. Das konnte niemand wollen.“ (S. 273)
Bezeichnend ist, als Marlies sich entschließt den Bethches-Hof zu verlassen, zeigen weder Konrad noch Lisbeth auch nur eine Spur von Bedauern, keiner äußerte auch nur eine leise Andeutung, sie solle doch bleiben, dies sei auch ihr zu Hause.
Und so kommt es, Marlies verlässt den Hof ihres Mannes, wie sie gekommen ist, mit ihrer noch in den Originalkartons verpackten Aussteuer. Sie wird zwar zu Besuch kommen, aber nur weil es die Tochter so will. Auf dem Hof und im Dorf war sie stets eine Fremde gewesen. Sie hat nie richtig dazugehört. Konrad hat ihr dieses Gefühl nie richtig vermitteln können.

Ute Mank hat einen sehr feinfühligen Roman verfasst. Die Sprachlosigkeit, mit der Marlies, Lisbeth und Konrad zu kämpfen haben, ist ergreifend. Manchmal hätte ich ihnen zugerufen, sie sollen doch mal aus dieser Stimmlosigkeit ausbrechen, sich mal den Frust und die Wut und den Ärger und all die Zweifel von der Seele reden. Aber nein, alles bleibt wohlbehütet tief im Innern verborgen. Und dies versteht es Mank meisterhaft zu zeigen. All das Ungesagte, wird in halben Sätzen angedeutet, skizziert, wie eine leichte Federzeichnung. Dabei ist nichts leicht in diesem Roman, nicht das Leben, nicht die Arbeit, die nie ein Ende nimmt.
Ein lesenswertes Buch, nicht nur für jene, die als „Reingeschmeckte“ oder „Zugelaufene“ in eine feste, uralte Dorfgemeinschaft und Bauernhof reingeheiratet haben. Eine Freundin hat als Städterin, in ein fränkisches Bauerngeschlecht reingeheiratet. Ihr Schwiegervater hat es auf den Punkt gebracht: „Ja, auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn!“

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