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Veröffentlicht am 02.08.2021

Rache macht dich schwach und stark zugleich

Sweet Goodbye
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Inhalt:
„Max, Liv, Anton und Martina führen ein beneidenswertes Leben: Die Teenager wohnen im nobelsten Viertel Stockholms und können sich dank des Reichtums ihrer Eltern alles leisten, was sie sich wünschen. ...

Inhalt:
„Max, Liv, Anton und Martina führen ein beneidenswertes Leben: Die Teenager wohnen im nobelsten Viertel Stockholms und können sich dank des Reichtums ihrer Eltern alles leisten, was sie sich wünschen. Am Silvesterabend feiern sie gemeinsam im puren Luxus. Austern und Kaviar werden aufgetischt, der Champagner fließt in Strömen.

Doch als Liv ihre Freunde zu einem vermeintlich harmlosen Spiel auffordert, gerät die heile Welt schnell ins Wanken. Düstere Geheimnisse werden zutage gefördert und setzen alle Regeln außer Kraft …“


Schreibstil/Art:
Auf nur 144 Seiten hat es Camilla Läckberg geschafft mehrere Facetten ihrer Charakter darzulegen. Ich hatte auf Anhieb einen Draht zu den vier Freunden gefunden, auch wenn es Anfangs eher Abneigung gewesen ist. Es wird nicht lange drumherum geschrieben, die Vier sind unter- und zueinander gehässig, verstellt und erleben wohl eine Achterbahnfahrt der Gefühle. 



Die Erzählung ist gut strukturiert, klar in den Beschreibungen, denn es handelt sich hierbei um nur einen gemeinsamen Silvesterabend, sowie einigen Rückblicken in die Vergangenheit und ihren Erlebnissen.


Fazit:
„Von außen betrachtet sind wir intakt und sauber, aber hier drinnen traurig und verletzt.“

Ich hätte gerne weitergelesen aber wie sagt man so schön: „In der Kürze liegt die Würze.“.

Ich fand das Erlebte der Teenager erschreckend. Die Darstellung, dass vieles nur Fassade ist und Geld allein tatsächlich nicht immer glücklich macht, sehr gut verkörpert.

Gefallen hat mir außerdem die Tatsache, dass man sich den weiteren Verlauf selbst zusammenfantasieren kann, denn das Ende kam für mich leider viel zu schnell. Eine Fortsetzung fänd ich gut aber nicht unbedingt notwendig.

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Veröffentlicht am 20.07.2021

Ein Irrer, der deine Fahrt bestimmt

Eskalation
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Inhalt:
„»Nicht langsamer werden«, befiehlt die verzerrte Stimme durch die Freisprecheinrichtung. Dina Martin ist allein auf der Autobahn unterwegs. Hinter ihr ein riesiger Wagen, der plötzlich bedrohlich ...

Inhalt:
»Nicht langsamer werden«, befiehlt die verzerrte Stimme durch die Freisprecheinrichtung. Dina Martin ist allein auf der Autobahn unterwegs. Hinter ihr ein riesiger Wagen, der plötzlich bedrohlich nah auffährt. Zu den Schuldgefühlen, dass Dina heute Abend nicht bei ihrer Tochter ist, gesellt sich jetzt die Angst. »Abfahren«, kommandiert die Stimme. Sie sind mittlerweile kilometerweit von ihrer eigentlichen Ausfahrt entfernt. Nach der Kurve sieht Dina ein rotes Licht aufflammen: Halt Polizei. Alles wird gut werden, denkt Dina noch. Doch dann ertönt ein Schuss - und der wahre Albtraum beginnt.“


Schreibstil/Art:
Dass der Psychothriller aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, empfand ich als sehr angenehm und erfrischend. Es bringt eine gefällige Unruhe mit sich, ohne für Verwirrung zu sorgen. Die Spannung wird wie ein Ball von einer Perspektive zur nächsten zugeworfen.

An einem gewissen Punkt hatte ich doch tatsächlich das Gefühl zu wissen wer der wahre Täter ist. Deshalb hatte ich mich schon auf ein relatives umspannendes Ende eingestellt aber nein, die Autorin hat dann doch noch für die eine oder andere Überraschung gesorgt. Auch die Aufklärung zum Tatmotiv war ausführlich beschrieben.


Fazit:
„Er war wie ein Navigationsgerät. Nur, dass niemand wusste, an welches Ziel es führte.“

Was für eine gruselige Vorstellung von einem Irren angerufen und ins Ungewisse navigiert zu werden. Die originelle Idee, seine Daten öffentlich preiszugeben, so wie Dina Martin, die ihre Werbung vom Nagelstudio samt Handynummer auf dem Auto hat, ist um ehrlich zu sein gar nicht so undenkbar. Die Umsetzung ist der Autorin jedenfalls wirklich gelungen und regt zum Nachdenken an. Mich konnte der Thriller überzeugen und ließ sogar in mancher Situation richtig ekeln.

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Veröffentlicht am 14.07.2021

Gewaltig – eindeutig zweideutig

In diesen Sommern
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Inhalt:
„„Mein Vater, wie er ganz ruhig den Tag beginnt, nicht ausgeglichen, aber stabil. Nie schrie er am Beginn des Tages, er ging mit vorsichtigen Schritten, manchmal etwas Weiches in seinem Gesicht. ...

Inhalt:
„„Mein Vater, wie er ganz ruhig den Tag beginnt, nicht ausgeglichen, aber stabil. Nie schrie er am Beginn des Tages, er ging mit vorsichtigen Schritten, manchmal etwas Weiches in seinem Gesicht. Als hätte sich erst danach etwas verändert, als führten erst der Mittag und der Nachmittag in eine andere Richtung, und an jedem Morgen hätte es die Möglichkeit zu einem anderen Verlauf der Geschichte gegeben, die ich schreibe.“

Behutsam tastet sich Teresa an ihre Kindheit und Jugend heran, ihr Blick in die Vergangenheit ist vorsichtig geworden. Erste unsichere Versuche auf dem Fahrrad an der Seite des Vaters, lange Urlaubstage im Pool mit dem Bruder, Blumenkästen bepflanzen mit der Mutter in der heißen Sommersonne. Doch die unbeschwerten Momente werden immer wieder eingetrübt von Augenblicken der Zerrüttung, von Gefühlen der Hilflosigkeit und Angst. Da schwelt etwas Unausgesprochenes in dieser Familie – alle scheinen machtlos den Launen des Vaters ausgeliefert zu sein, Situationen beginnen gefährlich zu entgleisen. Ebenso unaufdringlich wie fesselnd erzählt Janina Hecht von schönen und schrecklichen Tagen, von Ausbruch und Befreiung und vom Versuch, sich im Erinnern dem eigenen Leben zu stellen. "In diesen Sommern" ist die bewegende Geschichte einer Familie auf der unentwegt gefährdeten Suche nach einem stillen Glück.“


Schreibstil/Art:
Die junge Debütautorin erzählt wie in einem unaufgeregten Zeitraffer bzw. vielen kleinen Einblicken aus Teresas Leben. Der aufeinanderfolgende Aufbau ist zwar nicht zusammenhängend, erinnert aber an Momentaufnahmen, die ihr Leben und das ihrer Familie geprägt haben. Oft wird der Eindruck vermittelt, dass ein Kapitel anfangs noch recht harmlos ist, doch dann kommt eine unerwartete Handlung und schon ist das wie ein Schlag ins Gesicht. Einiges wird nicht ganz ausgesprochen aber die Intensivität und das mit sich bringende Ausmaß ist durchaus klar.

Ungewöhnlich aber angenehm fand ich die Art, dass Dialoge eingerückt und nicht in Anführungszeichen gesetzt worden sind.


Fazit:
Ein idyllisches Cover mit einer heftigen Thematik und einer Gabe, gesammelte Erinnerungsstücke auf insgesamt 175 Seiten niederzuschreiben, ohne, dass man das Gefühl hat, etwas zu verpassen oder noch mehr zu wollen.

Die Beweggründe für die Alkoholsucht und die gewalttätigen Ausraster findet man hier nicht. Teresa selbst erzählt überwiegend aus ihrer Kind- und Jugendzeit. Sie beschreibt nicht nur die düsteren und traurigen, sondern auch innige und schöne Erinnerungen.

Für mich ein Highlight, da dieses Buch zum Nachdenken anregt und das Leben einer Familie, die Angst und Hilflosigkeit empfindet und den Launen des Vaters machtlos ausgeliefert ist, nüchtern aber erschütternd beschreibt.

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Wenn Unausgesprochenes im Weg steht

Die Geschichte von Kat und Easy
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Inhalt:
„Vom Leben, wie es hätte sein können – und vom großen Glück, dass es anders gekommen ist als gedacht.

Sie sind nicht mehr die Teenager, deren Freundschaft vor einem halben Jahrhundert auf tragische ...

Inhalt:
Vom Leben, wie es hätte sein können – und vom großen Glück, dass es anders gekommen ist als gedacht.

Sie sind nicht mehr die Teenager, deren Freundschaft vor einem halben Jahrhundert auf tragische Weise endete. Das wissen Kat und Easy, als sie sich auf Kreta treffen. Aber wer sind sie jetzt, und wer waren sie damals? 1973 wird ihr Jahr. Das schwört Kat ihrer Freundin Easy in der Silvesternacht, und nicht nur, weil sie bekifft sind. In den folgenden Monaten können sie viel von dem abhaken, was auf ihrer Liste steht. Sich zu verlieben, zum Beispiel. Unglücklicherweise in denselben Mann: Fripp arbeitet im Jugendzentrum, trägt karierte Hemden und kennt sich mit Hesse aus. Doch es ist nicht etwa die Eifersucht, die ihrer Freundschaft bald darauf ein jähes Ende setzt, sondern ein tragischer Unfall. Fast fünfzig Jahre später erhält Kat, die einen erfolgreichen Blog für Lebensberatung führt, eine Nachricht von Easy. In einem alten Haus an der Südküste Kretas treffen sie sich wieder und nehmen zwischen ausschweifenden Festen mit griechischen Nachbarn und rauschhaften Nächten am Strand das große Stück Leben in den Blick, das hinter ihnen liegt. Doch erst, als ein überraschender Besucher auf die Insel kommt, ist es ihnen möglich, sich der entscheidenden Frage zu stellen: Warum nur haben sie so unterschiedliche Erinnerungen an die Zeit mit Fripp?“


Schreibstil/Art:
Diese Geschichte macht ausschließlich der außergewöhnliche und lockere Schreibstil aus. Die beiden jungen Damen werden so anschaulich und authentisch beschrieben, dass man fast schon das Gefühl hat, sie existieren wirklich. Die Persönlichkeiten haben Ecken und Kanten, sind frech aber liebenswürdig, quasi wie du und ich und dennoch eigen. 



Die beiden Erzählstränge wechseln sich zwischen Laustedt (Vergangenheit) und Kreta (Gegenwart) ab. Beide Perspektiven werden zwar aus Kats Sicht erzählt, als Leser hat man aber trotzdem noch einen guten rundum Blick für die anderen Charaktere und deren Gefühle.


Fazit:
Ein Roman, der einen in die 70er Jahre katapultiert, beflügelt und wieder zurückholt. 



Das Thema Freundschaft steht hier im Mittelpunkt. Man fiebert mit Kat und I-siii mit, hofft, dass sie wieder zueinanderfinden und die letzten Jahre gemeinsam verbringen. Die Handlungen machen nachdenklich und erwecken das Gefühl, dass man Unausgesprochenes lieber ausspricht bevor es Schaden anrichtet. Schade, dass es bei den beiden so lange gedauert hat. 



Eine Geschichte der etwas ruhigen Art aber dennoch bewegend und unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 05.05.2021

Kunst der Verschleierung eigener Identität

Die jüngste Tochter
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Inhalt:
„Ich heiße Fatima. Ich trage den Namen einer heiligen Figur des Islam. Ich trage einen Namen, den ich ehren muss. 

Fatima ist das Kind, auf das keiner mehr gewartet hat, die Nachzüglerin, die ...

Inhalt:
„Ich heiße Fatima. Ich trage den Namen einer heiligen Figur des Islam. Ich trage einen Namen, den ich ehren muss. 

Fatima ist das Kind, auf das keiner mehr gewartet hat, die Nachzüglerin, die einzige Tochter, die in Frankreich und nicht in Algerien zur Welt gekommen ist. Sie wächst mit ihren Schwestern in der berüchtigten Banlieue Clichy auf. Liebe und Sexualität sind in ihrer Familie ein Tabu. In der Schule ist Fatima unangepasst, laut und voller Wissensdurst. Sie hängt am liebsten mit den Jungs herum und fühlt sich falsch in ihrer Haut. Bis sie Nina trifft und ihre eigenen Gefühle für sie erkennt. Doch eine Frau zu lieben, bringt sie nicht nur in Konflikt mit ihrer Familie, ihrem Glauben, sondern auch mit sich selbst.

Atemlos und ungeheuer sprachgewaltig zeigt Fatima Daas mit ihrem vielbeachteten Debüt, dass man sich nicht entscheiden muss und dass die Zerrissenheit der eigenen Identität kein Makel ist. Eine beeindruckende Geschichte weiblicher Selbstermächtigung – dieser Roman ist ein Befreiungsschlag!“


Schreibstil/Art:
„Ich heiße Fatima. Ich bedaure, dass man mir nicht beigebracht hat zu lieben.“

Ungewöhnliche Sprache, unkonventionelle Ansichten für eine Muslima, sowie intime Einblicke in eine Welt voller Vorschriften, Probleme der eigenen Akzeptanz und verwirrten Gedankengängen. Faszinierend, erschreckend und emotional zugleich.

Eine mir unbekannte Methode Absätze häufig mit der eigenen Vorstellung („Ich heiße Fatima Daas.“) anzufangen. Ich interpretiere es als eine Intensivierung der eigenen Herkunft, sie führt sich selbst immer wieder vor Augen wer sie ist, wo sie herkommt.


Fazit:
„Die Unordnung hat etwas Beruhigendes, als würde ich darin meinen Platz finden, als wäre dies mein Innenleben.“

Sätze wie diese haben mich gefesselt. Die Zerrissenheit, es sich, der Familie und dem Glauben recht zu machen, ist der jungen Autorin wirklich gelungen. Auf mich wirkt das Ganze etwas sonderbar aber nicht befremdlich. Der Schritt, das Tabuthema „Homosexualität“ zu durchbrechen ist gewagt und die ausführlichen Beschreibungen über das Leben in einer gläubigen Familie, sind bildhaft dargestellt.

Es mag sein, dass der Stil nicht jedem gefällt aber die Bedeutsamkeit in diesem Buch ist gewaltig. Eine Darbietung in das Innenleben einer starken, mutigen Frau.

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