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Veröffentlicht am 15.08.2021

Heller muss handeln

Verlorene Engel
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Die Nächte in Dresden werden für junge Frauen immer gefährlicher, denn ein Triebtäter treibt sein Unwesen an der Elbe. Doch als die erste weibliche Leiche gefunden wird, werden die Rufe nach Vergeltung ...

Die Nächte in Dresden werden für junge Frauen immer gefährlicher, denn ein Triebtäter treibt sein Unwesen an der Elbe. Doch als die erste weibliche Leiche gefunden wird, werden die Rufe nach Vergeltung immer lauter. Die Menschen wollen Resultate sehen, aber Heller kommt mit seinen Ermittlungen nicht wirklich voran. Erst als er eine Kollegin als "Köder" für den Täter einsetzt, scheint sich ein Erfolg einzustellen. Aber dann geraten die Ermittlungen ausser Kontrolle, denn Hellers Adoptivtochter Anni ist verschwunden...

Mit dem 6. Band seiner Max-Heller-Reihe kann Frank Goldammer erneut an die großen Erfolge seiner Vorgängerroman anknüpfen und lässt die Zeit nach den Unruhen in der DDR wieder lebendig werden. Die angespannte politische Situation, Hellers standhaft Weigerung, in die SED einzutreten und die nervenaufreibenden Ermittlungen werden vom Autor wieder sehr authentisch vermittelt und geben dem Leser einen sehr tiefen Einblick in das Leben in Dresden 1956.

Die Ermittlungen sind gefährlich und manchmal hat man das Gefühl, dass der Täter den Kommissar regelrecht an der Nase herumführt und sich dabei noch hinterhältig ins Fäustchen lacht. Auch als sich die Probleme im privaten Bereich für Heller zuspitzen, spürt man, wie der Kommissar hier seine Gefühle in den Vordergrund stellt, was eigentlich untypisch für ihn ist.

Der Schreibende spielt mit gängigen Vorurteilen, die sich hartnäckig bis in die heutige Zeit halten und hält so dem Leser den gesellschaftskritischen Spiegel vor. Die innere Zerrissenheit, der immer größer werdende Einfluss der Stasi (wer wird hier von wem bespitzelt, wem kann man noch trauen und wer wird als nächstes denunziert) und Hellers Drang, seine Meinung frei von der Leber weg zu reden, ohne dabei auf die Partei Rücksicht zu nehmen, werden sehr gut in die spannende Suche nach dem Täter eingebunden.

Hellers 6. Fall ist erneut ein großes Rätselraten, das mit einer Zeitreise und einem gut durchdachten Plot überzeugen kann.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Die Frau, die mit Herzblut "Hildegard Sonnbichler" darstellt

Und dann kam es anders
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Als Hildegard Sonnbichler hat sich Antje Hagen in die Herzen der Zuschauer gespielt, verkörpert mit einer unglaublichen Authentizität die Rolle, die mit so vielen Facetten ausgestattet ist und für die ...

Als Hildegard Sonnbichler hat sich Antje Hagen in die Herzen der Zuschauer gespielt, verkörpert mit einer unglaublichen Authentizität die Rolle, die mit so vielen Facetten ausgestattet ist und für die Schauspielerin ein echter Glücksgriff ist.

Aber dass Antje Hagen auch noch andere, sehr gute Rollen gespeilt hat, das ist den wenigsten bewusst. Mit ihrer Biografie lässt Antje Hagen einen sehr privaten Einblick in ihr Leben zu und erzählt von ihrer Kindheit, die mitten im zweiten Weltkrieg stattfindet und von Angst, Entbehrungen und Verlusten geprägt wird.

Ihr unbedingter Wunsch, Schauspielerin zu werden, lässt sie mit Größen wie Gustav Gründgens, aber auch mit Ulrike Meinhof zusammentreffen, die später einen ganz anderen Weg einschlägt.

Um ihren Traum von der Schauspielerei leben zu können, ist Disziplin und Stärke, aber auch Eigeninitiative und Glück von Nöten. Antje Hagen bekommt mehr als einmal von Fortuna das Füllhorn über ihrem Kopf ausgeschüttet und so fügt sich eins ins andere. Aber es gibt auch Schicksalsschläge, die die beliebte Schauspielerin verarbeiten muss - viel zu früh muss sie ihre große Liebe gehen lassen, als dieser einem Krebsleiden erliegt.

Aber Antje Hagen hat nie aufgegeben, immer weitergemacht, sich den großen Aufgaben des Lebens gestellt und der Erfolg gibt ihr Recht. Ihre Biografie ist ein unterhaltsamer, aber auch emotionaler Einblick in ihr Leben, ein Widersehen mit bekannten Schauspielern und Serien und vor allen Dingen ein kleines Dankeschön an das Leben selbst, das es, trotz mancher Stolperfallen, gut mit ihr gemeint hat.

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Einfach mal stranden und den Erzählungen lauschen...

Inselzeiten
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"Inselzeiten" ist eine kleine Liebeserklärung an Rügen und Hiddensee, die mit vielen Sagen, Mythen und verbalen Seitenhieben auf politisches Zeitgeschehen einen Streifzug über beide Eilande ermöglicht, ...

"Inselzeiten" ist eine kleine Liebeserklärung an Rügen und Hiddensee, die mit vielen Sagen, Mythen und verbalen Seitenhieben auf politisches Zeitgeschehen einen Streifzug über beide Eilande ermöglicht, den man so garantiert noch nicht erlebt hat.

Holger Teschke erzählt dabei Wissenswertes von der Entstehung der Inseln bis hin zum touristischen Anziehungspunkt, weiß Schauriges und Gruseliges ebenso zu berichten, wie auch Romantisches oder Aberwitziges (ich liebe die Anekdote mit der Bademantelkampagne).

Da ist von Opfersteinen die Rede, von Nixen und Meermännern und Störtebeker darf ebenso wenig fehlen wie Thomas Mann oder Lenin. Alle haben sie ihre Spuren auf den Inseln hinterlassen und Holger Teschke weiß, wie man diese sichtbar macht und zu einer spannenden, aufschlussreichen und faszinierenden Entdeckungstour zusammenführt, die man ganz gewiss in keinem Reiseführer der Welt findet.

Man lernt den Herzschlag der Inseln kennen, fühlt, wie die Insulaner sich mit ihrer Heimat verbunden fühlen und ihren Anker ausgeworfen haben, damit sie nicht von einem noch so heftigen Sturm ihren Wurzeln entrissen werden.

Ergänzt werden die wundervollen Geschichten mit eindrucksvollen Fotografien, die die Inseln von einer ganz anderen Seite zeigen - verwundbar, geheimnisvoll, mystisch, voller Widersprüche und doch liebenswert. Ich hätte mir mehr Farbbrillanz und Strahlkraft für die Aufnahmen gewünscht, damit sie beim Betrachten auch tatsächlich die ganze Faszination versprühen können, die von ihnen ausgeht. So büßen sie ein wenig von ihrer Ausdrucksstärke ein, was ich schade finde.

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Veröffentlicht am 30.07.2021

Buchgewordenes Pendant zum Gesellschaftsspiel

Deutschlandreise
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Oft sind sie einem schon begegnet, die Hinweisschilder an der Autobahn zu Gedenkstätten, Sehenswürdigkeiten, Kulturschätzen und Unesco-Welterbestätten. Aber ganz ehrlich, wer ist tatsächlich schon einmal ...

Oft sind sie einem schon begegnet, die Hinweisschilder an der Autobahn zu Gedenkstätten, Sehenswürdigkeiten, Kulturschätzen und Unesco-Welterbestätten. Aber ganz ehrlich, wer ist tatsächlich schon einmal von der Autobahn abgefahren und hat sich auf direktem Weg zu genau diesen Sehenswürdigkeiten begeben? Ich jedenfalls nicht. Und damit genau das beim nächsten Mal nicht mehr passiert, hat der Bruckmann Verlag "Deutschlandreise" veröffentlicht, um die 100 beeindruckendsten Kulturschätze gleich neben der Autobahn den Reisenden schmackhaft zu machen.

Das Lesen des Buches fühlt sich irgendwie so an, als würde man in das beliebte Gesellschaftsspiel eintauchen und mit jeder Seite neu würfeln. Wo wird der nächste Zug/die nächste Reise hingehen? Auf 5 unterschiedlichen Routen durch Deutschland lernt man nicht nur die Gegenden kennen, sondern auch die Geschichte und Geschichten, die hinter den Sehenswürdigkeiten stecken.

Bekannte Gesichter, die die Orte geprägt haben (was wäre Emden ohne Otto, Nürnberg ohne Albrecht Dürer, Friedrichshafen ohne Graf Zeppelin), Bauwerke, die zum Träumen einladen (Schloss Neuschwanstein, Schloss Sanssouci, Dresdner Zwinger, Dornröschenschloss Sababurg) und einmalig schöne Landschaften, (Spreewald, Weinanbaugebiet Kaiserstuhl, Oberes Mittelrheintal) - auf jeder Seite wartet etwas Neues, Aufregendes und Entdeckenswertes, denn alle vorgestellten Reiseziele haben das gewisse Etwas, um ihnen nicht nur einen flüchtigen Blick bei der Vorbeifahrt auf der Autobahn zu gönnen. Die Texte sind kurz, aber präzise und werden mit farbenprächtigen Aufnahmen ergänzt. Man kommt richtig auf den Geschmack, tatsächlich den Hinweisschildern zu folgen und einen Bummel durch schöne Altstädte zu unternehmen, moderne Architektur kennenzulernen, und spannende Neuentdeckungen zu machen.

Ein wenig vermisst habe ich die genaueren Tourdaten, denn es sind immer nur grobe Übersichten auf den Routenkarten angezeigt. Aber ein wenig Neugier und Vorfreude bei der Planung gehört dazu, um in das Abenteuer Deutschlandreise zu starten.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

In diesem Dorf lebt man nach dem Prinzip :Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen

Nebeleck
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Der Einödhof Nebeleck ist Schauplatz einer brutalen Mordes. Während Ulrike Kork versucht, irgendwie mit ihren Ermittlungen voran zukommen und Licht ins Dunkel zu bringen, stößt sie immer mehr auf eine ...

Der Einödhof Nebeleck ist Schauplatz einer brutalen Mordes. Während Ulrike Kork versucht, irgendwie mit ihren Ermittlungen voran zukommen und Licht ins Dunkel zu bringen, stößt sie immer mehr auf eine Wand des Schweigens. Die Dörfler halten zusammen wie Pech und Schwefel. Und dann ist da auch noch Peter König, der Dorfarzt, der als Halbgott in Weiß geachtet und verehrt wird. Ulrike weiß nicht recht, wie sie ihn einzuordnen hat. Als der Dorfschlosser sich selbst richtet und in seinem Abschiedsbrief ein Geständnis ablegt, scheint zunächst alles glasklar, aber Ulrike will sich mit dieser einfach Lösung nicht zufrieden geben...


Elisabeth Nesselrode hat mit "Nebeleck" ihr Debüt veröffentlicht und ich muss sagen, dass dieser Roman Lust auf mehr Fallanalysen aus ihrer Feder macht. Die Autorin weiß nämlich selbst die eingefleischte Krimileserschaft dermaßen geschickt an der Nase herumzuführen, dass ich wirklich den Hut ziehen muss..

Das Geklüngel im Dorf wird von der Schreibenden hier schön dargestellt und so bekommt man einen sehr authentischen Eindruck vom Leben in so einem kleine Ort, in dem jeder jeden kennt und Geheimnisse nie lange unentdeckt bleiben. Aber ausgerechnet dann, wenn ein Mord geschieht, rennt die ermittelnde Kriminalkommissarin gegen eine regelrechte Betonwand des Schweigens. Keiner hat etwas gehört, gesehen oder will etwas zu den Vorgängen sagen.

Während der Ermittlungen schießt sich der Lesende allzu schnell und gerne auf einen sehr präsenten Verdächtigen ein und glaubt, etwa ab gut der Hälfte des Romans die Lösung einschließlich der Beweggründe zur Tat gefunden zu haben. Es liegt alles so komfortabel auf der Hand, dass es einfach so und nicht anders gewesen sein muss. Aber Elisabeth Nesselrode wartet bis zum Epilog, um mit einem großen Knall den wahren Täter bloßzustellen...ein Twist in der Handlung, der so unvorbereitet und unerwartet ist, dass man überrascht und ungläubig das Buch beendet.

Bis es aber so weit ist, lernt man unglaublich viele unterschiedliche Charaktere kennen, die manchmal ein bisschen Unruhe und Unübersichtlichkeit in die Handlung bringen - aber vielleicht ist gerade das gewollt. Dorfarzt Peter König ist ein Schmierlappen, den ich überhaupt nicht verknusen kann - er selbst hält sich für den Halbgott in Weiß und tut alles dafür, dass er seine Vormachtstellung im Dorf nicht verliert. Ermittlerin Ulrike König hat noch ziemlich an ihrer verkorksten Vergangenheit zu knabbern, mit dem ein oder anderen Punkt noch nicht abgeschlossen und täte gut daran, sich eventuell eine gute Freundin zuzulegen, der sie einmal ihr Herz ausschütten kann.

Der Rest der Agierenden fügt sich harmonisch in das dörfliche Bild ein - Grantler, Besserwisser, Tratschtanten und Moralapostel geben sich hier ein munteres Stelldichein.

Auch wenn der Fall manchmal etwas unruhig wirkt, bietet er Spannung, Abwechslung und ein intensives Leseerlebnis - ich glaube, an Ulrike Kork als Ermittlern könnte ich mich gewöhnen


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