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Veröffentlicht am 26.07.2021

Mit viel Humor lässt sich jede Krise meistern

Ich dachte schon, du fragst mich nie
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Zum Inhalt

Mit Sophie Hartmann und ihren Töchtern Liv und Pauli erleben wir ein chaotisches, liebenswertes Gespann. Komplementiert werden sie von Sophies Schwester Geli, die Klamotten aus 70ern liebt ...




Zum Inhalt

Mit Sophie Hartmann und ihren Töchtern Liv und Pauli erleben wir ein chaotisches, liebenswertes Gespann. Komplementiert werden sie von Sophies Schwester Geli, die Klamotten aus 70ern liebt und einen Hang zu falschen Männern hat. Liv möchte ein Restaurant eröffnen. Kurz bevor das ausgebuchte Lokal zum ersten Mal ihre Pforten öffnet, bricht Liv sich die Hand. Der Koch erscheint auch nicht. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Aber fürs erste lacht wirklich keiner. Zur Eröffnung kommt dann Hilfe von dem charismatischen Marc. Der hat von seinem Arzt den guten Rat bekommen, eine Auszeit zu nehmen. Gut kochen kann er auch!

Meine Meinung

Wieder einmal konnte mich die Autorin von Anfang an mitnehmen. Der Wortwitz ist einfach nur köstlich. Dabei haben es Sophie und ihre Töchter wahrlich nicht leicht. Pauli hat Liebeskummer und würde lieber heute als morgen Hamburg verlassen. Liv kämpft in der Krankengymnastik um wieder ihre Beweglichkeit zu erlangen. Viel lieber würde sie ihre Kräfte für ihr Lokal einsetzen. Sophie hat auch nach 5 Jahren den plötzlichen Tod ihres Mannes Simon nicht verwunden. Marc pausiert nach einem Schwächeanfall. Sein Job in Mallorca als Restaurant- und Hotelcontroller ist eigentlich nicht das, was er ursprünglich machen wollte. Um zu sich selbst zu finden reist er in seine Heimatstadt Hamburg.


Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum. (Seite 9)


Einmal in Hamburg und dann wieder in Mallorca begegnen sich Sophie und Marc. Beide spüren, dass sie mit ihrer Vergangenheit abschließen müssen. Marc findet Erfüllung darin, Livs Speiselokal auf die Sprünge zu helfen. So kann er doch endlich wieder seiner Leidenschaft als Koch frönen. Sein ehemaliger Mentor in Spanien spricht kein Wort mehr mit ihm, weil er dem Beruf als Koch den Rücken gekehrt hatte. Seinem verstorbenen Vater konnte er mit seiner Berufswahl eine Freude machen. Doch wird es nicht langsam Zeit das zu tun, was Man(n) aus tiefstem Herzen möchte?


Zwischen zwei (fremden) Stühlen sitzt es sich nun mal nicht gut, deshalb ist es wichtig, sich beizeiten einen eigenen zu besorgen. (Seite 219)


Sophie lernt langsam aber sicher wieder das Leben zu genießen. Auch wenn sie Probleme mit einem Esel in Spanien bekommt, der die Farbe ihrer Kleidung nicht mag. Sie zur Einbrecherin wird und in allerlei Fettnäpfchen tritt.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Sophie und Marc erzählt. Mir hat es sehr gut gefallen, das sie einmal in Hamburg und dann wieder in Mallorca gespielt hat. Besonders Marcs idyllische Finca hat mir Fernweh beschert. Die Beschreibung der köstlichen Speisen hat meinen Magen mehr wie einmal knurren lassen. Besonders glücklich hat mich gemacht, dass Sophie zur Eselsflüsterin mutiert ist.

Fazit

Geschichten wie diese schaffen es, uns weltweiten Katastrophen für ein paar Stunden vergessen zu lassen. Sie zeigen uns, dass es immer wieder einen Grund dafür gibt, das Leben zu lieben. Mit den liebenswerten Protagonisten würde man am liebsten in einer urigen Küche eine leckere Paella essen. Sich zur Eselsflüsterin ausbilden lassen und für immer in einer Finca leben.

Ich empfehle dieses Buch nicht. Nein! Ich verschreibe es Euch. Vielen Dank Gabriella Engelmann.

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Veröffentlicht am 23.07.2021

Wenn Kinder die Eltern ihrer Eltern werden

Bonuskind
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Zum Inhalt


Lies erzählt uns aus ihrer Sicht eine tragische Familiengeschichte. Als sie eines Morgens aufwacht hat sie das starke Gefühl, dass mit ihrer Mutter Jet etwas passiert ist. Das Bett unberührt. ...

Zum Inhalt


Lies erzählt uns aus ihrer Sicht eine tragische Familiengeschichte. Als sie eines Morgens aufwacht hat sie das starke Gefühl, dass mit ihrer Mutter Jet etwas passiert ist. Das Bett unberührt. Handtasche und Handy hat sie nicht mitgenommen. Der Hund winselt, weil er dringend Gassi gehen muss. Es ist überhaupt nicht typisch für sie, die Kinder über Nacht alleine zu lassen. An ihren Vater möchte sie sich nicht wenden. Für ihn wäre das ein weiterer Beweis dafür, dass seine Exfrau unfähig ist, für die Kinder zu sorgen. Für ihren kleinen Bruder Luuk muss sie nun stark sein. Ihm die Mutter ersetzen. Lies ist die Einzige, die nicht an ein freiwilliges Verschwinden der Mutter glaubt. Auf eigen Faust beginnt sie nach ihr zu suchen. Stößt auf ein Tagebuch, indem ihre Mutter von einer toxischen Liebe erzählt. Ist dieser fremde Mann für das Verschwinden ihrer Mutter verantwortlich?

Meine Meinung

Wenn Kinder die Eltern ihrer Eltern werden


ICH WACHTE MIT dem Gefühl auf, dass Mam tot ist. (1. Satz)


Lies spürt von Anfang an, dass mit ihrer Mutter etwas Schlimmes passiert ist. Nachdem ihre Mutter Jet zwei Nächte spurlos verschwunden bleibt, erhalten sie die Nachricht ihres Todes. Sie soll sich angeblich mit Tabletten das Leben genommen haben. Die 15jährige Lies glaubt das nicht. Ihr Vater Peter fühlt sich bestätigt. Seine Exfrau war psychisch instabil.

In sämtlichen Kapiteln erfährt Lies aus dem Tagebuch von der neuen Liebe ihrer Mutter. Eine Liebe die sie nicht glücklich gemacht hat. Die sie dennoch brauchte wie die Luft zum Atmen. Sie sehnte sich nach dem Familienleben, welches sie früher mit ihrem Ex und den Kindern hatte.

Lies und ihr Bruder haben mir unglaublich leid getan. Sie sind total überfordert von dem Verhalten ihres Vaters und dessen zweiter Frau Laura. Jet fand ich eigentlich schon sympathisch. In ihrem Berufsleben beriet sie Menschen, die psychische Probleme hatten. In ihrem eigenen Leben fiel sie immer mehr in einen Strudel aus Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Dennoch spürt man zwischen den Zeilen die große Liebe, die sie für ihre Kinder empfand. Peter kam total unsympathisch rüber. Nicht einmal hat er auf die Gefühle seiner Kinder Rücksicht genommen. Manchmal hatte ich das Gefühl, der Tod seiner Frau kam ihm gerade Recht. So konnte er endlich seine Kinder ganz für sich behalten. Laura hatte sich stets bemüht, auf die Gefühle der Kinder Rücksicht zu nehmen. Kam selbst oftmals nicht mit dem Verhalten ihres Mannes klar. Lies empfand das nette Verhalten ihrer Stiefmutter berechnend. Jede zweite Woche mussten sie zu ihrem Vater. Jede zweite Woche war Jet allein. Und verzweifelt. Bis sie auf einem Dating Portal einen besonderen Mann kennen lernte .....

Mit ihrem Freund Mees, der sich sehr gut mit Computern auskennt, versucht Lies der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Einer Wahrheit, die mir Gänsehaut beschert hat!

Fazit

Ich habe selten so einen spannenden Thriller gelesen, der mit wenig Blut auskommt. Es handelt sich hier vielmehr um einen Thriller, wie er im realen Leben viel zu oft vorkommt. Eltern lassen sich scheiden. Bekriegen sich bis aufs Blut und wollen die Kinder an sich reißen. Sie denken nicht an die zarten Seelen ihrer Kinder. Leben ihren Frust auf deren Kosten aus. Berauben die Kinder ihrer Jugend. Besonders Lies wurde mit Dingen konfrontiert, die eine 15jährige kaputt machen können. Was unterscheidet diese Coming-of-Age-Geschichte vom realen Leben? Das bittere Ende! Obwohl ... gibt es solche Enden nicht auch immer wieder im wahren Leben?

Danke Saskia Noort. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Intensiv und sehr informativ

Ein tiefes Vergessen liegt auch über ihren Gräbern Teil 1
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Intensiv und sehr informativ


Nur wer seine Vergangenheit kennt, ist befähigt, in der Gegenwart die richtigen Entscheidungen für seine Zukunft zu treffen. (Aus dem Vorwort)

Meine Meinung

Das Vorwort ...

Intensiv und sehr informativ


Nur wer seine Vergangenheit kennt, ist befähigt, in der Gegenwart die richtigen Entscheidungen für seine Zukunft zu treffen. (Aus dem Vorwort)

Meine Meinung

Das Vorwort räumt mit Lügen auf. Sei es kirchlicher oder politischer Natur. Die Autorin hat hier historische Ereignisse in eine teilweise fiktiven Roman verwoben. Das ist ihr sehr gut gelungen. Carl von Ossietzky findet große Erwähnung. Er wies als Herausgeber der Zeitung Die Weltbühne auf die illegalen Zustände in der Weimarer Republik hin. Sein Kampf für die Gerechtigkeit brachte ihn 1931 ins Gefängnis. Nicht lange nach seiner Entlassung kamen die Nazis an die Macht.

2020

Aurelia ist ein knapp 90jährige Dame, die uns ihre Geschichte erzählt. Es wird deutlich, wie die Vergangenheit ihr ganzes Leben stark beeinflusst hat.

1913-1933

Was dieses Buch so besonders macht ist der Tatsache geschuldet, dass die Autorin die Thematik besonders intensiv aufgegriffen hat. Man merkt die umfangreichen Recherchen, die hier gemacht wurden. Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster mit der Behauptung, dass diese Geschichte wertvoll im Schulunterricht wäre. Zeigt sie doch, wie gerade die Jugend empfänglich war für Hitler. Leider auch sämtliche erwachsene Menschen, die der Meinung waren einen guten Führer zu brauchen. Nach dem Fall des deutschen Kaiserreiches waren viel zu viele Menschen desillusioniert.

Frauen hatten nicht mehr viel zu sagen, was hinreichend bekannt sein dürfte. Besonders interessant, wie berühmte Industrielle (deren Namen uns heute noch ein Begriff sind) an dem ganzen Geschehen beteiligt waren. Dass Anfang des 20. Jahrhunderts Umweltschäden angerichtet wurden, die ein sofortiges Umdenken nötig gemacht hätten, lässt einem kalte Schauer über den Rücken laufen. Das Ergebnis erleben wir gerade.

Aurelia erzählt ihre Geschichte. Sie weiß, dass sie die längste Zeit schon gelebt hat. Menschen wie sie verhindern das Vergessen vieler Gräber. Rebekka Jost brachte mir einige Menschen näher, von denen ich persönlich nichts wusste. Deren Gräber bestimmt bei den meisten in Vergessenheit geraten sind.

Die Autorin liebt große Herausforderungen. Dieses Buch hat sie komplett ohne Lektorat und Korrektorat geschrieben. Auch das Cover hat sie selbst gestaltet. Bei meinem Buch handelt es sich um die Erstausgabe. Ein paar Schreibfehler konnte ich entdecken, die aber meinen Lesefluss nicht gestört haben. Das Cover gefällt mir persönlich überhaupt nicht. Der Inhalt umso mehr.

Fazit

Eindrucksvoll vermittelt die Autorin die dramatischen Umstände nach dem 1. Weltkrieg. Die Menschen wollten hinterher eine gute Führung. Der 2. Weltkrieg ist Beweis genug, dass sie der falschen Partei vertraut haben. Viele Menschen falschen Versprechen glaubten und jedem anders Denkenden das Leben schwer machten. Damals wie heute hinterfragen Menschen zu wenig. Unsere momentane weltweite Situation macht das besonders deutlich. Umweltkatastrophen und Pandemien haben uns nicht plötzlich getroffen. Das wird in diesem Buch mehr als deutlich. Ein großes Stück Geschichte, in einem Roman verpackt, wäre in Schulen hilfreicher als trockene Lehrbücher. Besonders interessant sind die Hintergrundinformationen im Anhang.

Danke Rebekka Jost für dieses beeindruckende Debüt. Ich werde die Geschichte weiter verfolgen

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Veröffentlicht am 12.07.2021

Eine Prinzessin aus den Trümmern geht ihren Weg

Wenn die Hoffnung erwacht
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Zum Inhalt
Regensburg 1947
Die gelernte Apothekenhelferin Nora liebt ihren Beruf im elterlichen Betrieb. Ihr Vater ist sehr streng und strahlt absolut keine väterliche Liebe aus. Verantwortungsvollere ...


Zum Inhalt
Regensburg 1947
Die gelernte Apothekenhelferin Nora liebt ihren Beruf im elterlichen Betrieb. Ihr Vater ist sehr streng und strahlt absolut keine väterliche Liebe aus. Verantwortungsvollere Arbeiten dürfen nur ihr Bruder und der Vater selbst verrichten. Der Krieg ist noch nicht lange vorbei. Die amerikanischen Besatzer führen das Regiment. Als Nora mit ihrer besten Freundin eine deutsch-amerikanische Silvesterfeier besucht, lernt sie den US-Officer William kennen und lieben. Davon darf ihr Vater selbstverständlich nichts wissen. Als sie ein Kind erwartet, möchte William offiziell bei ihrem Vater um Noras Hand bitten. Nora möchte ihren Vater erst darauf vorbereiten und macht mit William einen Termin aus. Dieser erscheint nicht, da er abkommandiert wird. Ihr Vater möchte keine Tochter mit einem Ami-Bankert durchfüttern. Er will eine Heirat arrangieren, die ihn gleichzeitig seiner finanziellen Sorgen entledigt. Nora, die für diesen Mann absolut keine Liebe aufbringen kann, flüchtet mit ihrem kleinen Willi nach München. In München begegnet ihr die verwahrloste und schwer kranke Celia. Sie bringt die verwirrte Frau heim zur Villa der reichen Wagners.
Meine Meinung
Eine Prinzessin aus den Trümmern geht ihren Weg
Das ist nun der vierte historische Roman, den ich von Lilli Beck gelesen habe. Dieses Mal entführt sie uns abwechselnd nach Regensburg und München. Nach dem Krieg war ja bekanntlich noch lange nicht Schluss. Handlung und Protagonisten sind frei erfunden. Dennoch könnte es genauso gewesen sein. Die Geschichte beschreibt die große Hungers- und Wohnungsnot, die es wirklich gegeben hat. Mit Nora lernen wir eine blutjunge Frau kennen, die einem auf den ersten Blick ziemlich naiv vorkommt. Die Silvesterparty hatte sie nur wegen des guten Essens besucht. Bedenkt man die entbehrungsreiche Zeit, so kann hier von naiv jedoch keine Rede sein. Ich konnte Nora sehr gut verstehen. Jeden Tag hungrig ins Bett zu gehen, können sich Menschen meines Jahrgangs nicht vorstellen. Den US-Officer William konnte ich sehr gut leiden. Er hat seine Prinzessin aus den Trümmern nach Strich und Faden verwöhnt. Sich über Noras Schwangerschaft gefreut und ihr die Ehe versprochen. Ich war wirklich mit Nora traurig, als er auf einmal abkommandiert wurde. Die mutige Nora hat ihr Schicksal selbst in die Hand genommen und ist mit ihrem Baby nach München geflüchtet. Hat jahrelang darauf gewartet, dass ihre große Liebe zurück kommt.
In München muss Nora eine Lüge leben. Eine Lüge, die ihr und ihrem kleinen Sohn ein anständiges Leben beschert. Der Schwarzhandel blüht. In München ist die Wohnungsnot noch größer als in Regensburg. Die Wagners sind herzensgute Menschen und bieten Nora einen Job und ein Dach über dem Kopf. Behandeln sie wie ein Familienmitglied. Aber um welchen Preis? Sie stellen keine Fragen. Sie warten und hoffen darauf, dass die traurige Nora sich ihnen irgendwann freiwillig öffnet. Nora belastet das Ganze sehr. Aber die Wahrheit könnte ihr und Willi die Geborgenheit bei den Wagners wieder nehmen.
Die Autorin verfügt über einen magischen Schreibstil. Sie verknüpft Fakten und Fiktion zu einem harmonischen Ganzen. So beschreibt sie auch die Gutmütigkeit der Wagners, ohne ihre negativen Seiten auszusparen. Denn eins wird mit jeder Seite immer mehr klar: Nora ist nicht die Einzige, die mit einer Lüge lebt.
Fazit
Diese spannende und warmherzige Geschichte konnte mich von Anfang an mitnehmen. Sie mag einem stellenweise weit hergeholt vorkommen. Aber das ist sie nicht. Frauen hatten in der Nachkriegszeit keine Rechte. Ein lediges Kind war für die meisten Familien eine Schande. Noch dazu ein Ami-Bankert. Viele Menschen konnten sich eine Zeit lang nicht ausweisen. Geburtsurkunden und sämtliche Papiere gingen in den Trümmern verloren. Da ich selber in einer Soldatensiedlung groß geworden bin, kann ich ein bisschen mitreden. Habe noch viele Gespräche meiner Eltern im Kopf. Ein bis zwei Jahre haben wir Tür an Tür mit den Amerikanern gewohnt. Mischehen waren keine Seltenheit. Gescheiterte Ehen zwischen amerikanischen Männern und deutsche Frauen, auch nicht. Nur, die Frauen die ich kannte, wurden von ihren Eltern wieder aufgefangen. Nora im Roman nicht! Ob mir das Ende gefallen hat? Ja. Davor waren jedoch jede Menge Tränen geflossen.
Eine absolute Empfehlung von mir. Wer die Bücher von Teresa Simon mag, ist auch mit diesem Roman gut beraten. Danke Lilli Beck

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Zwei Skorpione im Kampf um Kunst und Liebe

Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe
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Zum Inhalt

Mit Dora Maar hat uns die Autorin eine ganz besondere Künstlerin nahe gebracht. Das war für mich absolut interessant, da ich mich zuvor nie mit Picasso befasst habe. Folglich war mir auch Dora ...

Zum Inhalt

Mit Dora Maar hat uns die Autorin eine ganz besondere Künstlerin nahe gebracht. Das war für mich absolut interessant, da ich mich zuvor nie mit Picasso befasst habe. Folglich war mir auch Dora kein Begriff.

Henriette Theodora Markovitch wuchs in Bueno Aires auf. Ihr Zimmer wurde durch eine Glastüre von den anderen Räumen abgetrennt. Das führte dazu, dass Theodora keine Privatsphäre hatte. Ihre französische Mutter wollte unbedingt zurück nach Paris. Nur in ihrer Heimat konnte sie ihr gesellschaftliches Leben auskosten. War Theodora anfangs ziemlich traurig darüber, so sollte Paris ihr den beruflichen Weg als Künstlerin der Fotografie ebnen. Ihr Vater ermöglichte ihr ein Studium.

Henriette Theodora Markovitch befand die junge Frau nicht passend als Künstlername. Sie nannte sich Dora Maar. Dieser Name war in Künstlerkreisen schnell ein Begriff. Ihre Mutter, eine Hutmacherin, ist über das Lotterleben, welches ein Künstlerleben mit sich bringt, regelrecht empört. Ihr Vater war Architekt. Obwohl der gebürtige Kroate nicht von allem überzeugt war, was seine Tochter so machte, unterstützte er sie, wo er nur konnte. Als Dora und der berühmte Pablo Picasso ein Paar werden, ist ihr Vater nicht glücklich darüber. Die Empörung ihrer Mutter nimmt schwindelerregende Höhen an.

Meine Meinung

Zwei Skorpione im Kampf um Kunst und Liebe


Die Frau, die durch die Bataille-Hölle gewandelt ist, hat Mut und weiß von den dunklen Seiten der körperlichen Liebe. (Seite 49)


Dora hatte sich anfänglich lustig über Picasso gemacht. Alleine seine Frisur, mit der den Haarschwund zu vertuschen suchte, fand sie einfach nur lächerlich. Ich habe mich geärgert darüber, wie eine begnadete Künstlerin sich von Picasso psychisch abhängig gemacht hatte. Dabei dachte ich, sie wäre etwas abgebrühter, das sie ja mit dem Surrealisten Georges Bataille eine Beziehung pflegte. Bataille war bekannt für seine speziellen Vorlieben in der Liebe. Dora war der Star des surrealistischen Kreises. Und auf einmal das Anhängsel Picassos. Picasso ließ sich von Dora inspirieren. Brauchte sie (künstlerisch gesehen) wie die Luft zum Atmen. Es entstand das berühmte Gemälde „Guernica“, bei dem Dora einen sehr großen Anteil hatte. Dora empfand ich insgesamt als Widerspruch. Einerseits kostete sie das Pariser Leben in vollen Zügen aus, was Alkohol und Drogen betraf. In der Liebe glich sie mehr ihrer Mutter. Zeigte auch nicht gerne Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit. Erzählte Freundinnen keine intimen Details. Treue war für sie ein absolutes Muss!

Das Paris 1936 hatte es in sich. Das Nachtleben war in Künstlerkreisen oftmals sehr ausschweifend. Zigaretten rauchen galt als chic. Treue war etwas für Langweiler. Besonders der Narzisst Picasso hatte seine Musen häufig gewechselt. Mehr scheinen Frauen für ihn nicht gewesen zu sein. Ich fand es ewig schade, dass Dora die Fotografie ad Acta gelegt hatte, weil Pablo Picasso es so wollte. Sich der Malerei annahm weil Picasso es so wollte. Und ich frage mich: Was wäre Picasso ohne seine Musen gewesen? Eines muss man Picasso zugestehen. Er war stets sehr großzügig und kümmerte sich weiterhin um seine Exfrau und die gemeinsamen Kinder.

Dora rettete seine Gemälde vor den deutschen Besatzern. Wieder einmal spielte der zweite Weltkrieg eine sehr große Rolle. Ein Krieg, den Picasso unbeschadet überstand.

Ich habe mich wirklich darüber geärgert, wie so eine selbstständige Frau zum Anhängsel mutierte. Eine Frau, die Picasso nicht sofort an sich ran ließ. Die mit eigenen Kunstwerken zu überzeugen wusste. Die mal im Süden Frankreichs, dann wieder in Paris Picassos Werke unterstützte. Deren Nerven blank lagen, als Picasso sie durch eine wesentlich jüngere Frau ersetzte. Das empfand ich positiv. Alleine hatte sich Dora wieder eigenständig der Kunst gewidmet. Sich mit ihrem Leben auseinandergesetzt. Erkannt dass ihre gläserne Vergangenheit viel mit ihrer Abhängigkeit zu tun hatte. Die Zerbrechlichkeit ihrer Mutter fand ich oftmals auch in Dora wieder.


So wie man im Äußeren lebt, so sieht es auch im Inneren aus. (Seite 416)

Fazit


Ich bin ein Kunstbanause. Kann mich weder mit Picassos Gemälden noch mit Doras Fotografien anfreunden. Monet liegt mir einfach mehr. Ich liebe die Kunst des geschriebenen Wortes. Bettina Storks beherrscht diese komplett. Fiktive Elemente hat sie mit realen Geschehen gekonnt verknüpft. Mir auf sehr spannende Weise das aufregende Leben von zwei berühmten Künstlern nahe gebracht.

Wie immer, bei biografischen Romanen, habe ich mir sehr viele Bilder im Netz angesehen. Picasso und Dora vermitteln das Bild eines perfekten Paares. Zwei Skorpione. Einer davon kämpft um die Liebe. Der andere kennt nur eine wahre Liebe: Die Kunst der Malerei.

Danke Bettina Storks, für die spannenden Lesestunden.

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