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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2021

Neue empfehlenswerte Krimiserie

Ein Prosit auf den Mörder
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Clarissa von Michel ist in Pension gegangen. Als ehemalige Kriminalkommissarin ist sie eine Bereicherung für den Kriminalclub in ihrem neuen Wohnort Niedermühlenbach. Dann geschieht ein echter Mord. Ein ...

Clarissa von Michel ist in Pension gegangen. Als ehemalige Kriminalkommissarin ist sie eine Bereicherung für den Kriminalclub in ihrem neuen Wohnort Niedermühlenbach. Dann geschieht ein echter Mord. Ein äußerst unbeliebter Mitbürger ist tot und Clarissa und ihr Club ermitteln.
Es ist ein humorvoller leichter Krimi mit einem Touch von den guten alten englischen Krimis wie Agatha Christie, Sir Conan Doyle u.a..
Das als Umgebung die Mosel in all ihrer Schönheit genommen wurde, ist für mich als ein großer Fan der Gegend, ihrer Menschen und natürlich auch des Weins ein großer Pluspunkt. Es fügt sich alles perfekt in einander.
Sehr liebenswerte Charakter, eine schöne Beschreibung und ein würdiger Toter. Die kleinen humorvollen Einlagen runden das Ganze ab. Natürlich ist Clarissa die Hauptperson und daher besonders, aber ihre Mitstreiter sind auch nicht ohne. Vor allem wenn mal wieder vorgefasste Meinungen in Wirklichkeit genau anders aussehen. Das ist eine Besonderheit am Schreibstil. Die einzelnen Protagonisten können über sich selber lachen. Wir als Leser lachen gleich mit. Kleinigkeiten nur aber sie machen den Krimi außergewöhnlich.
Die ganze Geschichte ist locker leicht erzählt, keine Brutalitäten, nichts was das Lesen bei einem Glas Wein stören würde.
Es ist der erste Band einer neuen Serie und ich freue mich jetzt schon auf die folgenden Bände.

Veröffentlicht am 17.08.2021

Eiserner Wille

Niemandsmeer
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Ein außergewöhnlicher Mord eingebettet in einer historischen Handlung.
1841 werden 200 Frauen wegen geringer Vergehen zur Deportation nach Tasmanien verurteilt. Auf dem Schiff Rajah werden sie über hundert ...

Ein außergewöhnlicher Mord eingebettet in einer historischen Handlung.
1841 werden 200 Frauen wegen geringer Vergehen zur Deportation nach Tasmanien verurteilt. Auf dem Schiff Rajah werden sie über hundert Tage verbringen, eng an eng, mit schlechtem Essen und wenig Bewegung oder irgendeiner Form an Ablenkung. Zu mindestens so ist es geplant, aber eine junge Frau fährt mit und will den Frauen etwas Menschenwürde zurück geben. Es ist eine Idee der Quäkerinnen um Eliza Fry, die Mitleid mit den Frauen haben die unverschuldet straffällig geworden sind. Sie näht mit den Frauen einen Quilt fast 6m² groß.
Heute kann man ihn in einem australischen Museum bewundern.
Der fiktive Teil handelt von einer jungen Frau die eigentlich wegen Mordes verurteilt wurde und sich an Bord geschmuggelt hat. Auch auf dem Schiff geschieht ein Mord. Die Aufklärung übernehmen der Kapitän, der Schiffsarzt, ein Priester und besagte Begleitperson der Frauen.
Die Autorin beschreibt die Lebensumstände an Bord, als ob sie mit gefahren ist. Sie erzählt von den Ängsten und Gefahren genauso wie von der männlichen Überheblichkeit gegenüber dem vermeintlich schwächeren Geschlecht, die Arroganz der Bessergestellten gegenüber den Unterlegenen und genauso eindringlich von dem Wunsch, Menschen ihre Würde zurück zu geben, ihnen Hoffnung auf ein besseres Leben zu geben und dafür zu sorgen das diese Frauen ihren Kopf wieder hochheben.
Das Buch ist nicht gefühlsdusselig oder wie die meisten Geschichten zu diesem Grundthema melodramatisch mit Happy End. Es zeigt die damalige Realität und das man mit eisernen Willen viel erreicht.

Veröffentlicht am 16.08.2021

Ein berührendes Buch

Der Ort der verlorenen Herzen
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Antoine hat sechs einsame Menschen eingeladen mit ihm zusammen Weihnachten zu feiern. Sie kennen einander nicht und einige kennen auch Antoine nicht. Anouk ist eine von ihnen. Ihren Eltern hat früher das ...

Antoine hat sechs einsame Menschen eingeladen mit ihm zusammen Weihnachten zu feiern. Sie kennen einander nicht und einige kennen auch Antoine nicht. Anouk ist eine von ihnen. Ihren Eltern hat früher das Haus gehört das Antoine für Besucher umgebaut hat. Daher glaubt sie, ist sie an diese Einladung gekommen. Bei einem Schneesturm erzählen sich diese Menschen ihre Geschichte und kommen sich näher.

Das alles spielt zu Weihnachten und daher könnte man auf die Idee kommen dieses Buch sei ein Wohlführoman. Das war es für mich nicht. Die Geschichte hätte zu jeder anderen Zeit spielen können, gut, an Weihnachten ist man noch etwas einsamer als sonst, daher sehnt man sich eher nach Gesellschaft. Das erzwungene Zusammensein hätte auch ein anderes Unwetter sein können.

Egal, nicht gewollte Einsamkeit ist ein Riesenproblem für die Menschen, keine Ansprache, kein Trost am Ende pure Verzweiflung.

Darum geht es in diesem Buch, wieviel kann ich selber dagegen tun und wobei brauche ich Hilfe. Reicht es einfach andere Schicksalsgenossen zu treffen oder muss es jemand sein der dieses Problem professioneller lösen kann.

Auf alle Fälle haben die Protagonisten mit Hilfe der Autorin erkannt, das sie sich erst mal zu ihrem Problem bekennen müssen und das sie einen guten Teil selber schuld sind, weil sie ihre Wünsche auf andere projektiert haben.

Man kann nicht immer alles haben, ein einfacher Satz, absolut logisch aber wenn es sehr intensive Wünsche sind wie z.B.: ein Mensch zu lieben oder ein Kind dann ist alles nicht mehr einfach.

Ohne große Sentimentalität, ohne in die Melodramatik abzurutschen, zeigt die Autorin Verständnis für Menschen und lässt sie nicht bedauernswert sondern bewundernswert in den Augen von uns Lesern dar stehen.

Ein berührendes Buch das ich gern gelesen habe.

Veröffentlicht am 11.08.2021

Beklemmend

Heimatsterben
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Die Journalistin Hanna Ahrens kommt aus einer weitverzweigten Familie, die sich fremd geworden ist. Der einzige Anker ist Oma Tilda die im Sterben liegt. Sie bittet ihre Lieblingsenkelin die ...

Die Journalistin Hanna Ahrens kommt aus einer weitverzweigten Familie, die sich fremd geworden ist. Der einzige Anker ist Oma Tilda die im Sterben liegt. Sie bittet ihre Lieblingsenkelin die Familie zusammen zu halten. Obwohl sie in den USA lebt gibt sie sich große Mühe und kehrt nach Deutschland zurück. In Deutschland sind Wahlen und die nationale Partei steht vor dem Wahlsieg. Hannahs Schwager ist der zukünftige Bundeskanzler.
Am Anfang steht die Frage wieviel Nationalismus verträgt eine Demokratie. Dann ist da die Tatsache das in einer Partei es verschiedene Meinungen zu brisanten Themen gibt. Wer gewinnt die Oberhand, die Gemäßigten oder die Radikalen. Wenn es die Hardliner sind, wie entwickelt sich das Land? Wo sind dann die Grenzen?
Am Beispiel einer Familie beantwortet die Autorin diese Fragen und macht sich Gedanken um die Folgen. Die einzelnen Mitglieder der Familie werden in kurzen prägnanten Sätzen beschrieben. Jede Persönlichkeit hat nachvollziehbare Gründe warum sie sich so verhält und nicht anders. Ihr Umfeld ist ein erweiterter Kreis mit ähnlichen Vorgaben. Der Ursprung liegt in der Geschichte. Flucht und dann der Wunsch nach Sicherheit sind die Grundlagen. Eine wertekonservative Denkweise der Aufbau. Das berauschende Gefühl von Macht und Anerkennung sorgt für den Rest.
Am Ende schreibt sie: "Es ist eine rein fiktionale Geschichte auch wenn mich während der Arbeit daran, die Realität manchmal zu überholen schien."
Genauso habe ich es empfunden. Bei jeder Figur hatte ich ein Gesicht vor Augen. Mal aus der realen Politik, mal aus dem Bekannten- oder Freundeskreis.
Es hat mir Angst gemacht, was ist wenn dieses Buch keine Fiktion sondern eine Blaupause der Zukunft ist.

Veröffentlicht am 01.08.2021

Man muss sich wehren

Die letzte Bibliothek der Welt
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Wie überall muss im englischen Chalcott gespart werden, daher soll die städtische Bibliothek geschlossen werden. Für June würde dadurch ihr Lebensinhalt wegfallen. Sie ist extrem schüchtern, die einzigen ...

Wie überall muss im englischen Chalcott gespart werden, daher soll die städtische Bibliothek geschlossen werden. Für June würde dadurch ihr Lebensinhalt wegfallen. Sie ist extrem schüchtern, die einzigen Menschen denen sie freundlich und ohne Zurückhaltung begegnet sind ihre Kunden in der Bibliothek. Stanley, ein älterer Herr mit dem sie Kreuzworträtsel löst, Chantal, eine Schülerin die in Ruhe lernen will, Leila eine Asylsuchende mit ihr zusammen schaut sie Kochbücher an. Nach Feierabend geht sei allein ihr Haus zurück und liest.
Ihre Kunden sind auch unglücklich über die geplante Schließung, also planen alle zusammen eine Protestaktion.
Am Anfang ist das Geschehen sehr zäh dargestellt. Als Leserin habe ich nur June vor Augen gehabt und die gab zu dem Zeitpunkt kein gutes Bild ab. Die anderen Akteure kamen erst nach und nach dazu und waren von Beginn an viel agiler. Dann wendete sich das Geschehen und June entwickelte sich von einem Mauerblümchen zu einer zaghaften Kämpferin, Als Alex als weitere Figur in Erscheinung trat kam auch ganz leise Liebe mit ins Spiel. Das ergab denn auch einige reizende Missverständnisse durch unausgesprochene Gedanken und halbe Sätze.
War der Anfang noch zäh gewann das Buch danach mit jeder Seite, vor allem weil das Zwischenmenschliche immer nur angedeutet wurde. Es wurde immer in kurzen prägnanten Sätzen etwas dargestellt und die Ausschmückung bleibt uns Lesern überlassen.
Die Liebe bleibt leise im Hintergrund, etwas das ich als äußerst angenehm empfunden habe.
Vor allem die Probleme im sozialen Bereich werden immer wieder kurz angeschnitten, das könnte man auch als Kritik am englischen System verstehen.
Trotz der eindeutigen englischen Verhältnisse war das Buch leicht verständlich und gut zu lesen, es hat Spaß gemacht.