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Veröffentlicht am 14.11.2021

Mir ist es zu lang dahingeplätschert

Be My Tomorrow
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Zelda hat alles auf eine Karte gesetzt und verloren. Ihre Graphic Novel, die ihr mehr bedeutet als alles andere, wurde von keinem Verlag akzeptiert und jetzt steht sie mit nichts da, nachdem sie auch noch ...

Zelda hat alles auf eine Karte gesetzt und verloren. Ihre Graphic Novel, die ihr mehr bedeutet als alles andere, wurde von keinem Verlag akzeptiert und jetzt steht sie mit nichts da, nachdem sie auch noch ausgeraubt wurde. Zum Glück hat sie gerade Beckett kennengelernt, der zwar alles andere als begeistert von der Idee einer Mitbewohnerin ist, aber das Geld dringend braucht und Zelda auch nicht einfach auf der Straße schlafen lassen kann. Also teilen sie sich fortan seine 37 Quadratmeter Wohnung – aber nur als Freunde, wenn überhaupt.


Zelda und Beckett schlagen sich beide mit heftigen Schuldgefühlen herum. Schon sehr früh erfährt man, worum es geht: Zeldas Schwester wurde als beide noch Kinder waren entführt und ermordet und Zelda gibt sich selbst die Schuld daran, weil sie es nicht verhindern konnte. Beckett dagegen war als junger Mann an einem Raub beteiligt, bei dem ein Mensch durch einen Herzinfarkt starb. Auch er kann sich diese Schuld nicht vergeben und wird durch seine Bewährung und die Folgen der Verurteilung ständig wieder damit konfrontiert. Als Ex-Häftling sieht er sich durch sehr vielen Einschränkungen und Vorurteilen eingeengt und es scheint für ihn keine Möglichkeiten mehr zu geben.

Mir waren beide Zelda und Beckett sympathisch, sie haben bei mir auch immer weiter dazugewonnen. Zelda hat mich mit ihrem Schmerz auch mehr als einmal bewegt, ebenso wie Beckett mit dem brennenden Wunsch, die Vergangenheit zu ändern.

Immer wieder gibt es Einschübe mit der Graphic Novel, was ich persönlich echt interessant fand. Das macht das Buch nicht nur besonders, sondern passt perfekt zur Handlung, weil sich ein Großteil eben um die Arbeit an dieser dreht.

Allerdings plätscherte die Handlung für mich zu lang einfach so dahin. Es ist gefühlt eine Ewigkeit nicht wirklich etwas passiert. Zwischendrin gab es dann durchaus emotionale Szenen und ein paar Schritte vorwärts, aber immer eingebettet in dieses Plätschern. Mir hat es sich dadurch ein wenig zu sehr gezogen.

Ich hatte auch meine Probleme mit Darlene. Sie ist ein Nebencharakter, der aber immer wieder auftaucht, mal als Hilfe, mal als Verwicklung oder Problemfaktor. Ich fand sie nicht sympathisch, sondern vor allem extrem dreist und für mich unverständlich. Am Ende konnte ich sie besser verstehen, aber davor hat sie mich eigentlich immer nur irritiert.


Fazit: Ich fand das Buch gut, auch zwischendrin bewegend und gegen Ende gefiel es mir deutlich besser, als die gesamte Zeit davor. Allerdings zog es sich für mich immer wieder zu sehr. Die Handlung plätscherte über weite Strecken vor sich hin und es dauerte lang, bis wirklich etwas „passiert“ ist, außer Schuldgefühlen ohne Ende.
Was ich dagegen wirklich toll fand war die Graphic Novel, die die Protagonisten geschaffen haben. Immer wieder finden sich im Buch ein paar Seiten dazu und die Story, die sie sich ausdecken, fand ich richtig toll.

Von mir bekommt das Buch knappe 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 30.10.2021

Mir war es zu oft "drüber", aber es gab auch schöne und witzige Momente

Park Avenue Player
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Elodie könnte zur Mörderin werden – würde sie nicht diesen blöden Job so gern haben wollen. Seit zwei Jahren, seit ihrer Scheidung, verdient sie ihr Geld damit fremdgehenden Ehemännern Fallen zu stellen, ...

Elodie könnte zur Mörderin werden – würde sie nicht diesen blöden Job so gern haben wollen. Seit zwei Jahren, seit ihrer Scheidung, verdient sie ihr Geld damit fremdgehenden Ehemännern Fallen zu stellen, im Dienste eines Privatdetektives. Nun hat sie die Gelegenheit Vollzeit-Nanny für eine Elfjährige zu werden, mit der sie sich sehr gut identifizieren kann. Doch die Sache hat einen Haken: Hollis, den Onkel des Mädchens. Er hat das Sorgerecht für sie und schon bei ihrer ersten Begegnung hätte sie ihn am liebsten erwürgt! Doch entgegen aller Wahrscheinlichkeit gibt er Elodie schließlich doch den Job. Aber die ist sich nicht sicher, was sie von ihm halten soll – mal ist er eiskalt zu ihr, dann flirtet er scheinbar was das Zeug hält und wieder von vorne. Was soll das?


Ich hatte anfangs meine Probleme mit den Protagonisten. Beide waren mir auf Anhieb unsympathisch. Das hat sich zum Glück bald gegeben, aber trotzdem konnte mich die Geschichte nicht komplett mitreißen.

Zu Beginn liegen sich Elodie und Hollis praktisch ständig in den Haaren, was vor allem daran liegt, dass er auf sie steht, sie das ahnt und beide nicht damit umgehen können. Aus ihm macht das ein gigantisches A… und aus ihr – keine Ahnung was. Sie spielen Spielchen miteinander und die sind wahrscheinlich nicht für jeden Geschmack etwas. Manchmal fand ich das witzig, manchmal aber auch nervig.

Elodie hat ihrem Ex bis heute nicht verziehen, dass er sie betrogen hat. Das hat dafür gesorgt, dass sie Vertrauensprobleme hat. Sie misstraut Männern im Allgemeinen, woran auch ihr früherer Job nicht unschuldig ist. Gleichzeitig ist sie aber vom Typ Mensch her ein „Kümmerer“. Sie braucht es, sich um andere zu kümmern und sie ist eigentlich immer zu sehr involviert mit ihren Gefühlen.

Hollis wurde von seiner Ex verlassen und zutiefst verletzt. Seitdem verschließt er sich vor der Frauenwelt und lässt niemanden an sich heran – außer für Sex. Aber keine Beziehungen. Niemals. Er hasst es, Gefühle für Elodie zu haben und jedes Mal, wenn sie ihm bewusst werden, bekommt er eine A…-Attacke.

Es gibt eine Wendung am Ende, die ich teilweise vorhergesehen habe, aber nicht ganz. Ich fand sie einerseits interessant, andererseits war es mir dadurch leider endgültig zu viel Drama. Hollis sorgt sowieso sehr gern für viel Drama aber dann eben noch die Wendung obendrauf war für mich zu viel.


Fazit: Ich fand das Buch nicht schlecht, aber ich hatte auch meine Probleme damit. Müsste ich das Buch in einem Wort beschreiben, wäre es: übertrieben. In vielen Bereichen ist das Buch für mich einfach etwas zu sehr drüber. Es ist immer wieder sehr dramatisch, vor allem dank des Protagonisten, den ich ab und an echt gern geschüttelt hätte.
Beide Protagonisten stehen auf Kehrtwendungen. Nach dem Lesen des Buches fühle ich mich irgendwie als hätte ich eine Runde in der Waschmaschine gedreht. Erst um ein Haar in Abneigung ertränkt, dann durch Wortwechsel geschleudert, inklusive krassen Verhaltensänderungen, um anschließend wieder fast zu ertrinken, dieses Mal in sexuellen Gedanken und Fantasien und dann wird der Schleudergang angestellt und nichts ist mehr so, wie es vorher war.

Ich fand die Wendung nicht schlecht, aber mir war es dadurch dann endgültig zu viel Drama.

Ich fand das Buch nicht schlecht, aber mir war es wie gesagt, zu oft drüber. Es bekommt von mir 3 Sterne – die schönen und witzigen Szenen zwischendrin haben es gerettet.

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Mir war es leider zu langatmig

Vermächtnis der Dunkelheit
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Als sie ein Kind war, wurde Adriana beinahe von ihrem leiblichen Vater ermordet. Er griff sie, ihre Mutter und deren beste Freundin in ihrem Zuhause an und hätte Adrianas Mutter nicht gekämpft, wären es ...

Als sie ein Kind war, wurde Adriana beinahe von ihrem leiblichen Vater ermordet. Er griff sie, ihre Mutter und deren beste Freundin in ihrem Zuhause an und hätte Adrianas Mutter nicht gekämpft, wären es sie gewesen, die diesen Tag nicht überlebten. Doch so kam alles anders.
Adriana lässt sich davon nicht unterkriegen. Sie wird stärker. Und schließlich baut sie sich ein Imperium auf.
Doch es gibt jemanden, der ihr das nicht gönnt. Jemand, der ihr immer wieder Drohbriefe in Gedichtform schickt. Jemand, der keinen Hehl daraus macht, dass er Adriana töten will.


Das Buch setzt ein, als Adriana ein Kind ist. Man ist dabei als ihr leiblicher Vater, den sie bis da nicht kannte, versucht sie zu töten. Doch er ist es, der stirbt. Man folgt Adriana durch ihre Kindheit, ihre Jugend, wie sie den Grundstein ihres Imperiums legt, wie sie erwachsen wird. Man folgt aber auch dem Mann, der für sie immer schon der Eine war, auch wenn sie das erst spät merkt. Sie lernt ihn kennen, als sie beide noch Kinder sind und wir sind dabei, wenn er eine Familie gründet und Wendepunkte erlebt.

Ich liebe diese Art Romane. Ich liebe es wenn Thriller und Romance aufeinandertreffen. Doch hier war es mir leider zu viel Erzählung und zu wenig Thriller und erst viel zu spät auch Romance.
Mir hat sich das alles viel zu lange hingezogen. Es ist nicht langweilig, Adriana dabei zuzusehen, wie sie erwachsen wird, sich von ihrer Mutter abnabelt und eine Geschäftsfrau wird. Doch irgendwann ist es einfach zu viel Fitness und Training und gesunde Ernährung, mit gelegentlichen Sünden.
Es dauert bis zum letzten Drittel, bis sich in Sachen Romance etwas tut und mir war das einfach zu spät.

Ich wusste relativ bald, wer der Stalker ist und was der Grund dafür war, aber das hat mich nur mäßig gestört. Ich fand es schade, dass es so lange gedauert hat, bis die Theorie endlich mal aufkam, weil ich es relativ naheliegend fand, auch ohne die Absätze, die es gelegentlich aus Sicht des Täters gab.


Fazit: Bei mir kam leider kein „aww“ auf und auch nicht wirklich Spannung. Ich mochte die Protagonisten, ich liebte die Nebencharaktere, besonders Sadie uns Jasper, aber für mich dauerte es einfach viel zu lang, bis sich „etwas getan hat“. Normalerweise habe ich die Bücher von Nora Roberts, die in diese Richtung gingen, immer verschlungen und nach wenigen Stunden beendet. Für dieses Buch habe ich drei Tage gebraucht, weil ich mich immer wieder motivieren musste, weiterzulesen.

Von mir bekommt es ganz, ganz knappe 3 Sterne und die nur, weil es gegen Ende besser geworden ist. Ich hoffe, Nora Roberts findet zu ihrer alten Form zurück.

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Veröffentlicht am 04.10.2021

Ich habe mich lange mit dem Protagonisten schwer getan

Was wir in uns sehen - Burlington University
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Achtung: Band 1 einer Reihe, aber in sich abgeschlossen!


Chastity hatte es nie leicht im Leben. Aufgewachsen in einer brutalen religiösen Sekte ist ihr selbst jetzt, ein paar Jahre nach ihrer Flucht, ...

Achtung: Band 1 einer Reihe, aber in sich abgeschlossen!


Chastity hatte es nie leicht im Leben. Aufgewachsen in einer brutalen religiösen Sekte ist ihr selbst jetzt, ein paar Jahre nach ihrer Flucht, die Außenwelt noch immer fremd. So auch das College. Der einzige Lichtblick: Dylan. Chastity ist heimlich in ihn verliebt, seit sie ihn das erste Mal gesehen hat und genießt jeden Moment in seiner Nähe. Doch er sieht in ihr eine kleine Schwester, maximal eine Freundin, aber nicht mehr. Stattdessen ist er mit ihrer schrecklichen Mitbewohnerin zusammen. Aber Chastity hat nicht die Hölle überlebt, um jetzt einfach so aufzugeben.


Chastity war mir von Anfang an sehr sympathisch. Sie hat Schreckliches erlebt und jedes Mal, wenn sie davon erzählt, ist es unfassbar, dass Menschen einander so etwas antun unter dem Vorwand des „Glaubens“. Ich weiß, es gibt einige Sekten und gerade in den USA sind sie besonders zahlreich, dennoch finde ich es unglaublich, dass sie mit all dem einfach durchkommen und niemand interessiert es, niemand schreitet ein.

Chastity tat mir leid, wegen ihrer Vergangenheit, aber auch wegen ihrer Gegenwart. Sie ist so sehr in Dylan verliebt und er sieht es einfach nicht. Stattdessen darf sie ihm beim Knutschen mit ihrer furchtbaren Mitbewohnerin zuschauen, die ihr Möglichstes tut, um Chastity fertig zu machen. Sie ist manchmal richtig grausam mit ihren Worten.

Mein Problem gute zweidrittel des Buches war, dass ich Dylan nicht mit Chastitys Augen sehen konnte. Ich habe mich schrecklich über ihn aufgeregt und wollte ihn mehr als einmal gern verprügeln. Das fing schon am Anfang an, er meint, er sei ja so beschützerisch Chastity gegenüber, aber er lässt sie auf einer Party allein, um mit seiner Freundin eine heiße Nummer zu schieben! Es hätte ihr sonst etwas passieren können!
Und selbst wenn er nicht weiß, dass sie in ihn verliebt ist, auch er bekommt immer wieder mit, wie seine Freundin über Chastity redet und lässt es zu. Er verschließt die Augen davor, dass sie ihr das Leben schwer macht und lässt sie in meinen Augen dadurch im Stich.

Für mich war Dylan zu lange ein egoistischer Idiot. Er kann auch anders, er beweist es ja, aber es dauert zweidrittel des Buches und das war für mich einfach zu lang.

Chastity hat das ganze Buch über nicht nur mit der Dylan-Sache zu kämpfen und mit der schrecklichen Mitbewohnerin, sondern auch mit ihrer Vergangenheit, oder eher, dem, was ihr dort buchstäblich eingeprügelt wurde. Es fällt ihr schwer sich als einen Menschen mit Bedürfnissen zu sehen und zu verstehen, dass sie sie haben darf und ein Recht darauf hat, sie auch auszuleben.

Das Buch wurde im letzten Drittel deutlich besser, allerdings ging es mir gegen Ende viel zu schnell. Außerdem gab es da eine Wendung, die für mich mehr Potential gehabt hätte. Ein Nebencharakter hat mich da auch enttäuscht, weil ich von diesem deutlich mehr Umsicht erwartet hätte und nicht so extreme Scheuklappen.


Fazit: Ich fand das Buch nicht schlecht, aber richtig begeistern konnte es mich nicht. Das liegt zum einen an Dylan, den ich die ersten zweidrittel des Buches am liebsten ständig verprügelt hätte, weil er immer wieder Chastitys Gefühle verletzt. Ja, er weiß nicht, dass sie ihn liebt, aber trotzdem verhält er sich für mich zu egoistisch. Ich habe mich so oft über ihn aufgeregt!
Chastity hat immer wieder „Teenie“-Anfälle, allerdings ergibt bei ihr das durchaus Sinn, da sie ja erst seit wenigen Jahren in der Außenwelt lebt und vorher nur die Sekte kannte. Für sie ist alles neu.
Erst im letzten Drittel hat mir das Buch richtig gefallen, obwohl ich auch für eine der Wendungen Kritik habe.

Insgesamt fand ich das Buch nicht schlecht, allerdings war mir Dylan zu lang zu unreif. Von mir bekommt es 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 18.08.2021

Vieles kommt mir aus meiner Familiengeschichte bekannt vor, allerdings habe ich auch Kritik

Wildtriebe
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Joanna, Tochter und Enkelin verlässt den Hof der Familie, um ein Jahr auf einem Hof in Afrika zu arbeiten. Sie will etwas von der Welt sehen, Abenteuer erleben, sich selbst finden, sich ausleben.
Ihr Weggang ...

Joanna, Tochter und Enkelin verlässt den Hof der Familie, um ein Jahr auf einem Hof in Afrika zu arbeiten. Sie will etwas von der Welt sehen, Abenteuer erleben, sich selbst finden, sich ausleben.
Ihr Weggang sorgt dafür, dass ihre Mutter daran erinnert wird, wie es damals war, als sie ihren Konrad heiratete und sie so gar keine Ahnung vom Hofleben hatte. Wie sie ihrer Schwiegermutter nichts recht machen konnte – das kann sie, wenn man ehrlich ist, bis heute nicht. Wie sie versuchte ihren Platz zu finden, ohne sich selbst zu verlieren.
Lisbeth versucht die Traditionen festzuhalten. Auf einem Hof wurden eben bestimmte Dinge auf eine bestimmte Art gemacht. Schon immer. Lisbeth hatte den Hof geerbt, nachdem ihre beiden älteren Brüder im Krieg gefallen waren und plötzlich musste sie alles allein bewältigen.


Man merkt bei dem Buch, dass es schwierig ist, wenn mehrere Generationen unter einem Dach leben. Joanna will zum Beispiel Abenteuer erleben, anstatt zu studieren, sie weiß es ja nicht einmal zu schätzen, dass sie Abitur machen durfte! Was hätte ihre Mutter darum gegeben, hätte man ihr das damals gestattet! Doch Mädchen mussten dankbar sein, wenn sie eine Lehre machen durften – Abitur! Das kam gar nicht in Frage.
Lisbeth kann auch nicht verstehen, warum die Enkelin ausgerechnet in Afrika auf einem Hof arbeiten will, wenn sie doch den Hof daheim wiederbeleben könnte. Alles ging den Bach runter, seit ihr Konrad diese Marlies angeschleppt hatte. Die war einfach nicht für das Hofleben geeignet! Ein piekfein herausgeputztes Modepüppchen, das auch noch arbeiten gehen wollte nach der Hochzeit, statt auf dem Hof zu helfen, dabei gab es da doch genug zu tun und nötig hatten sie das zusätzliche Geld auch nicht!

Es reiht sich Erinnerung an Erinnerung. Abwechselnd folgt man Marlies und Lisbeth, jeder Absatz entweder „Gegenwart“ oder verschiedene Stationen der Vergangenheit. Wäre das Buch in Kapiteln gegliedert worden, wäre mir die Orientierung leichter gefallen. So haben mich die Sprünge manchmal ziemlich rausgeworfen.

Aber mich hat das Buch vor allem an das erinnert, was mir meine Omas und meine Mutter von früher erzählt haben. Meine Urgroßeltern mütterlicherseits hatten einen sehr kleinen Hof, gerade groß genug, um beide Weltkriege zu überstehen. Aber alles im Dorf musste auf eine bestimmte Art und Weise gemacht werden. Meine Oma musste nach dem Krieg heiraten - das machte man eben so. Der kleine Hof verschwand, der Erbe, der Bruder meiner Oma war gefallen. Meine Mutter galt als Exotin im Dorf, weil sie auf die Handelsschule gehen durfte und später in der Stadt arbeitete. Das gab Getuschel! Und ich hatte schließlich alle Freiheiten Abitur zu machen und zu studieren - undenkbar noch für meine Mutter.
Auch meine andere Oma hat mir so einiges erzählt - bei ihr ging es aber um die Schwiegermutter, der sie nichts recht machen konnte. Sie konnte nicht "richtig" kochen, wusch die Wäsche falsch, kümmerte sich nicht richtig um ihre Kinder, etc.
Warum ich all das erzähle? Weil ich so gut nachvollziehen kann, wie schwierig die Situation damals war. Die Einschränkungen, die strengen Regeln durch die Dorfgemeinschaft und die Gesellschaft. Die kleinen Freiheiten, die man sich hart erkämpfen muss und immer wieder die Reibungspunkte mit der Elterngeneration, die eben ganz andere Vorstellungen hatten.

Fazit: Ich kann das meiste so gut nachvollziehen, was in diesem Buch geschildert wird. Marlies gibt sich Mühe, aber sie stammt aus einer anderen Welt. Sie kann Lisbeth nichts recht machen. Die lebt für den Hof und ihre Art zu Leben und kann nicht verstehen, warum Marlies ständig diesen modernen Kram anschleppen muss.
Ein Missverständnis jagt das nächste und beide denken, die jeweils andere lehnt sie ab und gibt sich keine Mühe. Dabei gibt es durchaus Momente der Anerkennung, doch keine von beiden macht den Mund auf.
Dazu kommen noch die strengen Regeln der Zeit, die es keiner der beiden Frauen je leicht gemacht haben. Jede Generation musste sich ihre kleinen Freiheiten hart erkämpfen, doch die hatten immer einen Preis und vieles war dennoch einfach nicht möglich. Während Lisbeth das Hofleben liebt, fühlt sich Marlies oft genug gefangen.
Joanna ist einerseits noch moderner und freiheitsliebender als ihre Mutter, steht aber ihrer Großmutter näher.
Wären die vielen Sprünge nicht gewesen und die fehlenden Kapitel wäre das Buch deutlich besser zu lesen gewesen, so musste ich mich immer erst mal orientieren.
Der Inhalt ist gleichermaßen faszinierend und ernüchternd. Letztlich ist das Buch ein Stück Geschichte, ein Zeugnis über zwei, streng genommen sogar drei Generationen von Frauen, deren Lebensumstände und Schwierigkeiten bald vergessen sein werden, obwohl sie so viele teilten.
Allerdings hat das Buch für mich einen Logikfehler.

Von mir bekommt das Buch 3 Sterne. Es liest sich sehr gut, aber die Art des Erzählens ist teilweise sehr speziell und nicht immer ganz einfach. Mir war das Buch insgesamt zu melancholisch. Ich kann die Konflikte nachvollziehen, aber könnte jetzt nicht sagen, dass mir die Protagonisten sympathisch waren. Zudem war das Ende nicht so ganz meins. Warum kann ich aber nicht verraten – ich will ja nicht spoilern.

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