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Veröffentlicht am 21.08.2021

Harlem in Aufruhr

Harlem Shuffle
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An Harlem Shuffle überraschte mich, wie verhalten der Roman erzählt ist, jedenfalls verglichen mit dem hochemotionalen Underground Railroad.
Auch die Hauptfigur wirkt zurückhaltend, aber das mag plotbedingt ...

An Harlem Shuffle überraschte mich, wie verhalten der Roman erzählt ist, jedenfalls verglichen mit dem hochemotionalen Underground Railroad.
Auch die Hauptfigur wirkt zurückhaltend, aber das mag plotbedingt so angelegt sein und für den Protagonisten Ray Carney spricht seine Eigenwilligkeit.
Einige Nebenfiguren, wie Carneys Cousin Freddie oder der Gangster Pepper sind sehr gelungen und glaubhaft dargestellt.

Wie Colson Whitehead die frühen sechziger Jahre in Harlem einsetzt ohne auf übliche zeitliche Verweise zu setzen, finde ich sehr respektabel. Er kann sehr gut Details beschreiben und das Zeitgefühl entsteht daraus, wie sich die Leute verhalten und wie sich unterhalten.
Harlem Shuffle ist dann auch mehr Gesellschaftsporträt als Gangsternovel, obwohl es im Milieu angesiedelt ist.

Colson Whitehead ist ein starker Autor, aber ich wünschte er hätte sich diesmal nicht ganz so selbst zurückgenommen. Es reichte aber dennoch zu einem eindrucksvollen Roman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.07.2021

Von einer Insel und dem Schreiben

Mein Helgoland
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Isabel Bogdan, die vielfache Übersetzerin und Romanautorin schreibt über Helgoland, die Insel, die sie mag uind auf der sie schon oft war, um zu schreiben. So geht es in diesem Buch mindestens so viel ...

Isabel Bogdan, die vielfache Übersetzerin und Romanautorin schreibt über Helgoland, die Insel, die sie mag uind auf der sie schon oft war, um zu schreiben. So geht es in diesem Buch mindestens so viel um das Schreiben in seinen verschiedenen Facetten wie über die Insel und deren Geschichte.
Isabel Bogdan setzt ihren Humor mit leicht ironischer Brise ein und schafft so ein entspanntes Buch.

Veröffentlicht am 25.06.2021

Harlem Renaissance

Die Hochzeit
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In letzter Zeit werden häufig ältere Romane neuentdeckt. Manche sind echte Perlen, andere eher überflüssig. Die Hochzeit von der Bostoner Autorin Dorothy West ist irgendwo dazwischen. Zu den Figuren blieb ...

In letzter Zeit werden häufig ältere Romane neuentdeckt. Manche sind echte Perlen, andere eher überflüssig. Die Hochzeit von der Bostoner Autorin Dorothy West ist irgendwo dazwischen. Zu den Figuren blieb leider eine Distanz.
Thematisch ist der Roman relevant und auch mit einigen guten Passagen versehen, doch kommt es mir literarisch sehr zurückhaltend vor und konnte mich nicht begeistern. Es ist nicht unbedingt James Baldwin-Niveau.
Zu loben sind aber die Detalilliertheit und die präzisen Beschreibungen.

Veröffentlicht am 24.06.2021

Hunde-Episoden

Meine Jahre mit den Hunden
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Der Untertitel „Aus dem Leben einer Hundesitterin“ verrät schon, dass das Buch aus eigenen Erfahru.ngen schöpft. Es sind einige kurze Episoden, in der die Autorin Susanna Maria Rossmann immer wieder verschiedene ...

Der Untertitel „Aus dem Leben einer Hundesitterin“ verrät schon, dass das Buch aus eigenen Erfahru.ngen schöpft. Es sind einige kurze Episoden, in der die Autorin Susanna Maria Rossmann immer wieder verschiedene Hunde in Pflege nimmt. Zum Teil dann, wenn die Besitzer in Urlaub fliegen und den Hund nicht mitnehmen können, manchmal auch aus anderen Gründen.
Die einzelnen Geschichten zeigen verschiedene Erlebnisse dar, denn kein Hund ist wie der andere.
Da gibt es den furchtlosen Rottweiler oder einen schon alten, kranken Hund.
Es gibt kleine und große, einmal auch eine gestörte Hündin, aber überwiegend sympathische Hunde.

Auf eine relevante Rahmenhandlung wird verzichtet, so sind die Hunde immer im Mittelpunkt. Es gibt detaillierte Berichte über die Umstände und Eigenheiten der Hunde.
Potentielle Leser dieses Buches sollten also auch wirklich an Hunden interessiert sein.

Veröffentlicht am 29.05.2021

Eine leidenschaftliche Erzählstimme

Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern
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James Joyce Meisterwerk Ulysses machte auch Nora, das Vorbild der Molly Bloom, bekannt. Dieser Roman wird aus ihrer Sicht erzählt und bildet ein vielschichtigeres Porträt der Frau.
1884 wurde Nora in Irland ...

James Joyce Meisterwerk Ulysses machte auch Nora, das Vorbild der Molly Bloom, bekannt. Dieser Roman wird aus ihrer Sicht erzählt und bildet ein vielschichtigeres Porträt der Frau.
1884 wurde Nora in Irland geboren, wo sie bis zum Alter von 20 lebte. Schon als junge Frau ist sie sehr in Jim (James Joyce) verliebt.
1904 setzt dann die Handlung ein. Gemeinsam verlassen sie Irland Richtung Europa. Triest, Rom und Zürich werden wichtige Stationen.
Es ist eine wilde Ehe, die auch Bestand hat, als sie Kinder bekommen.
Aber es ist auch keine einfache Beziehung. Jims Trinkerei, seine Augenprobleme, wenig Geld und viel Streitigkeiten.

Nuala O’Connor schafft wirklich eine Erzählstimme für ihre Protagonistin, bei der man immer nah dran ist und alle Stimmungen und Emotionen nachvollziehen kann. Dadurch wird es mehr als nur eine typische Romanbiografie, wie es sie zur Zeit viele gibt.

Ich denke schon, dass man auch ein wenig von James Joyce kennen sollte, um viel von dem Buch zu haben. Aber grundsätzlich funktioniert die Geschichte auch ohne Vorkenntnisse, denn die Gefühle beim Auswandern und der Liebe sind wahrscheinlich universal.