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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2022

Herrlich - ehrlich

Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst
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Dieses Buch lebt vom ehrlichen Schlagabtausch zwischen Tom und Louise. Die beiden spiegeln wohl die Beziehungsprobleme diverser Paare wieder.

Schauplatz dieser kurzweiligen Szenerie ist ein Pub, in dem ...

Dieses Buch lebt vom ehrlichen Schlagabtausch zwischen Tom und Louise. Die beiden spiegeln wohl die Beziehungsprobleme diverser Paare wieder.

Schauplatz dieser kurzweiligen Szenerie ist ein Pub, in dem Tom und Louise sich einmal wöchentlich vor ihrer Paartherapie treffen. Louise hatte eine kurze Affäre, Tom fühlt sich gedemütigt, beide sind aber gesprächsbereit.

In diesen Begegnungen, vor der eigentlichen Sitzung bei der Eheberaterin, sind die Beiden sich nah und fern zugleich. Mal umschiffen sie galant die heiklen Themen, halten sich an banalen Dingen fest oder an den Sorgen der Anderen.
Die Dialoge sind intelligent und feinsinnig. Die Beiden schaffen es, sich zu öffnen, ohne zu zermürben, sich zu fangen, Dinge nicht zu hoch zu bewerten.
Und doch ist es ein Kampf, ein Eingeständnis, ein zähes Ringen um Schuld oder Versagen aber auch um Liebe und Verständnis.
In dieser schnellen, kurzen Geschichte steckt viel guter und anspruchsvoller Lesestoff.

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Veröffentlicht am 06.03.2022

Beeindruckend, stark und fesselnd

LOST
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Eine Gruppe Jugendlicher trifft sich in der Wildnis zum Zelten. Es gibt reichlich Alkohol und Party, das übliche Geplänkel zwischen Mädchen und Jungen am Lagerfeuer.
Bis hierhin scheint es ein ungestörtes, ...

Eine Gruppe Jugendlicher trifft sich in der Wildnis zum Zelten. Es gibt reichlich Alkohol und Party, das übliche Geplänkel zwischen Mädchen und Jungen am Lagerfeuer.
Bis hierhin scheint es ein ungestörtes, normales Teenie-Wochenende zu werden.

Ashley ist die Einzige, die sich in dieser Gegend auskennt. Doch auch sie ist in dieser Nacht viel zu schnell viel zu betrunken. Die Dinge laufen komplett aus dem Ruder als Ashley ihren Freund Duke zusammen mit Natalie im Wald erwischt. In ihrer Wut rennt sie ziellos und benebelt in die Dunkelheit und verletzt sich dabei so heftig, was ihre Lage nur noch verschlimmert.
Trotz der Schmerzen und ihrer Orientierungslosigkeit versucht sie nicht ihre Freunde um Hilfe zu rufen und am
nächsten Morgen wird ihr bewußt, dass sie sich bereits viel zu weit vom Zeltplatz entfernt hat.
Ihr Fuß ist übel zugerichtet und sie ist vollkommen auf sich allein gestellt.

Dieses Buch hat mich so sehr gefesselt, weil es von und mit dieser eigensinnigen Protagonistin Ashley lebt. Ab Teil 2 des Buches ist man mit diesem Mädchen zusammen in der Wildnis. Ashley ist an Extremsituation in der Natur gewohnt. Sie ist eine trainierte Läuferin und hat einen starken Willen. Doch auch sie kommt an ihre Grenzen, wächst aber auch darüber hinaus.

Die Sprache ist klar und schonungslos und genau deshalb auch so brilliant und gut.
Ein starkes Buch, nicht nur für jugendliche Leser/innen, dass lange nachhallt.

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Herrlich unkonventionell

Tagebuch einer überaus glücklichen Geschiedenen
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Die Geschichte ist nicht neu - vom Ehemann verlassen für eine deutlich jüngere Frau. So könnte man glauben, dieses Buch bedient die gängigen Klischees. Stimmt auch im Ansatz, nur haben wir es hier mit ...

Die Geschichte ist nicht neu - vom Ehemann verlassen für eine deutlich jüngere Frau. So könnte man glauben, dieses Buch bedient die gängigen Klischees. Stimmt auch im Ansatz, nur haben wir es hier mit der außergewöhnlichen Diane Delaunais zu tun.

Ihre Präsenz und die herzerfrischend ehrliche Art im richtigen Moment mit alten Mustern zu brechen ist einfach zu schön. Auch die neue "Wohngemeinschaft" unter einem Dach mit drei Generationen ist großartig, manchmal chaotisch aber alles andere als langweilig.
Genau wie der einladende frankokanadische Lebensstil, den Diane und ihre beste Freundin Claudine in vollen Zügen zu genießen wissen.

Es macht großen Spaß, die Entwicklung von Diane zu begleiten und in jedem Kapitel mehr über ihre teilweise leicht schrulligen Angewohnheiten zu erfahren. Wie beispielsweise, den extra gesammelten Nippes, mit einem Vorschlaghammer zu zerstören, sollten die Nerven gerade allzu sehr blank liegen. Mit ihrer pragmatischen und liebenswerten Art einerseits schräg und doch auch gänzlich normal zu sein, schafft Diane es spielend leicht dieser Geschichte die gewisse Extravaganz zu geben.

Die Charaktere sind erfrischend, besonders natürlich Diane besitzt die richtige Portion Herz, Humor und Verrücktheit, um dem Alltag die Stirn zu bieten. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm und intelligent. Dieses Buch zu lesen macht Spaß und transportiert in eine wohlige und auch lustige Stimmung, daher für mich persönlich absolut überzeugend und gelungen.








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Veröffentlicht am 31.08.2021

Eine Zukunftsvision - erschreckend nah!

Sanctuary – Flucht in die Freiheit
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Im Jahr 2032 lebt die gesamte Bevölkerung der USA in ständiger Überwachung. Ein ID-Chip, eingepflanzt im Handgelenk der Menschen, dokumentiert ihre Identität.
Um den Unterdrückungen in ihrem Heimatland ...

Im Jahr 2032 lebt die gesamte Bevölkerung der USA in ständiger Überwachung. Ein ID-Chip, eingepflanzt im Handgelenk der Menschen, dokumentiert ihre Identität.
Um den Unterdrückungen in ihrem Heimatland Kolumbien zu entkommen, ist Vali als kleines Mädchen mit ihrer Familie in die Vereinigten Staaten geflohen.
Doch ihr Leben in den USA wird ebenso unsicher, als sich die Lage an der Grenze zu Mexico zuspitzt.
Die amerikanische Regierung ordnet an, alle Bürger mit gefälschten IDs aufzuspüren und des Landes zu verweisen.
Vali und ihrer Familie bleibt erneut nur die Flucht -diesmal zurück nach Kalifornien, dem einzigen Staat, der sich der Kontrolle widersetzt.

Eindrücklich und intensiv schildern die Autorinnen die ständige Furcht und die tiefe Verzweiflung der Protagonisten, die ihr Leben in andauernder Unsicherheit wissen.
Das Schicksal von Vali und ihrer Familie geht einem nah, sollte sie doch ein Teenagerleben führen, mit Freunden, Spass und Schulstress. Doch die Umstände zwingen sie, die Verantwortung für ihren kleinen Bruder zu übernehmen und ihr Überleben zu sichern.
Vali ist verzweifelt und voller Angst, doch sie ist eine Kämpferin, stark und mutig und sie gibt nicht auf.

Das Jahr 2032 liegt in nicht allzu ferner Zukunft und die Situation von Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, ohne jede Sicherheit und Hoffnung ist allgegenwärtig.
Eine beklemmende und angsteinflößende Zukunftsvision, die so brutal abwegig erscheint und doch so nah an den Ungerechtigkeiten dieser Welt ist.
Die ohnmächtige Wut darüber, nichts Falsches getan zu haben und dennoch die Chance auf ein friedliches Leben verwehrt zu bekommen, betrifft uns alle.

Mich hat dieses Buch tief berührt, aufgewühlt und sehr nachdenklich gemacht. Es ist definitiv mehr als "nur" eine Jugendlektüre. Absolut lesenswert, für jedes Alter!

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Veröffentlicht am 13.05.2021

Schonungslos brillant

Der Verdacht
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Blythe und Fox lieben sich seit ihrer Jugend. In ihm findet sie die Geborgenheit, die ihr in ihrer Familie fehlte. Die Krönung ihrer Liebe ist die Geburt der Tochter Violet, doch Blythe kämpft mit den ...

Blythe und Fox lieben sich seit ihrer Jugend. In ihm findet sie die Geborgenheit, die ihr in ihrer Familie fehlte. Die Krönung ihrer Liebe ist die Geburt der Tochter Violet, doch Blythe kämpft mit den Ängsten und Dämonen ihrer eigenen Vergangenheit. Die natürliche Mutterliebe überkommt sie nicht, vielmehr beschleicht Blythe das Gefühl, eine tiefe Ablehnung ihres Babys zu spüren. Für ihren Mann hingegen ist Violet ein Engel und zwischen den beiden entsteht mit Leichtigkeit eine innige Bindung.

In schonungsloser Direktheit schildert Blythe ihre Version der Geschichte. Die zerrüttete Beziehung zwischen Mutter und Tochter zieht sich über drei Generationen und zeigt eine zutiefst verzweifelte und zerstörende Form der Liebe auf. Blythe selbst erlebte von ihrer Mutter nur Abweisung und Kälte. So versucht sie nun selbst eine Rolle auszufüllen, die sie so nicht gewählt hat. Erst mit der Geburt ihres Sohnes fühlt sie sich vollkommen. Doch die perfiden Taten ihrer Tochter zu leugnen, wird für sie zunehmend zermürbender. Der Versuch, die Dinge anzusprechen scheitert in Missverständnissen und Vorwürfen und so steuert die Familie auf die schlimmste Katastrophe zu.

Dieses Buch hat mich gleichermaßen geschockt und fasziniert. Das unfassbar bedrückende Gefühl von Zwiespalt schleicht sich fast beiläufig durch die Seiten und kaum merklich kann man sich dieser unvorstellbaren Spirale aus Wut und Entsetzen nicht mehr entziehen.

Ashley Audrain ist hier ein gnadenlos guter Debütroman gelungen, mit herausragendem Schreibtalent und stilsicherer Herangehensweise an eine schwierige Thematik. Ein Buch, dass einen noch weit über die letzte Seite hinaus aufwühlt und beschäftigt.

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