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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.09.2021

Ein Versprechen aus Kindertagen erfährt nach Jahrzehnten seine Erfüllung.

Als wir uns die Welt versprachen
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Ein Roman, dessen Cover, Bild und Titel gleichermaßen, mich sofort angesprochen hat. Wurden doch Erinnerungen an Kinderbilder meiner Eltern und Großeltern geweckt und in Kombination mit dem Titel des Romans ...

Ein Roman, dessen Cover, Bild und Titel gleichermaßen, mich sofort angesprochen hat. Wurden doch Erinnerungen an Kinderbilder meiner Eltern und Großeltern geweckt und in Kombination mit dem Titel des Romans entstand die Neugier, was möglicherweise aus einem Kindheitsversprechen geworden ist. So meine Frage und nachdem ich den Begriff "Schwabenkinder" entdeckt hatte, habe ich mich lesend auf die Suche nach einer Antwort zu dieser Frage gemacht.

Da mir die Thematik der "Schwabenkinder" bereits aus einem anderen Roman bestens bekannt ist, wird mit diesem Roman jetzt die Geschichte von zwei ehemaligen Schwabenkindern, Edna und Jacob, bis hinein in die Gegenwart erzählt.

Die hochbetagte Edna begibt sich zu Fuß und einem alten Papagei auf den Weg über die Alpen nach Deutschland, um ihren Kindheitsfreund Jacob aufzusuchen. So weit so gut. Interessante Romanidee aber die Ereignisse um und mit Edna haben mich nicht wirklich überzeugt – eher das Gegenteil. Ihre Reise, in dem Alter und in der beschriebenen Form wirkt auf mich zwar sehr kreativ aber alles andere als realistisch und glaubwürdig. Und das ist sehr schade, da es sich bei den Schwabenkindern um ein wirklich wichtiges und ergreifendes Thema handelt, unter dessen Härte und Grausamkeit sicher viele Kinder ihr Leben lang gelitten haben.

Da der Roman in zwei Zeitebenen spielt, auf der einen Seite Edna's Reise hier und jetzt, und auf der anderen Seite die gemeinsame, aber sehr harte Zeit als Kinder, die sie und Jacob gemeinsam durchgestanden und überlebt haben. Gerade dieser Erzählstrang wird den Erwartungen, die ich an den Roman hatte, gerecht. Nur schade, dass Edna's (unglaubwürdige) Reiseerlebnisse und der Reiseverlauf diese berührenden, tragischen und ergreifenden Rückblenden immer wieder unterbrechen. Dies ein Grund, dass mich der Roman letztendlich doch enttäuscht zurücklässt.

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Stark sein – Stark bleiben

Die Frauen von New York - Glanz der Freiheit
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Eine voraussichtlich überaus interessante Trilogie über die Töchter Amerikas, so der Titel dieser Serie. Im ersten Band begegne ich der überaus talentierten Lily Rose, die ihre Leidenschaft des Kochens ...

Eine voraussichtlich überaus interessante Trilogie über die Töchter Amerikas, so der Titel dieser Serie. Im ersten Band begegne ich der überaus talentierten Lily Rose, die ihre Leidenschaft des Kochens und Backens als Sous-Chefin im bekannten Restaurant Valentino's perfektionieren möchte. Und die durch die Kriegswirren im fernen Europa gezwungen ist, die gesamte Verantwortung für das Restaurant zu übernehmen, nachdem ihr Kollege Tom, den sie über alles liebt, eingezogen wird. Muss sich Liliy daraufhin nicht nur der alleinigen Verantwortung für den Betrieb des Restaurants stellen, was sich im Zuge der zunehmenden Lebensmittelrationierung als überaus schwieriges Unterfangen erweist. Lily muss sich zudem dem steten Drängen ihrer Mutter auf eine Verbindung mit einem Jugendfreund, der zudem noch der gehobenen Gesellschaftsschicht angehört, zur Wehr setzen. Wobei sie selbst der gleichen Gesellschaftsschicht angehört und ihr heißgeliebter Beruf nach Ansicht der Mutter alles andere als geeignet erachtet wird. Lily kämpft an unterschiedlichen Fronten, weiß sich zu wehren und behauptet ihre Einstellung.
Ein sehr interessanter Roman über die Jahre ab dem Eintritt Amerikas in den Zweiten Weltkrieg. Dabei gelingt der Autorin eine spannende und fesselnde Kombination von zwei unterschiedlichen Bereichen: auf der einen Seite eine junge und starke Frau, die sich emanzipiert und erfolgreich in eine Männerdomäne eindringt. Und auf der anderen Seite die persönlich und beruflich belastende Situation, die sich aus der Zeit der kriegerischen Auseinandersetzung ergibt.
Die wichtigsten und tragenden Charaktere sind überzeugend in Worten, Gedanken und Verhalten dargestellt. Es gelingt sehr schnell und sehr leicht zunächst in die Kochwelt von Lily, aber auch in ihre familiären Verpflichtungen, Erwartungshaltungen und Auseinandersetzungen einzutauchen und sie hautnah mitzuerleben. Und berührend die Entwicklung der Beziehung zu Tom, verbunden mit der fassungslosen Ohnmacht, nachdem er lange als vermisst gilt.
Wunderbare Lesemomente, ein sehr eingängiger und flüssiger Schreibstil lassen den Roman zu einem wahren Lesegenuss werden. Und steigern die Vorfreude auf die beiden Folgebände, in denen es um Frauen aus New York während oder nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer persönlichen Verbindung zu Berlin und Paris gehen wird.

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Veröffentlicht am 17.08.2021

Mutig das eigene Leben gestalten

Die Heimkehr der Störche (Die Gutsherrin-Saga 2)
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Historische Romane, vor allem, wenn sie nicht bereits nach einem Band beendet sind, zählen zu meinem bevorzugten Lesestoff. So habe ich bereits mit großem Interesse den Vorgängerband dieses Romans, "So ...

Historische Romane, vor allem, wenn sie nicht bereits nach einem Band beendet sind, zählen zu meinem bevorzugten Lesestoff. So habe ich bereits mit großem Interesse den Vorgängerband dieses Romans, "So weit die Störche ziehen", gelesen. Sind im ersten Band der s.g. Gutsherrin-Saga die Jahre 1939 bis 1945 Themenschwerpunkt, so ist der zweite Band der Nachkriegszeit bis zum Bau der Berliner Mauer gewidmet.
Dora, Hauptprotagonistin, ist mit ihrer Familie auf einem Bauernhof in der Lüneburger Heide mehr oder weniger gestrandet. Und steht inzwischen vor der entscheidenden Frage, ob und wie ihr Leben weiter verlaufen soll. Und mit dieser Frage Doras wird man bereits nach wenigen Seiten konfrontiert, da sich Dora ohne Wissen der Familienmitglieder um einen Studienplatz der Veterinärmedizin an verschiedenen Universitäten beworben und ihr tatsächlich ein Studienplatz angeboten wird. Als sie dann unerwartet durch das Rote Kreuz den letzten Aufenthaltsort ihres geliebten und schmerzlich vermissten Curt erfährt, wagt sie gemeinsam mit ihrer Pflegetochter Clara den Umzug nach Ostberlin. Dort will sie nicht nur ihr Studium aufnehmen, sondern hofft auf nähere Informationen bis hin zum Auffinden von Curt. Eine Unterkunft findet sich bei den Schwiegereltern ihres Bruders, doch dass es sich bei dem Schwiegervater um einen hohen Parteifunktionär.
Und auch in diesem Band hat mich die Autorin mit ihrer einnehmenden Schreibweise sofort wieder eintauchen lassen in die Vergangenheit. Dieses mal intensiv in die ostdeutsche Vergangenheit, indem sie auf eine sehr geschickte Weise die Entstehungsgeschichte der DDR mit bzw. an Hand von Dora zum Leben erweckte. Und gerade die Kombination mit einem Parteifunktionär im direkten und täglichen Alltag verleiht dem Roman eine ganz besondere Intensität und lassen hautnah spüren und miterleben, wie sich die Menschen in Ost und West gefühlt haben, wie und was sie gedacht haben und welche Konsequenzen in Erwägung gezogen wurden. Jetzt lässt dich viele rückblickend sehen, doch mit Hilfe dieses Romans lebt man förmlich in dieser schicksals- und entscheidungserheblichen Zeit. Berührend, aufrüttelnd, verstörend, fragend aber auch dankbar für die spätere Entwicklung Deutschlands.

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Veröffentlicht am 17.08.2021

Eine Mutter wird Geschäftsfrau – und das im 19. Jahrhundert!

Die Teehändlerin
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Dem vorliegenden Roman liegt die Familiengeschichte eines noch heute existierenden Tee-Fachhandels zu Grunde. Allerdings ist der Roman weniger der Ware "Tee" als vielmehr der Entstehung dieses ehemaligen ...

Dem vorliegenden Roman liegt die Familiengeschichte eines noch heute existierenden Tee-Fachhandels zu Grunde. Allerdings ist der Roman weniger der Ware "Tee" als vielmehr der Entstehung dieses ehemaligen Kolonialwarengeschäfts hin zum Fachgeschäft und der damit verbundenen persönlichen Entwicklung der Gründerfamilie gewidmet. Diese bestand Mitte des 19. Jahrhunderts aus Tobias und Friederike Ronnefeldt und ihren zunächst 4 Kindern.
Lag die Verantwortung für das Geschäft auch überwiegend bzw. ausschließlich in den Händen des Ehemannes, so nutzte seine Ehefrau es immer wieder gerne, im Bedarfsfall unterstützend im Ladengeschäft auszuhelfen. Wusste sie doch ihre 4 Kinder in diesen Fällen gut versorgt. Dass sie damit der zur damaligen Zeit vorherrschenden Rolle einer Frau, ihren Haushalt hervorragend zu führen, sich der Kindererziehung zu widmen und tunlichst aus den Geschäften des Ehemannes herauszuhalten, auf keinen Fall entsprach, wird ihr durchaus bewusst gewesen sein. Und doch lässt bleibt sie sich selbst treu und übernimmt während einer längeren Abwesenheit ihres Ehemannes die gesamte Geschäftsführung – und dies überaus erfolgreich. Umso schwieriger ihre Position nach der Rückkehr des Ehemannes und seiner Erwartungshaltung, diese Stellung wieder aufgeben zu müssen bzw. die Absicht, diese Aufgabe weiter wahrnehmen zu wollen– genügend Konfliktstoff für die kommenden Jahre.
Ein wunderbarer historischer Roman, der zu überzeugen weiß und der mich sehr schnell in seinen Bann gezogen hat. Auch, weil es sich um reale Personen handelt, deren Geschichte mit schriftstellerischer Freiheit nachgezeichnet wird, wobei ich die Einbindung in die zur damaligen Zeit vorherrschenden Klischees als überaus gelungen bezeichnen würde. Gerade in der Person von Friederike wird das ganze Dilemma von Frauen, die aus den vorgegebenen Regeln und Verhaltensweisen ausbrechen möchten, und dies nicht zum Eigennutz, sondern – in der vorliegenden Geschichte - zum Wohl und Wachsen eines Handelsgeschäfts, überaus deutlich, verständlich und nachvollziehbar dargelegt.
Ein wunderbarer Roman, dem hoffentlich schon bald eine Fortsetzung folgen wird.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

Die Provence hat auch dunkle Seiten

Verhängnisvolles Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 7)
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Verbindet man auf den ersten Blick mit Lavandou den Duft der Provence, Sommer, Sonne, Urlaub und die französische Lebensleichtigkeit, so wird man durch die Romane von Remy Eyssen sehr schnell mit Verbrechen, ...

Verbindet man auf den ersten Blick mit Lavandou den Duft der Provence, Sommer, Sonne, Urlaub und die französische Lebensleichtigkeit, so wird man durch die Romane von Remy Eyssen sehr schnell mit Verbrechen, die selten ohne eine Leiche bleiben, mit einer zum Teil äußerst brutalen Welt konfrontiert.
So auch im vorliegenden siebten Fall, den das kompetente Ermittlerduo bestehend aus dem Rechtsmediziner Leon Ritter und Capitaine Isabelle Morell, beide neben ihrer dienstlichen Verbindung auch außerhalb des Dienstes ein Paar, wieder lösen wird.
Allerdings ein Fall, der auch beim Lesen Betroffenheit auslöst, gilt es doch zunächst nur den Mord an einem kleinen Jungen aufzuklären. Auch wenn erste Ermittlungsergebnisse recht schnell zu einem katholischen Internat und es folgen weitere Todesfälle, allerdings von Erwachsenen.
Wie gewohnt, wechseln sich auch in diesem Roman die Erzählperspektiven ab, da auch die späteren Opfer hin und wieder zu Wort kommen und aus ihrer Sicht Wichtiges für den weiteren Fortgang der Geschichte beitragen
Und – ein weiteres Markenzeichen der Lavandou-Krimis: das Privatleben und die Beziehung der beiden Hauptprotagonisten entwickelt sich – wie im realen Leben – weiter und erfährt in diesem Roman einen besonders wichtigen Aspekt: Lilou, Tochter von Isabelle und Adoptivtochter von Leon, ist zum ersten mal unsterblich verliebt. Und da Liebe oftmals blind macht, ist für ausreichend Zündstoff gesorgt, da Lilous Freund von Leon und Isabelle alles andere als "passend" angesehen wird.
Ein seitenstarker Roman mit mehr als 500 Seiten, der sich allerdings sehr gut lesen lässt. Dies vor allem auf den angenehmen und flüssigen Schreibstil aber auch die verschiedenen Erzählstränge und auch die lesetechnischen Ausflüge in die ganz private Welt von Leon und Isabelle nebst pubertierender und verliebter Tochter. Auch ohne Vorkenntnisse der sechs Vorgängerbände gelingt der Einstieg sehr gut und man folgt sehr gerne der Klärung eines abscheulichen Verbrechens.

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