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Veröffentlicht am 11.09.2021

Hoch über dem Meer

Die Leuchtturmwärter
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Die Leuchtturmwärter – Emma Stonex
Bisher hab ich mich tatsächlich noch nie genauer mit Leuchttürmen oder dem Beruf des Leuchtturmwärters auseinandergesetzt. Emma Stonex hat sich hier vom spurlosen Verschwinden ...

Die Leuchtturmwärter – Emma Stonex
Bisher hab ich mich tatsächlich noch nie genauer mit Leuchttürmen oder dem Beruf des Leuchtturmwärters auseinandergesetzt. Emma Stonex hat sich hier vom spurlosen Verschwinden dreier Leuchtturmwärter im Jahr 1900 inspirieren lassen. Sie verlegt die Geschichte ins Jahr 1972 vor die Küste von Lands End und macht einen spannenden, stimmungsvollen Roman daraus.
Vor der Küste Cornwalls verschwinden kurz nach Weihnachten drei Leuchtturmwärter – Arthur, Bill und Vincent. Die schwere Tür des Leuchtturms ins von innen verriegelt, die Uhren sind stehengeblieben – was ist passiert? Ein Handlungsstrang begleitet direkt die Leuchtturmwärter, der zweite spielt zwanzig Jahre später. Die drei Frauen der verschwundenen Männer hadern nach wie vor mit den Geschehnissen, haben kaum in ein normales Leben zurückgefunden.
Emma Stonex taucht tief ein in das Leben der Leuchtturmwärter. Die Einsamkeit, das Enge Zusammenleben dreier Männer, die Sehnsucht nach der Familie. Es ist sehr eindringlich und detailliert beschrieben. Auch die Auswirkungen langer Aufenthalte auf dem Leuchtturm. Es ist ein entbehrungsreiches Leben im Turm, man muss mit Einsamkeit gut zurechtkommen.
Zuhause die Frauen, die auch zwanzig Jahre später nicht abschließen können, mit den Geschehnissen. Die Handlungsstränge greifen ineinander. Die Männer verhalten sich zu Hause komplett anders als auf dem Turm, scheinen geradezu dorthin fliehen zu wollen. Vor unglücklichen Ehen, vor der Vergangenheit.
Im weiteren Verlauf kommen immer mehr kleine oder größere Geheimnisse ans Tageslicht, die immer wieder ganz neue Sichtweisen eröffnen.
Eine ganz große Rolle spielt immer wieder das Meer. Die Beschreibungen sind bildgewaltig und wunderschön. In erster Linie wird es unberechenbar dargestellt, wild, gefährlich. Jeder der Männer hat eine ganz eigene Beziehung zum Meer und seine Gründe, diesen Beruf gewählt zu haben.
Diesen besonderen Roman habe ich sehr gerne gelesen. Eine spannende und atmosphärische Geschichte, die mich gefesselt hat.
4 Sterne

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Im Schnee

Reise durch ein fremdes Land
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Reise durch ein fremdes Land – David Park
So fremd ist dieses Land gar nicht, das der Protagonist Tom in diesem Roman durchquert. Es ist seine Heimat Großbritannien. Ein Wintereinbruch kurz vor Weihnachten ...

Reise durch ein fremdes Land – David Park
So fremd ist dieses Land gar nicht, das der Protagonist Tom in diesem Roman durchquert. Es ist seine Heimat Großbritannien. Ein Wintereinbruch kurz vor Weihnachten macht die Landschaft fremd für ihn. Er ist unterwegs um seinen Sohn Luke nach Hause zu holen, der krank in seinem Studentenzimmer liegt.
Tatsächlich begleiten wir Tom ausschließlich auf seiner einsamen, stundenlangen Autofahrt durch die Winterlandschaft. Sonst passiert eigentlich nichts. Dieser komplette Roman beschäftigt sich mit Toms Gedanken und Erinnerungen, was doch ziemlich interessant ist, denn da ist noch etwas, das in Tom gärt, von dem man aber lange Zeit nicht genau weiß, was es ist.
Anfangs wirkt es geradezu verbissen, übertrieben, diese Motivation bei Wind und Wetter viele Kilometer zurückzulegen, um diesen Sohn nach Hause zu holen. Nach und nach erfährt man, dass da noch mehr ist. Tom hat etwas gutzumachen, denn da ist noch ein weiterer Sohn und eine große Schuld. Tatsächlich erfährt der Leser erst bei der Hälfte des Buches, was denn eigentlich passiert ist.
Obwohl das Ziel ganz genau feststeht, gleicht diese Fahrt einer Irrfahrt (der Erinnerungen und Gefühle). Als Fotograph hat Tom einen besonderen Blick auf Dinge, auf Menschen. Auch zu den Erinnerungen gibt es jeweils ein Foto. Eines hat er ganz weit in den Tiefen seiner Kamera versteckt. Ihm will er sich nähern auf dieser Fahrt.
Es ist ein sehr leises, nachdenkliches Buch. Obwohl es ganz wunderbar geschrieben ist, mit tollen poetischen Gedanken, hat es doch auch seine Längen. Teilweise wirkt es etwas einschläfernd, dennoch hat es eine besondere, intensive Atmosphäre.
Ich tat mich Anfangs etwas schwer in die Geschichte zu kommen, zu viele nebulöse Andeutungen. Sobald sich der Nebel etwas lichtete, mochte ich es aber sehr.
4 Sterne!

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Kit

Sommernachtserwachen
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Sommernachtserwachen – Meg Rosoff
Ein Sommer wie jeder Sommer am Meer für die 6-köpfige Familie aus London. Das alte Ferienhaus gehört der Familie und ist regelmäßiges Feriendomizil. Aber etwas ist anders ...

Sommernachtserwachen – Meg Rosoff
Ein Sommer wie jeder Sommer am Meer für die 6-köpfige Familie aus London. Das alte Ferienhaus gehört der Familie und ist regelmäßiges Feriendomizil. Aber etwas ist anders dieses Jahr, denn der charismatische Kit Goddon und sein weit weniger attraktiver Bruder verbringen diese Zeit mit ihnen. Bereits bei Kits Ankunft wird deutlich, welchen Eindruck er insbesondere auf die Mädchen macht. Im Nu sind gleich mehrere Familienmitglieder in ihn verliebt und bis zum Ende des Sommers hat Kit jede Menge Chaos und Unheil angerichtet.
Die Mädchen der Familie sind recht unbedarft und lassen sich mehr oder minder leicht von Kits Sog mitreißen. Schnell wird klar, dass Kit ein Spiel spielt – nach seinen eigenen Regeln. So handelt diese Geschichte von Täuschung und Manipulation – und von Liebe, wenn auch einseitiger.
Es ist ein spannender Jugendroman, der sich schnell weglesen lässt und zum Nachdenken anregt. Mir persönlich war er zu schnell vorbei, irgendwo hätte ich mir noch mehr Informationen gewünscht. Die Figuren hätte man noch besser ausarbeiten können, ebenso wie die Geschichte an sich. Aber ja – es handelt sich um ein Jugendbuch, von daher ist das schon in Ordnung.
4 Sterne für einen unterhaltsamen, nachdenklich machenden Jugendroman.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Epidemie in der Zeit des Großen Terrors

Eine Seuche in der Stadt
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Eine Seuche in der Stadt – Ljudmila Ulitzkaja

Dieses Drehbuch ist topaktuell und wurde doch schon 1978 verfasst. Es handelt von einem tatsächlichen Pestausbruch in Moskau im Jahr 1939. Der Forscher Rudolf ...

Eine Seuche in der Stadt – Ljudmila Ulitzkaja

Dieses Drehbuch ist topaktuell und wurde doch schon 1978 verfasst. Es handelt von einem tatsächlichen Pestausbruch in Moskau im Jahr 1939. Der Forscher Rudolf Iwanowitsch Mayer infiziert sich versehentlich mit einem Pest-Erreger. Nach seiner Erkrankung tritt umgehend eine Maschinerie in Kraft, die uns seit der Corona-Pandemie nur allzu bekannt vorkommen dürfte: die Nachverfolgung von Kontakten, sowie die Isolierung dieser Personen.

Der Unterschied zu unserer heutigen Situation liegt in der Zeit und am Regime. Moskau befindet sich in der Zeit des Großen Terrors, ohnehin fürchtet jeder täglich, von Stalins Schergen in dessen Folterkeller verschleppt zu werden.

Tatsächlich tritt der sowjetische Geheimdienst auf den Plan und setzt die Quarantäne ohne viel Federlesens und sehr radikal durch. Stalins Regime ist damit auf schreckliche Art und Weise sehr erfolgreich. Und so stellt sich die Frage, wer die größere Gefahr für das Volk darstellt: die Seuche, oder das Terrorregime.

Dieses Werk ist nur knapp über 100 Seiten lang. Außerdem ist es ausdrücklich kein Roman, sondern ein Drehbuch und als solches sehr stakkato artig, mit vielen schnellen Szenewechseln geschrieben. Der Leser ist ganz klar auf den Zuschauersessel verbannt – und bleibt dem Geschehen distanziert, trotz teils schlimmer Szenen. Die erste Hälfte fand ich hier noch sehr interessant, dann wurde mir diese Erzählweise doch etwas zu monoton.

Ich muss zugeben, dass mich mehr noch als das eigentliche Drehbuch, das Nachwort der Autorin „Schlimmer als die Pest“ vom Herbst 2020 fasziniert hat. Die Infos zur Entstehungsgeschichte fand ich hochinteressant. Mir wurden auch noch einige andere Dinge zum Zusammenhang klar, die ich nicht auf Anhieb verstanden hatte.

Insgesamt topaktuell und sehr lesenswert! Die Erzählform des Drehbuchs lag mir nicht ganz so sehr. Trotzdem gebe ich 3,5 Sterne, die ich gerne auf 4 aufrunde!

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Veröffentlicht am 23.07.2021

Haus der Libellen

Das Haus der Libellen
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Das Haus der Libellen – Emma Behrens

Sophie kehrt nach Jahren zurück in ihren Heimatort. Sie soll ihrer alten Freundin dabei helfen, den verschwundenen Bruder zu finden. In der Kindheit waren die drei ...

Das Haus der Libellen – Emma Behrens

Sophie kehrt nach Jahren zurück in ihren Heimatort. Sie soll ihrer alten Freundin dabei helfen, den verschwundenen Bruder zu finden. In der Kindheit waren die drei unzertrennlich, später waren Sophie und Noah ein Paar, bis die Beziehung ein unglückliches Ende fand. Bereits als Kinder waren die Geschwister besonders, genauso wie die alte Villa, in deren Keller Emilia mittlerweile eine Libellenzucht eingerichtet hat. Sophie ist sich ihrer Gefühle insbesondere Noah gegenüber alles andere als klar, als sie sich auf die Spurensuche begibt.

Ein sehr stimmungsvoller, atmosphärischer Frauen-/Unterhaltungsroman, der mir sehr gut gefallen hat. Die Geschichte wird auf mehreren Handlungsebenen erzählt, im Hier und Jetzt – und in der Vergangenheit, der Kindheit der drei, der Jugend, in der Beziehung zwischen Sophie und Noah. So erfährt man immer wieder Bruchstücke der Vergangenheit und gewinnt Einsicht in die Charaktere. Durch diese Erzählweise erhält die Geschichte überraschende Tiefe und damit Qualität.

Der Titel „Das Haus der Libellen“ wird immer wieder aufgegriffen. Beispielsweise beinhaltet jede Kapitelüberschrift eine Info über Libellen. Auch Emilias Dschungellabor und ihre Libellenzucht werden immer wieder thematisiert und ganz toll beschrieben. Das mochte ich sehr.

Die Geschichte ist voller Gefühle und deren Irrungen und Wirrungen. Nicht jede Reaktion fand ich ganz angemessen oder verhältnismäßig, insgesamt konnte ich aber gut mitfiebern. Dabei hilft auch der angenehme Schreibstil, der mich problemlos durch die Seiten trug. Man muss sich nur dessen bewusst sein, dass es sich hierbei um einen Unterhaltungsroman handelt, ohne hohen literarischen Anspruch. Dann kann man ihn auch genießen.

Insgesamt also ein sehr berührender, gefühlvoller Roman über eine große Liebe und deren Hintergründe. 4 Sterne.

 

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