Profilbild von Tine

Tine

Lesejury Star
online

Tine ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tine über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2021

Außergewöhnlich tolle Charaktere, außer weibliche Protagonistin

April & Storm - Stärker als die Nacht
0

Nach ihrer überstandenen Krebserkrankung will April einen Neuanfang, weshalb sie ihr kleines Dorf in Deutschland verlässt und in San Francisco ihr Medizinstudium wieder aufnimmt. Nachdem ihr Freund sie ...

Nach ihrer überstandenen Krebserkrankung will April einen Neuanfang, weshalb sie ihr kleines Dorf in Deutschland verlässt und in San Francisco ihr Medizinstudium wieder aufnimmt. Nachdem ihr Freund sie verlassen hat, schwört sie der Männerwelt ab und sucht eine weibliche Mitbewohnerin. Doch durch einige Umstände wird Storm das neue WG-Mitglied: Ein ehemaliger Musiker mit unzähligen Narben und Verletzungen, insbesondere auch psychische. Direkt zu Beginn ist die Geschichte mit Action und Dramatik gefüllt, was ich bezüglich meiner gezogenen Analogie zwischen den Namen April und Storm und Aprilsturm erwartet habe. Auch später wird das Geschehen nie langweilig, weil immer etwas geschieht.

Mit April hatte ich trotz der Ich-Perspektive leider ein paar Schwierigkeiten. Gleich zu Beginn hatte sie Vorurteile gegenüber Storm, was ich nicht verstanden habe, weil wir durch die wechselnde Sichtweise pro Kapitel auch Storms Gedanken und Gefühle erfahren und ich ihn von Anfang an absolut nett fand. Als mir April zunehmend sympathisch wurde, geschieht etwas in der Geschichte, das sie aus der Bahn wirft und ich konnte sie seitdem nicht mehr verstehen. In meinem Kopf hatte sich von Beginn an ein etwas anderes Bild von April gezeichnet, sodass ich ihr Verhalten nicht mehr nachvollziehen konnte. So wenig ich April verstanden habe, so sehr mochte ich aber Storm! Es passiert mir eher selten, dass ich den männlichen Part einer Liebesgeschichte viel näher bin als dem weiblichen. In seinen Kapiteln hat man einen tiefen Einblick in seine Gefühle und Vergangenheit bekommen. Storm quält sich sehr, sieht seine jetzige Situation aber auch realistisch und ist sehr offen. Für die dramatischen Szenen in der Beziehung ist definitiv April zuständig, aufeinander zu gehen und Geborgenheit ist eher Storms Part. Ich mag Storm so sehr! Apropos tolle Charaktere: Auch die Nebencharaktere sind sehr liebenswert. Da hätten wir die liebe Nachbarin Mrs. Wolowitz und ihren stürmischen Hund, mit dem auch April oft Gassi geht. Auch Aprils Tante ist sehr erfrischend und fröhlich.

>> Im strahlenden Sonnenschein unter dem blauen Himmel Kaliforniens, dekoriert mit Plüschtieren und Plastikblumen [...] verliert für mich der Tod seine Bedrohlichkeit und mahnt doch die Lebenden. Er wird ins rechte Maß gesetzt, vom Thron gestoßen, weil der dem Leben gehört. Das Leben ist größer, beständiger <<, S. 70

Der Schreibstil hat mir insgesamt gut gefallen, auch wenn ich eins um andere Mal über kleine Ereignisse gestolpert bin. An einigen Stellen hätte ich mir mehr aktives Geschehen gewünscht, anstatt es später zum notwendigen Zeitpunkt erzählt zu bekommen. Zum Beispiel hat sich April in ihrem Studium auf Schmerztherapie fokussiert und behandelt öfter auch Storms Fuß, was aber nie direkt vor den Augen der Leser/innen geschehen ist. Der Humor von Karen Ashley hingegen ist grandios! An so mancher Stelle hat er das dramatische Geschehen aufgelockert.

Das Ende hat mich überrascht, da ich mit etwas mehr Harmonie gerechnet habe, wütend gemacht, ein bisschen die Augen verdrehen und definitiv mein Herz dahinschmelzen lassen. Aber da dies der erste Band der Trilogie rund um „April & Storm“ ist, passt der etwas offene Schluss gut.


Fazit:
„Stärker als die Nacht“ ist der ziemlich stürmische erste Band in der Liebesgeschichte zwischen April und Storm. Leider hat es mir April etwas schwer gemacht die Geschichte der beiden zu genießen, da ich sie oft nicht verstehen konnte. Allerdings punktet Karen Ashley definitiv mit Storm, den liebenswerten Nebencharakteren und ihrem Humor.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 14.03.2021

Eigentlich schöne Liebesgeschichte, die am Ende aber sehr übertrieben ist

Infinity Plus One
0

Zu Beginn des Buches möchte sich Bonnie das Leben nehmen. Finn Clyde ist auf dem Weg nach Las Vegas um nochmal völlig neu anzufangen und sieht Bonnie dort auf der Brücke stehen. Nachdem er sie überzeugen ...

Zu Beginn des Buches möchte sich Bonnie das Leben nehmen. Finn Clyde ist auf dem Weg nach Las Vegas um nochmal völlig neu anzufangen und sieht Bonnie dort auf der Brücke stehen. Nachdem er sie überzeugen konnte nicht zu springen, begleitet Bonnie ihn und sie erleben einen teils kuriosen, aber schönen Roadtrip durch Amerika. Mit jedem Kilometer lernen sich die beiden näher kennen. Zwischen Shoppingausflügen von Bonnie (weil sie nichts außer einer Handtasche bei sich hat) und Begegnungen mit vielen unterschiedlichen Menschen (gestresste Alleinerziehende, verrückter Obdachloser und klatschbegeisterte Friseurin) führen Finn und Bonnie viele Gespräche. So erfährt man viel aus Bonnies stressiger Karriere als Country-Pop-Musikerin und über ihre Zwillingsschwester. Umso mehr konnte ich Bonnies Gefühle und auch ihre Beweggründe für den Selbstmordversuch nachvollziehen. Doch auch Finn hat Schmerzen in seiner Vergangenheit erleiden müssen, weshalb er in Las Vegas einen neuen Job annehmen möchte.

Ich liebe Amy Harmons Art zu schreiben. Ihr Erzählstil ist sehr einfühlsam und man fühlt sich den Protagonisten nah, sodass man ihre Gefühle unmittelbar nachvollziehen kann. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass der Titel des Buches „Infinity plus one“ einen direkten Bezug zur Geschichte hat und in zwei Szenen erwähnt wird. Auch „Unendlich wir“, der Titel der früheren Auflage der Geschichte, wird in genau diesem Moment von Bonnie und Finn angesprochen. Finn ist nicht nur ein sehr sympathischer Charakter, sondern auch matheaffin, was mir gut gefallen hat. Er erklärt sich die Welt und auch Gefühle mittels der Mathematik, was sich zwar total absurd anhört, aber sehr gut umgesetzt wurde. Auch die Kapitelüberschriften sind mathematische Begriffe, die sich auf die Entwicklung der Geschichte beziehen (z. B. „Indirekter Beweis“, „Unbekannte Variable“ & „Einander ausschließend“).

>>Im Leben kann es aber nicht nur darum gehen, etwas zu erdulden oder von etwas zu träumen. Ich habe viel zu oft das Gefühl, dass den Menschen nichts anderes geblieben ist als Hoffnung. Ob reich, arm, krank, gesund – wir alle versinken in unseren Träumen und hoffen darauf, dass ein anderer sie für ins Wirklichkeit werden lässt.<< Bonnie, S. 249

Da Bonnie nach ihrem letzten Auftritt völlig überstürzt verschwindet und ihre Gran die Karriere an erster Stelle setzt, verfolgt bald die Klatschpresse das Paar und es wird schnell das Gerücht einer Entführung gestreut. Die Autorin beschreibt im Prolog kurz die Geschichte des Verbrecherpärchens Bonnie und Clyde und dieser Liebesroman besitzt sehr viele Parallelen dazu. Auf dem Roadtrip passieren unglaublich viele und verrückte Dinge, weshalb Bonnie und Finn irgendwann auch noch einige anderen Verbrechen angedichtet werden. Vor allem für Finn tat mir dies sehr leid. Und obwohl er Bonnie immer mehr zu bedeuten scheint, ist sie viel zu sorglos und naiv, statt dieses Missverständnis aus der Welt zu schaffen. Dadurch spitzen sich die Geschehnisse bis zum Ende immer mehr zu und mir wurde alles viel zu konstruiert und unrealistisch. Das Ende konnte mich deshalb leider nicht überzeugen und auch in einem weiteren Punkt schießt die Autorin über das Ziel der Liebesgeschichte hinaus. Am Schluss ist das Geschehen einfach zu unrealistisch und übertrieben.


Fazit:
„Infinty plus one“ ist eine schöne Liebesgeschichte zwischen dem Countrystar Bonnie und dem Mathegenie Finn Clyde. Die Autorin schafft es mit ihrem einfühlsamen Schreibstil die Gefühle und Vorgeschichte von Bonnie und Finn nachvollziehbar darzustellen. Leider wird der Roadtrip immer absurder und viele Begebenheiten sind total konstruiert, sodass mir das Ende nicht zugesagt hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Cover
Veröffentlicht am 30.11.2020

Schwacher Anfang, aber berührendes Ende

Das letzte Licht des Tages
0

Direkt nach ihrer Scheidung wird Liv von ihrer Großmutter Edith abgeholt und reisen in die Champagne. Dort trifft sich Edith mit einem Anwalt und möchte Liv etwas mitteilen, was ihr aber alles andere als ...

Direkt nach ihrer Scheidung wird Liv von ihrer Großmutter Edith abgeholt und reisen in die Champagne. Dort trifft sich Edith mit einem Anwalt und möchte Liv etwas mitteilen, was ihr aber alles andere als leicht fällt. Fast am selben Ort 1940 wohnen Inès und Céline mit ihren beiden Männern auf dem Weingut Chauveau. Bald schon ist Frankreich von den Deutschen besetzt, welche das Land und die Leute immer mehr einschränken und von ihnen fordern.

Das Buch wird aus der Sicht von den drei Frauen erzählt, Liv berichtet in der Gegenwart und Inès und Céline in der Vergangenheit, was mir das Lesen zu Beginn aus einem bestimmten Grund sehr schwer gemacht hat. Liv ist sehr redselig und wenn sie auch immer wieder ihre Großmutter fragt, was sie nun hier in Frankreich wollen, so rückt die alte Dame doch nicht wirklich mit der Sprache raus. Außerdem ist Edith sehr exzentrisch, fährt Liv immer wieder an und ist sehr rigoros und streng. Die beiden Frauen in der vergangenen Zeit schildern zwar das Leben auf dem Weingut und die Beziehung zu ihren Männern, aber eben auch oft genug die untereinander. Leider mögen sich die beiden nicht besonders und ich musste oft lesen, was sie voneinander denken und aneinander nicht ausstehen können. Das machen alle Hauptcharaktere für mich nicht unbedingt einnehmend. Sympathisch fand ich die Figuren schon, nur hab ich sie selbst nicht sonderlich ins Herz geschlossen, sodass der Beginn des Buches überhaupt nicht fesselnd war und ich oft schon widerwillig zum Buch griff. Das Schicksal der Nebencharaktere hat mich das ganze Buch hinweg oftmals mehr berührt.

Doch abgesehen davon ist die Geschichte gut zu lesen und auch recht spannend. Mit Liv und ihrer Großmutter erkundet der Leser die Stadt Reims und die Kulisse der Weinberge rundherum, wodurch man auch den Spuren der Vergangenheit nahe kommt. Bei Inès‘ und Célines‘ Kapiteln erfährt man sehr viel Informatives über den Weinanbau und die Champagnerherstellung, außerdem spielen auch ihre Liebesleben eine große Rolle. Der einzige Buchcharakter, dessen Verhalten für mich anschaulich und verständlich dargestellt wird, sodass ich dessen Schicksal wirklich fesselnd empfand, ist Inès. Trotz ihrer Fehler und fehlender Begabung für das Weingut empfinde ich sie als sehr bemüht, stark und sie gibt nie auf. Im Verlauf der Geschichte geschehen einige Dinge, die ich schon vorhergesehen habe. Auch die sich entwickelte Beziehung zwischen Liv und dem Anwalt ihrer Großmutter habe ich kommen sehen, wobei diese schon sehr schnell und offensichtlich vorhanden war und leider auch oft sehr plump ist.

Besonders schön an der Geschichte war die Beschreibung der Stadt Reims und dem Weingut Chauveau. Die Protagonisten sind dort sehr oft unterwegs, was sehr anschaulich beschrieben wird, sodass ich schon bald all die Schauplätze vor meinem inneren Auge gespeichert hatte. Durch Livs Streifzug durch Reims erfährt man auch sehr viel Geschichtliches über die französische Stadt, sowie deren hübsches Stadtbild.

Das Ende hatte es in sich, denn es kam sogar ein Aspekt ans Licht, den ich nie hätte kommen sehen. Vor allem die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit und das große Geheimnis dahinter sind sehr berührend. Ich musste sogar einige Tränen verdrücken, so traurig, herzergreifend, tragisch und emotional waren die Geschehnisse sowohl in der Gegenwart als auch Vergangenheit. Trotzdem endet das Buch sehr zufriedenstellend.


Fazit:
„Das letzte Licht des Tages“ macht es einem anfangs wegen der Buchfiguren überhaupt nicht leicht, es zu lieben. Erst im Laufe der spannenden Geschichte habe ich mich hineingefunden und sie konnte mich vor allem aufgrund von Inès einnehmen. Einige Aspekte waren sehr offensichtlich, aber den großen Knall am Ende habe ich doch nicht kommen sehen. Das Buch wird mit einem sehr emotionalen Ende und schöner Beschreibungen der Stadt Reims und den umliegenden Weinbergen abgerundet. „Das letzte Licht des Tages“ ist insgesamt ein ganz gutes Buch, aber Kristin Harmel kann es eigentlich noch viel besser.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.10.2020

Enttäuschender Abschluss einer genialen Reihe

Beta Hearts
1

„Beta Hearts“ beginnt genau da, wo „Cyber Trips“ aufgehört hat. Marshall versucht die restliche Menschheit an einen sicheren Ort zu bringen und für einen erneuten Gegenschlag gegen KAMI zu bündeln. Außerdem ...

„Beta Hearts“ beginnt genau da, wo „Cyber Trips“ aufgehört hat. Marshall versucht die restliche Menschheit an einen sicheren Ort zu bringen und für einen erneuten Gegenschlag gegen KAMI zu bündeln. Außerdem stellt sich die Frage, was nun mit unseren geliebten Protagonisten ist, z. B. ob Okijen überleben wird.

Allerdings ist die erste Hälfte des Buches zunächst träge und wird langsamer erzählt, als die beiden vorherigen Bände. Trotzdem ist es kurzweilig zu lesen, weil man als Leser nach jedem Umblättern hofft, endlich die ersehnten Antworten zu erhalten. Und später findet die Geschichte auch zu der gewohnten rasanten Achterbahnfahrt der Gefühle und Ereignisse zurück. Figuren überraschen, positiv wie negativ, es wird viel Interessantes über die Vergangenheit erzählt, als die gegenwärtige Regierung gebildet wurde und KAMIs Gedanken sind wieder sehr philosophisch und regen zum Nachdenken an. Ich liebe ihre Kapitel und sie/es ist der beste Bösewicht in Geschichten überhaupt.

>> Dieser Plant ist ein Wunder. Eine Millisekunde auf der Uhr des Alls. [...] Dass ihr hier seid, ist der wunderbarste Zufall, den man sich vorstellen kann. Ein Wunder von so astronomischer Unwahrscheinlichkeit. Und ihr schätzt es einfach nicht. Ihr seid so oft traurig und frustriert und voller Neid und Hass.<<, KAMI, S. 185f

Was mich an dem Abschlussband wirklich enttäuscht hat, waren die fehlenden Antworten auf gewisse Dinge, die sogar wichtig für die Handlung sind. Was ist in der Vergangenheit gewisser Protagonisten passiert? Was ist der Grund für bestimmte Begebenheiten? Ich hab noch nie offene Buchenden gemocht und mir schleicht sich der fade Beigeschmack ein, dass Marie Grasshoff selbst keine gute Begründung gefunden hat und deshalb den Leser bis zum Schluss im Unklaren lies. Die Auflösung des Konflikts von KAMI gegen die Menschheit hingegen fand ich gut. Die Lage war so festgefahren, dass ich mit Bangen an das Ende des Krieges dachte, doch er war wirklich passend. Ich mag auch die Botschaft, die dahinter mitschwingt.


Fazit:
„Neon Birds“ ist eine wirklich tolle Reihe mit einer großartigen Idee und spannender Erzählung, die jedoch nicht bis zum Ende durchdacht ist. Die Spannung in "Beta Hearts" resultiert unter anderem durch die vielen offenen Fragen, die leider nicht alle beantwortet wurden. Nichtsdestotrotz ist der Abschluss des Kampfes zwischen KAMI und der Menschheit zufriedenstellend gelöst worden und die Reihe sehr lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.08.2020

Realistisches Endzeitszenario mit kleinen Schwächen

Das Dorf (Finsterzeit 1)
0

Die jungen Erwachsenen Lara und Thomas flüchten zu Beginn der Geschichte direkt vor einer wütenden und bewaffneten Horde Menschen. Plünderungen und Gewalt sind nun an der Tagesordnung. Deswegen möchten ...

Die jungen Erwachsenen Lara und Thomas flüchten zu Beginn der Geschichte direkt vor einer wütenden und bewaffneten Horde Menschen. Plünderungen und Gewalt sind nun an der Tagesordnung. Deswegen möchten die beiden zur „Festung“, einer geschützten und gut versorgten Anlage von Thomas‘ Opa. Während dem Weg dorthin fragt sich Lara, was Thomas für sie empfindet, weil sie verliebt in ihn ist. Währenddessen erfährt man aber Stück für Stück von der Vergangenheit – die der Protagonisten und allgemein – und dem Leser ist sofort klar, dass sich beide schon lange lieben. Dass die Beziehung der beiden grundlos aufgebauscht wird, obwohl es offensichtlich ist, fand ich etwas unnötig. Später wird ihre Liebesbeziehung etwas seltsam und entwickelt sich, was im zweiten Band der Reihe spannend werden dürfte.

Während der Leser Lara und Thomas begleiten, sind auch einige Kapitel aus der Sicht von anderen Protagonisten beschrieben, wie z. B. Thomas‘ Vater. Langsam bekommt der Leser einen Überblick darüber, wie es während der Energiewende zu diesem katastrophalen Endzeitszenario kommen kann – was eine total realistische und mögliche Zukunft unserer Zeit wäre. An einigen Stellen hätte ich mir aber früher und mehr Informationen gewünscht, insbesondere Laras Beruf. Außerdem hätte dem Buch auch ein paar Seiten mehr vertragen, indem Begebenheiten oder Personen nicht nur beschrieben, sondern direkt miterlebt werden. So hätte ich Laras Charakter viel genauer kennengelernt und sie sich nicht widersprüchlich zu ihrer Beschreibung verhalten. Leider blieb Lara deshalb sehr blass und ich konnte ihrem Schicksal nicht wirklich mitfiebern. Thomas hingegen ist ein sehr interessanter und starker Charakter, über den ich gerne noch mehr erfahren möchte.

Was mir sehr gut an der Geschichte gefällt ist die klare Ausarbeitung, wie das Leben der Menschen nach der Krise nun aussieht. Die Menschen sind auf sich alleine gestellt, wodurch sie Gruppen bilden, Plünderungen geschehen, Gewalt angewendet oder anderen geholfen wird. Dass viele Menschen machthungrig sind oder sich an Gewalt ergötzen wurde anschaulich denjenigen Personen gegenübergestellt, die immer wieder anderen helfen, obwohl sie selbst auch nicht viel haben. Diese Geschichte zeigt sehr schön, wie sich Menschen bei einer solch einschneidenden Krise verhalten: Machthungrig oder hilfsbereit.

Ab ca. der Hälfte ist klar, worauf das übrige Geschehen noch hinauslaufen wird. Aufgrund der knappen und prägnanten Schilderung und des flüssigen Schreibstils ist es trotzdem interessant zu verfolgen. Das Ende ist sehr unspektakulär, bringt aber einen Cliffhanger für den Folgeband.


Fazit:
Ein spannender Endzeitroman, der an einigen Stellen aber noch unrund ist und etwas mehr Szenen statt Erzählungen vertragen könnte. Die Geschichte zeigt während einer solchen Katastrophe sehr anschaulich menschliche Abgründe und Empathie, die sich in Hilfsbereitschaft zeigt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere