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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2021

Erschütternd und aufwühlend

EVIL
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Wer von euch eher zartbesaitet ist und nicht so gern brutale Szenen liest, dem muss ich von „Evil“ abraten. Es kommen sowohl Szenen mit physischer als auch psychischer Gewalt vor, und das nicht zu knapp. ...

Wer von euch eher zartbesaitet ist und nicht so gern brutale Szenen liest, dem muss ich von „Evil“ abraten. Es kommen sowohl Szenen mit physischer als auch psychischer Gewalt vor, und das nicht zu knapp. Als Leser muss man tatenlos mitansehen, wie ein hilfloses Mädchen gequält und gefoltert wird. Nachbarsjunge David schildert die Begebenheiten als Ich-Erzähler und lässt kaum ein grausiges Detail aus. Das geht unter die Haut und lässt einen auch nach dem Lesen lange nicht mehr los.

Was diesen Roman aber noch intensiver und eindringlicher macht: Die Story beruht auf einer wahren Begebenheit. Ja, richtig gelesen: In den 60er Jahren wurde die damals sechzehnjährige Sylvia Likens von ihrer Pflegemutter und deren Kindern zu Tode gefoltert. Es gibt dazu einen Wikipedia-Eintrag, der ebenfalls eher den Hartgesottenen zu empfehlen ist. Denn was diesem armen Mädchen angetan wurde, lässt sich kaum begreifen und noch weniger in Worte fassen.

Für mich ist „Evil“ mit Abstand Jack Ketchums bestes Werk. Das mag natürlich auch dem Umstand geschuldet sein, dass ein realer Fall zugrunde liegt. Aber Ketchum greift dieses Thema brillant auf und zieht seinen Leser in einen unwiderstehlichen Sog. Man will und muss weiterlesen, egal wie hart es ist und egal wie schwer es einem fällt. Und ich bin mir sicher, dass ich dieses Buch nie wieder vergessen werde.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Unterhaltsamer und spannender Doppelpack

Langoliers
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Zwei sehr unterschiedliche Kurzromane sind in diesem Buch vereint.

Handwerklich gibt es an „Langoliers“ – wie immer beim Meister – nichts auszusetzen. Die Charaktere sind lebendig und authentisch, vor ...

Zwei sehr unterschiedliche Kurzromane sind in diesem Buch vereint.

Handwerklich gibt es an „Langoliers“ – wie immer beim Meister – nichts auszusetzen. Die Charaktere sind lebendig und authentisch, vor allem die blinde Dinah hat ein paar großartige Momente. Dass die Figuren so zusammengestellt wurden, dass es gut zur Story passt, wirkte hier und da ein bisschen arg konstruiert. So was wie „Na Gott sei Dank ist ein Pilot als Passagier an Bord der Maschine, deren Crew spurlos verschwunden ist“ kommt noch ein paar Mal vor. Da hat es sich King etwas zu einfach gemacht.

Trotzdem bleibt „Langoliers“ bis zum Ende spannend. Vor allem die Atmosphäre am Flughafen, als die Passagiere dort landen und die Umgebung erkunden, hat mir gut gefallen, war bedrückend und unheimlich.

Auch in „Das geheime Fenster“ fallen zuerst die komplexen Charaktere auf. Mort und Shooter sind beide gut gezeichnet und machen eine spannende Entwicklung durch. Die Story geht eher gemächlich los – man lernt Morts Situation und seinen Alltag kennen, und schnell wird klar, dass hier eine kaputte Existenz versucht, die Scherben seines Lebens zusammenzukehren.

Sobald Shooter in Morts Leben tritt, nimmt das Ganze Fahrt auf. Der Machtkampf zwischen den beiden nimmt zunehmend drastischere Formen an. Mort wird zunehmend verzweifelter in seinen Versuchen, sich gegen den Fremden zur Wehr zu setzen. King zeigt herrlich die Abgründe der menschlichen Seele auf. Und das überraschende Finale passt perfekt – vermutlich haben viele von euch aber auch schon den Film gesehen und kennen die Auflösung.

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Ein würdiger Abschluss

Das Verlorene Paradies. Band 4
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Um es vorab zu sagen: Der vierte Band „Erde“ kann an den großartigen dritten Teil „Paradies“ nicht ganz heranreichen. Da hatte der Vorgänger die Messlatte aber auch verdammt hoch gelegt. Trotzdem kann ...

Um es vorab zu sagen: Der vierte Band „Erde“ kann an den großartigen dritten Teil „Paradies“ nicht ganz heranreichen. Da hatte der Vorgänger die Messlatte aber auch verdammt hoch gelegt. Trotzdem kann auch dieser Abschluss hervorragend unterhalten. Endlich laufen alle Fäden der Geschichte zusammen und das Schicksal der Welt entscheidet sich. Gleichzeitig bietet das Ende einen gewissen Interpretationsspielraum.

Vor allem regt dieser letzte Band noch etwas mehr als seine Vorgänger zum Nachdenken an. Die philosophischen Ansätze kommen dabei ohne moralischen Zeigefinger aus und erdrücken die Story nicht unter ihrer Botschaft. Und auch einige überraschende Wendungen erwarten den Leser wieder.

Hinzu kommen einmal mehr die tollen Zeichnungen und die dazu passende Kolorierung. Die Bilder und Farben fangen atmosphärisch die Stimmung der Geschichte ein, die zwischen Sieg und Niederlage, zwischen Hoffnung und Resignation wechseln. So lassen sich nur durch das Betrachten der Bilder schon zahlreiche Emotionen einfangen.

Fazit:
Obwohl der vierte Band nicht ganz mit seinem Vorgänger mithalten kann, ist „Erde“ ein würdiger Abschluss der Reihe „Das verlorene Paradies“ mit einem runden Ende. Tolle Zeichnungen und ein paar philosophische Ansätze sorgen für ein gelungenes Lesevergnügen. Wer schon die Vorgänger gelesen hat, kommt um diesen letzten Teil einfach nicht herum. Ein rundum toller Comic aus Frankreich!

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Reread konnte überzeugen

Adrenalin
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„Adrenalin“ hatte ich vor Ewigkeiten zwar schon mal gelesen, wollte aber unbedingt einen Reread machen, weil ich nur noch wusste, dass mir der Thriller gut gefallen hat.

Und bis auf die Eröffnungsszene ...

„Adrenalin“ hatte ich vor Ewigkeiten zwar schon mal gelesen, wollte aber unbedingt einen Reread machen, weil ich nur noch wusste, dass mir der Thriller gut gefallen hat.

Und bis auf die Eröffnungsszene konnte ich mich tatsächlich an relativ wenig aus dem Roman erinnern. Deshalb konnte ich beim zweiten Lesen trotzdem wieder prima mitfiebern. Denn wenn Michael Robotham eins kann, dann ist es Spannung erzeugen. Sind die Zusammenhänge anfangs noch eher holprig miteinander verbunden, ergibt sich spätestens zum Finale ein passendes Gesamtbild.

Okay, für mich hätte das Finale gern etwas umfangreicher ausfallen können. Das Warum hat sich mir erschlossen, war aber einen Tick zu konstruiert und zu knapp abgehandelt. Dafür war ich wieder mal begeistert vom Stil, vor allem von dem unterschwelligen Humor, der sich durch den Thriller zieht. Es ist dieser typisch britisch trockene Humor – dabei ist Robotham Australier!

Erzählt werden die Geschehnisse von Joe in der Ich-Form, als Leser ist man also ganz nah dran an seiner Figur. Und die ist absolut interessant: Joe ist nicht der strahlende Ritter oder der gebrochene Held, wie man es in vielen vergleichbaren Thrillern hat. Vielmehr ist er ein Normalo mit eigenen Sorgen und Problemen. Nur manchmal hätte ich ihn gerne geschüttelt und ihn ausgeschimpft, weil er zu unlogisch gehandelt hat, vor allem zum Nachteil für sich selbst.

Fazit:
Auch beim zweiten Lesen konnte mich „Adrenalin“ überzeugen. Robothams starker Stil, die Prise Humor und die sympathische Hauptfigur machen den Thriller zu einem spannenden Pageturner, der gut unterhält. Bei Gelegenheit werde ich auch „Amnesie“ wieder lesen, den zweiten Band über Psychologe O’Loughlin und Detective Ruiz.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Ungewöhnliches Sci-Fi-Setting

Wilde Saat
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Wow! Ich kann mich nicht erinnern, je ein ähnliches Buch gelesen zu haben. „Wilde Saat“ wirkt noch immer bei mir nach.

Zunächst mal ist die Geschichte sehr besonders. Passend zu den beiden Unsterblichen, ...

Wow! Ich kann mich nicht erinnern, je ein ähnliches Buch gelesen zu haben. „Wilde Saat“ wirkt noch immer bei mir nach.

Zunächst mal ist die Geschichte sehr besonders. Passend zu den beiden Unsterblichen, um die es geht, zieht sich der Plot in drei Teilen über etwa zweihundert Jahre, beginnend 1690. Sowohl aus Anyanwus als auch aus Doros Sicht wird die Beziehung der beiden zueinander beschrieben. Dabei liegt der Schwerpunkt bei Anyanwu – und ehrlich gesagt ist sie auch die interessantere Figur. Sie ist eine starke schwarze Frau, die der Liebe wegen viele ihrer Prinzipien ablegt und dies bitter bereut.

Es geht um die Beziehung Mann und Frau, aber auch um Rassismus, Sklaverei, um Freiheit und menschliche Eingriffe in die Natur. Dabei wird der Roman nie belehrend oder moralisierend. Der Leser kann sich sein eigenes Bild machen. Manchmal ist mir persönlich ein bisschen zu wenig passiert, gerade wenn man bedenkt, wie lange die Zeit ist, die Anyanwu und Doro mit ihrer Beziehung beschäftigt sind. Aber das ist vielleicht Geschmackssache.

Zum anderen ist der Schreibstil fantastisch. „Wilde Saat“ liest sich wunderbar, obwohl über viele Seiten gar nicht so viel passiert, wie ich schon erwähnt habe. Wir begleiten Anyanwu in eine neue, faszinierende, aber auch furchteinflößende Welt. Wir leiden mit ihr, als Doro sie sich unterwerfen und für seine Zwecke missbrauchen will, obwohl er tiefe Gefühle für sie empfindet. Und wir fiebern mit, wenn Anyanwu sich trotz ihrer Zuneigung zu Doro gegen diesen auflehnt.

Dabei lernt man zahlreiche Nebenfiguren kennen. Viele haben keine relevante Rolle für die Geschichte, andere komplettieren mit ihren Auftritten und Funktionen die Welt, in der Anyanwu und Doro leben. Hier und da hätte ich gern mehr über bestimmte Charaktere erfahren, beispielsweise über Doros Sohn Isaak, der eine sehr interessante Figur war. Und manchmal hat mir das „große Ganze“ gefehlt – wo soll die Reise hingehen, was sind überhaupt die Ziele der Hauptfiguren? Diese Elemente werden nur angedeutet.

Dafür war aber der Sci-Fi-Anteil sehr interessant: Anfangs konnte ich mir keinen Reim darauf machen, warum „Wilde Saat“ der Science-Fiction zugeordnet ist. Aber je tiefer ich in Butlers Welt eintauchte, desto klarer wurde es mir. Die Pläne, die Doro mit seinen Nachkommen hat (ich will nicht spoilern, deshalb kann ich nicht zu viel verraten), haben ein sehr futuristisches, aber auch sehr gefährliches Element, das man so bereits aus den düsteren Kapiteln der Geschichte kennt. Sci-Fi bedeutet ja nicht nur, dass die Geschichte im Weltraum spielen muss, Roboter vorkommen und das Ganze in weit entfernter Zukunft passiert.

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