Profilbild von Leiraya

Leiraya

Lesejury Star
offline

Leiraya ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Leiraya über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2021

Ursprüngliche Erziehungsmethoden neu gedacht

Kindern mehr zutrauen
0

Die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Michaeleen Doucleff wollte, wie sonst auch in ihrem Leben, wissenschaftlich ans Thema Kindererziehung herangehen. Als sie jedoch am Morgen nicht einmal mehr ...

Die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Michaeleen Doucleff wollte, wie sonst auch in ihrem Leben, wissenschaftlich ans Thema Kindererziehung herangehen. Als sie jedoch am Morgen nicht einmal mehr aufstehen wollte - aus Angst vor dem Tag mit ihrer Tochter - wusste sie, dass sich etwas ändern müsste und die einschlägigen Erziehungstipps für sie einfach nicht wirkten. Doch erst als sie auf einer ihrer Forschungsreisen zufällig auf Yucatan beobachtet, dass es auch spielend leicht zu gehen scheint, ein Kind großzuziehen, begann sie zu recherchieren. Dabei entdeckte sie, dass vieles von dem, was wir in der westlichen Erziehungskultur als richtig und wichtig erachten, oft keine wissenschaftlich verlässliche Grundlage hat und auch oft eigentlich nicht funktioniert.
Was liegt also näher, als Menschen um Rat zu fragen, die nicht den Unmengen an Ratschlägen der westlichen “weird“ (dt. komischen) Kultur ausgesetzt sind? Doucleff reist daher mit ihrer Tochter u.a. zu den Maya, Inuit und den Hadza in Afrika, um altes Menschheitswissen neu zu beobachten und zu erlernen. Dabei behandelt sie u.a. Themen wie Hilfsbereitschaft, Spielzeug, Lob, Kontrolle, Machtkämpfe zwischen Eltern und Kindern, Schlafen, Schimpfen.

Da ich selbst zwei kleine Kinder habe und unsre Dreijährige in manchem recht stark Michaeleen Doucleffs Tochter ähnelt, hat mich das Buch gleich angesprochen. Ich war äußerst gespannt!
Vieles, was Doucleff beschreibt, macht unsere Kleine momentan auch! Doucleff argumentiert, unsre neumodisch denkende Gesellschaft will so vieles von unseren Kindern. Es soll alles “funktionieren“ und das am besten nach einem Schema! Aber das entspricht nicht wirklich unsrer Biologie! Daher findet sie es viel sinnvoller, darauf zu schauen, wie es ursprünglich war bzw was sonst passend sein könnte, dass Kinder in ihrem Aufwachsen gut begleitet werden, ohne dass wir Eltern völlig am Ende mit unseren Nerven und unserer Energie sind.
Doucleff zieht als eine ihrer Hauptaussagen aus ihren Beobachtungen und Erfahrungen bei den indigenen Völkern, dass wir im Westen zu “kindzentriert“ seien und dass stattdessen ein “erwachsenenzentrierter“ bzw “familienzentrierter“ Umgang erstrebenswerter sei. Sie relativiert, dass dies natürlich nicht im selben Umfang möglich sei, wie bei den zuvor angesprochenen indigenen Völker. Jedoch sollten auch die Eltern zufrieden sein, ihre Aufgaben schaffen können und nicht ständig Dinge tun (müssen), um das Kind zu bespaßen, obwohl sie selbst keine Lust darauf haben. Wie so oft ist hier sicherlich der Mittelweg sinnvoller, denke ich. Unsere Kultur erlaubt es uns nicht allumfänglich, so zu leben wie bspw. die Maya. Aber unsre eigenen Bedürfnisse bzw. die der Familie sind auch wichtig und dürfen nicht immer und überall dem Kind untergeordnet werden - außer wir wollen uns kleine Narzissten großziehen. Doucleffs TEAM-Konzept (Teamwork, Ermutigung, Autonomie, Minimales Eingreifen) finde ich daher sehr spannend.
Das Kind als Teil des TEAMS zu erziehen finde ich sehr schlüssig und denke, dass sich das auch in vielen Bereichen, z.B. in der Küche, gut umsetzen lässt. So sollten laut Doucleff, wie bei den Urvölkern, die Kinder z.B. beim Essenzubereiten mit einbezogen werden. Ganz neu ist diese Idee nun nicht, denn es gibt hierzulande schon noch Familien, in denen dies so gehandhabt wird. Jedoch geht dieses Verhalten in den USA aber auch bei uns immer mehr verloren, wie ich in beiden Ländern schon beobachten konnte. Daher finde ich es sehr gut, den Fokus wieder etwas mehr ins Zentrum zu rücken: Nicht eltern-, nicht kind- sondern familienzentriert.

Andererseits darf ein Kind meiner Meinung nach jedoch auch Wünsche haben und wenn ich meinem Kind eine große Freude damit mache, mit ihm z.B zu basteln, dann teile ich die Freude hin und wieder auch gerne, obwohl ich im ersten Moment vielleicht keine Lust dazu habe. Von den Übungen haben wir jetzt auch schon einige ausprobiert und es klappt bisher in mehreren Bereichen viel besser als vorher.

Was mir an Doucleffs Buch leider nicht ganz so gut gefiel, ist der typisch amerikanisch-reißerisch sich-selbst-lobende Stil der Autorin in der Einleitung. Von allem ein klein wenig zu viel “awesome“, mit dem Buch den heiligen Grahl in Händen zu halten. Die Autorin relativiert dies zwar an der ein oder anderen Stelle etwas, aber es ist mir persönlich trotzdem etwas zu viel des Eigenlobs.
Im Laufe des Buchs ist dies jedoch zum Glück nicht mehr im selben Ausmaß zu spüren. Grundsätzlich ist es ja sehr zu befürworten, dass Doucleff viel zitiert und ihre Quellenangaben diverse Seiten füllen, jedoch verkauft sie manches zunächst so, als ob sie es selbst herausgefunden hätte, um dann doch auch Experten zu zitieren. Das stört mich persönlich etwas, schmälert jedoch glücklicherweise nicht sonderlich den Inhalt.
Manche Konzepte und Ideen waren mir “weird“ Westlerin neu, die ich auch sehr überzeugend fand und gerne ausprobieren will. Was mir allerdings gefehlt hat sind mehr Tipps zum Umgang mit mehreren Kindern. Das wird leider nur am Rande thematisiert, aber da Doucleff nur eine Tochter hat, wäre es aus ihrer Erfahrung heraus natürlich nicht möglich, darauf aus ihrer Sicht näher einzugehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.09.2021

Für eine gelungene Sommerparty

Willkommen beim Sommerfest!
0

Die nächste Party kann kommen! Im Freien möchte man sich derzeit ja viel lieber treffen als drinnen. Und so bietet sich ein Sommerfest gerade buchstäblich an. Mit guten Ideen versorgt einen dabei “Willkommen ...

Die nächste Party kann kommen! Im Freien möchte man sich derzeit ja viel lieber treffen als drinnen. Und so bietet sich ein Sommerfest gerade buchstäblich an. Mit guten Ideen versorgt einen dabei “Willkommen beim Sommerfest!“ von Reader's Digest. Denn darin finden sich allerlei Ideen für erfrischende Getränke, leckere Speisen und sommerliche Dekorationen.

Gut gefällt mit der Einband, ideal für ein Kochbuch. Und das Titelbild stimmt einen gleich freudig. Lediglich die Schriftart ist nicht so ganz mein Fall. Für mich sieht es dadurch leider eher altmodisch aus. Eine angenehme Dicke der Seiten wie hier, finde ich bei Kochbüchern immer sehr wichtig und angenehm.

Da bei uns noch verschiedene Feste anstehen, probierte ich aus den unterschiedlichen Kategorien Rezepte aus. Und was soll ich sagen? Alles schmeckt uns sehr gut! Und auch die Dekotipps machen gut was her!

Eine gelungene Mischung aus bewährt-bekannten Rezepten und Ideen sowie neuen Anregungen. Lohnt sich!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 09.04.2024

Ungewöhnliche Charaktere an Englands Küste

Das Haus der Wiederkehr
0

Ungewöhnliche Charaktere an Englands Küste

Englands Küstenorte haben ein besonderes Flair, das Jojo Moyes in "Das Haus der Wiederkehr" gekonnt einfängt. In zwei Zeitsträngen erzählt sie die Geschichte ...

Ungewöhnliche Charaktere an Englands Küste

Englands Küstenorte haben ein besonderes Flair, das Jojo Moyes in "Das Haus der Wiederkehr" gekonnt einfängt. In zwei Zeitsträngen erzählt sie die Geschichte von zwei ungewöhnlichen Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten mit Herausforderungen des Lebens umgehen müssen. Daisy, eine frisch gebackene Mutter, die von ihrem Partner verlassen wurde, steht im Hier und Jetzt plötzlich vor dem Problem, sich und ihre Tochter allein versorgen zu müssen und einem Innenarchitekturauftrag in einem konservativen Küstenort nachzukommen. Während Lottie in den 1950er Jahren im selben Küstenort bei ihrer Pflegefamilie auf ganz andere Schwierigkeiten stößt.

Zu Beginn war die Geschichte mit den beiden Handlungssträngen etwas verwirrend, zumal auch das Setting der Pflegefamilie von Lottie für mich mit den kulturellen Zusammenhängen zur damaligen Zeit nicht ganz so greifbar war. Aber Luise Helm liest einfach so wunderbar, dass ich trotzdem gerne weiterhören wollte. Außerdem gab es, wie von Moyes gewohnt, immer wieder überraschende Wendungen, die die Geschichte für mich sehr spannend machten und mich dranbleiben ließen.

Mit "Das Haus der Wiederkehr" ist Jojo Moyes nicht ihr bestes und spannendstes Werk gelungen. Durch Luise Helms Lesung und interessante Twists, war es für mich trotzdem sehr hörenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.01.2024

Ein Buch für Bücherliebhaber:innen mit Schwächen

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
0

Bücher, die von Büchern und der Bücherbranche handeln, sind für eingefleischte Leseratten natürlich ein absoluter Lesegenuss. So erging es mir auch mit Emily Henrys Buch "Book Lovers". Ihren ersten Roman ...

Bücher, die von Büchern und der Bücherbranche handeln, sind für eingefleischte Leseratten natürlich ein absoluter Lesegenuss. So erging es mir auch mit Emily Henrys Buch "Book Lovers". Ihren ersten Roman kenn ich noch nicht, aber das werde ich vermutlich noch zu gegebener Zeit nachholen.

In ihrem neues Buch geht es um die Buchagentin Nora, die sich als leidenschaftliche New Yorkerin einen Urlaub in der Pampa kaum vorstellen kann. So sehr liebt sie ihren Job, die laute Umgebung und den Trubel der Großstadt. Als ihre schwangere Schwester Libby jedoch einen gemeinsamen Mädelsurlaub nach North Carolina vorschlägt, da dort ihr Lieblingsroman spielt, ist Nora nicht sonderlich begeistert. Einerseits möchte sie gerne mehr Zeit mit ihrer Schwester verbringen, da sie sich etwas entfremdet zu haben scheinen, andererseits ist sie kein Fan des Landlebens, obwohl sie den Roman ebenfalls sehr mag und sogar selbst schon länger die Autorin dies selbigen als Agentin betreut. Außerdem gibt es noch den Lektor Charly, der natürlich auch eine große Rolle in Noras Leben spielt.

Was den Schreibstil anbelangt, so brachten mich viele Wortwitze zum Schmunzeln und trotz Übersetzung fand ich den Stil sehr angenehm. So sind bspw. die Dialoge und Mail-/SMS-Chats von Nora und Charly absolut göttlich, da sie nur so vor Ironie und Wortwitz triefen. Und auch viele Zitate, die sich an bekannte Literatur, Belletristik oder Filme anlehnen, sind sehr amüsant, obwohl ich nicht alle davon kannte. Vieles ist in den USA sicher auch bekannter als bei uns. Dadurch hat es großen Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Leider gab es auch einige sehr merkwürdige Schreib-, Logik- und Übersetzungsfehler, die nicht nötig gewesen wären.

Inhaltlich hat der Plot leider einige Schwächen, die man den Figuren bzw der Handlung bis zum Schluss nicht alle so ganz abkauft. Das Verhältnis der beiden Schwestern z.B. ist zu Beginn sehr schwer zu verstehen und auch Libbys Beweggründe, einen Urlaub in der Pampa zu machen, dafür aber vier Wochen lang die kleinen Kinder allein zu lassen, fand ich bis zuletzt trotz aller Erklärungen nicht nachvollziehbar.

Trotz der inhaltlichen Schwächen und einigen Längen, macht das Buch viel Freude beim Lesen. Er darüber hinweg sehen kann, wird bestens unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.10.2023

Wie eine Auswanderin den zweiten Weltkrieg in Amerika erlebt

Die Glücksfrauen - Der Geschmack von Freiheit
0

Es gibt viele Romane, die während des zweiten Weltkriegs spielen. Bisher hatte ich jedoch noch nie einen gelesen, der die amerikanische Sicht und die einer Auswanderin bereits während des Beginns des Krieges ...

Es gibt viele Romane, die während des zweiten Weltkriegs spielen. Bisher hatte ich jedoch noch nie einen gelesen, der die amerikanische Sicht und die einer Auswanderin bereits während des Beginns des Krieges wiedergibt, was ich sehr interessant fand.

Als Leserin wird man einerseits in die Vergangenheit der bereits verstorbenen Luise entführt und erlebt ihren Werdegang mit. Andererseits begleitet man ihre Enkelin June, die das Erbe Luises im Hier und Jetzt antreten und diverse Geheimnisse entdecken darf. Gut gemacht finde ich den Kontrast der beiden Frauen durch die unterschiedlichen Zeitpunkte und die immer wiederkehrenden Parallelen, was z.B. Schauplätze angeht, die man aus den verschiedenen zeitlichen Perspektiven näher betrachtet. Sehr interessant waren für mich auch verschiedenste historische Aspekte, bspw. wie es Auswanderern und Auswandererrinnen erging und auch, wie die verschiedenen Geschlechter oft unterschiedlich gut Fuß in Amerika fassen konnten. Oder auch, wie viele Amerikanerinnen zur damaligen Zeit Juden gegenüberstanden, hat mich überrascht. Darüber hinaus war der Plot gut gemacht, da man oft im Unklaren gelassen wird und auch verschiedenste Geheimnisse gekonnt für Spannung sorgen.

Den Schreibstil empfand ich als überwiegend angenehm und abwechslungsreich. Am manchen Stellen wurden allerdings Passagen gekürzt oder in indirekter Rede wiedergegeben, die ich jedoch als unbedingt wichtig für die Geschichte empfand.

Ein Kritikpunkt waren für mich die Ausgestaltung und Handlung der Figur der June zu Beginn des Romans. Denn sie bleibt anfangs etwas blass, verschmilzt gleichzeitig auch zu sehr mit parallelen Begebenheiten von ihrer und Luises Welt. Zwar entwickelt sich diese Figur im Verlauf der Handlung weiter, jedoch wirken einige Vorkommnisse dann doch etwas konstruiert und vorhersehbar.

Historisch gesehen ist der Roman wirklich lesenswert, um eine andere, amerikanischere Perspektive zum Beginn des zweiten Weltkriegs zu bekommen als dies in vielen anderen Romanen der Fall ist. Da der Roman dazu auch noch recht spannend aufhört, bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre