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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2022

grandios, düster, authentisch

Die Rebellinnen von Oxford - Furchtlos
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Die Reihe der mutigen „Rebellinnen von Oxford“ begleitet mich nun schon eine Weile, und ich freue mich jedes Mal riesig, wenn ein weiterer Teil erscheint. Der erste Band war 2021 ein Jahreshighlight und ...

Die Reihe der mutigen „Rebellinnen von Oxford“ begleitet mich nun schon eine Weile, und ich freue mich jedes Mal riesig, wenn ein weiterer Teil erscheint. Der erste Band war 2021 ein Jahreshighlight und auch nachdem mich der zweite ein klein wenig enttäuscht hat, war ich umso gespannter auf den dritten!

Tatsächlich habe ich während des Lesens zwischen Unbehagen und dem Gefühl geschwankt, hiermit ein Lebenshighlight vor mir zu haben. Letztendlich kann ich wirklich sagen, dass mich dieses Buch sehr beeindruckt hat und ich teilweise einfach von der Fülle an Impressionen positiv überwältigt war.

Der Schreibstil der Autorin ist zuerst gewöhnungsbedürftig, aber auch sehr gut der Zeit angepasst, in welcher die Bücher spielen. Tatsächlich hatte ich in diesem Band auch das Gefühl, dass der Ernst der Mission der Frauenbewegung sich richtig entfalten konnte.

𝚒𝚗𝚑𝚊𝚕𝚝
Es geht um Hattie, welche in einem privilegierten Umfeld und somit der Oberschicht der Gesellschaft aufgewachsen ist. Ihr wurde von klein auf eingetrichtert, wie sie sich zu verhalten hat und wo ihr Platz in der Welt ist. Scheinbar ihr komplettes Gegenteil ist der gefährliche Lucian Blackwood, welcher sich über fragwürdige Wege seine Macht und seinen Platz ganz oben erarbeitet hat. Als Hattie durch einen ungünstigen Vorfall vor dem Altar mit ihm steht, kann sie sich nicht vorstellen, den düsteren und grimmigen Lucian jemals zu lieben. Allerdings kann sie auch nicht die Anziehung zwischen ihnen leugnen …


Ich habe von Anfang an die Grundstimmung im Buch ganz anders wahrgenommen als in den beiden Büchern davor. Diese hier war viel düsterer und über allem lag eine Anspannung, jedoch machte gerade dieser Aspekt das Buch so authentisch. Nichts an der Situation, in der Hattie steckte, war rosig oder schön. Gerade diese Atmosphäre hat die damaligen Umstände so greifbar gemacht, genauso wie die ständigen Stimmungswechsel der Charaktere im Buch oder auch die Naturbeschreibungen Schottlands.
Die Autorin weiß definitiv mit Worten umzugehen und damit Emotionen und Gefühle einzufangen.
An manchen Stellen waren mir diese ständigen Warm-Kalt-Wechsel fast schon zu schnell, aber eigentlich haben diese gut die Beziehung von Lucian und Hattie beschrieben. Ich habe natürlich bis zum Ende mitgefiebert. Vor allem kurz vor dem Schluss hat mir die Entwicklung sehr gut gefallen. Faszinierend war auch, dass Hattie ihr wahres Ich finden konnte, was nach so vielen Jahren Erziehung verdeckt worden war. Aber auch Lucians Entwicklung hat mich stolz gemacht.

Dieses Buch hat mich auch unglaublich stark zum Nachdenken angeregt, ich fand es so grandios, wie die Autorin auf die Arbeit im Bergbau und dort auf die Rolle von Frauen und Kindern aufmerksam gemacht hat! Es war so spannend und erschreckend, dieser Zeit nähergebracht zu werden, allein die Vorstellung, dass all dies auf wahren Begebenheiten beruht.
Auf jeden Fall hat mir auch die Thematisierung der Fotografie und Kunst gefallen, auch wenn hier Hatties Studium nur am Rand erwähnt wurde. Ich habe durch Hatties Begreifen umso stärker das Gefühl für die Notwendigkeit der Unabhängigkeit von Frauen in einer Ehe damals bekommen.

Dieses Buch kann ich definitiv weiterempfehlen, da es eine wirklich wichtige Message transportiert und diese in einer Liebesgeschichte so gut umgesetzt wurde. Insgesamt für mich auf jeden Fall ein Highlight.

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Veröffentlicht am 22.10.2021

Das Finale einer fanatischen Trilogie

Vor Mitternacht Oder Der erste Schachzug des Grauen Mannes
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Dieser 3. Band war ein großartiges Finale der Mitternachtstrilogie!

So. Wo fange ich nur an?
Es ist so, soo dermaßen viel seit dem ersten Band passiert, dass mir wirklich die Worte fehlen.
Auch wenn ...

Dieser 3. Band war ein großartiges Finale der Mitternachtstrilogie!

So. Wo fange ich nur an?
Es ist so, soo dermaßen viel seit dem ersten Band passiert, dass mir wirklich die Worte fehlen.
Auch wenn es mir vermutlich nicht gelingen wird, versuche ich trotzdem das in Worte zu fassen, was ich beim Lesen gefühlt habe.

Es war magisch, eine Reise an einen ganz anderen Ort. Denn auch wenn diese Reihe in der heutigen Welt spielt, ist das Feeling doch so, als wäre man ganz woanders. Genauso muss sie sein und nicht anders, ich habe immer so ein Gefühl von Vollendung in mir wenn ich ein Buch der Autorin lese. Es ist alles so perfekt aufeinander abgestimmt, dass ich oftmals vergesse, dass diese Geschichte nicht das Leben geschrieben hat, sondern dass sie fiktiv ist. Also ja, besser als gut ist dieses Buch auf jeden Fall.

Ich möchte an dieser Stelle auch nochmal ein paar Worte zu dem fantastischen Schreibstil verlieren. Ich mache das nicht wirklich oft, da es meiner Meinung nach keine 'guten' oder 'schlechten' Schreibstile gibt. Entweder dieser sagt Leser:innen zu, oder eben nicht. Der Schreibstil von Celina Weithaas zählt wohl zu meinen liebsten. Es wird mit sehr vielen stilistischen Mitteln gespielt und dadurch bekommt die Erzählweise schon einen fast poetischen Touch, was ich total liebe. Natürlich trug das vor allem dazu bei, dass Gefühle besonders stark zum Ausdruck kamen.
Und in 'Vor Mitternacht' gab es wirklich sehr viel davon. Wow, was für eine Achterbahnfahrt.

"Nur weil eine Tat gut ist, frisst sie nicht den Schmerz." - S. 427 -

Wenn ich mir vorstelle, wo Chrona ganz am Anfang der Mitternachtstrilogie stand und welcher Mensch sie jetzt ist, liegen buchstäblich Welten dazwischen. Sie hat einen so extremen Wandel durchgemacht, dass ich so einen riesigen Stolz für sie empfinde. In meinen Augen war diese Entwicklung nämlich alles andere als negativ. Was ich aber trotzdem unglaublich gut gemacht fand, ist, dass sie trotzdem nicht sich selbst verloren hat in dieser Zeit. Sie ist irgendwo noch die gleiche Chrona, durchsetzungsstark, stolz und vielleicht ist sie auch ein klitzekleines bisschen überheblich. Aber ein Aufgeben gibt es für sie nicht, dafür bewundere ich sie. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht sie das auch durch. Außerdem ist deutlich zu spüren, wie sehr sie die Erlebnisse geprägt haben und wie viel sie lernen konnte. An vielen Stellen in dieser Geschichte kam ihre innere Zerrissenheit sehr gut zur Geltung.
Am wohl tragischsten Moment, am absoluten Tiefpunkt in diesem Buch, habe ich so mit Chrona gelitten. Und es gibt so einige Tiefpunkte in dieser Geschichte, ein absolut fröhliches Buch würde Chronas Geschichte auch nicht authentisch machen.

Meine Meinung zum Großteil der Charaktere hat sich hier nochmal um 180° gewendet, besonders bei Achim. Schon am Anfang des Buches zeigte er sich als eine komplett andere Person, als die, die ich zuerst in ihm gesehen habe. Er legt so eine Aufopferung an den Tag, die die wenigsten Menschen für andere tun würden.
Auch bei dem grauen Mann habe ich das Gefühl, ihn nun schon besser zu kennen, auch wenn ich ihn nie so richtig kennengelernt habe. Er ist eindeutig ein extrem interessanter - wenn auch grausamer - Charakter. (zumal nicht mal wirklich feststeht, WER genau er überhaupt ist)


Dieses Buch ist voller Überraschungen und Wendungen und doch findet am Ende alles seinen Platz, mehr oder weniger freiwillig. Es ist zwar nichts nach einem Plan gelaufen, aber wann in diesem Leben tut es das auch schon?

Ich habe das Gefühl, immer noch nicht alles geschildert zu haben, was mir an diesem Buch so am Herzen liegt.
Diese Bücher lohnen sich absolut gelesen zu werden, also schnallt euch gut an, auf dieser Reise könnte es holprig werden!

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Veröffentlicht am 22.10.2021

Positive Überraschung

Fünf Minuten vor Mitternacht
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Der Einstieg in die Geschichte viel mir sehr leicht, was an dem tollen Schreibstil der Autorin liegt.
Es fühlt sich an, als würde Chrona in einer anderen Welt leben, weil ihre Sprache sehr gehoben ist.
Das ...



Der Einstieg in die Geschichte viel mir sehr leicht, was an dem tollen Schreibstil der Autorin liegt.
Es fühlt sich an, als würde Chrona in einer anderen Welt leben, weil ihre Sprache sehr gehoben ist.
Das liegt an ihrem reichen Umfeld, in dem sie aufgewachsen ist.
Sie ist stolz, hochnäsig, arrogant, lästert über Menschen, die nicht so viel erreicht haben wie sie und nicht in der Lage ohne ihre Zofen existieren zu können. Manchmal hatte ich wirklich das Gefühl, es geht um eine Prinzessin im 15. Jahrhundert.
Ich finde es krass, auf was sie alles achten muss, damit ihr perfektes Bild nicht zerstört wird. Sie darf sich keine Fehler erlauben. Und macht nicht jeder Mensch mal Fehler?
Aber es war keinesfalls so, dass ich sie super anstrengend fand, eher interessant, wie sie lebt und zu dem Menschen geworden ist, der sie ist.
Manchmal hatte ich auch Mitleid mit ihr, weil sie dieses perfekt vorgeschriebene Leben zu leben hat.
Ihre Ansichten die sie über andere Menschen hat, waren manchmal aber schon sehr schockierend.
Als sie plötzlich in der Zeit springt und sich im 17. Jahrhundert in Böhmen wiederfindet, erlebt sie Schreckliches.
Sie macht im Laufe des Buches eine spannende Entwicklung durch die Zeitreisen durch, die ihr Denken stark verändern. Trotzdem aber bleibt sie irgendwo auch noch der selbe Mensch. Sie merkt, was ihr wichtig im Leben ist.
Das Buch war so gut geschrieben, wirklich wow.
Ich war so überrascht, als es plötzlich schon zu Ende war...
Ich warte sehnsüchtig auf Teil 2!

5/5⭐

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Veröffentlicht am 22.10.2021

Jahreshighlight.

Zehn Sekunden vor Mitternacht
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Wow, wow, wow, was war das. Wow!! Selbst jetzt, nachdem ich das Buch vor ca. einer Stunde beendet habe, bin ich noch immer völlig geflasht. Ich habe nicht besonders viele Leseupdates in meiner Story mit ...

Wow, wow, wow, was war das. Wow!! Selbst jetzt, nachdem ich das Buch vor ca. einer Stunde beendet habe, bin ich noch immer völlig geflasht. Ich habe nicht besonders viele Leseupdates in meiner Story mit euch geteilt, vor allem aus dem einfachen Grund, dass ich es ziemlich weggesuchtet habe. Allein heute mit 300 Seiten.
Puuh. Ich habe das Gefühl, meine Emotionen gar nicht in Worte fassen zu können, weil da noch so viel in mir drin schwirrt. Aber was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass dieses Buch einfach nur ein MEISTERWERK ist. Wirklich. Es ist so grandios…
Ich weiß, ich fand den ersten Teil schon echt gut, aber dieser hat das um Weiten nochmal getoppt.

Da es schon eine Weile her war, als ich den ersten Teil gelesen habe, hatte ich auf den ersten 50 Seiten noch ein paar Schwierigkeiten wieder in die Geschichte hineinzufinden, aber dann wurde es gefühlt ab jeder Seite immer besser. Und besser!

Erstmal finde ich es wirklich beeindruckend, dass es in diesem Buch um das Zeitreisen geht, aber vor allem die Zeit, die wir hier kennenlernen. Das frühe 17. Jahrhundert ist wirklich keine glänzende Zeit, was die Autorin durch ihren unvergleichbaren Schreibstil bildhaft authentisch direkt in mein Gehirn projiziert hat.
Diese dunkle Zeit steht im krassen Gegensatz zu der Umgebung, in der unsere Hauptprotagonistin Chrona aufgewachsen ist.
Eine Welt voller Glamour und viel Geld, in der es vor allem darum geht, seinen perfekten Schein vor der Öffentlichkeit zu wahren. Dass es aber auch noch andere Dinge im Leben gibt außer Macht muss Chrona mit der Zeit schmerzhaft feststellen.
Ich glaube tatsächlich, dass diese Frau, Chrona Elizabeth Josephine Hel Clark der beste Charakter ist, dem ich je in einem Buch begegnet bin. Wow. Ihre Entwicklung in diesem Band hat mich so krass umgehauen und mehr als beeindruckt. Für mich ist diese Person schon lange nicht mehr nur die arrogante, unsympathische und kühle Schönheit. Das war sie vielleicht auf den ersten Seiten bei ‚Fünf Minuten vor Mitternacht‘, aber jetzt steht sie für mich für so viel mehr. So blöd wie es klingt: ich bin verdammt stolz auf sie und all die Entscheidungen, die sie in diesem Band getroffen hat. Sie ist definitiv über sich hinausgewachsen und hat Dinge getan, an die sie vorher wahrscheinlich nicht im Schlaf gedacht hätte. Aber dabei ist sie trotzdem immer noch die alte Chrona geblieben, und das war mit das Beeindruckendste. ❤️
Sie ist sich selbst treu geblieben, und wenn ich sagen würde, ich habe sie in ihrer teilweise etwas fragwürdigen Art nicht in mein Herz geschlossen, dann wäre das eine glatte Lüge. Denn ich bin mir zu 100% sicher, sie hat ein Herz. Wenn nicht sogar das größte von allen. Sie kann es nur nicht so ganz zeigen…
Das hier ist tatsächlich zu einer Liebeserklärung für sie geworden.

Auf jeden Fall war sie und ihre Entwicklung mit der größte Grund, warum ich das Buch so liebe. Aber noch so viele andere Aspekte der Geschichte waren einfach nur perfekt. Ich konnte wirklich nicht mehr aufhören zu lesen und habe die Welt im mich komplett vergessen. Und mein Herz habe ich längst an einen gewissen Mann verloren… Außerdem dieser Schreibstil! Celina ist einfach unglaublich begabt darin, den Leser mit ihren Worten abzuholen, ihr Schreibstil ist einfach der Hammer. Mal etwas ganz anderes, aber unverkennbar der Hammer. Sogar zu Tränen gerührt hat mich dieses Buch, wobei ich bei sowas echt schwer zu beeindrucken bin. Doch hier sind meine Emotionen echt Achterbahn gefahren und ich liebe das.

Es ist toll dieses Buch. Mehr als das. Ich kann euch die beiden bereits erschienenen Bücher der Mitternachtstrilogie mit einem riesigen „Du musst das lesen!!“ nur ans Herz legen. Sie sind wundervoll, besonders dieses Buch. Es ist definitiv ein absolutes Jahreshighlight von mir!

5++/5⭐

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Unglaublich energievoll

DAFUQ
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Was für ein Buch. Ich habe so einiges erwartet, aber nicht diese Art.
Mich hat die Geschichte aufgrund der Thematik direkt angesprochen und interessiert, da es als hochaktuelles Buch angepriesen wurde, ...

Was für ein Buch. Ich habe so einiges erwartet, aber nicht diese Art.
Mich hat die Geschichte aufgrund der Thematik direkt angesprochen und interessiert, da es als hochaktuelles Buch angepriesen wurde, was das heutige Russland sehr gut widerspiegelt. Davor hatte ich mich noch nicht wirklich über die Situation informiert, weswegen dieses Buch für mich umso spannender war. Ich möchte dies in Zukunft aber auf jeden Fall ändern, gerade weil mich dieser Roman auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht hat.
Der Schreibstil war angenehm, wenn auch auf eine Art sehr speziell, sodass er eindeutig heraussticht. Roh, teilweise mit einer derben und ungeschliffenen Ausdrucksweise. Dabei steht sehr viel zwischen den Zeilen, ohne dass poetisch erzählt wird. Auch die Geschichte an sich war anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Dabei ist mir vor allem die extreme Energie aufgefallen, die mit jedem einzelnen Wort und Satz mitschwang. Das Buch war ein bisschen wie eine Welle, die mich mitgerissen und in eine komplett andere Welt getragen hat, als ich sie kenne. Anja, die Hauptprotagonistin, lernt man erst Stück für Stück im Laufe des Buches durch kurze, portionierte Rückblenden in Form von Erinnerungen kennen. Diese Unwissenheit, die dadurch vor allem am Anfang entstand, erhöhte die Spannung erheblich. Wer ist diese Frau? Was hat sie alles schon erlebt? Die Frage, warum sie für zehn Tage arrestiert wurde, klärt sich dagegen schon auf den ersten Seiten. Bei ihr hatte ich immer das Gefühl, dass sie sich sicher dort gefühlt hat, auf der anderen Seite, dass die gesamte Zeit eine Angst vor dem Ungewissen da war. Wem kann ich vertrauen? Kann ich das überhaupt? Sie war ein wirklich spannender Charakter. Die fünf anderen Frauen, mit denen sie sich eine Zelle teilte, nahmen dabei auch einen Teil der Handlung ein. Anfangs erfuhr man über sie auch in Form von eigenen Erzählungen die Unterschiede der Leben und es führte die Kluften vor Augen, die teilweise dazwischen lagen. Das enge Zusammensein untereinander führte dazu, dass sie sich einander öffneten, ohne innige Beziehungen zueinander aufzubauen. Bis zum Ende blieb die Distanz bestehen, schließlich waren alle unfreiwillig wegen kleinerer Ordnungswidrigkeiten im Arrest, auch wenn genau dieser Fakt sie verband. Der Alltag war gespickt mit Ungerechtigkeiten, außerdem wurden Träume, Sehnsüchte aller Frauen thematisiert und was sie antreibt in ihren verschiedenen Leben. Zudem spielte noch ein psychologischer Aspekt in der Story eine Rolle, der Verwirrung schuf. Da Anja mit einigen Halluzinationen zu kämpfen hat, fiel es mir wirklich schwer, Realität von Fiktion zu unterscheiden.
Jeder einzelne Tag wurde genaustens beschrieben und der triste Gefängnisaufenthalt so gut geschildert, ohne dass es ein einziges Mal langweilig wurde. Genau das war meine Befürchtung – dass es in der Geschichte keine Spannung geben würde. Aber ganz im Gegenteil: Faszinierend geschickt blieb der rote Faden bis zum Ende bestehen, sodass sogar ein Suchtfaktor entstand. Besonders krass war das Ende, was nochmal komplett anders war, als ich es zunächst erwartet hätte. Ich würde super gerne wissen, wie es mit Anja und ihrer Geschichte weitergeht.

Dieses Buch ist kein warmherziges für entspannende Stunden zum Einkuscheln vor dem Kamin. Dazu ist die mitschwingende Atmosphäre im Hintergrund einfach zu kühl und beklemmend. Trotzdem wurde gerade diese umso besser und authentischer vermittelt. Ich bin wahnsinnig froh, dieses Buch für mich gefunden zu haben, und kann es absolut weiterempfehlen.

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