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Veröffentlicht am 26.09.2021

Durchaus gelungene Adaption des Klassikers

Der Sohn des Odysseus
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Das Cover finde ich wirklich gelungen und extrem passend für die Neuauflage des Klassikers. Mir gefällt zudem, dass die Farbwahl eher schlicht und edel denn auffällig wirkt, allerdings bin ich mir unsicher, ...

Das Cover finde ich wirklich gelungen und extrem passend für die Neuauflage des Klassikers. Mir gefällt zudem, dass die Farbwahl eher schlicht und edel denn auffällig wirkt, allerdings bin ich mir unsicher, ob das Buch als solches mir in einer Buchhandlung überhaupt ins Auge gesprungen wäre, weil die Aufmachung sich schon eher an einen Klassiker anlehnt und deswegen eventuell etwas altbacken wirken könnte. Die Illustrationen gehen in eine ähnliche Rolle, weil sie eher (zumindest unserer Vorstellung nach) antik angehaucht sind. Dennoch lockern sie die Kapitel sehr gekonnt auf.

Zum Inhalt muss eigentlich nicht mehr viel gesagt werden, weil den meisten die Geschichte des großen trojanischen Helden Odysseus und seiner anschließenden Irrfahrt zumindest in Auszügen bekannt ist, auch wenn sie hier aus der Sicht dessen Sohnes Telemachos erzählt wird. Dieser war erst ein Jahr alt, als sein Vater in den Krieg zog, um Helena, die Frau des Menelaos, zurückzuholen. Nach dem Ende des mehr als 10 Jahre andauernden Krieg wartet der Sohn ebenso wie dessen Mutter sehnsüchtig darauf, dass der König zur kleinen Insel Ithaka zurückkehrt, doch dies passiert nicht. Stattdessen müssen sich Telemachos und Königin Penelope mit penetranten Freiern auseinandersetzten, die die Königin heiraten wollen, um selbst König der Insel zu werden. Währenddessen hört der Junge immer wieder von den Heldentaten seines Vaters und beschließt irgendwann, sein Schicksal nun selbst in die Hand zu nehmen.

Ich habe die Odyssee tatsächlich bereits mehr als einmal gelesen und schon häufig gedacht, dass mich interessieren würde, wie das Leben des Telemachos ohne seinen Vater so verlaufen ist, immerhin hat er ihn gar nicht kennengelernt, steht aber dennoch ein Leben lang im Schatten des so gewitzten und klugen Helden. Dieses Buch gibt zumindest eine Idee davon, wie sein Leben hätte aussehen können und ich finde das Buch durchaus interessant, allerdings vielmehr in Bezug auf die Adaption des Originaltextes. Ich fand es spannend, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu finden und die Veränderungen, die sich dadurch auch bei den Charakteren ergeben, zu erkennen. Allerdings fand ich, dass es sich hierbei so richtig um eine moderne oder eine so richtig für Kinder geeignete Adaption handelt. Selbst die Art zu schreiben, orientiert sich eher an der Übersetzung der Odyssee als an modernen Texten. Das ist natürlich nichts Schlechtes, so hat man direkt das Gefühl, sich in einer mythologischen, vielleicht sogar historischen Geschichte zu befinden. Ich finde es aber besonders für die eher jüngere Zielgruppe durchaus schwierig, der Geschichte so folgen zu können. Auch die Charaktere machen es einem da nicht so leicht, weil sie wirklich eher mythologische Figuren und Helden bleiben, statt zu liebgewonnen Charakteren zu werden.

Alles in allem fand ich das Buch durchaus spannend, obwohl ich die Odyssee mehr als einmal gelesen habe und sich diese Geschichte recht nah daran bewegt, abzüglich der persönlichen Geschichte des Telemachos natürlich. Es handelt sich hierbei in meinen Augen vor allem um eine eher klassische Mythenadaption, was für mich interessant ist, aber für viele Kinder und Jugendliche als erster Zugang möglicherweise nicht ganz so spannend sein könnte, schon alleine, weil einen die vielen verschiedenen Charaktere und Handlungsabschnitte eher überfordert könnten.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Fantastische Geschichte, die einen mitreißt und bis zum Ende fesselt

Keeper of the Lost Cities – Der Aufbruch (Keeper of the Lost Cities 1)
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Das Cover finde ich recht gelungen, auch weil es ziemlich auffällig und sehr typisch für das Genre ist. Zudem mag ich, dass man durch das Cover schon einen recht guten Eindruck von den Figuren und der ...

Das Cover finde ich recht gelungen, auch weil es ziemlich auffällig und sehr typisch für das Genre ist. Zudem mag ich, dass man durch das Cover schon einen recht guten Eindruck von den Figuren und der Art der Handlung bekommt.

Die Story fand ich auf den ersten Blick durchaus interessant: Die zwölfjährige Sophie ist definitiv anders als andere Kinder in ihrem Alter. Sie hat nicht nur ein fotografisches Gedächtnis und ist deutlich intelligenter als Gleichaltrige, sondern hört auch seit einem Unfall die Gedanken ihrer Mitmenschen. Seitdem hat sie panische Angst jemand könnte ihr Geheimnis herausfinden, bis sie auf Fitz trifft, dessen Geist erstaunlich leer zu sein scheint. Von ihm erfährt sie, dass sie gar kein Mensch ist, sondern eine Elfe und ihre Fähigkeiten selbst in dieser magischen Welt etwas Besonderes sind. Von da an verändert sich Sophies Leben schlagartig, statt in der Menschenwelt eine Außenseiterin zu sein, besucht sie nun eine Elfenschule und findet neue Freunde. Doch ihre Vergangenheit lässt sie nicht los, warum haben ihre Eltern sie einfach in der Menschenwelt zurückgelassen und warum erinnert sie sich plötzlich an Dinge, die die gar nicht wissen kann…

Ich war absolut gespannt auf die Geschichte und obwohl mich Kleinigkeiten doch gestört haben, habe ich das Buch im Großen und Ganzen wirklich genossen. Das liegt auch an dem Schreibstil, der super angenehm und leicht ist. Selbst wenn ich an manchen Stellen aufgrund des Inhalts kurz gestockt habe, hat mich der Schreibstil wirklich mitgerissen und dafür gesorgt, dass ich besonders ab der Hälfte durch das Buch geflogen bin.

Mit der Geschichte hatte ich da hin und wieder schon mehr Probleme, nicht, dass ich die Story blöd gefunden hätte, absolut nicht, aber ich fand, dass man oft doch große Ähnlichkeiten zu Harry Potter finden konnte. Das ist grundsätzliches ja nichts Schlechtes, immerhin ist das noch immer eines meiner absoluten Lieblingsbücher, aber hier waren (zumindest für mich) dann doch eine Spur zu viele Details ähnlich, die man teilweise auch ohne Probleme hätte ändern oder weglassen können. Allerdings ist die Stimmung in dem Buch auch eine ähnliche und man fühlt sich auf der magischen Elfen-Schule direkt heimisch. Man hätte sich manchmal aber ein bisschen mehr Zeit für den Alltag von Sophie, Dex, Fitz und den anderen nehmen können, stattdessen jagt ein Ereignis das nächste und Sophie verletzt sich dauernd. Natürlich wird die Story dadurch auch nicht langweilig, ich bin aber ein großer Fan davon, die Figuren auch mal in ihrem Alltag erleben zu können und besonders, wenn die Geschichte an magischen Schulen spielen, bin ich gerne bei den Unterrichtsstunden oder dem Kennenlernen der neuen Traditionen dabei. Das kommt mir hier wirklich ein bisschen ein bisschen zu kurz, weil man durch diese Beschreibungen noch mal ein besseres Gefühl für die fantastische Welt hätte bekommen können.

Auch bei den Charakteren bin ich ein wenig zwiegespalten. Ich mag Sophie ab den ersten Seiten wirklich gerne und habe sie mit zunehmendem Verlauf der Geschichte auch immer mehr in mein Herz geschlossen, auch wenn sie mir manchmal ein bisschen zu perfekt ist und moralisch immer komplett einwandfrei handelt. Dennoch ist dieses Verhalten absolut nachvollziehbar, schließlich hat sie nie wirklich dazugehört und will jetzt, nachdem sie ihren Platz gefunden hat, diesen auf keinen Fall wieder verlieren. Vielleicht aber auch deswegen ist Dex, der sich immer wieder (teilweise fiese) Streiche ausdenkt, um der arroganten Stina eins auszuwischen und ein absolutes Ass in Alchemie ist. Ich mag, dass er immer bedingungslos für Sophie da ist und sie schon von Anfang an unterstützt, obwohl er sie zu diesem Zeitpunkt nicht einmal richtig kennt. Allerdings sind nicht alle Charaktere so gut und klar gezeichnet, vor allem Sophies Freunde aus der Schule bleiben für mich total blass und sind fast schon uninteressant. Ich hatte hier ein wenig das Gefühl, dass man ein paar zu viele Figuren, vor allem im Bezug auf die noch folgenden Bücher, eingebaut hat und wenig Zeit hatte, denen auch noch mehr Struktur als einen Namen zuzuweisen.

Alles in allem habe ich das Buch trotz aller Kritik wirklich gerne gelesen und ich finde sowohl den Schreibstil als auch die Gestaltung der Welt wirklich gelungen, auch wenn einiges doch an Harry Potter erinnert. Ich hoffe, dass die Autorin es schafft, in den nächsten Büchern noch ein bisschen mehr ihre eigene Stimme finden kann und sich etwas weniger inspirieren lässt. Ich will aber unbedingt wissen, wie es weitergeht und deswegen auf jeden Fall den nächsten Teil lesen, mal sehen, was ich danach dazu sagen kann.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Gelungener Auftakt mit kleineren Schwächen

Die Hüter der fünf Jahreszeiten, Band 1: The Lie in Your Kiss (Romantische Fantasy - So aufwühlend wie der Herbstwind, so unvergesslich wie ein Sommerabend.)
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Das Cover ist in natura noch deutlich schöner, als ich gedacht hätte. Die Farben sind super knallig und passen perfekt zu meiner Vorstellung von Frühling und Sommer, allerdings finde ich die Intention ...

Das Cover ist in natura noch deutlich schöner, als ich gedacht hätte. Die Farben sind super knallig und passen perfekt zu meiner Vorstellung von Frühling und Sommer, allerdings finde ich die Intention so mäßig passend, weil diese gerade in diesem Buch keine zentrale Rolle spielen, ich hätte winterliche Farben eventuell etwas passender gefunden. Das mindert aber nicht die Schönheit des Covers als solches.

Die Geschichte klingt wirklich vielversprechend: Bloom Kalinins Familie ist nicht so wie andere, stehen sie doch stellvertretend für den Winter und somit Teil der magischen Jahreszeitenfamilien. Bloom hat aber bisher ein halbwegs normales Leben geführt und ihr größter Wunsch ist es, weit weg von ihrer Familie zu studieren. Doch dann stirbt ihr Cousin und Blooms Kräfte, an die niemand mehr geglaubt hat, erwachen. Sie wird zur Hüterin des Winters und muss auf einem großen Ball das Jahreszeitenarmulett übergeben, damit der Frühling eingeleitet werden kann. Auch wenn Bloom sich lange gegen die Traditionen gesträubt hat und eigentlich nicht Teil des Ganzen sein will, begeistert sie der Ball und vor allem der charmante Hüter des Frühlings. Als er sie dann mach dem traditionellen Tanz küsst, scheint der Abend perfekt zu sein, doch dann stellt sie fest, dass er zusammen mit dem Amulett verschwunden ist und dass das der Start einer Revolution sein könnte…

Ich weiß nicht so genau, was ich von dem Buch erwartet habe, aber ich mochte die New Adult Romane von Kim Nina Ocker bisher wirklich gerne und habe mich deswegen durchaus auf dieses Buch gefreut. Zum Glück wurde ich auch nicht enttäuscht, obwohl es mir das Buch zu Beginn doch ein wenig schwer gemacht hat. Der Schreibstil ist allerdings wirklich gut: Leicht und flüssig, sodass ich trotz einiger Anlaufschwierigkeiten wirklich gut durch das Buch geflogen bin und es recht schnell durchlesen konnte.

Die Geschichte hat mir vor allem zu Beginn mehr Schwierigkeiten gemacht, weil sie mich nicht so richtig gepackt hat. Das lag aber überhaupt nicht an der Idee, weil ich die wirklich gut fand. Die Idee von Häusern, die zumindest indirekt die Jahreszeiten kontrollieren und für die Ausgewogenheit dieser im Jahr sorgen, fand ich unglaublich spannend und erstaunlich innovativ. Das Problem war vielleicht, dass Bloom sich so gegen die Familie gesträubt hat und gar nicht mehr Teil davon sein wollte, was ich absolut verstehen konnte, schließlich haben diese sie nicht unbedingt gut behandelt, aber das hat es mir auch echt schwer gemacht. Die wenigen Informationen wurden mir am Anfang einfach eine Spur zu oft wiederholt, sodass ich beim dritten oder vierten Mal der Betonung der Wichtigkeit des Frühlingsballs ein bisschen die Augen verdreht habe. Ja, ich habe verstanden, warum dieses Ritual so wichtig ist und warum man es unbedingt braucht, um die Welt im Gleichgewicht zu halten, aber es wird mir dann doch zu oft erwähnt. Das ist natürlich nur eine Kleinigkeit, sorgt aber dennoch dafür, dass ich Schwierigkeiten hatte, so richtig in die Geschichte zu kommen. Als ich dann aber einen Zugang zu Bloom und ihrer Geschichte gefunden hatte, wurde es deutlich leichter.

Dazu trugen nach einer gewissen Zeit auch die Charaktere bei. Zu Beginn fiel mir aber auch der Zugang zu diesen extrem schwer. Bloom mochte ich schon von Anfang an wirklich gerne, sie wirkt zu Beginn eher zurückhaltend und fast schon schüchtern, das relativiert sich aber mit dem Verlauf des Buches. Sie wird mit dem Erstarken ihrer Kräfte sehr viel selbstbewusster und lässt sich nicht mehr einschüchtern oder ausschließen, egal wovon. Das fand ich wirklich gut und ich habe sie nach und nach wirklich ins Herz geschlossen. Mit den Nebencharakteren habe ich mich da aber schwerer getan, vor allem weil sie einfach nicht vorkommen. Bloom hat zwar eine beste Freundin, dadurch dass sie aber nicht in die phantastische Welt eingeweiht ist, bleibt sie für mich ein bisschen außen vor und sehr blass. Das gleiche gilt auch für viele anderen Nebencharaktere, die erst mit Verlauf des Buches ein wenig an Farbe und Kontur gewinnen. Mir fehlt dabei einfach neben den Protagonisten der eine oder die eine, der mein Herz gewinnt, es bricht und wieder zusammensetzt, weil er oder sie einfach ein so guter Freund ist. Das können Bloom und Kevo leider nur bedingt ausgleichen, auch wenn man deren Chemie förmlich greifen kann und ich sowohl ihre Zuneigung als auch ihre Konflikte gut nachvollziehen konnte.

Alles in allem mochte ich das Buch wirklich gerne, weil ich die Idee, den Schreibstil und die Protagonist:innen wirklich gerne mochte. Allerdings habe ich echt lange gebraucht, um in die Geschichte so richtig reinzukommen und noch konnten mich die Nebencharaktere nicht so richtig überzeugen. Ich freue mich aber dennoch schon auf den zweiten Teil der Reihe, weil ich nach diesem Ende unbedingt wissen will, wie es weitergeht.

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Veröffentlicht am 08.07.2021

Bittersüße Liebesgeschichte

Im Herzen so nah
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Das Cover gefällt mir durchaus, auch wenn es nichts Besonderes ist. Es passt allerdings hervorragend zu den anderen Bänden der Autorin, sodass man sofort erkennt, um welche Bücher es sich handelt. Dennoch ...

Das Cover gefällt mir durchaus, auch wenn es nichts Besonderes ist. Es passt allerdings hervorragend zu den anderen Bänden der Autorin, sodass man sofort erkennt, um welche Bücher es sich handelt. Dennoch mag ich die farbliche Gestaltung nicht unbedingt, auch wenn die abgebildeten Figuren definitiv Nell und Van sein könnten.

Die Geschichte klang vielversprechend: Nell und Vian lernen sich mit fünf Jahren kennen, als ihre Eltern ein Paar werden und zusammen in das Cottage von Nells Vater ziehen. Auch wenn sie nur den Sommer bei ihrer zweiten Familie verbringt, werden die Kinder schnell zu besten Freunden und freuen sich über jeden Tag, den sie zusammen verbringen, doch dann zerreißt ein schrecklicher Schicksalsschlag die Familie. Plötzlich sind sie weiter voneinander entfernt als jemals zuvor und als sie sich wiedersehen ist alles anders. Plötzlich kribbelt es zwischen den beiden, doch ihre gemeinsame Zeit ist begrenzt und jeder muss zurück in sein Leben, doch vergessen können sie sich nicht.

Ich liebe die Bücher von Paige Toon einfach. Jedes Mal schafft sie es wieder, mich mit ihrem Schreibstil komplett in ihren Bann und die Geschichte zu ziehen, sodass die Seiten und die Zeit einfach dahinfliegen. Ich hätte das Buch ohne Probleme an einem Tag durchlesen können, einfach weil der Schreibstil so gelungen ist.
Auch die Charaktere mag ich eigentlich recht gerne, obwohl ich bei denen etwas länger gebraucht habe, um mit ihnen richtig mitzufiebern. Das liegt vielleicht auch ein bisschen daran, dass Nell und Vian zu Beginn erst fünf sind und sich natürlich dementsprechend verhalten, schwerer haben sie es mir aber eigentlich erst später gemacht. Vor allem Vians Entscheidungen und Emotionen konnte ich zu manchen Zeitpunkten nicht wirklich verstehen. Er ist vor allem als Teenager extrem verschlossen und wortkarg, sodass ich manchmal echt ein wenig genervt davon war, wie wenig er mit Nell und vor allem ihrem Vater gesprochen hat. Da besucht er sie extra und jeder gibt sich unglaubliche Mühe, dass er sich wohlfühlt und er redet nicht mit ihnen. Ich konnte es zwar aufgrund der ganzen Umstände durchaus verstehen, war aber ähnlich frustriert wie Nell selbst. Dadurch dass die Story aus ihrer Sicht erzählt wird und immer wieder fünf Jahre dazwischenliegen, habe ich manchmal ein wenig gebraucht, um mit beiden wieder warm zu werden. Dennoch hat mich die Geschichte teilweise wirklich emotional berührt, sodass ich mich echt zusammenreißen musste, um nicht weinen zu müssen. Dazu trägt auch Nells Art bei. Sie ist meistens ein unglaublich empathischer Mensch, der immer für die Menschen in ihrem Umfeld da ist und ihnen beisteht, selbst wenn diese eher ablehnend reagieren wie Vian das manchmal tut.

Die Story an sich gefällt mir recht gut, auch wenn sie nicht wirklich was Besonderes ist. Ähnlich Geschichten habe ich durchaus schon gelesen und sie erinnert mich ein wenig an Zwei an einem Tag, auch wenn das nicht unbedingt etwas Schlechtes ist. Ein größeres Problem habe ich mit dem Ende, das zwar irgendwie zur gesamten Geschichte und auch den Charakteren passt, mir aber dennoch nicht gefällt. Ich war irgendwie enttäuscht, was auch ein bisschen den Gesamteindruck des Buches beeinflusst hat. Es ist nicht so, dass ich das Ende furchtbar finde, aber ich habe mir etwas anderes erhofft, weil mich die Charaktere dann doch mehr beschäftigt habe, als ich das für möglich gehalten hätte.

Alles in allem mochte ich das Buch recht gerne und vor allem der tolle Schreibstil von Paige Toon führt dazu, dass ich die Geschichte innerhalb kürzester Zeit durchgelesen habe. Auch die Charaktere haben es trotz kleinerer Fehler geschafft, mich emotional in die Geschichte zu ziehen. Ich hadere allerdings noch immer ein wenig mit dem Ende von dem ich mir etwas Anderes erhofft hätte.

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Veröffentlicht am 30.06.2021

Wirklich schöne Geschichte mit kleineren Kritikpunkten

In all seinen Farben
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Ich liebe das Cover. Mir gefällt die Kombination aus der eigentlich schwarz-weißen Abbildung des Protagonisten mit der Schrift in Regenbogenfarben und dem leuchtenden Lidschatten. Viel besser hätte man ...

Ich liebe das Cover. Mir gefällt die Kombination aus der eigentlich schwarz-weißen Abbildung des Protagonisten mit der Schrift in Regenbogenfarben und dem leuchtenden Lidschatten. Viel besser hätte man das Titelbild, meiner Meinung nach, nicht gestalten können, weil es auf eine mehr oder weniger subtile Art und Weise auf den Inhalt verweist und sich dabei noch hervorragend im Regal macht.

Die Story klingt auf den ersten Blick sehr vielversprechend und anders: Robin Coopers Leben ist für die nächsten Jahre schon genau durchgeplant. Er will unbedingt auf die LAPA, eine der bekanntesten Schauspielschulen des Landes und will in London mit seiner besten Freundin Nathalie zusammenziehen. Doch als er vollkommen unerwartet eine Absage seiner Traumschule erhält, ist er am Boden zerstört, zumal auch die Beziehung zu seinem Freund nicht besonders gut läuft. Connor ist noch nicht geoutet und will dementsprechend auch keine seiner Freunde treffen oder sich mit ihm in der Öffentlichkeit sehen lassen. Robin versucht nun die Enttäuschung zu verarbeiten, im nächsten Jahr nicht studieren zu können und verkriecht sich immer mehr, bis er an seinem 18. Geburtstag mit seinen Freunden in eine Schwulenbar geht und dort eine Drag-Show sieht. Plötzlich ist seine Leidenschaft wieder zurück und er weiß ganz genau, was er gerne tun würde…

Ich habe mich ehrlich gesagt vor allem wegen des wunderschönen Covers und auch wegen der Auseinandersetzung mit Drag für dieses Buch interessiert, war aber ein bisschen skeptisch, ob es mich als komplett Außenstehende der LGBTQIA Community abholen kann, nicht weil ich nichts mit der Community anfangen könnte, sondern einfach weil ich eben nicht Teil dieser bin und bin auch darüber hinaus selten mit Drag oder ähnlichem beschäftigt habe. Meine Zweifel waren komplett unbegründet. Das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen und selbst als ‚Laie‘ kann man sich zusammen mit Robin komplett für die Thematik begeistern.

Das liegt auch am Schreibstil. Ich habe ehrlich gesagt eine ganze Zeit gebraucht, um wirklich in die Geschichte zu finden, weil die Art des Schreibens auf den ersten Blick dann doch etwas ungewohnt ist. Das heißt nicht, dass er mir nicht gefiel, aber er war an manchen Stellen ähnlich hektisch, ja fast schon aufgedreht wie die Figuren selbst, womit ich mich erst einmal arrangieren musste. Als ich das aber erst einmal geschafft hatte, war ich so richtig in dem Buch drin und bin förmlich durch die Seiten geflogen. Ein kleiner Punkt, der mir aufgefallen ist und mich vielleicht ein wenig gestört hat, auch wenn weder Autor noch Übersetzerin etwas dafürkönnen, ist, dass viele Witze und Wortspiele auf Deutsch einfach nicht ankommen. Sie funktionieren an vielen Stelle einzig auf Englisch und machen es schwierig, Robins Humor an einigen Stellen zu erfassen, wenn man nicht in etwa die englische Entsprechung kennen würde.

Bei den Charakteren habe ich mich zu Beginn ebenso so schwergetan wie mit dem Schreibstil und ich hatte schon Angst, dass mich das Buch vollkommen enttäuschen würde, aber zum Glück habe ich vor allem Robin, aber auch seinen besten Freund Greg dann doch sehr schnell ins Herz geschlossen. Robin war mir zu Beginn einfach ein bisschen zu viel. Zu selbstbewusst, vielleicht sogar arrogant, zu laut und zu schrill. Vielleicht bin ich diese Art von Charakter aus den Büchern, die ich sonst lese, aber auch einfach nicht gewöhnt. Besser wurde es, so hart es klingt, aber definitiv nachdem Robin erfährt, dass er nicht an der Schauspielschule angenommen wurde. Ich habe an diesem Punkt extrem mit ihm mitgelitten und gehofft, dass er etwas anderes findet, das ihn so begeistern kann. Zudem war ein bisschen reflektierter, was sein eigenes Verhalten angeht und hat durchaus erkannt, dass er scheinbar viel zu selbstgefällig war. Ich konnte ihm dann auch viele kleinere Fehler und Lügen verzeihen, einfach weil ich ihn manchmal zu gut verstehen konnte. Das ist für mich auch ein absoluter Pluspunkt für mich: Die Gestaltung der Charaktere. Vor allem Robin aber auch alle Nebencharaktere, einschließlich der, die meistens eher unsympathisch wirken, sind unglaublich lebensnah gestaltet. Man fühlt mit jedem auf die ein oder andere Art und Weise mit, verflucht sie oder jubelt mit ihnen, wenn sie wieder einen Erfolg verbuchen kann. Mein absoluter Liebling ist übrigens Greg, weil er Robin immer ein absolut guter Freund ist, selbst wenn dieser ihn manchmal im Stich lässt. Zudem ist er auch derjenige, der mir mit seinen Fragen immer wieder geholfen hat, die ganze Drag-Community besser zu verstehen.

Für mich ist die Handlung allerdings ein kleiner Schwachpunkt. Damit ist absolut nicht Robins Weg zur Drag Queen gemeint, weil ich den zumindest als Außenstehende sehr genossen habe und bei dem man gemerkt hat, wie viel Herzblut der Autor in diesen Roman gelegt hat. Allerdings wirken die Konflikte in meinen Augen vor allem zum Ende des Buches hin sehr konstruiert und fast schon aufgebläht. Ich konnte durchaus verstehen, warum diese angesprochen und gelöst werden mussten, aber man hätte das mit viel weniger Drama regeln können. Zudem war mir das Ende dann doch eine Spur zu abrupt, ich hätte noch locker so 2-3 Kapitel lesen können.

Alles in allem hat mich das Buch mehr als positiv überrascht, weil ich am Anfang vielleicht auch etwas Respekt vor der Thematik hatte. Ich habe aber Robin unglaublich schnell in mein Herz geschlossen trotz seiner sehr dramatischen Ader und bin förmlich durch das Buch geflogen. Die Handlung war mir aber außerhalb von Robins Weg zur Drag Queen ein wenig flach, sodass es mich nicht restlos begeistern konnte. Es ist aber ein wirklich tolles Jugendbuch, das sich wunderbar mit der LGBTIA
Community auseinandersetzt, ohne in zu viele ‚klassische‘ Klischees zu verfallen.

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