Verstörend und böse. Wenn der Trieb übermächtig wird.
Im VersteckDer freischaffende Fotograf Paul Böger verliebt sich in der Toskana in ein abgeschiedenes Haus. Es ist ihm egal, dass dieses Haus mehr eine Ruine ist, die er sich nicht leisten kann, und dass er kaum in ...
Der freischaffende Fotograf Paul Böger verliebt sich in der Toskana in ein abgeschiedenes Haus. Es ist ihm egal, dass dieses Haus mehr eine Ruine ist, die er sich nicht leisten kann, und dass er kaum in der Lage ist, die Renovierung und Instandsetzung durchzuführen. Er ist überzeugt davon, dass dieses Haus heilende Kräfte besitzt und seine Rettung sein wird, denn Paul Böger verspürt einen Trieb, den er nicht kontrollieren kann. Er glaubt, jedem menschlichen Kontakt aus dem Weg zu gehen, sei die Lösung für alle seine Probleme. Als in den toskanischen Bergen ein kleines Mädchen verschwindet, fangen die Probleme allerdings erst an.
Paul Böger ist ein äußerst zerrissener Charakter. Da ist einerseits das Wissen, dass seine Begierde falsch und abartig ist. Er ist intelligent genug, die Krankheit anzuerkennen, weiß um seinen Zustand. Andererseits ist da der Trieb, der ihn beherrscht und den er einfach nicht kontrollieren kann, dem er nachgibt, sobald sich ihm die Gelegenheit bietet. Da ist niemand, dem er sich anvertraquen kann, dem er sich anvertrauen will, und so setzt er sich in den Kopf, durch selbst gewählte Isolation gesund werden zu können. Diesen inneren Kampf schildert Frau Thiesler sehr überzeugend.
Schwankend zwischen Faszination und Ekel, Wut und Abscheu konnte ich der Geschichte folgen. Der Schreibstil der Autorin ist einfach, aber dennoch eindringlich. Sie schafft es, den Figuren Tiefe zu geben und zeigt, dass es nicht nur schwarz-weiß gibt, sondern ganz viele Schattierungen von grau. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen, sodass die Spannung konstant hochgehalten wird. Irgendwann war ich so im Buch gefangen, dass ich alles um mich herum vergessen habe. Natürlich gibt es auch ein Wiedersehen mit Neri und seiner Gabriella, die beide immer wieder in den Büchern der Autorin auftauchen. Das Setting, die Charaktere, die ganze Atmosphäre im Buch sind so stimmig, dass es eine Freude ist, diesen Thriller zu lesen, und das trotz des ernsten und wichtigen Themas, das mich erschüttert und stellenweise zum weinen gebracht hat. Der geschilderte Kindesmissbrauch und auch die Gewalt gegenüber Kindern im Buch ist nichts für sensible Menschen. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung.