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Veröffentlicht am 24.10.2021

Dem Himmel so nah

Rigi
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Seit ihr Mann Mario vor einem Jahr im Alter von 52 Jahren plötzlich verstarb, trauert die Journalistin um diesen Verlust, insgeheim jedoch wünscht sie sich weniger Schmerz und dass das Leben ihr noch etwas ...

Seit ihr Mann Mario vor einem Jahr im Alter von 52 Jahren plötzlich verstarb, trauert die Journalistin um diesen Verlust, insgeheim jedoch wünscht sie sich weniger Schmerz und dass das Leben ihr noch etwas zu bieten hat. Tochter Marie dagegen ist schon aufgebracht, wenn Elaine nur die Kleidung ihres Mannes aussortiert. Mit Hilfe einer Selbsthilfegruppe versucht Elaine, die Trauer zu überwinden und wächst mit ihren Mitleidenden immer enger zusammen. Als ihr Chefredakteur Elaine den Auftrag erteilt, zum 150-jährigen Jubiläum der Rigi-Bahn eine Artikelserie über die Rigi zu schreiben und vier Wochen auf dem Berg zu wohnen, nimmt Elaine dies zum Anlass, neue Erfahrungen und neue Menschen in ihr Leben zu lassen, vielleicht auch einen Hund…
Blanca Imboden hat mit „Rigi – ein fröhlicher Roman über traurige Menschen“ einen wunderschönen und gleichzeitig unterhaltsamen Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur auf eine Reise in die Zentralschweizer Alpenregion am Vierwaldstätter See mitnimmt, um ihm dort mit der Rigi die Königin der Berge vorzustellen, sondern ihn auch mit Elaine und ihrer Trauerbewältigung bekannt macht. Der flüssige, farbenfrohe und empathische Erzählstil, der immer wieder durch humorige Einlagen durchbrochen wird, zaubert den Leser direkt an Elaines Seite, wo er die Gedanken- und Gefühlswelt der sympathischen Protagonistin aufs Genaueste studieren darf, während man sie in ihren unterschiedlichen Trauerphasen begleitet. Ein wichtiger Bestandteil dabei ist ihre Trauergruppe, die aus den unterschiedlichsten Charakteren besteht, sich jedoch aufgrund des gemeinsamen Schicksals immer enger aneinander bindet. Dabei steht der Pinguin ihnen als Namensvetter zur Verfügung, trauert er doch um seine Lieben ebenso herzzerreißend wie mancher Mensch. Elaines Auftrag, auf der Rigi dort lebende interessante Persönlichkeiten zu interviewen sowie schöne Wandermöglichkeiten auszukundschaften, um sie an den Leser zu bringen, bringt sie dazu, sich mit ihrer Trauer auseinanderzusetzen und sich der Zukunft zuzuwenden. Besuche ihrer Trauergruppe lenken sie ebenso ab wie neue Bekanntschaften, allen voran der Dachdecker Emil und der ältere Herr Vogelsang mit seinem Pudel Ajax. Die Autorin versteht es wunderbar, den Leser Zeuge von Elaines langsamer Wandlung werden zu lassen, während er mit Elaine eine traumhafte Alpenregion erlebt begleitet von den Klängen unzähliger Udo-Jürgens-Lieder. Einmal mehr wird klar, dass man Trauer zulassen muss, um für sich einen Abschluss zu finden und sich dadurch gestärkt dem Kommenden widmen kann.
Die Charaktere sind wunderbar gestaltet und in Szene gesetzt, mit ihren glaubwürdigen Eigenschaften fangen sie den Leser sofort ein, der sich ihnen gern anschließt und ihr Schicksal interessiert verfolgt. Elaine ist eine vielseitig interessiert Frau, die sich neuen Dingen nicht verschließt. Sie ist manchmal ein wenig zu gutmütig und traut sich nicht, auch mal nein zu sagen, was vor allem bei Tochter Marie angebracht wäre. Marie ist erwachsen, trauert ebenfalls um ihren Vater, platzt aber immer wieder in das Leben ihrer Mutter und versucht diese zu maßregeln. Herr Vogelsang ist ein lieber älterer Herr, der so manche Weisheit von sich gibt. Aber auch die Trauergruppe ist ein bunter Haufen, der sich gegenseitig stützt und auch viel Schönes miteinander erlebt. Und dann ist da noch Ajax, der plötzlich herrenlos ist und ebenso einen Verlust zu betrauern hat, wie die Menschen um ihn herum.
„Rigi – ein fröhlicher Roman über traurige Menschen“ ist eine Geschichte wie mitten aus dem Leben gegriffen: traurig, aber auch wunderbar herzlich, nahbar, tiefgründig, voller Wahrheit und dabei herrlich hoffnungsvoll. Am Ende hat man ein Lächeln im Gesicht, das ist eine absolute Leseempfehlung wert!

Veröffentlicht am 17.10.2021

"Wer lange glücklich sein will, muss sich oft genug verändern." (Konfuzius)

Die Schwestern vom Ku'damm: Ein neuer Morgen
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1966 Berlin. Die Nachkriegszeit ist überwunden, die Swinging Sixties haben Europa fest im Griff, auch das Modehaus Thalheim kann sich diesem Trend nicht erwehren, wo Chef-Designerin Miriam „Miri“ Feldmann ...

1966 Berlin. Die Nachkriegszeit ist überwunden, die Swinging Sixties haben Europa fest im Griff, auch das Modehaus Thalheim kann sich diesem Trend nicht erwehren, wo Chef-Designerin Miriam „Miri“ Feldmann das Zepter für die Kollektionen in der Hand hält und Stücke an die Kundinnen bringen will, die mit ihrer Farbenpracht Optimismus und Lebensfreude versprühen. Die Thalheim-Schwestern Rike, Silvie und Flori hat Miri an ihrer Seite, doch Patriarch Friedrich Thalheim muss noch überzeugt werden, das Unternehmen in die Zukunft zu führen. Mir hat ihr privates Glück mit Shani gefunden, und Adoptivtochter Jenny ist ihr wie ein eigenes Kind ans Herz gewachsen. Doch plötzlich kündigt sich unverhofft doch noch Nachwuchs bei Miri an, und eine Begegnung mit jemandem aus ihrer Vergangenheit bringt Erinnerungen an die dunkelste Zeit ihres Lebens wieder an die Oberfläche…
Brigitte Riebe hat mit „Ein neuer Morgen“ den finalen Band ihrer wunderbaren fünfteiligen historischen „Schwestern vom Ku’damm“-Reihe vorgelegt und dem Leser damit ein ganz besonderes Geschenk gemacht. Diesmal entführt sie ins Berlin der Swinging Sixties und erzählt rund um die Veränderungen im Kaufhaus die Geschichte der Halbjüdin Miriam Feldmann als uneheliche Tochter von Friedrich Thalheim. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser zum letzten Besuch bei den Thalheims, wo er Berlin nicht nur als bereits geteilte Stadt erlebt, die Musik von Hendrix, den Beatles und Petula Clark im Ohr hat sowie die Studentenrevolten hautnah miterlebt, sondern vor allem Miri durch ihre Erinnerungen und ihr Leben im Hier und Jetzt auf Schritt und Tritt beisteht. Die Autorin versteht es wie kaum eine andere, die damaligen gesellschaftlichen und politischen Ereignisse akribisch recherchiert mit ihrer Handlung zu verbinden, so dass der Leser eine Zeitreise der ganz besonderen Art erlebt, während er gleichzeitig mit Miris Vergangenheit eine Gefühlsachterbahn der Extraklasse durchsteht. Die Begegnung mit einem alten Bekannten aus Kriegszeiten lässt ihre Erinnerungen aufleben, als sie sich lange verstecken musste, um von den Nazis nicht deportiert zu werden. Diese Ereignisse bringen auch den Leser an seine Grenzen und öffnen die Tränenschleusen ob der Erfahrungen, die Miri damals machen musste. Riebe spannt ihre Handlung von 1966 bis 1971, lässt das Kaufhaus Thalheim einmal mehr eine Wandlung Richtung Zukunft erfahren. Gleichzeitig beschert sie dem Leser mit viel Empathie eine Reise in die Vergangenheit, die manch Kriegsüberlebender so oder ähnlich erlebt haben kann. Gerade diese realistischen Bezüge machen Riebes Geschichten so anschaulich und wertvoll. Überraschende Wendungen machen die Handlung durchweg so spannend, dass man regelrecht an den Buchseiten festklebt.
Die Charaktere sind liebevoll und facettenreich ausgestaltet und lebendig eingepasst, mit ihren realistischen Eigenschaften haben sie den Leser sofort am Haken, der sich als unsichtbares Familienmitglied fühlt und rege teilnimmt an ihren Schicksalen. Miri ist eine warmherzige, mutige und starke Frau, die sich durch nicht unterkriegen lässt. In Shani hat sie einen liebevollen Ehemann gefunden, der sie in allem unterstützt. Tochter Jenny ist ein pubertierender Teenager, der langsam erwachsen wird und sich ausprobieren will. Aber auch Rike, Flori, Silvie, Friedrich und vielen anderen begegnet man in diesem Abschlussband noch einmal und kann sich gebührend von ihnen verabschieden.
„Ein neuer Morgen“ ist atmosphärisch dicht und tiefgründig. Brigitte Riebe setzt wie bei einen bunten Quilt nach und nach alle Stücke an den passenden Platz, woraus sich ein wunderbares Bild ergibt, das einzigartig und farbenfroh ist. Wer eine unvergessliche Geschichtsstunde par excellence und gleichzeitig ein unvergleichliches Lesevergnügen erleben will, kommt an der Ku’damm-Reihe nicht vorbei. Absolute Leseempfehlung – besser geht es nicht. Chapeau Frau Riebe!!!

Veröffentlicht am 10.10.2021

„Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig.“ (Antoine de Saint-Exupéry)

Madame Exupéry und die Sterne des Himmels
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1930 Paris. Die junge südamerikanische Malerin Consuelo lebt seit über 10 Jahren in Europa und hat in der französischen Metropole eine neue Heimat und ihren ersten Ehemann gefunden. Aufgrund ihres Talents ...

1930 Paris. Die junge südamerikanische Malerin Consuelo lebt seit über 10 Jahren in Europa und hat in der französischen Metropole eine neue Heimat und ihren ersten Ehemann gefunden. Aufgrund ihres Talents gehören einige Größen der damaligen Kunstszene schon bald zu ihrem Freundeskreis. Als ihr Ehemann verstirbt, kehrt sie Europa den Rücken und geht nach Buenos Aires, wo sie bei einer Veranstaltung dem adligen französischen Schriftsteller und Piloten Antoine des Saint-Exupéry begegnet, der bald darauf ihr Schicksal werden soll. Antoine schreibt ihr einen so anrührenden Brief, der den Weg in ihr Herz findet und es dauert nicht lange, da sind die beiden verheiratet. Während Antoine seine Träume auslebt und Consuelo als seine Muse bezeichnet, stellt diese ihre eigenen Karrierepläne hintenan, um immer für ihren umtriebigen Ehemann da zu sein und dabei sich selbst zu vergessen…
Sophie Villard hat mit „Madame Exupery und die Sterne des Himmels“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der nicht nur die Geschichte über die Entstehung des weltberühmten Buches „Der kleine Prinz“ erzählt, sondern auch die Liebe zwischen dem Autor Antoine des Saint-Exupéry und seiner Ehefrau Consuelo beleuchtet. Mit flüssigem, farbenfrohem und gefühlvollem Erzählstil lädt die Autorin den Leser ein, sich auf Zeitreise und gleichzeitig auf eine Reise um die Welt zu begeben, um zwei außergewöhnliche und gleichsam faszinierende Persönlichkeiten kennenzulernen, die miteinander ein rastloses und unstetes Leben führen und trotz der immer wieder aufwallenden Differenzen und Zerrissenheit nicht ohne einander existieren konnten. Wechselnde Perspektiven und Zeitsprünge heben dabei den Spannungslevel und lassen den Leser konstant an den Seiten kleben, um keinen wichtigen Moment zu verpassen, während er mit dem Paar mal in Paris, Casablanca oder New York weilt. Obwohl Consuelo die Hauptrolle innerhalb der Geschichte spielt, wird das Augenmerk auch besonders auf Antoine gelegt. Den einen gibt es nicht ohne den anderen. Consuelo konzentriert sich nach der Eheschließung hauptsächlich auf ihren Mann, dessen Welt sich ausschließlich um sich selbst dreht. Er lebt über seine Verhältnisse und ist ein unruhiger Geist, der seine Leidenschaften im Fliegen und vor allem in der Schriftstellerei auslebt. Zudem ist er kein Kind von Traurigkeit und macht mit seinen Liebschaften Consuelo das Leben zusätzlich schwer, deren Geduld überbordend strapaziert wird. Erstaunlich bei dieser doch recht starken Frau ist, wie lange sie das Verhalten ihres Mannes erträgt und sich von ihm ständig bevormunden oder vor vollendete Tatsachen stellen lässt. Während der Leser dem Ehechaos folgt und gefühlsmäßig mit eingebunden ist, entsteht der weltbekannte „Kleine Prinz“, dessen Rose sinnbildlich für Consuelo steht, die Antoine als seine Muse und große Liebe verehrt. Die Autorin verwebt in ihrer Geschichte Fiktion und Tatsachen so gekonnt miteinander, so dass daraus ein Roman wird, der den Leser auf eine Achterbahn der Gefühle schickt.
Liebevoll in Szene gesetzte Charaktere sprühen vor Lebendigkeit, ihre individuellen Eigenschaften wirken glaubwürdig und nehmen den Leser in ihre Mitte. Consuelo ist eine temperamentvolle, sympathische Frau, die sich in der Beziehung als äußerst geduldig und zurücknehmend erweist und hier vor allem ihre Stärke beweist. Antoine ist zwar charmant, aber ein rastloser Egoist erster Güte, alles dreht sich nur um ihn, er ist bevormundend, verletzend, arrogant und dazu kein Kostverächter.
„Madame Exupery und die Sterne des Himmels“ erlaubt einen wunderbaren Blick in das bunte, aber auch chaotische Leben des Autors und seiner Ehefrau, wobei eine unendliche Liebe hervorblitzt, die man in ihrer Art vielleicht nicht versteht, jedoch neidlos anerkennen muss. Die Entstehung des „Kleinen Prinzen“ bildet als zauberhaftes Extra den Rahmen dieser Geschichte. Wunderschön erzählt, was eine absolute Leseempfehlung mehr als rechtfertigt!

Veröffentlicht am 06.10.2021

„Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Die Edelweißpiratin
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1933 Köln. Kurz nach Hitlers Benennung zum Reichskanzler setzen die Repressalien gegen die Juden und Andersdenkende ein. Die Apothekerin Gertrud Kühlem und Ehemann Peter erziehen ihre Tochter Mucki in ...

1933 Köln. Kurz nach Hitlers Benennung zum Reichskanzler setzen die Repressalien gegen die Juden und Andersdenkende ein. Die Apothekerin Gertrud Kühlem und Ehemann Peter erziehen ihre Tochter Mucki in freiem Geist. Peter, der sich dem Kommunismus verschrieben hat, wird 1933 aufgrund seiner Gesinnung verhaftet und bald vom „braunen Haus“ ins KZ Esterwegen verbracht, wor er 9 Jahre später ermordet wird. Die brutale Verhaftung ihres Vaters ist für Mucki ein einschneidendes Erlebnis und macht sie umso entschlossener, sich den Kölner „Edelweißpiraten“ anzuschließen, einer Gruppe von jugendlichen Widerstandskämpfern, die gegen die Nazis aufbegehren und unbedingt etwas gegen sie unternehmen wollen…
Michaela Küpper hat mit die „Edelweißpiratin“ einen auf Tatsachen beruhenden historischen Roman vorgelegt, der nicht eindringlicher und besser recherchiert sein könnte. Mit flüssigem, bildreichem und gefühlvollem Erzählstil lädt die Autorin den Leser ein, die teils biografische, teils fiktive Geschichte der Familie Kühlem kennenzulernen, vor allem aber Tochter Mucki. Diese wird schon im frühen Kindesalter von den politischen Gesprächen und Aktionen ihrer Eltern geprägt, entwickelt einen eigenen Kopf und lehnt sich schon früh gemeinsam mit anderen gegen das Unrechtsregime der Nazis auf, das das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte beherrschte. Über wechselnde Perspektiven lernt der Leser sowohl Gertrud als auch Mucki genau kennen, erlebt ihre Gedanken- und Gefühlswelt hautnah und nachvollziehbar mit. Gleichzeitig ist die Gefahr immer im Hintergrund zu spüren, den Kampf durch Verrat oder Denunziation zu verlieren und selbst in die Fänge der Nazis zu geraten. Küpper hat akribisch recherchiert und sorgfältig die Familiengeschichte der Kühlems mit dem politischen Hintergrund verwoben, was sie in ihrem Nachwort ausführlich erläutert. Die Widerstandsgruppe der „Edelweißpiraten“ ist vielleicht nicht so bekannt wie die der Stauffenbergs, doch nicht minder einflussreich und bemerkenswert gewesen. Muckis Einsatz bescherte ihr 1942 eine Verhaftung und die Einlieferung ins Gefängnis, wo sie Folterungen über sich ergehen lassen musste, bis sie aufgrund eines Fehlers die Freiheit wiedererlangte. Mit ihrer Mutter hat sie daraufhin Köln so schnell wie möglich verlassen und ist in Sigmaringen untergetaucht. Küppers erzählt unterhaltsam, spannungsgeladen und bewegend, so dass der Leser sich kaum von den Seiten lösen kann.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet, besitzen realistische Eigenheiten, die sie dem Leser sehr nahe bringen. Gertrud Kühlem ist eine mutige und starke Frau, die sich für andere einsetzt, sie verarztet und Lebensmittel verteilt. Dabei läuft sie immer Gefahr, entdeckt zu werden. Mucki hat in ihren Eltern lebende Vorbilder, die sie politisch prägen und das Unrechtbewusstsein stärken. Sie lehnt sich schon früh auf gegen das Nazi-Regime, tritt der Widerstandsbewegung bei, um etwas bewirken zu können. Die Gefahr ist ihr wohl bewusst, doch setzt sie ihre Prioritäten für die Freiheit eines jeden einzelnen und kämpft dafür, was ihr Gefängnis, Folter und Flucht einbringt. Doch Mucki ist eine junge Frau von Format wie ihre Mutter, sie lässt sich nicht verbiegen und das Wort verbieten.
„Die Edelweißpiratin“ ist eine berührende, teils biografische Geschichte vor dem Hintergrund des Naziregimes und gleichzeitig eine Hommage an alle Widerstandskämpfer, die sich gegen den braunen Dreck erhoben haben, für die Freiheit kämpften und anderen Hilfe angedeihen ließen. Diese Menschen verdienen den größten Respekt für ihren Mut und ihre Courage, ihr Einsatz darf nie vergessen werden! Absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 05.10.2021

"Parfüm ist wie die Liebe. Ein bisschen ist nie genug." (Estée Lauder)

Das Haus der Düfte
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1946. Als die 14-jährige Anouk Romilly mit ihrer Mutter Isabell nach Paris kommt, um dort eine geerbte Apotheke zu übernehmen, ist sie von dem Duft, der sie dort empfängt und einhüllt, ganz fasziniert, ...

1946. Als die 14-jährige Anouk Romilly mit ihrer Mutter Isabell nach Paris kommt, um dort eine geerbte Apotheke zu übernehmen, ist sie von dem Duft, der sie dort empfängt und einhüllt, ganz fasziniert, so dass sie ihm auch den Namen „Bienvenue“ verleiht. Anouk hat einen sehr ausgeprägten Geruchssinn und liebt es, Düfte zu erspüren und zu sezieren. Nichts wünscht sie sich mehr, als eines Tages als Parfümeurin zu arbeiten und ihre eigenen Düfte zu kreieren, während ihre Mutter darauf spekuliert, dass Anouk sie in der Apotheke unterstützt. Als sie im Alter von 19 Jahren durch Zufall Stéphane Girard begegnet, verändert sich Anouks Leben schlagartig. Girard als Sohn einer Parfümeurdynastie ist von ihrem außerordentlichen Geruchssinn so beeindruckt, dass er sie nach Grasse einlädt. Anouk kann ihr Glück kaum fassen und kehrt Paris den Rücken, um endlich in Grasse ihrem Ziel nahezukommen. Doch bald schon muss sie erfahren, dass dort unter den konkurrierenden Parfümeuren mit harten Bandagen gekämpft wird, sie lernt auch eine alte Familiengeschichte voller Geheimnisse kennen und darf mit ihrer „goldenen Nase“ endlich ihre eigenen Duftkompositionen hervorbringen…
Pauline Lambert hat mit „Das Haus der Düfte“ einen wunderbaren Roman vorgelegt, der den Leser in die Welt der Parfümeure einlädt und zudem über verschiedene Zeitebenen eine spannende Geschichte zu erzählen weiß. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser eine Zeitreise ins Frankreich des vergangenen Jahrhunderts antreten, um in der französischen Metropole Paris auf Anouk und ihre Mutter zu treffen, die gerade dabei sind, sich ein neues Leben aufzubauen. Obwohl Anouk noch ein junges Mädchen ist, verfolgt sie schon einen Traum, der Wirklichkeit werden soll. Über verschiedene Zeitebenen erlebt der Leser nicht nur Anouks Werdegang in der Gegenwart, hier die 1950er Jahre, sondern darf auch ins 19. Jahrhundert reisen, um dort das Leben von Florence Girard kennenzulernen, die das Parfümimperium in Grasse gegründet hat. Der Konkurrenzkampf zwischen den Familien Girard und Bonnett sowie deren Intrigen und Kämpfe werden spannend gezeichnet, aber der Ausflug in die Welt der Parfümeure und Düfte ist der Autorin besonders gut gelungen. Man schwelgt in Kompositionen von Blumen- und Kräuteressenzen, sieht die Lavendelfelder von Grasse direkt vor sich, während man eintaucht in das Reich der „goldenen Nasen“, die auch noch die kleinste Nuance einer Mischung erspüren können. Die Autorin webt geschickt die Kunst der Parfümherstellung mit den Familiengeschichten und deren Geheimnissen ineinander und lässt den Leser an Anouks Seite Stück für Stück alles aufdecken.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und lebendig in Szene gesetzt, sie bestechen durch glaubwürdige menschliche Eigenschaften, die es dem Leser leicht machen, sich unter sie zu mischen und mitzufiebern. Anouk ist eine sympathische Protagonistin, der man sich gerne anschließt. Sie ist offen, vertrauensvoll, abenteuerlustig und hat ihren eigenen Kopf. Sie hat einen ausgesprochen feinen Geruchssinn, der ihr dazu verhelfen soll, ihren Traum wahr werden zu lassen. Mutter Isabell hat ihrer Tochter eine gute Erziehung angedeihen lassen und hofft insgeheim darauf, dass Anouk ihr Erbe weiterführen wird. Stéphane Girard ist ein freundlicher Mann mit gutem Geschäftssinn. Florence hat aus ihrem Geruchstalent ein Imperium geschaffen. Aber auch Horace sowie die Familie Bonnet und andere Protagonisten tragen ihren Teil dazu bei, diese Geschichte rundum kurzweilig werden zu lassen.
„Das Haus der Düfte“ bezaubert mit einer Reise nach Frankreich und einen Ausflug in die Welt der Parfümeure, mit Familiengeheimnissen, Liebe, Intrigen und Konkurrenzkampf. Großes Kopfkino und Urlaubsfeeling pur mit verdienter Leseempfehlung!