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Veröffentlicht am 03.06.2021

hochaktuelle Gesellschaftsanalyse

Über Menschen
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Mein Leseeindruck:
Ein wirklich guter Roman mit einer hochaktuellen Gesellschaftsanalyse zu kontroversen Themen über Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus, Suizid, Covid-19, aber auch über ...

Mein Leseeindruck:
Ein wirklich guter Roman mit einer hochaktuellen Gesellschaftsanalyse zu kontroversen Themen über Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus, Suizid, Covid-19, aber auch über finanzielle Sorgen, Tod eines Elternteils und Hirntumor.
Inhaltlich geht es um die 36jährige Dora, eine erfolgreiche Werbetexterin, die im Corona Lockdown ihr Home-Office in der gemeinsamen Wohnung mit ihrem Lebensgefährten Robert aufbaut und mit ihm in Streit gerät. Heimlich kauft sie ein renovierungsbedürftiges Gutsverwalterhaus und zieht mit ihrer Hündin Jochen von Berlin nach Bracken, einem kleinen Dorf in Brandenburg. Das Landleben ist schwierig: Sie hat keine Möbel und den verwilderten Garten wiederherzustellen dauert Wochen, der Bus fährt nur viermal am Tag und der Nachbar stellt sich als Dorf-Nazi vor.
Doch plötzlich liegt ihre Matratze auf einem Palettenbett und eines Tages stehen Küchenstühle vor der Tür. Dora lernt das Leben und die Menschen in Bracken kennen und etwas verändert sich in Dora.
Auch wenn ich die Freundschaft mit dem Dorf-Nazi nicht ganz nachvollziehen kann, gefällt mir der Blick der Katze, die immer mal wieder auftaucht: „Auf der Mauer sitzt die orangefarbene Katze und schaut verächtlich auf sie herab. Ihr seid so peinlich, eure ganze Gattung, sagt der Katzenblick“ (Zitat, s. 286)
Ein Buch mit viel Wortwitz und tollen Charakteren über Vorurteile, das Ankommen und die Menschlichkeit! Für mich persönlich ist das Buch ein Highlight, das ich uneingeschränkt empfehlen kann. Deshalb 5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 10.10.2021

Eine traurige Familiengeschichte

Der Panzer des Hummers
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In dem Roman geht es hauptsächlich um die drei Geschwister Ea, Sidsel und Niels. Alle Charaktere sind sehr kurios und unzufrieden und sie haben eigentlich nichts miteinander zu tun. Trotzdem sind die Charaktere ...

In dem Roman geht es hauptsächlich um die drei Geschwister Ea, Sidsel und Niels. Alle Charaktere sind sehr kurios und unzufrieden und sie haben eigentlich nichts miteinander zu tun. Trotzdem sind die Charaktere sehr interessant und schön geschrieben. Ich mag den Perspektivwechsel und die bildhaften Beschreibungen. Es gibt keine fortlaufende Geschichte, nur Episoden aus dem Alltagsleben der drei Hauptfiguren und vieler Nebenfiguren. Da kann man den Überblick leicht verlieren. Aber es ist auch kein leichtes Buch, „Pain is growth“. Die Figuren leiden und finden nicht zueinander, nur ein bisschen zu sich selbst.
Ein ruhiger Roman zum Nachdenken!


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Veröffentlicht am 03.10.2021

Düstere Geschichte

Von hier bis zum Anfang
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Der Roman spielt in einer amerikanischen Kleinstadt. Der Polizist Walk kennt jeden Bewohner und die Bewohner kennen sich auch alle. Im Mittelpunkt des Romans steht Star, die noch immer mit der Ermordung ...


Der Roman spielt in einer amerikanischen Kleinstadt. Der Polizist Walk kennt jeden Bewohner und die Bewohner kennen sich auch alle. Im Mittelpunkt des Romans steht Star, die noch immer mit der Ermordung ihrer Schwester vor dreißig Jahren leidet und es geht vor allem um ihre 13jährige Tochter Durchess, die sich um die depressive Mutter kümmern muss und um den fünfjährigen Bruder Robin. Durchess wird im gesamten Roman als sehr unglücklich und wütend dargestellt. Sie bezeichnet sich selbst als Outlaw und als Leser leidet man sehr mit. Es ist kaum. zu fassen, was sie alles ertragen muss.
Chris Whitaker spricht in seinem Familiendrama mit Krimielementen viele zwischenmenschliche Zwischentöne an. Was ist gerecht, gut oder böse? Wie selbstbestimmt leben wir und wer verdient eine zweite Chance?

Die Geschichte zeigt ein düsteres und trauriges amerikanisches Gesellschaftsportrait. Ich würde sagen, es ist fast ein Herbstroman. Wer sich von traurigen Geschichten nicht runterziehen lässt, sollte das Buch lesen.
Ich kann 4 Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 03.10.2021

Ein roman für Lyrikfans

Offene See
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Die Geschichte beginnt mit Robert, der sich als alter Mann an seine Jugend erinnert. Diese kleine Rahmenhandlung umklammert die Geschichte des 16jährigen aus dem Norden Englands, der sich kurz nach dem ...


Die Geschichte beginnt mit Robert, der sich als alter Mann an seine Jugend erinnert. Diese kleine Rahmenhandlung umklammert die Geschichte des 16jährigen aus dem Norden Englands, der sich kurz nach dem 2.Weltkrieg auf Wanderschaft begibt. Er kommt aus einem Bergarbeiterdorf und möchte die offene See im Süden erleben, bevor er die Bergarbeitertradition seiner Familie fortführt. Er bleibt schließlich bei der älteren, unkonventionellen Dulcie und ihrem Schäferhund Butler hängen. Es entwickelt sich eine wunderbare Freundschaft, die vor allem Robert eine andere Sicht auf das Leben, die Kunst und die Lyrik eröffnet.
Mir hat der Roman gut gefallen, weil er leise und intensiv geschrieben ist. Das Buch hat nur eine geringe Handlung, ist aber sehr poetisch und voller blumiger Natur- und Landschaftsbeschreibungen. Es geht um die Wanderung eines 16jährigen zu sich selbst. Es geht um Selbstbestimmung und um die einfachen Dinge des Lebens und um die offene See als Sehnsuchtsort. Von mir gibt es vier Sterne.

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Veröffentlicht am 28.08.2021

Eine Ehe nach 30 Jahren

Der Brand
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Wie sieht eine Beziehung nach 30 Jahren Ehe aus? Peter und Rachel schweben schon lange nicht mehr auf Wolke sieben, Trennung ist aber auch kein Diskussionspunkt zwischen den beiden. Während eines dreiwöchigen ...

Wie sieht eine Beziehung nach 30 Jahren Ehe aus? Peter und Rachel schweben schon lange nicht mehr auf Wolke sieben, Trennung ist aber auch kein Diskussionspunkt zwischen den beiden. Während eines dreiwöchigen Sommerurlaubs in der Uckermark arbeiten die beiden an sich und ihrer Beziehung.

Mir gefällt die Rückbesinnung auf den Anfang ihrer Beziehung, denn das Nebeneinanderher und die Sprachlosigkeit, die sich in den dreißig Jahren Ehe gefestigt hat, ist sicher nicht leicht aufzubrechen.
„Am Anfang ihrer Beziehung haben sie oft die gleichen Bücher gelesen und nach der Lektüre darüber gesprochen.“ (S. 138)
Lustig finde ich auch, dass Rahel selbst Psychologin ist und sich daran erinnert, was sie anderen Paaren rät, wenn sie sich entfremdet haben, aber für ihre eigne Ehe scheint sie das vergessen zu haben.
„Erinnern an die Zeit, als Sie verliebt waren. Was haben Sie an Ihrem Mann/Ihrer Frau geliebt?“ (S. 140)
Es wird deutlich, dass Peter und Rachel Zeit für sich brauchen, ohne Kinder, ohne berufliche Verpflichtungen, einfach nur Ruhe und Abgeschiedenheit, um nicht mehr vorgeben zu müssen, etwas zu sein, was sie nicht sind. Aber in dem Roman geht auch um die Beziehung zu ihren Kindern und zu allen anderen.
Daniela Krien erzählt eine ruhige und unaufgeregte Geschichte, eingelochten in gesellschaftliche und politische Themen.
Der Sprachstil ist präzise und knapp, genau wie das Büchlein, das mit 270 Seiten schnell gelesen ist.

Eine Leseempfehlung mit 4 von 5 Sternen.

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