Profilbild von AngiFr

AngiFr

Lesejury Star
offline

AngiFr ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit AngiFr über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.10.2021

Ein Labyrinth

Ein Grab für zwei
0

Selma Falck, die Protagonistin, ist ziemlich heruntergekommen, sie hat ihren Job, ihr Heim, ihre Familie, Freunde – sofern sie welche hatte – fast alle verloren. Sie hat gelogen und betrogen und sieht ...

Selma Falck, die Protagonistin, ist ziemlich heruntergekommen, sie hat ihren Job, ihr Heim, ihre Familie, Freunde – sofern sie welche hatte – fast alle verloren. Sie hat gelogen und betrogen und sieht es eher einen Betrug gegen sich, dass ihre Spielsucht aufgeflogen ist, sie fühlt sich um ihr Leben betrogen und will nicht erkennen, dass sie sich ändern muss. In dieser Situation bittet sie ihr ehemaliger Chef um Hilfe, seine Tochter Hege Chin, Norwegens Langlauf-Hoffnung auf einen Olympiasieg, wird unschuldig des Dopings verdächtigt. Jan Morell macht Selma ein Angebot, das sie nicht ausschlagen kann.

Anne Holts Geschichte ist inszeniert wie verheddertes Wollknäuel, das um Entwirrung bittet. Die Hauptfiguren sowie die Nebencharaktere finden kleine Stücke des Fadens auf und versuchen den Weg aus dem Labyrinth zu finden, und doch gelingt ihnen gerade dies nicht und es dauert, bis sich alles fügt. Dieses Buch ist genial und intelligent geschrieben, die einzelnen Stücke fügen sich ganz langsam zu einem imposanten Großen zusammen. Diesen Weg erzählt die Autorin meisterhaft und es ist faszinierend zu lesen. Die Spannung ist enorm hoch angesetzt, ein Pageturner, den ich nicht aus meinen Händen legen möchte, zu sehr brenne ich darauf, das Ende zu erfahren. Dieses Buch möchte erobert werden, es ist keine leichte Lektüre für nebenbei oder nur zum Überfliegen, es kostet ein wenig Anstrengung, aber die lohnt sich! Der anspruchsvolle Leser, die anspruchsvolle Leserin wird mit einem Krimi auf allerhöchstem Niveau belohnt. Anne Holt beweist wieder einmal mehr, wie intelligent sie schreiben kann – eine wahre Krimi-Queen.

Selbstverständlich vergebe ich hier die volle Punktzahl: fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle das Buch uneingeschränkt weiter. Ein verworrener Justizkrimi, mit einer beachtlichen Hauptfigur. Wie schön, das Anne Holts 'Hanne Willemsen' eine so starke und ebenbürtige Nachfolgerin erhalten hat. Ich freue mich auf den nächsten Band der Serie!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.10.2021

Lenes Weg

Der Teepalast
0

Die Geschichte startet 1834 als Helene 'Lene' Vosskamp bereits 17 Jahre alt ist. Sie lebt mit ihrer Familie in völliger Armut, der Vater nach einem Unfall versehrt, versucht als Fischer seine Familie durchzubringen. ...

Die Geschichte startet 1834 als Helene 'Lene' Vosskamp bereits 17 Jahre alt ist. Sie lebt mit ihrer Familie in völliger Armut, der Vater nach einem Unfall versehrt, versucht als Fischer seine Familie durchzubringen. Im kleinen Dorf in Friesland schlägt der Familie nur Abscheu entgegen. In einer Nacht verliert Lene Vater, Mutter und ein ungeborenes Geschwisterchen. Eine Intrige des gesamtes Dorfes bringt sie nahezu an den Galgen, aber sie kämpft sich frei. Sie schafft es mit Mühen und sehr steinigen Wegen, als erste Frau in ihrer Zeit ein Tee-Imperium aufzubauen und lebt später als sehr reiche Frau. Lene setzt sich Zeit ihres Lebens für Schwächere ein und widersetzt sich Ungerechtigkeiten. Das öffnet ihr manche Tür und verschafft ihr Anerkennung.

In diesem Roman ist der Weg der Helene Vosskamp, der die Faszination verbreitet, das Ziel selbst steht schon im voraus fest. Ich mag dieses Buch gar nicht aus den Händen legen, es ist ein wahrer Schmöker, den ich nur so verschlinge. Die Biografie und der Lebensweg Lenes hätte genauso ablaufen können, die Autorin schildert die Verzweiflung, die Stärke, den Kampf dieser Frau einfach ausgezeichnet. Die Story ist für mich perfekt. Die Charaktere aller sind hervorragend ausgearbeitet, die wirkliche Geschichte der Zeit ist vorbildlich festgehalten. Der Schreibstil Elisabeth Herrmanns beeindruckt mich tief. Sie erzählt prächtig in schöner, erhabener Sprache. Der Spannungsbogen ist fest gezurrt, ich werde von der ersten Zeile an brillant unterhalten und mag Lene durch ihr Leben folgen, ja brenne darauf, wie es nach jeden Kapitel weiter geht. Die Kapitel sind sehr dick gehalten und erzählen jeweils einen Lebensabschnitt Lenes. Ein Buch, das schon seines Umfanges wegen, Zeit benötigt, die jedoch schnell verfliegt.

So klar vergebe ich hier fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle das Buch selbstverständlich weiter. Für mich ein Herzensbuch, Figuren, die nachhallen, eine unvergessliche Geschichte. Leser und Leserinnen, die historische Romane und die Lebenswege einer starken Frau in schwierigen Zeiten und Verhältnissen lieben, kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten. Diese Lektüre ist einzigartig!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2021

Eine abenteuerliche Reise

Das Parfum der Liebe
0

Die Autorin erzählt intensiv eine Episode im Leben der jungen Viola, die im Jahre 1904 mit ihrem Onkel nach Ecuador reist. Sie ist seine Begleitung, denn sie spricht alle erforderlichen Sprachen fließend. ...

Die Autorin erzählt intensiv eine Episode im Leben der jungen Viola, die im Jahre 1904 mit ihrem Onkel nach Ecuador reist. Sie ist seine Begleitung, denn sie spricht alle erforderlichen Sprachen fließend. Für Viola ist es eine perfekte Flucht nach einer geplatzten Verlobung.
Hanna Caspian hat eine willensstarke und emanzipierte Figur erschaffen, die gegen die Zeit trotzt, in der sie lebt. Die Landschaftsbilder sind prächtig gezeichnet, die Farben und Düfte himmlisch beschrieben.
Eine wunderbare, kleine und feine Geschichte, in außergewöhnlich guter Qualität geschrieben. Ich wurde exquisit unterhalten.

Der Droemer Knaur Verlag hat eine Serie "Kurzromane zum Träumen" herausgegeben. Dieses Buch ist Teil davon.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.10.2021

Unverhofft kommt oft

Friesenwinterzauber
0

Es ist Dezember und Isabel möchte die Feiertage zusammen mit ihrem Freund auf Hawaii verbringen. Beschwingt besorgt sie letzte Kleinigkeiten für die Reise. Doch Jens hat bereits andere Pläne. Er beendet ...

Es ist Dezember und Isabel möchte die Feiertage zusammen mit ihrem Freund auf Hawaii verbringen. Beschwingt besorgt sie letzte Kleinigkeiten für die Reise. Doch Jens hat bereits andere Pläne. Er beendet die Beziehung und eröffnet Isabel, dass er die Reise mit seiner neuen Flamme antreten wird. Isabel ist am Boden zerstört. Nur zu gerne erfüllt sie da die überraschende Bitte ihrer alten Nachbarin Helma Osterfeld, sie auf einer Reise zu deren Schwester an die Nordsee zu begleiten; alleine traut sich Helma die Reise nicht mehr zu. Kurzerhand machen sich die beiden zusammen mit Isabels Leonberger-Hündin Mari auf den Weg. Von Männern hat Isabel erst einmal die Nase voll! - Oder doch nicht so ganz?


Tanja Janz ist eine großartige Geschichtenerzählerin, das wird mir bereits im allerersten Kapitel klar. Sprachgewaltig und voller Intensität hat die Autorin ihre Story verfasst. Die Charaktere sind eindringlich, liebenswert und lebendig, ich mag ihnen gerne durch das Buch folgen. Der Spannungsbogen ist hoch gespannt in diesem Wohlfühlroman. Der Schreibstil der Autorin ist fantastisch und mitreißend. Tanja Janz kann perfekt mit Worten jonglieren und sie verwendet eine ausgezeichnete Sprache. Mit viel Liebe zu zauberhaften Details sind die einzelnen Szenen gestaltet. Wie einen Kinofilm sehe ich alles vor meinem geistigen Auge ablaufen. St.- Peter-Ording und die Nordsee im Winter mit den nur wenigen Touristen klingen entzückend und so verlockend. Die Eigenart und Atmosphäre der Gegend hat Tanja Janz ganz hervorragend eingefangen und kann sie bravourös an mich als Leserin weiter geben. Wie gerne möchte ich nun auch den Strand entlang spazieren und mir den Wind um die Nase wehen lassen.

Von Herzen gerne vergebe ich hier die höchste Bewertung, nämlich fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle das Buch uneingeschränkt weiter. Die Geschichte ist qualitativ extrem hochwertig und ich fühle mich von der allerersten Zeile bis zum Ende hervorragend unterhalten. Eine Geschichte mit viel, viel Herz!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.09.2021

Hinter verschlossenen Fenstern

Tiefe Schluchten
0

Hinter verschlossenen Fenstern geschieht viel in dieser Nacht in Reykjavík: ein Paar bereitet das Abendessen vor, ein anderes freut sich auf gemeinsamen Sex, wieder ein anderes streitet sich so heftig, ...

Hinter verschlossenen Fenstern geschieht viel in dieser Nacht in Reykjavík: ein Paar bereitet das Abendessen vor, ein anderes freut sich auf gemeinsamen Sex, wieder ein anderes streitet sich so heftig, dass die Nachbarn erschrecken und schlichtend eingreifen wollen. Für Valborg endet die Nacht allerdings brutal, denn sie wird brachial ermordet in ihrer eigenen Wohnung. Kommissarin Marta übernimmt den Fall, nachdem die Polizei einen anonymen Anruf zur Tat erhalten hat. In Valborgs Wohnung findet Marta Konráðs Telefonnummer. Er berichtet ihr, dass Valborg von ihm wollte, dass er ihr Kind, das sie 47 Jahre zuvor zur Adoption frei gegeben hat, aufspürt. Doch Konráð hat abgelehnt, zum einen erhält er viel zu viele solcher Anfragen und zum anderen hätte er gar nicht gewusst, wo er in diesem Fall hätte ansetzen können. Er der sich ja schon im Ruhestand befindet macht sich nun die größten Vorwürfe. Hätte er helfen können, die Tat verhindern können? Wer hat einer alten, freundlichen Dame so etwas schreckliches angetan?

Arnaldur Indriðason lässt seinen Island-Krimi mit einer Szene beginnen, die mich als Leserin beinahe in die Rolle des Fotojournalisten Jeff aus Hitchcocks „Das Fenster zum Hof“ versetzt, ich kann in die Fenster der Nachbarn hineinschauen und erfahre alles über sie. Diese Perspektive ist großartig und die Erzählweise des Autoren beeindruckt mich wieder einmal tief. Von der allerersten Zeile an, nimmt mich Arnaldur Indriðason gefangen und kann mich durch das Buch hindurch festhalten. Die Spannung ist atemraubend, ein wahrer Nervenkitzel. Dadurch werde ich die gesamte Lesezeit über außerordentlich gut unterhalten und es wird keine Sekunde langweilig. Mit dem pensionierten Kommissar Konráð hat der Autor wieder eine starke Persönlichkeit erschaffen, die glaubwürdig ist und an eigenen Problemen zu knabbern hat. Auch die Kommissarin Marta, die ständig E-Zigaretten dampft und über einen messerscharfen Verstand verfügt, kann sich für mich einnehmen.

Nordic Noir vom allerfeinsten, düstere isländische Stimmung mit einem Hauch von gruseliger Mystik, ja Übersinnlichkeit – das bietet dieser Island Krimi auf höchstem Niveau. Seit der erste Erlendur-Fall des Autoren in Deutschland erschienen ist, bin ich ein großer Fan und verschlinge die Roman nahezu. Auch dieses Mal bin ich ausgesucht beeindruckt und der Autor konnte mich erneut voll überzeugen. So vergebe ich natürlich fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle das Buch absolut weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere