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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2021

Eine europäische Tragödie

Wenn ich wiederkomme
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In einem anderen Land befindet sich Daniela und steckt dort fest, als es keine andere Möglichkeit mehr für ihre Familie gibt, zu überleben: die Rumänin ist nach Italien, genauer: nach Mailand aufgebrochen, ...

In einem anderen Land befindet sich Daniela und steckt dort fest, als es keine andere Möglichkeit mehr für ihre Familie gibt, zu überleben: die Rumänin ist nach Italien, genauer: nach Mailand aufgebrochen, um dort etwas Geld zu verdienen - das kann man nämlich zu Hause nicht mehr.

Und sie macht sich quasi zur Leibeigenen durch ihren Job als Pflegekraft bei einem alten, dementen Mann: das ist eine Arbeit, die sie rund um die Uhr fordert. Nicht anders wird es beim nächsten Job als Kindermädchen: und das, obwohl sie dort sogar einen Vertrag hat.

Geschildert wird die Geschichte aus zwei Perspektiven: aus ihrer eigenen und aus der ihres Sohnes, der noch ein Kind ist und sich komplett alleingelassen fühlt. Nicht nur von seiner Mutter, sondern auch von seinem Vater und seiner Schwester Angelica. Und dann stirbt auch noch der geliebte Opa.

Eine Geschichte von Verlorenheit, von Ausweglosigkeit, von Ohnmacht. Dies alles, also das, was die Atmosphäre ausmacht, wird aus meiner Sicht eindringlich und schlüssig präsentiert. Nicht so die eigentliche Geschichte, bei der ich oft mal ins Stolpern geriet. Sie hat mich nicht so recht erreicht, diese traurige Geschichte, die in der Europäischen Union der Gegenwart wahrscheinlich Tag für Tag hunderte von Malen durchlebt wird.

Veröffentlicht am 16.10.2021

Der Duft der Träume

Das Haus der Düfte
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Anouk träumt von einem Leben als Parfumeurin, seit sie bei ihrer Rückkehr nach Paris nach Ende des Zweiten Weltkriegs als junges Mädchen DEN ultimativen Duft erschnupperte. Obwohl sie im wahrsten ...

Anouk träumt von einem Leben als Parfumeurin, seit sie bei ihrer Rückkehr nach Paris nach Ende des Zweiten Weltkriegs als junges Mädchen DEN ultimativen Duft erschnupperte. Obwohl sie im wahrsten Sinne des Wortes eine Spürnase hat, die normalerweise jede Nuance bestimmen kann, ist dies ihr hier nicht möglich und seitdem ist sie geradezu besessen davon, das Handwerkszeug zu erlangen, um jede einzelne Duftnote, die dieses Parfum enthält, herauszuarbeiten. Und natürlich, um weitere wundervolle Duftkreationen zu schaffen.

Nur leider ist ihre Mutter da gar nicht auf ihrer Seite: die Apothekerin hat von einer Verwandten eine Apotheke in Paris geerbt, die sie gern gemeinsam mit Anouk führen möchte - über den Freund und Kollegen der Mutter bekommt Anouk Kontakt zu einem jungen Mann aus der Parfummetropole Grasse im Süden, der zudem Spross einer angesehenen Parfumeursfamilie und bereit ist, Anouk über diese Schiene eine Chance zu geben. So weit, so gut - seine Familie ist jedoch nicht unbedingt begeistert über den unerwarteten Neuankömmling.

Doch Anouk schafft es, dort Fuß zu fassen und einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Dennoch werden ihr Steine in den Weg gelegt - sowohl von erwarteter als auch von unerwarteter Stelle. Andererseits erhält sie unerwartete Unterstützung und stößt auf merkwürdige Hinweise. Auch und gerade in Bezug auf den Duft, der ihr vor langer Zeit begegnete.

In dieser Story spielt König Zufall eigentlich die Hauptrolle - so viele unvorhergesehene Ereignisse kann es in einem ganzen Leben eigentlich gar nicht geben, wie sie Anouk hier in kürzester Zeit widerfahren. Deswegen schon konnte ich durchgehend keine rechte Nähe zu der Handlung entwickeln. Dazu kam ein nicht allzu eindringlicher Schreibstil, der die Charaktere nicht so lebendig erschaffen konnte, dass man sie beim Lesen vor Augen hatte. Normalerweise reichen mir dafür schon einige wenige Anstöße.

So dümpelte die Geschichte trotz des spannenden Settings in der Parfumindustrie der Nachkriegszeit so vor sich hin. Gute Ansätze, maximal mittelmäßige Realisierung. Ein Buch, das aus meiner Sicht nicht zwingend gelesen werden muss.

Veröffentlicht am 27.09.2021

Inspirierend - aber auf sparsame Art

Ein Buch, vier Jahreszeiten
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Vorweg: dies ist ein schönes Buch, das Menschen mit vielen Interessen zu Neuem inspirieren kann. Diejenigen, die nicht so offen sind, bekommen hier so manchen Impuls in die unterschiedlichsten ...

Vorweg: dies ist ein schönes Buch, das Menschen mit vielen Interessen zu Neuem inspirieren kann. Diejenigen, die nicht so offen sind, bekommen hier so manchen Impuls in die unterschiedlichsten Richtungen, was die Jahreszeiten angeht.

Es gibt Rezepte, Basteltipps, Gedichte und Geschichten, Bilder und vor allem Vorschläge für die jeweilige Jahreszeit, was man da so alles machen kann. Die Bilder sind schön, die Rezepte nicht schwierig, aber: kurz, nachdem ich begonnen hatte, das Buch zu lesen bzw. zu rezipieren, war ich auch schon durch. Jedenfalls mit dem, was mich interessierte. Denn: das Schöne an solch einem Buch ist ja, dass man wählen kann. Es gibt viele, viele kleine Häppchen, aus denen man sich die herausfiltert, mit denen man sich beschäftigen möchte - in meinem Fall vor allem die Rezepte und einige der literarischen Genüsse.

Es ist halt alles sehr großflächig angelegt, die Fotos, Bilder und Texte sind so groß, dass auch Oma ohne Lesebrille was mitbekommt.

Kurzum: es hätte deutlich mehr hineingepasst: mehr Rezepte, mehr Bastelvorlagen, mehr Literarisches usw. In der Hinsicht ist das Buch aus meiner Sicht eine Mogelpackung, wenn auch eine ausgesprochen ansprechende. All das, was darin enthalten ist, hätte man auf viel weniger Raum unterbringen und deutlich preisgünstiger anbieten können und es wäre (fast) genauso hübsch und ansprechend gewesen. Nur hätte Oma die Lesebrille zücken müssen.

Ein schönes Buch also, aber auch eines, aus dem man deutlich mehr hätte machen können!

Veröffentlicht am 17.09.2021

Geschüttelt, nicht gerührt

Shaking Salad Low Carb
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Von tochteralice
werden hier alle vorgeschlagenen Salate - Snacks, die man sich für die Mittagspause mit ins Büro nehmen soll. Unkomplizierte Mahlzeiten, die zudem nach dem "Low carb" Prinzip zusammengestellt ...

Von tochteralice
werden hier alle vorgeschlagenen Salate - Snacks, die man sich für die Mittagspause mit ins Büro nehmen soll. Unkomplizierte Mahlzeiten, die zudem nach dem "Low carb" Prinzip zusammengestellt sind, also wenig Kohlenhydrate beinhalten. Dadurch soll der Esser beim Abnehmen unterstützt werden, aber sich auch sonst wohlfühlen. Es werden dem Körper besonders wertvolle Nährstoffe zugeführt, die sich auf alle Funktionen aus, also auch auf den Geist, auswirken. Ein neuer Mensch soll da geboren werden, so scheint es!

Kann das sein? Einfach die Ernährung umstellen und mir nix, dir nix ein anderer Mensch werden? Hatten wir doch schon, bspw. bei Weight Watchers, der Brigitte Diät und anderen Methoden. Immer noch bin ich entsprechend misstrauisch, kann diesem Salate-System, das die Autorin so begeistert vorstellt, noch nicht so recht vertrauen. Wobei das Buch definitiv keinen ganzheitlichen Ernährungsansatz propagiert, sondern eine bzw. einige Komponenten davon.

Die zubereiteten Mahlzeiten locken zugegebenermaßen, sind ausgesprochen köstlich - aber auch ausgesprochen komplex. So gibt es zum Beispiel Sojapfannkuchen mit Avocado, Erbsen mit roten Zwiebeln und Würstchen, Mandelmehlkuchen mit Zitronenthymian. Alles im Glas, im Stile von Salaten. Für mich sowohl in der Zubereitung wie auch als Mittagssnack viel zu üppig und zudem an einem normalen Werktag, an dem ich meist schon vor fünf Uhr aufstehe, um zur Arbeit zu eilen, nicht zu realisieren. Also, wenn ich damit beginnen würde, käme ich zu nichts anderem mehr. Und dann stelle ich mich mit meinem Lieblingskollegen, der ebenfalls die Kantine meidet, in der Mittagspause vor:
Er: "Hmmm, lecker Salami-Käsebrot. Ich habe es mir angetoastet und ein paar Coctailtomaten dazu, das ist schon was Feines."

Ich: "Pöh, komm mir bloss nicht damit, hier siehst Du ein Glas mit Jacobsmuscheln mit Himbeeren und Macadamianüssen, für danach Pecannusscrumble mit Meerettichcreme und Erdbeeren. Und morgen gibt es Schweinebauch mit Asiasalat. Aber ich kann heute nicht länger bleiben und mit Dir die Anträge durchsehen, sonst schaffe ich es mit der Zubereitung nicht."

Nein, das ist alles ganz schön weit weg von meiner (Küchen)Welt!

Mein Fazit: ein Kochbuch voller gut verträglicher Köstlichkeiten, die in vielen Fällen von verlockenden Fotos begleitet werden Aber die Zubereitung im Alltag erscheint mir völlig unrealistisch. Leider. Deswegen werde ich wahrscheinlich auch nie erfahren, ob ich durch den Genuss dieser oft üppigen Mahlzeiten tatsächlich mein Wohlfühlgewicht (von dem ich derzeit noch um Einiges entfernt bin) erlangen werde!

Veröffentlicht am 17.09.2021

Einst zog der Angstmann durch die Lande

Der Angstmann
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oder vielmehr durch Sachsen. Aber wer war er wirklich, dieser Mann (?), der junge Frauen mordete - was war ihre Gemeinsamkeit?

Der Krimi spielt im Dresden der letzten Kriegsmonate, bzw. nimmt er genau ...

oder vielmehr durch Sachsen. Aber wer war er wirklich, dieser Mann (?), der junge Frauen mordete - was war ihre Gemeinsamkeit?

Der Krimi spielt im Dresden der letzten Kriegsmonate, bzw. nimmt er genau dort seinen Anfang! Wir lernen Kommissar Max Heller kennen, einen wahrhaft aufrechten Deutschen und zwar im besten Sinne des Wortes: eben keinen Nazi, sondern einen, der versucht auch in den letzten Kriegsmonaten noch (mit)menschlich zu sein, gerade auch als Polizist. Ja, auch das gab es: Ein Mann aus dem Leben, aus dem Volk, der um seine Söhne bangte, die im Krieg waren, verschollen verweißwo, wenn überhaupt noch am Leben, der um seine Essensrationen kämpfte, alte Nachbarn und Freunde nicht aufgab, auch wenn sie Juden oder erwiesene Regimegegner waren und dennoch irgendwie durchkam - gerade so, versteht sich.

Während, aber auch nach der Kriegszeiten war es in Dresden so, wie wohl in den meisten deutschen Städten: viele, ja die allermeisten, hatten Dreck am Stecken und sie waren eher selten auf der falschen Seite - nein, es waren diejenigen, die irgendwie immer durchkamen.

Gerade dies ist der Hauptverdienst des Autors Frank Goldammer: die Schilderung des historischen Teils, die wahrhaft meisterlich recherchiert und mit Leben gefüllt wurde. Die kriminalistische Handlung hingegen verdient immer mal wieder Abzüge in der Logik, in den Zusammenhängen und Übergängen - hier ist noch ordentlich Luft nach oben. Dennoch würde ich nur zu gerne wieder mit Max Heller, einem wahrhaft eigenwilligen Typen, ermitteln!