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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.10.2021

Tote Omas und eine auf den 2. Blick sympathische Ermittlerin

Theodora und der Engel des Todes
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Kriminalkommissarin Theodora Klein , unzufrieden mit ihrer gesamten Lebenssituation, bekommt zu ihrem Missfallen einen neuen Kollegen - Eisele - zur Seite gestellt. Auch Eisele ist nicht glücklich. Er ...

Kriminalkommissarin Theodora Klein , unzufrieden mit ihrer gesamten Lebenssituation, bekommt zu ihrem Missfallen einen neuen Kollegen - Eisele - zur Seite gestellt. Auch Eisele ist nicht glücklich. Er lebt bei seiner Mutter, die ihn zusehends nervt.

Ein wenig von der alten Begeisterung für ihren Beruf verspürt Theodora, als kurz hintereinander zwei alte Frauen ermordet werden. Der Fall bringt Theodora zum Nachdenken, nicht nur über den möglichen Täter, sondern auch über ihr wenig erfreuliches Leben. Gedanklich abgelenkt gerät sie in tödliche Gefahr.

Auf den ersten Blick war mir Theodora nicht sympathisch. Sie war mir zu Ich-bezogen, selbstherrlich und wenig empathisch. Das beste an ihr, war ihr Haustier, die Ratte Mephisto. Doch mit jeder Seite, die ich umgeblättert habe, wuchs sie mehr ans Herz, obwohl sie mit ihrem Hang zur Esoterik in meinen Augen schon etwas speziell ist.

Der Fall selbst ist spannend. Besonders interessant fand ich die Einschübe, die Einblick in die Gedankenwelt des Täters geben. Ich bekam eine Ahnung davon, wie einsam der Mörder sein muss, was wiederum dazu führte, dass ich Mitgefühl entwickelte. Die Person des Täters war am Ende keine wirkliche Überraschung, aber die durch die Autorin geschaffene Atmosphäre am Schluss hat mich überrascht und sehr berührt.

Ein weiterer Pluspunkt des Krimis ist der wohl dosierte Humor, der mir gut gefallen hat, weil er ein willkommenes Gegengewicht zur eher düsteren Lebenssituation Theodoras bildet. Als Stilelement nutzt die Autorin den schwäbischen Dialekt, der in den Dialogen Eiseles mit seiner unkonventionellen Mutter zum Einsatz kommt und die eine oder andere komische Situation.

Der Krimi hat mich sehr gut unterhalten. Ich fand es angenehm, einer Ermittlerin zu begegnen, die vom üblichen Standard abweicht ohne zu überdrehen. Die Mischung aus Humor, Spannung und melancholischen Momenten war in meinen Augen gelungen.

Der Krimi erhält dafür von mir eine überzeugte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.10.2021

Abwechslungsreiche und Frauenthemen orientierte Fortsetzung

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein großer Rausch
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Dieser 2. Band der Trilogie setzt unmittelbar an den Ereignissen des 1. Bandes an.
Die Schauspielerin Doris ist durch eine Stichwunde schwer verletzt. Kurz darauf verstirbt eine Prostituierte an einer ...

Dieser 2. Band der Trilogie setzt unmittelbar an den Ereignissen des 1. Bandes an.
Die Schauspielerin Doris ist durch eine Stichwunde schwer verletzt. Kurz darauf verstirbt eine Prostituierte an einer ähnlichen Verletzung. Es scheint sich um einen Serientäter zu handeln, aber wenn kümmert`s, wenn ein paar Huren verletzt werden.
Polizeiärztin Magda und Kommissar Kuno sind glücklich. Sie wollen heiraten. Aber was wird, wenn sich Magdas Wunsch nach einem Kind erfüllt ? Sie möchte die gerade eröffnete Praxis nicht aufgeben. Während Magda eine Schwangerschaft begrüßen würde, wird sie immer öfters mit dem Wunsch nach einem Schwangerschaftsabbruch konfrontiert, was sie ablehnt, sie aber in immer größere Gewissenskonflikte stürzt.
Celia ist glücklich mit ihrem Medizinstudium und Edgar, der sie gerne heiraten würde. Celia möchte ihre gerade errungene Freiheit nicht aufgeben. Kann es einen Kompromiss geben ?
Ich bin erneut abgetaucht in die Welt der Zwanziger Jahre und habe die Zeit um mich herumvergessen. Das Autorenduo zeichnet ein buntes und Detail reiches Bild jener Zeit und gibt mir als Leser eine Fülle an Informationen über das politische Geschehen und die gesellschaftlichen Zustände. Dabei liegt der Schwerpunkt in meinen Augen ganz klar auf den Lebensbedingungen der Frauen, was vielleicht manchen männlichen Leser langweilt.
Obwohl Doris, Magda und Celia aus unterschiedlichen sozialen Schichten stammen, sind die Möglichkeiten, ihr Leben selbst zu gestalten gleichermaßen begrenzt. Kinder sind ein soziales Risiko, Empfängnisverhütung ein Tabu und so wird in den sozial schwachen Familien der Kindersegen schnell zu Kinderelend.
Obwohl die Themen eher sperrig sind , ist der Roman unterhaltsam und leicht zu lesen. Die Autoren mischen die Gesellschaftsprobleme mit interessanten geschichtlichen Details wie beispielsweise die Eröffnung des Tempelhofer Flughafens. Ein weiterer Pluspunkt sind die drei Hauptfiguren, die jede für sich sympathisch ist und durch unterschiedliche Charaktereigenschaften ihr individuelles Profil erhält.
Doris nimmt dabei eine Sonderrolle ein, da sie unbedingt Karriere als Schauspielerin machen will und auf Konventionen pfeift.
Magda ist eher die bodenständige, die ihre bürgerliches Leben schätzt, aber nicht die Augen vor sozialer Ungerechtigkeit verschließt.
Die interessanteste Figur für mich war Celia, die versucht, die ihr als Frau auferlegten Grenzen auszudehnen und trotzdem den Ansprüchen ihrer Umwelt zu entsprechen.
Alles in allem finde ich den Roman absolut lesenswert und sehr unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 17.10.2021

Die Kleeblatt-Morde

Tote Schwaben leben länger
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Kommissar Querlingers neuer Fall beginnt an einem Sonntag, als zwei Studenten zwei Skelette im Federsee entdecken. Auch wenn die Morde über 30 Jahre zurückliegen, verlangen die Opfer Gerechtigkeit. Leider ...

Kommissar Querlingers neuer Fall beginnt an einem Sonntag, als zwei Studenten zwei Skelette im Federsee entdecken. Auch wenn die Morde über 30 Jahre zurückliegen, verlangen die Opfer Gerechtigkeit. Leider fordert eine neue Mordserie unter Obdachlosen Querlingers Aufmerksamkeit. Durch die öffentliche Meinung unter Druck gesetzt, ordnet Querlingers Vorgesetzter an , dass er die Federsee-Morde links liegen lassen soll. Neue Brisanz erhalten die Ermittlungen, als identische DNA in beiden Fällen festgestellt wird.

Das ist das zweite Mal, dass ich mit Hauptkommissar Querlinger auf Mörderfang gehe. Und erneut war ich begeistert von der gelungenen Mischung zwischen Humor und Spannung. Der Schwerpunkt der humorvollen Szenen liegt in Querlingers privaten Bereich. Seine Beziehung zur geliebeten Ehefrau Luise ist nicht frei von Missverständnissen und für zusätzlichen Unmut sorgt der bekannte Weißenegger und der Journalist Oxheimer.

Wie ich es von einem Regionalkrimi erwarte, gibt es einige Dialoge in schwäbischer Zunge und eine gehörige Portion Lokalkolorit obendrein.

Die Krimihandlung selbst ist spannend und gibt sowohl mir als Leser als auch dem Ermittlungsteam einige Rätsel auf. Schritt für Schritt und mit klassischer Polizeiarbeit nähert sich Querlinger der Lösung des Falles. Er greift sogar zu verdeckten Ermittlungen bei einem Fest in der Obdachlosenszene, was ihm weiteren Ärger mit seiner Luise beschert und mir einen Lachanfall. Tatkräftige Unterstützung erhält Querlinger durch sein Team und seine mit der modernen Technik vertrauten Kollegin Eulenburg. Ohne sie wäre er nicht nur einmal aufgeschmissen gewesen. Beim hochexplosiven Ende beweist sie Fachkenntnis und einen Sinn für phantasievolle Lösungen.

Der Krimi bekommt von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung, weil er alles besitzt, was in meinen Augen ein guter Regionalkrimi haben muss.

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Veröffentlicht am 16.10.2021

Freud und Leid im Waisenhaus Dar-as-Salam

Flug mit dem Wind
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Die Zeit bleibt auch im Waisenhaus nicht stehen und aus Kindern werden Leute. Die Autorinnen schildern einzelne wichtige Momente im Leben der Bewohner und zeichnen damit ein buntes und lebendiges Bild ...

Die Zeit bleibt auch im Waisenhaus nicht stehen und aus Kindern werden Leute. Die Autorinnen schildern einzelne wichtige Momente im Leben der Bewohner und zeichnen damit ein buntes und lebendiges Bild sowohl der Ereignisse im Waisenhaus als auch der politischen Situation in Kashmir.

Besonders deutlich wurde für mich die prekäre Lebenssituation der Frauen und Mädchen. Ihnen wird der Zugang zu Bildung verwehrt und sie werden von einem Teil der Männer als Freiwild betrachtet. So wird eine von Vikrams Schützlingen entführt und vergewaltigt, eine andere beinahe das Opfer eines Säureanschlages. Hinzu kommen die religiösen Konflikte zwischen Hindu und Moslem. Dadurch bieten gerade Vikram, der Hindu ist und Sameera als Christin eine Angriffsfläche, da die Kinder in ihrem Waisenhaus Moslem sind. Ihr größter Feind , der korrupte Polizeichef Nikam, nutzt die aufgeheizte Stimmung, um vielleicht eine Schließung des Heimes zu erreichen.

Besonders dramatisch werden die Ereignisse, als Vikram beschuldigt wird mit Drogen zu handeln und seine Schützlinge körperlich zu misshandeln. Ich habe im Verlauf der Geschichte öfters vor Wut die Fäuste geballt, ob der haltlosen Anschuldigungen und der NIedertracht einiger Beteiligter.

Diesem Sumpf aus Bosheit stellen die Autorinnen die Bewohner des Dar-as-Salam und ihre Freunde gegenüber. Besonders berührt hat mich die beständige und vorbehaltlose Liebe zwischen Vikram und Sameera und die Freundschaft zu Raja. Raja ist der verlässliche Fels in der Brandung, der nichts unversucht lässt, um Vikram zu helfen, obwohl er um oder vielleicht gerade auch weil er um dessen dunklen Seiten weiß.

Ein weiterer großer Pluspunkt des Romans ist, dass die Figuren nicht eindimensional dargestellt werden. Jede hat ihre Ecken und Kanten und überrascht mich durch unvorhergesehene Reaktionen.

Was ich an diesem Buch und an der ganzen Reihe liebe, ist, dass ich völlig in eine für mich exotische Welt eintauche , in der ich dennoch auf Bekanntes stoße und mich dadurch heimisch fühlen kann. Die Figuren sind so lebendig, dass ich meine, ich müsse sie wirklich kennen. Genauso gut gefällt mir, dass aktuelle Probleme und die politische Lage in Kashmir Eingang in die Geschichte finden, ohne plakativ oder moralisierend zu wirken.

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Veröffentlicht am 18.09.2021

Nimm Dich in acht vor dem Hungermann

Die Stille des Bösen
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Schauplatz des Thrillers ist Tasmanien. Bei einem Schulausflug verschwinden 4 Mädchen. Sofort werden Erinnerungen an einen anderen Vorfall wach. 1985 verschwanden ebenfalls 4 Teenager, die nie wieder aufgetaucht ...

Schauplatz des Thrillers ist Tasmanien. Bei einem Schulausflug verschwinden 4 Mädchen. Sofort werden Erinnerungen an einen anderen Vorfall wach. 1985 verschwanden ebenfalls 4 Teenager, die nie wieder aufgetaucht sind. Damals wurde der Mythos vom Hungermann geboren , der in den Bergen auf seine Opfer lauert.

Tatsächlich wird eines der Mädchen tot aufgefunden. Die Todesursache ist unklar. Detective Badenhorst und seine Kollegin Gabriella werden mit den Ermittlungen betraut. Unter dem Deckmantel einer kleinen beschaulichen Stadt stoßen die beiden auf viele dreckige Geheimnisse, die fast jeden verdächtig erscheinen lassen.

Der Grund , warum ich das Buch in die Hand genommen habe, war der in meinen Augen exotische Schauplatz. Dass ich es dann nicht mehr aus der Hand legen konnte, lag an den packenden Ereignissen und der fesselnden Erzählweise. Der Autor lässt die wichtigsten Personen die Geschichte abwechselnd aus ihrer Sicht erzählen. So erfährt man ständig neue Details und hat als Leser einen Wissensvorsprung. Nicht, dass es bei der Suche nach der Wahrheit hilfreich wäre. Mein Verdacht wechselte ständig von einem zum anderen. Hinzu kam noch eine mystische Komponente, weil der Wald ein wichtiger Ort für die Aborigines ist.

Die Figuren haben alle ihre dunklen Geheimnisse, die sie in meinen Augen nicht unbedingt sympathisch erscheinen lassen. Wirklich gemocht habe ich den Ermittler Badenhorst , der alles daran setzt, die Mädchen lebend zu finden. Meine Sympathie galt auch Murphy, dem Vater eines der verschwundenen Mädchen. Er dealt mit Hasch, hat ein Alkoholproblem, hat den Tod seiner Frau nicht verkraftet und die übrigen Bewohner halten ihn für den Täter. Dennoch mochte ich ihn. Zumindest empfand ich seine Gefühle als aufrichtig, was bei den meisten nicht der Fall war.

Wen ich aus tiefsten Herzen verabscheut habe, ist Madison, eine Freundin der Mädchen und Youtuberin, der alles recht ist, was Clicks generiert.

Der Thriller ist mit das beste, was ich seit langem gelesen habe. Nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint und so ist es kein Wunder, dass die Lösung eine echte Überraschung war.

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