Visionär
Die andere Hälfte der WeltDie Autorin verrät im Nachwort, dass sie mit dem Schreiben des Buches bereits 2018 begann. Es ist also ein bemerkenswerter Zufall, dass das Erscheinen nun in die Corona-Pandemie fiel. Doch das von Christina ...
Die Autorin verrät im Nachwort, dass sie mit dem Schreiben des Buches bereits 2018 begann. Es ist also ein bemerkenswerter Zufall, dass das Erscheinen nun in die Corona-Pandemie fiel. Doch das von Christina Sweeney-Baird entworfene Szenario ist noch um so vieles düsterer. Vernichtet doch hier ein hochansteckendes Virus in sehr kurzer Zeit 90 % der männlichen Weltbevölkerung. Plötzlich wird die Erde ein Planet der Frauen. In dieser neuen Welt haben nicht nur sie, sondern auch die verbliebenen Männern Mühe, sich zurechtzufinden.
Die Autorin arbeitet mit einer Fülle an Protagonisten und Szenarien an verschiedensten Orten. Da ist die schottische Medizinerin Amanda, die Patient Null behandelt. Die Soziologin Catherine, die Geschichten über die Pandemie zu sammeln beginnt. Wir begleiten Behördenvertreter und Forscher auf der verzweifelten Suche nach einem Impfstoff und männliche Zwillinge, die auf einem Schiff vor Island festsitzen, das sich aus Angst vor der Seuche nicht in den Hafen wagt. Nach und nach verliert ein Großteil der Frauen Väter, Ehemänner, Brüder, Söhne, Freunde und Liebhaber. Diese verstörenden Entwicklungen sind in Buchform auszuhalten, da sich durch die Vielzahl an handelnden Personen auch eine gewisse Episodenhaftigkeit und ein damit einhergehender Abstand einstellt. So bleiben die Entwicklungen zwar packend bis zum Schluss, doch das Mitfiebern mit einzelnen Personen wird gleichzeitig begrenzt. Ich persönlich hätte mir noch ein paar erdachte wissenschaftliche Details übrer das Virus, das den Namen Männerpest bekommt gewünscht. Obwohl viele Leute früher nichts über Coronaviren wussten, hat sich ja auch dieser Begriff ultraschnell in den allgemeinen Sprachgebrauch integriert. Hier hätte die Autorin für mich noch ein wenig fiktive Authentizität schaffen können.
Fazit: ein brandaktuelles, spannendes Lesevergnügen!