Profilbild von CanYouSeeMe

CanYouSeeMe

Lesejury Star
offline

CanYouSeeMe ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit CanYouSeeMe über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2021

Die Enkelin

Die Enkelin
0

In "Die Enkelin" erzählt Autor Bernhard Schlink die Geshichte von gleich mehreren Generationen: das von Birgit, die für Kaspar aus dem Osten in den Westen floh, ihrer Tochter Svenja, die sich der rechten ...

In "Die Enkelin" erzählt Autor Bernhard Schlink die Geshichte von gleich mehreren Generationen: das von Birgit, die für Kaspar aus dem Osten in den Westen floh, ihrer Tochter Svenja, die sich der rechten Szene zuwendet und wiederum ihre Tochter Sigrun - die Enkelin - mit völkischen Idealen erzieht.
Die Verkettung der Schicksale der Frauen wird in drei Teile gegliedert erzählt - jeder Teil fokussiert sich dabei auf eine der Frauen. Sie alle verbindet auch Kaspar, der nach dem Tod seiner Frau deren Geschichte aufarbeitet und sich auf die Suche nach ihrer nie erwähnten Tochter macht.
Dabei verschiebt sich auch der Fokus des Buches. Während zunächst um das geteilte Deutschland, die Flucht und immer wieder um die unterschiedlichen Werte und Ideale geht, wird dann völkisches und nationalsozialistisches Gedankengut thematisiert. Damit befindet sich die Erzählung immer wieder im Zwiespalt zwischen verschiedenen Ideologien, damit verknüpften Werten und Idealen, die in großen Konflikten zueinander stehen, aber alle einen Teil von Deutschland ausmachen.
Kaspar, Ehemann von Birgit, Stiefvater von Svenja und Großvater für Sigrun verbindet alle drei Teile, lässt mich als Leserin an seiner Gedankenwelt teilnehmen und begleitet durch diese Reise. Er ist ein sehr sympathischer, wenn auch ruhiger und bedachter Charakter, der von Schlink sehr feinfühlig dargestellt wurde.
Der Schreibstil ist unaufgeregt, ruhig, ganz klar und dabei beinah poetisch - die Figuren wirkten allesamt sehr lebendig und authentisch.
Bernhard Schlink hat mit seinem neusten Werk ein sehr aktuelles Buch geschaffen, das wichtige Themen und Zwiespälte anspricht ohne den mahnenden Finger zu zeigen. Die Thematik wurde gleichermaßen vorsichtig als auch schonungslos dargestellt. "Die Enkelin" hat mich nachhaltig beeindruckt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.01.2021

Das doppelte Gesicht

Das doppelte Gesicht
0

"Das doppelte Gesicht" ist ein spannender und überraschender Auftakt zu einer Reihe um den jungen Ermittler Emil Graf und der Reporterin Billa Löwenfeld. Beide sind angenehme und sehr sympathische Charaktere, ...

"Das doppelte Gesicht" ist ein spannender und überraschender Auftakt zu einer Reihe um den jungen Ermittler Emil Graf und der Reporterin Billa Löwenfeld. Beide sind angenehme und sehr sympathische Charaktere, die noch viel Raum für weitere Entwicklungen offen lassen. Sowohl Billa als auch Emil sind facettenreich und authentisch dargestellt, ich habe nach der Lektüre noch nicht das Gefühl beide zu 100 Prozent zu kennen und erwarte im nächsten Band nicht nur einen spannenden Kriminalfall, sondern auch charakterliche Weiterentwicklungen und interessante Beziehungsdynamiken.

Die Story dieses Buches konnte mich in den Bann ziehen und so habe ich während des Lesens mitgerätselt, wer die Morde begangen haben könnte. Die Wendungen waren für mich nur schwerlich vorhersehbar, so dass ich einige überraschende Momente erlebt habe. Auch die historische Einbettung der Story war stimmig und gab dem Plot eine ganz eigene, düstere und doch hoffnungsvolle Stimmung.

Insgesamt hat mir dieses Buch einige angenehme Lesestunden bereitet, ich freue mich auf den nächsten Band!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.04.2024

Spannender Input

Unlearn Patriarchy 2
0

Unlearn Patriarchy 2 wurde von Emilia Roig, Alexandra Zykunov und Silvie Horch herausgegeben und beinhaltet insgesamt dreizehn Essays verschiedener Autorinnen zu verschiedenen Schwerpunktthemen, u.a. Körper, ...

Unlearn Patriarchy 2 wurde von Emilia Roig, Alexandra Zykunov und Silvie Horch herausgegeben und beinhaltet insgesamt dreizehn Essays verschiedener Autorinnen zu verschiedenen Schwerpunktthemen, u.a. Körper, Erziehung, Mental Health, Medizin und Literatur.
Je nach Schwerpunkt konnte mich ein Essay mehr oder weniger persönlich ansprechen, allen gemein ist jedoch, dass wichtige Aspekte diskutiert und aufgezeigt werden. Somit konnte ich als Leserin aus allen Essays einige Aspekte und Denkanstöße mitnehmen. Je nach schreibender Person ist der Schreibstil und die gewählte Sprache mal leichter und flüssiger, mal etwas umständlicher zu lesen, insgesamt sind jedoch alle Essays durch ihre Kürze und Übersichtlichkeit gut lesbar. Die Kürze bedeutet auch, dass nicht immer in die Tiefe gegangen werden konnte, was in dieser Veröffentlichungsform auch nicht erwartet werden sollte. Umso schöner ist das Literaturverzeichnis, durch das ich mich in einigen Themengebieten durchgearbeitet habe, um mehr Hintergründe zu verstehen.
Einige Essays machen wütend, betroffen oder konsterniert - keines jedoch mutlos. Deutlich wurde, dass jede schreibende Person Expert
in für das jeweilige Thema ist, so wurde sehr viel Wissen vermittelt und Glaubwürdigkeit erreicht. Das gefällt mir an diesem Buch besonders gut.
Ich finde dieses Buch liefert einen wichtigen Aspekt um patriachale Strukturen im Alltag zu benennen und sich bewusst zu machen, eine Änderung dieser bestehenden Missstände braucht Mut und Entschlossenheit und wird vermutlich viel Zeit benötigen...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 27.03.2024

unfreiwillig jung

Wir werden jung sein
0

"Wir werden jung sein" ist der zweite Roman, den ich von Autor Maxim Leo gelesen habe. Nachdem ich "Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße" vor allem auch wegen des humorvollen Schreibstils, dem interessanten ...

"Wir werden jung sein" ist der zweite Roman, den ich von Autor Maxim Leo gelesen habe. Nachdem ich "Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße" vor allem auch wegen des humorvollen Schreibstils, dem interessanten Protagonisten und moralischen Überlegungen sehr gelungen fand, hatte ich ähnliche Ansprüche an dieses Buch - und sie wurden nicht enttäuscht.

Der Schreibstil ist leicht und angenehm zu lesen, passt sich den Eigenheiten der verschiedenen Protagonist:innen jedoch nur mäßig an. Dennoch war der Lesefluss ungestört.
Die Handlung des Buches wird größtenteils aus fünf verschiedenen Perspektiven geschildert: vier Patient:innen, die unwissentlich durch eine Medikamentenebenwirkung verjüngt wurden, und der zugehörige Arzt. Einige wenige Male wird auch die Perspektive eines Mitglieds des Ethik-Beirates geschildert. Diese unterschiedlichen Perspektiven haben das Lesen sehr kurzweilig und abwechslungsreich gemacht, was mir gut gefallen hat.
Andererseits waren dadurch für jede Perspektive nur beschränkt Möglichkeiten für tiefergehende Ausführungen, so dass einige Handlungsstränge für mein Empfinden zu oberflächlich oder rasant dargestellt wurden. Ich hätte mich über mehr Zeit mit den vier Personen und damit auch mit mehr Auseinandersetzung mit den individuellen Folgen der unfreiwilligen Verjüngung gefreut. Das ist für mich der größte Kritikpunkt an diesem Buch.
Der Autor spricht sehr viele interessante Verwicklungen, sowie ethische Übrlegungen an, die dem geschilderten Szenario folgen könnten. Dies waren auch für mich spannende Gedankenspiele über Werte und Normen der Gesellschaft.

Besondere Erwähnung muss natürlich auch das liebevoll gestaltete und gut zu Buch und Titel passende Cover finden. Der Gesamteindruck ist sehr harmonisch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.02.2024

Leuchtfeuer

Leuchtfeuer
0

Zugegebenermaßen hat mir das Cover von "Leuchtfeuer" gar nicht gefallen - ich finde das Blumenmotiv äußerst nichtssagend und es scheint auf den ersten Blick nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun zu haben. ...

Zugegebenermaßen hat mir das Cover von "Leuchtfeuer" gar nicht gefallen - ich finde das Blumenmotiv äußerst nichtssagend und es scheint auf den ersten Blick nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun zu haben. Dennoch hat mich der Klappentext ausreichend neugierig auf den Inhalt des Buches gemacht.
Dani Shapiro erzählt die Story in verschiedenen Zeitebenen aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Zeitebenen folgen nicht linear aufeinander, sondern springen ohne erkennbares System hin und her. Wechsel der Zeitebene und Perspektive sind sehr gut gekennzeichnet und somit nachvollziehbar. Schreibstil und Sprache haben mir sehr gut gefallen, sind flüssig und leicht zu lesen.
Auch wenn es in "Leuchtfeuer" um Auswirkungen von unausgesprochenen und verdrängten Geheimnissen geht, ist die Freundschaft zwischen Ben Wilf und Waldo Shenkman mein unumstrittenes Highlight dieses Buches. Die Handlung selbst ist aus verschiedenen Perspektiven geschildert, spielt in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Autorin Dani Shapiro schafft es in einer unaufdringlichen, stillen und dennoch eindringlichen Art und Weise die Geschichte zweier Familien zu erzählen, dabei zugleich große Sinnfragen und die kleinen Momente zu beleuchten. All das in einem sehr amerikanischen Vortort-Setting. Hier und da sind mir jedoch einige Handlungsstränge zu sprunghaft, wenig erklärliche Lücken zwischen Zeitebenen oder eine etwas oberflächliche Abhandlung.
Insgesamt konnte mich das Buch jedoch völlig in den Bann ziehen, ich habe es gern gelesen, hatte dabei einige Charaktere mehr ins Herz geschlossen als andere und war schlussendlich wirklich traurig, dass das Buch zu Ende war.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere