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Veröffentlicht am 10.04.2022

Mit Matou durch die Jahrhunderte

Matou
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Was für ein Epos! Als physische Ausgabe wird dieser Roman nicht so dick und ich bin sicher, hätte ich einfach “nur” das Buch gelesen wäre mir die Geschichte auch nicht so umfangreich vorgekommen. Aber ...

Was für ein Epos! Als physische Ausgabe wird dieser Roman nicht so dick und ich bin sicher, hätte ich einfach “nur” das Buch gelesen wäre mir die Geschichte auch nicht so umfangreich vorgekommen. Aber als Hörbuch - ungekürzt - nimmt sich “Matou” seine Zeit und das zu recht.

Die 40,5 Stunden hört man nicht einfach so nebenbei. Michael Köhlmeier spickt die sieben Leben des Katers Matou mit viel Geschichte und einem teils sati(e)rischem und teils entwaffnend ehrlichem Seitenblick auf uns Menschen, aus Sicht eines Tieres.

Natürlich richtet sich das Buch dadurch stark an Katzenliebhaber und viele feine Details sind auch eher nur für jene zu erkennen, die selbst sehr viele Jahre mit Katzen zusammengelebt haben oder zusammenleben. Aber auch andere Leser und Hörer können Matou durch seine Jahrzehnte folgen und erleben bekannte Persönlichkeiten aus einer anderen Perspektive.

Köhlmeier verknüpft Tatsachen und Teile der Biografie dieser Personen wie E.T.A. Hoffmann oder Andy Warhol mit dem fiktiven Part des Katers Matou. Dieser ist nicht einfach nur ein Kater und ein guter Beobachter, sondern kann auch schreiben, lesen und sprechen.

Apropos sprechen: Köhlmeier liest das Hörbuch selbst und wer ihn schon einmal sprechen und erzählen gehört hat, wird diese Ausgabe lieben, auch wenn man nicht so schnell durchkommt wie beim gedruckten Buch.

Köhlmeier hat eine ganz besondere Erzählstimme und er findet, ohne dass es besonders angestrengt wirkt, immer den richtigen Ton. Er spielt nicht mit verschiedenen Stimmen oder mit Tempo, seine Art zu sprechen zieht einen dennoch immer in seinen Bann.

Ein Hörgenuss für alle Katzenversteher und für solche, die es vielleicht danach werden möchten.

Veröffentlicht am 19.03.2022

Wie lange hält dein Akku noch?

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
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Schon länger hatte ich geplant, auch einmal “ein älteres Buch” von Marc Elsberg zu lesen, nachdem ich ihn vor der Pandemie bei einem kleineren Buchevent erleben durfte. Letztlich kam dann aber das neue ...

Schon länger hatte ich geplant, auch einmal “ein älteres Buch” von Marc Elsberg zu lesen, nachdem ich ihn vor der Pandemie bei einem kleineren Buchevent erleben durfte. Letztlich kam dann aber das neue “Der Fall des Präsidenten” dazwischen.

Das konnte mich nicht zu 100 Prozent überzeugen, aber das Interesse an Elsbergs anderen Titeln blieb und als ich von der neuen Auflage von “Blackout” erfuhr, musste ich da einfach anfragen.

Dieser Thriller ist kein Büchlein, das sich einfach so wegliest, vielmehr muss man es in kleineren Dosen verdauen. Das Thema ist so mit unserem Alltag verwoben und hochsensibel, dass man zwar keine Panik aber doch eine frische Sichtweise auf all das bekommt, das scheinbar so selbstverständlich ist.

Konnte ich die Detailrecherche schon bei “Der Fall des Präsidenten” würdigen, so ist sie hier meiner Meinung nach sogar noch besser gelungen. Natürlich musste manches zugunsten der Geschichte verändert werden aber die Handlung um Piero Manzano und den Zusammenbruch des europäischen Stromnetzes und damit quasi unserer Zivilisation, ist so “echt” dass sie jeden sofort packt.

Durch das Thema gibt es quasi keinen Leser, der keine Berührungspunkte mit der Handlung und oder den Charakteren hat, denn heutzutage umgibt uns die elektrische Energie in so vielen Formen, sichtbar und unsichtbar.

Manzano, ein italienischer IT-Fachmann und Teilzeit-Hacker, wird wie Millionen andere Europäer von einer Sekunde auf die andere mit fast vollkommener Dunkelheit konfrontiert. Der Strom fällt überall aus, wo es keine Aggregate oder noch ein paar wenige geladene Akkus gibt. An einem Winterabend noch dazu.

Dies setzt eine verhängnisvolle Kettenreaktion in Gang und schließlich sind auch fast alle Kraftwerke Europas außer Betrieb. Was das aber im Detail für jeden Einzelnen bedeutet und was dann alles wirklich nicht mehr möglich ist, beschreibt Marc Elsberg sehr sehr anschaulich auf den fast 800 Seiten.

Während die Figuren im Buch sich täglich neuen Probleme stellen und durch den Alltag kämpfen, der nichts mehr damit gemein hat, was sie Jahrzehnte gewohnt waren, setzt beim Leser automatisch ein Gedankengang ein: “Was würde ich tun?” “Wohin könnte ich gehen?” “Hätte ich genug…. bei mir?”

Hoffen wir, dass “Blackout” auch in zehn Jahren neu aufgelegt wird und wir dann immer noch sagen können: “Wir sind besser vorbereitet als damals und noch ist so etwas auch nicht Realität geworden”.

Nur Teil der Premium-Ausgabe: Die aktuellen Informationen und Beiträge vom Autor (Kurzgeschichte 10 Jahre danach) und anderen Wegbegleitern am Ende des Buches sind sehr interessant. Dazu gibt es Notfallrezepte und hilfreiche Links. Wer die neuere Ausgabe nicht hat, kann aber anhand der Namen (sicher online zu finden) auch andere Artikel oder Interviews mit den Personen suchen und ähnliche Informationen und Tipps bekommen.

Und wer nun Interesse an der Handlung hat, aber nicht weiß ob so ein dickes Buch das richtige ist, der kann den Thriller dieses Jahr im Frühling als Mini-Serie auf Sat 1 sehen.

Veröffentlicht am 30.12.2021

Akkurat und beklemmend

State of Terror
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Das Autorenduo hier machte mich neugierig - einerseits eine Krimiautorin, von der ich schon ein Buch kannte und ein natürlich weltbekannter Name auf der anderen Seite. Zudem mag ich gelegentlich auch gute ...

Das Autorenduo hier machte mich neugierig - einerseits eine Krimiautorin, von der ich schon ein Buch kannte und ein natürlich weltbekannter Name auf der anderen Seite. Zudem mag ich gelegentlich auch gute Polit-Thriller und anderes das nahe an der Realität ist.

Und mit diesem Duo schien mir das auch gegeben. Noch dazu, als ich sah, dass die Hauptperson hier eine US-Amerikanische Außenministerin ist. Viele Abläufe und Details kann man sich also tatsächlich so vorstellen: Die Jets der Regierung, geheime Sitzungen, spezielle Telefone, Sicherheitsvorkehrungen, Staatsbankette, Unterlagen und vieles mehr.

Wir tauchen also an der Seite von Ellen Adams ein in die Weltpolitik nach der Nicht-Wiederwahl von Don… Eric Dunn. Der Neue heißt hier Doug Williams und er muss einiges ausbaden, das die Vorgängerregierung verursacht hat. Kleine Anspielungen hier und da auf die Realität machen diesen Thriller einerseits beklemmend aber auch zwischendurch ganz spaßig.

Die Situation selbst ist aber ernst. Es gilt, gezielte Bombenattentate zu verhindern und aufzuklären. Sie finden nicht in den USA statt, aber die Umstände die sich nach und nach herauskristallisieren, bedrohen die Staaten und damit Williams und Adams in höchstem Maße.

Louise Penny und Hillary Rodham Clinton haben sich hier für ein Szenario entschieden, das politisch und menschlich niemandem zu wünschen ist. Und von dem man als Leser hoffen darf, dass es so nie passieren wird. Aber man kann nie wissen und auch das macht einen Teil der Magie dieses 560-Seiten Buches aus.

Ein packender US-Thriller, wie gemacht für Fans von David Baldacci, Daniel Silva, James Patterson und anderen dieses Genres. Er punktet mit Aktualität und Genauigkeit, was aber manchmal zu leichten Längen führt.

Veröffentlicht am 16.11.2021

Aktuell und fesselnd

Der Geheimbund
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Kurz und oberflächlich, aber dennoch im Kern zutreffend, könnte man sagen: Wer Dan Browns “Illuminati” mochte, wird auch “Der Geheimbund” gerne lesen. Gabriel Allon ist eine Art Robert Langdon auf seinem ...

Kurz und oberflächlich, aber dennoch im Kern zutreffend, könnte man sagen: Wer Dan Browns “Illuminati” mochte, wird auch “Der Geheimbund” gerne lesen. Gabriel Allon ist eine Art Robert Langdon auf seinem Gebiet, ganz nebenbei Direktor des israelischen Geheimdienstes und daher mit unglaublich mächtigen Helfern ausgestattet.

Nichts scheint unmöglich für diese Agenten und Experten. Auch wenn es immer mal wieder abenteuerlich klingt, erklärt Daniel Silva sehr gut wie der Dienst an die Informationen kommt oder wie bestimmte Abläufe funktionieren. Und wenn ein Körnchen Fiktion dabei ist, macht das gar nichts, wenn sie so gut eingebunden wird wie hier.

Der Papst ist tot. Und Gabriel, der ihn gut kannte, wird vom Privatsekretär des Verstorbenen auf Ungereimtheiten aufmerksam gemacht. Bald erwacht sein Instinkt und er findet nicht nur heraus was mit dem Papst passiert ist.

Das spannenden Thriller-Story rund um Verschwörungen im Vatikan und der katholischen Kirche verknüpft Daniel Silva außerdem gekonnt mit katholischer wie jüdischer Kirchengeschichte und politischer Historie. Er spannt den Bogen von Jesu Tod bis zu rechtsextremen Tendenzen in der heutigen Politik. Die Figuren haben natürlich erfundene Namen, aber vieles was sie tun oder antreibt, finden wir heute in den Medien.

Wie in seinen Büchern üblich, gibt der Autor auch hier am Ende des Buches noch Anmerkungen zu Teilen der Geschichte, die auf Tatsachen beruht.

Die fiktive Geschichte zeigt uns anhand der realen Ereignisse auch eines auf: Schon immer war es nur allzu einfach, die Menschheit aufgrund von Religion zu spalten. Missverständnisse, Fehlinterpretation oder schlicht Ignoranz befeuerten grundlosen Hass über Jahrhunderte. Und was diesen Aspekt der Weltgeschichte betrifft, scheinen wir leider nichts gelernt zu haben.

Veröffentlicht am 13.11.2021

Süße Verbrechen

Goldenes Gift
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Zum siebten Mal rettet der Koch und Restaurantbesitzer Xavier Kieffer die kulinarische Welt Mitteleuropas. Wie gewohnt, kombiniert Tom Hillenbrand einen unterhaltsamen und lehrreichen Krimi mit einem (kulinarischen) ...

Zum siebten Mal rettet der Koch und Restaurantbesitzer Xavier Kieffer die kulinarische Welt Mitteleuropas. Wie gewohnt, kombiniert Tom Hillenbrand einen unterhaltsamen und lehrreichen Krimi mit einem (kulinarischen) Problem unserer Zeit.

Diesmal geht es um Bienen. Das Thema Bienensterben betrifft uns alle. Doch durch aktuellere Krisen wird die Biene leider immer wieder aus dem Bewusstsein verdrängt. Hillenbrand holt sie in “Goldenes Gift” vor den Vorhang.

Was passiert, wenn Bienen es nicht mehr schaffen, alle unsere Felder und Plantagen zu bestäuben? Mit dieser Zukunft beschäftigen sich nicht nur Politik und Wirtschaft. Der Luxemburger Xavier Kieffer und seine Lebensgefährtin Valérie Gabin entdecken, dass auch zwielichtige Personen sich dazu Gedanken machen.

Zur Abwechslung sterben hier im Krimi nicht nur Bienen, sondern auch ein Imker. Praktischerweise kannte Xavier ihn persönlich und nach ein paar Nachforschungen scheint da etwas ganz und gar nicht zu stimmen. Parallel dazu recherchiert Valérie über merkwürdige Diebstähle im Zusammenhang mit Bienenvölkern und gepanschtem Honig.

Die Krimis aus der Kieffer-Reihe lesen sich immer locker und sind ohne zu mahnend zu wirken, informativ. Wir treffen auch hier wieder “alte Bekannte”, lieb gewordene Nebenfiguren. Jeder Band kann aber auch wunderbar unabhängig voneinander genossen werden, man bekommt nie das Gefühl, Wissenslücken in Bezug auf die Figuren zu haben.