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Veröffentlicht am 20.11.2021

Wirkt, als müssten unbedingt alle Ideen der Autorin in einen Roman gefasst werden

Die andere Tochter
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Antonia, genannt Toni, entrümpelt die Häuser von Verstorbenen. Als sie wieder einmal am Ausräumen ist, geschieht ein tragischer Unfall, bei dem sie sich mit Säue die Augen verätzt und daran erblindet. ...

Antonia, genannt Toni, entrümpelt die Häuser von Verstorbenen. Als sie wieder einmal am Ausräumen ist, geschieht ein tragischer Unfall, bei dem sie sich mit Säue die Augen verätzt und daran erblindet. Eine Hornhaut-Transplantation lässt wie wieder sehen und in Toni reift der Wunsch, die Angehörigen der Spenderin kennenzulernen. Sie ahnt nicht, dass sie sich auf einen Weg in die Hölle begibt...



Das Thema Organspende in einem Roman zu verarbeiten, finde ich richtig und wichtig, denn immer noch wird viel zu wenig über diese wichtige, lebensrettende Entscheidung diskutiert und sie regelrecht totgeschwiegen. Umso mehr habe ich mich auf diesen Roman gefreut, der laut Klappentext eine ungeheure Spannung und Nervenkitzel verspricht.

Jedoch erwartet mich eine absolut enttäuschende Handlung, die dermaßen vollgestopft mit unterschiedlichen Themen ist, die nicht wirklich zusammenpassen und dadurch den Roman unruhig und hektisch werden lassen. Die Leser:innen finden hier nämlich von Organspende über Flashbacks, Seelenwanderung und Schamanismus, Beutekunst der Nazis und Aufarbeitung der familiären Vergangenheit alles, was normalerweise gut und gerne in mehreren Romanen an spannender Handlung angesiedelt werden könnte.

Es wirkt auf die Leser:innen, als habe die Autorin unbedingt alle ihre Ideen in dieses eine Buch verfrachten wollen, um für aufregende Lesemomente zu sorgen. Das ist aber leider nach hinten losgegangen, denn die Ereignisse wirken teilweise schon recht unglaubwürdig (z Bsp: die polnische Polizei verweigert aus datenschutzrechtlichen Gründen die Herausgabe der Adresse, fährt aber Toni bereitwillig zur gesuchten Person).

Auch sind die Figuren nicht unbedingt mit Sympathiepunkten gesegnet - Toni ist übergriffig, penetrant wie eine Schmeißfliege und manchmal schon sehr pietätlos, wenn sie da so in den Sachen der Verstobenen herumwühlt und sich einige Stücke abgreift, um ihre Wohnung damit zu bestücken.

Familie Mertens ist großspurig und selbstgefällig. Aber auch hier gilt - je glitzernder die Oberfläche, desto schwärzer die Weste. Das gesamte Auftreten der Familie ist in meinen Augen fragwürdig und eher nervig.

Manche Ereignisse sind schon vorab zu erahnen und es fehlt hier ein durchgängiger Spannungsbogen, der den Roman zu einem echten Highlight werden lässt. Ein paar Flashbacks hier und ein bisschen Verfolgungswahn da lassen aus diesem Buch leider keinen Psychothriller werden.

Schade um die verschenkte Lesezeit.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Dieser Drops ist ausgelutscht

Die Schokoladenfabrik - Die Tochter des Apothekers
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Anna Sophia fühlt sich in der Apotheke ihres Vaters rundherum wohl und kann auch eigene Ideen mit einbringen. Ihr ganzer Stolz sind die Brustkamellen, die sie selbst zubereiten darf und die beiden Kunden ...

Anna Sophia fühlt sich in der Apotheke ihres Vaters rundherum wohl und kann auch eigene Ideen mit einbringen. Ihr ganzer Stolz sind die Brustkamellen, die sie selbst zubereiten darf und die beiden Kunden sehr beliebt sind, da sie schnelle Linderung der Beschwerden herbeiführen. Als ihr Vater erkrankt liegt der Verdacht nahe, dass August, ein Angestellter, dieses Komplott schmiedet, um sich die Apotheke unter den Nagel zu reißen. Mit der Heimkehr von Franz Stollwerck, der auf Wanderschaft seine Fertigkeiten im Handwerk des Zuckerbäckers vertieft hat, schlägt nicht nur Anna Sophias Herz höher. Das Schicksal nimmt seinen Lauf...

Wer den Namen Stollwerck hört, denkt unweigerlich an zartschmelzende Schokolade, Trüffel und Pralinés. Rebekka Eder möchte mit dem Beginn ihrer Saga über das Familienimperium Stollwerck die Leser verzaubern und begeistern und in die Anfänge der Schokoladendynastie entführen.

Jedoch gelingt ihr das nur leidlich, denn der erste Band handelt auschließlich von der Produktion und den Intrigen rund um die heißbegehrten Bonbons, die Anna Sophia kreiert. Die Schokolade bekommt leider erst ihren Auftritt auf der letzten Seite....

Anna Sophie entspricht so gar nicht dem gängigen historische Frauenbild und bricht aus allen Konventionen aus. Sie könnte so sympathisch sein, jedoch verliert sie sich ganz häufig im sagenhaften Teil - Heilkunst, Hellsehen und Kräuterwissen werden hier recht dick aufgetragen und drängen sich in den Vordergrund, anstatt die Figur sanft und ergänzend zu begleiten.

Die Geschichte wird durch die vielen Nebenfiguren und die daraus resultierenden Handlungen extrem langatmig und es hätte das weitschweifende Ausholen nicht gebraucht- immer wieder werden Intrigen von Victor und August geschürt, Inzest und Missbrauch durch den eigenen Vater werden thematisiert, die Stellung der Frau in der Gesellschaft, Antisemitismus und die politische Lage werden von der Schreibenden ebenso mit eingebunden wie der Kampf ums geschäftliche und private Überleben.

Ich habe ziemlich lange gebraucht, um mich durch den Roman zu kämpfen und immer mehr die Neugier auf die Geschichte verloren. Rebekka Eder kann sich leider nicht in die Riege der großen Autorinnen (Riebe, Graw, Lüders) von historischen Romanen einreihen und mich als Leserin für sich gewinnen. Schweren Herzens vergebe ich hier 2 Sternchen, denn der Roman hat meine an ihn gestellten Erwartungen überhaupt nicht erfüllen können.

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Veröffentlicht am 28.08.2021

Thema verfehlt

Wildblütenzauber
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Der Schmerz über den Verlust der Mutter sitzt tief, als Sarah beim Sichten des Nachlasses ein Herbarium findet. Im Buch ist von einer Großtante die Rede, von deren Existenz Sarah bisher nicht einen blassen ...

Der Schmerz über den Verlust der Mutter sitzt tief, als Sarah beim Sichten des Nachlasses ein Herbarium findet. Im Buch ist von einer Großtante die Rede, von deren Existenz Sarah bisher nicht einen blassen Schimmer hatte. Um herauszufinden, wie die Familienbande tatsächlich gestrickt sind, reist sie nach Nürnberg und erfährt ein gut gehütetes Geheimnis...



Andrea Russo schreibt unter dem Pseudonym Anne Töpfer normalerweise echte Wohlführomane, die mit viel Gefühl, einem zauberhaften Setting und einem gut durchdachten Plot punkten können. Aber mit "Wildblütenzauber" hat sie sich regelrecht vergaloppiert und verfehlt um Längen die bisher gewohnte Qualität.

Lässt der Titel und die Andeutung des Herbariums auf dem Klappentext noch vermuten, dass es hier um Wildblumen, Romantik und Gefühle geht, so findet sich der Leser in einem bunten, aber nicht zusammenpassenden Mix aus Vergangenheitsbewältigung, DDR-Familiengeschichte, Frauenfreundschaft, Romanze und Backbuch wieder.

Über mehr als 150 Seiten spielt die Handlung am Ostseestrand mit dem möglichen Neubeginn, einem Hauskauf und aufkeimenden zarten Gefühlen. Erst auf den letzten Metern kommt Nürnberg ins Spiel und das Familiengeheimnis wird Knall auf Fall gelüftet. Genauso schnell, wie der Deckel von Pandoras Büchse geöffnet ist, ist auch Nürnberg wieder vergessen und die Autorin schenkt dem eigentlichen Schwerpunkt keinerlei Beachtung mehr.

Die Figuren wirken recht hilflos in der zauberhaften Landschaft und verlieren ihren Reiz. Das ganze Buch wirkt überfrachtet und am Thema vorbei, somit keine Leseempfehlung !

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Veröffentlicht am 26.08.2021

Essen und Trinken in Südtiroler Landschaft

Blutroter Wein
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Tiberio Tanner ist nicht nur Detektiv, sondern auch ein echter Genussmensch. Umso erfreuter ist er als er merkt, dass er mit dem Kauf einer guten Flasche Wein auch direkt einen Rebstock sein Eigen nennen ...

Tiberio Tanner ist nicht nur Detektiv, sondern auch ein echter Genussmensch. Umso erfreuter ist er als er merkt, dass er mit dem Kauf einer guten Flasche Wein auch direkt einen Rebstock sein Eigen nennen darf. Um das Schätzchen zu bewundern, fährt er zum Weinberg und...findet eine Leiche. Ausgerechnet direkt neben seinem Eigentum. Nun ist Tiberios Spürsinn gefragt und dieser wird arg strapaziert...



"Blutroter Wein" ist für Einsteiger ins Krimi-Genre gut geeignet, denn es geht recht unblutig, entspannt und absolut genussfreudig zu - eben echter Cosy-Crime, der wenig Spannung, dafür aber unglaublich viel Seitenhiebe und genussvolle Momente zu bieten hat.

Der Roman zeigt nicht nur die landschaftlichen Schönheiten Südtirols auf, er lässt auch Tiberios Genussseiten zum Vorschein kommen und macht dem Leser den Mund mit Schupfnudeln, Speckknödeln und Co den Mund wässrig.

Die Krimihandlung an sich mäandert eher ein wenig vor sich hin und es ist für den geübten Krimileser schon recht schnell erkennbar, wer der Drahtzieher der Taten ist. Dazu kommt, dass Tiberio als Ermittler eher linkisch und unbeholfen wirkt. Seine Ermittlungsmethoden sind eher zweifelhaft , ja fast schon als altbacken zu bezeichnen. Denn anstatt sich neuer Medien zu bedienen, wühlt er lieber in staubigen Akten und scheint noch nicht mitbekommen zu haben, dass die Technik im 21. Jahrhundert hilfreicher Unterstützer bei der Aufklärung von Mord und Co. sein kann.

Der Roman eignet sich eher als seichte Unterhaltung bzw. Gastroführer um die Region Bozen/Meran, aber von einem Krimi ist er meilenweit entfernt - schade.

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Veröffentlicht am 18.08.2021

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Vom Ende eines Sommers
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Für de vierzehnjährige Edith bedeutet das Landleben auf der elterlichen Farm harte Arbeit. Ihre einzig Rückzugsmöglichkeit findet sie in Büchern und wird dafür von den anderen Dorfbewohner schon ein wenig ...

Für de vierzehnjährige Edith bedeutet das Landleben auf der elterlichen Farm harte Arbeit. Ihre einzig Rückzugsmöglichkeit findet sie in Büchern und wird dafür von den anderen Dorfbewohner schon ein wenig schräg angeschaut. Als Journalistin Constance FitzAllen im Dorf aufschlägt, dreht sich plötzlich der Wind, denn die junge Frau aus der Großstadt will alles moderner und effizienter gestalten. Doch hinter ihrem vordergründigen Interesse steckt ein fieser politischer Gedanke, der schon bald ganz Europa fest in seinen Klauen hält....

Von den überragenden positiven Stimmen und einem bezaubernden Cover extrem neugierig geworden, habe ich erwartungsvoll den Roman zu lesen begonnen. Aber so ganz will mir nicht in den Sinn, warum hier so viel Lob und Anerkennung ausgesprochen wird, denn die Geschichte mitsamt ihrer Protagonisten kann mich nicht überzeugen.

Zwar mag ich die nostalgisch gezeichneten Bilder des Landlebens, die mit dem Duft von frischem Heu, hart arbeitenden Bauern, die ihr Tagwerk verrichten und wunderschönen Skizzen der Natur überzeugen können, aber die Charaktere, die sich in der Szenerie bewegen, sind für mich Statisten in ihrer eigenen Geschichte.

Constance finde ich extrem übergriffig und in ihrem Auftreten schon recht penetrant, Edith wirkt unscheinbar und irgendwie übrig geblieben...sie passt nicht so recht ins Bild, hat keinen festen Platz und ich habe das Gefühl, dass die Autorin viele Ideen anfängt zu erzählen, aber keine wirklich so richtig zu Ende bringt.

Der aufkommende Faschismus , die familiären Probleme und die Entwicklung von Edith stellen in meinen Augen ein unglaublich großes Potenzial dar, um hier eine Geschichte zu erzählen, die von den Figuren verlangt, eindeutig Stellung zu beziehen und ihre Haltung offenzulegen. Aber es bleibt alles ein wenig schleierhaft, die Beweggründe sind nicht erkennbar und so finde ich nicht so recht den Zugang zum Erzählten und den Figuren.

Es gibt jetzt auch nicht unbedingt großartige Spannungsmomente, die mich an den Seiten kleben lassen und damit die Handlung aufregender gestalten. Die Kapitel lesen sich recht mühsam und zäh, ein aktives Eingreifen der Figuren in die Handlung vermisse ich über den kompletten Verlauf des Buches.

Alles in allem ein Retro-Ausflug aufs Land, der bei mir keine Begeisterung hervorruft und eher in die Kategorie "Kann man lesen, muss man aber nicht" fällt.

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