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Veröffentlicht am 22.11.2021

Mir gefiel nur die erste Geschichte

Wo Weihnachtsträume wahr werden
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"Wo Weihnachtsträume wahr werden" (Mira Taschenbuch/HarperCollins, September 2021) umfasst gleich zwei weihnachtlich angehauchte Romane von Bestsellerautorin Nora Roberts in einem Band: "Wünsche werden ...

"Wo Weihnachtsträume wahr werden" (Mira Taschenbuch/HarperCollins, September 2021) umfasst gleich zwei weihnachtlich angehauchte Romane von Bestsellerautorin Nora Roberts in einem Band: "Wünsche werden wahr" und "Zauber einer Winternacht".

Das hübsche (für meinen Geschmack einen Touch zu dunkel gestaltete) Cover erinnert entfernt an die zweite der beiden Kurzgeschichten, welche im verschneiten Colorado spielt – im April wohlgemerkt, weshalb ich den deutschen Titel sehr irreführend fand. Der englische Originaltitel "Gabriel’s Angel" hingegen hätte perfekt zur Story gepasst, da der männliche Protagonist Gabriel seine neue Bekanntschaft, die hochschwangere Laura, tatsächlich recht bald mit dem Kosenamen 'Engel' anspricht. Apropos Name: Bei der Covergestaltung wird ganz deutlich, dass hier hauptsächlich der große Name der berühmten Autorin im Mittelpunkt steht; in anderen Worten: Es handelt sich um ein klassisches Nora-Roberts-Werk.

Ich hatte vor vielen Jahren mal ein Buch der Autorin gelesen, erinnerte mich allerdings nur noch vage daran, dass ich es nicht schlecht gefunden hatte – und da ich Weihnachtsgeschichten sowieso liebe, dachte ich mir: Why not? Normalerweise stehe ich nicht so auf Short Stories, aber hier hat es tatsächlich ganz gut gepasst, auch wenn die erste Geschichte mir so gut gefallen hat, dass ich gerne mehr gelesen (und dafür auf die nur mittelmäßig unterhaltsame zweite Geschichte verzichtet) hätte.

Der Schreibstil der Autorin ist recht einfach, gespickt mit kurzen, sehr direkten Sätzen ohne viel Firlefanz, dafür gelingt es ihr jedoch – zumindest in "Wünsche werden wahr" hervorragend, die Figuren dermaßen lebendig und liebenswert zu gestalten, dass man sich sofort in sie (und in die Story) hineinversetzen kann. Das Small-Town-Feeling hat mir ausgesprochen gut gefallen. Zach und Zeke sind absolut entzückende Kinder und die Annäherung zwischen ihrem Dad Mac und Nell, der neuen Musiklehrerin der idyllischen Kleinstadt, ist gewürzt mit frechen Wortgefechten. Natürlich basiert das gegenseitige Interesse zunächst hauptsächlich auf dem attraktiven Aussehen, ehe sich wahre Gefühle entwickeln, und der Plot ist von Anfang an vorhersehbar, aber mal ehrlich – bei einer Weihnachtsromanze erwarte ich schließlich nicht, dass das Rad neu erfunden wird, sondern freue mich von Anfang an auf das Happy End. Und in Anbetracht der nur knapp 100 Seiten würde eine tiefergehende Charakterstudie auch zu lange dauern. Ich habe Nell direkt ins Herz geschlossen und später sogar hier und da ein paar Tränchen der Rührung verdrückt. Kurzum: Mit Geschichte Nummer 1 war ich sehr happy. Eine kleine Anmerkung für spätere Ausgaben – im Klappentext wird einer der Zwillingsjungs Zack geschrieben, doch im Buch heißt er Zach.

Einen Stern habe ich abgezogen, weil der "Zauber einer Winternacht" mich so gar nicht verzaubern konnte – blasse Charaktere, eine unrealistisch wirkende, mäßig spannende Handlung und null Weihnachtsfeeling.

Fazit: Klare Empfehlung für Fans der Autorin, die sie für ihren unverschnörkelten Schreibstil lieben und ein Faible für kürzere Romane haben.

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Veröffentlicht am 18.11.2021

Emotionaler New-Adult-Roman in wundervollem Setting

Like Snow We Fall
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Können wir bitte zunächst mal über diesen Traum von einem Cover sprechen?! Dieses glitzernde Schmuckstück gehört definitiv zu den schönsten Buchcovern, die ich je in den Händen halten durfte, wow! Die ...

Können wir bitte zunächst mal über diesen Traum von einem Cover sprechen?! Dieses glitzernde Schmuckstück gehört definitiv zu den schönsten Buchcovern, die ich je in den Händen halten durfte, wow! Die funkelnden silberfarbenen Elemente verleihen dem Einband einen edlen Touch, das gewisse Extra eben, und schüren die Vorfreude auf einen winterlichen Roman. Die Gestaltung passt nicht nur perfekt in die Vorweihnachtszeit, sondern erinnerte mich im Nachhinein auch an eine meiner liebsten Szenen des Werkes.

"Erst denke ich, Lichterketten verstecken sich in den umliegenden Tannen. Bei jedem ausgestoßenen Atemzug bildet sich eine weiße Wolke vor meinem Gesicht, während ich mich den Bäumen nähere. […] Inmitten dieser Wand aus schneeverhangenen Tannen liegt ein von Eis überzogener See. Der Mond spiegelt sich in seiner Oberfläche und lässt ihn glitzern."

Damit komme ich zu meinem Highlight des Romans: die absolut umwerfenden Beschreibungen des Settings. - So bildreich und atmosphärisch, dass man sich sofort in die verschneite Winterwunderwelt Colorados hineinversetzt fühlt. Ich habe es geliebt! Aspen, reichste Stadt der USA und Luxus-Skigebiet, ist ein malerisches Kleinstadt-Juwel und besticht durch ein heimelig-charmantes Flair. Obwohl jährlich Horden von wohlbetuchten Touristen die von Nobel-Boutiquen und exquisiten Restaurants gesäumten Straßen entlangströmen und die umliegenden Pisten der Rocky Mountains stürmen, ist der spezielle, unverfälschte Zauber Aspens ungebrochen. "Vielleicht ist diese Stadt dafür geschaffen, jede Seele auf unterschiedliche Art zu berühren".

Paisley, ein junges Eiskunstlauftalent, möchte hier an der iSkate-Schule durchstarten, um sich eines Tages für Olympia zu qualifizieren. Sie ist Hals über Kopf quer durchs Land geflüchtet und hofft auf einen Neustart. Doch im Gepäck hat sie neben ein paar wenigen Kleidungsstücken und ihren Schlittschuhen auch jede Menge traumatische Erinnerungen, die sie nachhaltig geprägt haben. Mit jedem Tag, den sie in Colorado verbringt, wird ihr Herz leichter und sie wagt sich immer weiter aus ihrem Schneckenhaus heraus. "Aspens Berge sind zu schön. Sie lassen keinen Raum für negative Gefühle. Vielleicht sind es die schneeverhangenen Gipfel, in denen ich meinen Kopf verlieren und meine Seele finden werde." Doch als sie endlich wirklich angekommen zu sein scheint, sich eingelebt und Freunde – vielleicht sogar die Liebe – gefunden hat, droht ihre Vergangenheit sie einzuholen und brutal aus ihrem neuen Glück herauszureißen, wie ein Monster, das in der Dunkelheit lauernd nur auf die richtige Gelegenheit gewartet hat. Auch Knox, der gefeierte Snowboard-Star der Region, hat mit seinen Dämonen zu kämpfen und ist ein gebrochener Charakter, der zu früh im Leben mit Verlust und Schuldgefühlen konfrontiert worden ist. Können er und Paisley zusammen endlich frei sein?

Für mich war es der erste Roman von Ayla Dade und ihr gleichermaßen humorvoller, tiefgründiger wie auch verträumt-melancholischer Schreibstil hat mir, abgesehen von ein paar Kleinigkeiten, ausnehmend gut gefallen. An manchen Stellen waren mir die Formulierungen einen Tick zu poetisch, was in krassem Gegensatz zu den heftigen Themen stand, die in die Story eingewoben worden sind. (Hier hätte ich übrigens eine Triggerwarnung sinnvoll gefunden.) Die Wortwahl der Dialoge ist sehr jugendlich und ich habe einige neue Begriffe, wie z.B. "Dummtorte", dazugelernt. Die Fixierung auf Muttermale fand ich eher ungewöhnlich, aber da sind die Geschmäcker eben verschieden. Einige Wortwiederholungen gab es (z.B. "schneeverhangen" taucht ziemlich oft auf, doch gerade die Beschreibungen der majestätischen Natur sind so fesselnd, dass man darüber hinwegsehen kann) und die dramatische Entwicklung am Ende erschien mir zu simpel aufgelöst. Nach dem großen Aufbau hätte ich mir mehr als ein paar Sätze à la 'Mein Dad hat ein paar Anrufe getätigt und schwuppdiwupp ist alles gut' gewünscht. Nun ja, all das tut der ansonsten schönen und hochemotionalen Geschichte, die mir vor allem im ersten und im letzten Drittel gefallen hat, kaum einen Abbruch. Zudem wird deutlich, dass die Autorin sich ausführlich mit den in die Story integrierten Wintersportarten auseinandergesetzt hat. Die musikalische Playlist bildet die perfekte Ergänzung zum Buch; die Titel wurden mit Bedacht ausgewählt und sorgen beim Lesen für wunderbare Gänsehaut-Momente.

Fazit: Diese winterliche New-Adult-Romance liest sich so leicht wie weicher Pulverschnee und regt dennoch zum Nachdenken an, da durchaus ernste Themen eine Rolle spielen. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Band der Reihe! Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 16.11.2021

Süßer weihnachtlicher Liebesroman mit kleinen Längen

Plätzchen gesucht, Liebe gefunden
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Alle Jahre wieder versüßen mir Petra Schiers weihnachtliche Liebesromane die Adventszeit. Stets fester Bestandteil der Story: ein entzückendes Hündchen, Santa Claus und seine Elfen, und eine sympathische ...

Alle Jahre wieder versüßen mir Petra Schiers weihnachtliche Liebesromane die Adventszeit. Stets fester Bestandteil der Story: ein entzückendes Hündchen, Santa Claus und seine Elfen, und eine sympathische Familie samt Freunden. Der bereits 15. (!) Band dieser zu Recht erfolgreichen Buchreihe eignet sich für Einsteiger ebenso wie für eingefleischte Fans, da die Handlung auch ohne Vorkenntnisse nachvollziehbar ist. Dieses Mal stehen Frank und Ricarda im Fokus – von klein auf befreundet, dann aufgrund Franks internationaler Karriere entzweit und nun, nach seiner Rückkehr in die Heimat, vielleicht sogar mehr als nur gute Freunde? Ricarda möchte ihr gerade wieder aufgebautes inniges Verhältnis eigentlich nicht riskieren, zu groß ist ihre Angst vor einem erneuten Verlust - sollte die romantische Beziehung zwischen ihnen scheitern, wäre schließlich auch die Freundschaft im Eimer. Doch Frank, dem endlich klargeworden ist, dass er seine Gefühle für sie all die Jahre nur verdrängt hatte, lässt sich nicht so leicht entmutigen. Von seinem verstorbenen Großvater hat er die kleine Pudeldame Naila geerbt, die sein Leben gehörig aufmischt – und auch sie wünscht sich Ricarda als Frauchen. Und wenn dann noch Santa und seine Elfen mithelfen, dann steht einem rundum glücklichen Weihnachtsfest nichts mehr im Wege!

Neben Franks und Ricardas Perspektiven (jeweils in der 3. Person geschrieben) erhalten wir auch Passagen aus der Sicht von Santa Claus sowie Einblicke in Nailas Gedanken, was die Bücher dieser Reihe zu etwas ganz Besonderem macht. Mein Highlight war natürlich die niedliche Fellnase, die sich anfangs wie eine kleine Diva aufgeführt und sich ruck, zuck in mein Herz gewuselt hat. Die Charaktere sind liebenswert gestaltet; ihre Romanze liest sich angenehm und enthält auch ein, zwei Momente knisternder Erotik, allerdings hat sie mich nicht emotional überwältigt. Das fand ich nicht tragisch, es war insgesamt eher ein ruhigeres Werk, trotz des verspielten, lockeren Schreibstils. Vielleicht entstand dieser Eindruck bei mir auch nur aufgrund der Länge des Romans, rund 450 Seiten empfand ich für diese Art von Geschichte einfach als zu viel, 150 Seiten weniger und das Ganze hätte perfekt gepasst.

Weiterhin lobenswert zu erwähnen sind - neben dem goldigen Cover -, die Playlist zum Buch sowie die umfangreiche Rezeptsammlung im Anhang, die eine wunderbare Ergänzung darstellen.

Fazit: Zwischenzeitlich etwas langatmig, aber ansonsten eine süße Weihnachtsstory mit witzigen Fantasy-Elementen und tierischer Perspektive.

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Tiefgründige Winterromanze über Trauerbewältigung und Neuanfänge

Weihnachtsglück in Willowbrook
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Dieser Weihnachtsroman aus der Feder von Autorin Sophie Claire ist so viel tiefgründiger, als das winterlich glitzernde Cover vermuten lässt! Dennoch bekam ich auch die erwartete Wohlfühlatmosphäre eines ...

Dieser Weihnachtsroman aus der Feder von Autorin Sophie Claire ist so viel tiefgründiger, als das winterlich glitzernde Cover vermuten lässt! Dennoch bekam ich auch die erwartete Wohlfühlatmosphäre eines kleinen Städtchens voller sympathischer Einwohner/innen, einen Hauch von Weihnachtsvorfreude und einen süßen Vierbeiner als Nebenfigur.

Ich habe mich wunderbar in beide Hauptfiguren hineinversetzen können. Nach dem Tod seiner geliebten Frau Maria verbringt Jake, der seinen Beruf als Arzt an den Nagel gehängt hat, seine Tage am liebsten alleine mit seinem treuen Dalmatiner Smoke. "Denn nur allein konnte er sich darauf konzentrieren, die Tage zu überstehen und den Schmerz zu lindern." Er ist zum verbitterten Zyniker geworden, will mit niemandem reden, macht einen Bogen um seine zwei Schwestern, die ihn mit ihrem gutgemeinten Mitgefühl in den Wahnsinn treiben, und hofft darauf, in seinem neuen Zuhause - Old Hall – in Ruhe trauern zu können. "Anscheinend war es ihm bestimmt, für immer in dieser düsteren, bleiernen Trauer zu verharren. […] Die Zeit hatte weder den unerträglichen Schmerz noch die Wut gelindert oder das gewaltige Loch geschlossen, das ihr Tod in seinem Leben hinterlassen hatte." Vor allem die Weihnachtszeit ist besonders schlimm für ihn.

Folglich ist er alles andere als erfreut, als die quirlige, fröhlich plappernde Daueroptimistin Evie in sein Leben schneit – im wahrsten Sinne des Wortes, denn gleich bei ihrer ersten, überaus frostigen Begegnung werden sie gemeinsam eingeschneit und müssen eine äußerst unangenehme Nacht miteinander verbringen. Evie ist entsetzt über Jakes abweisendes, unhöfliches Benehmen, möchte 'Mr. Arktis' allerdings nicht als Kunden verprellen, denn ihr kleines Stoffgeschäft (The Button Hole) braucht jeden Auftrag – ansonsten sieht es düster aus für ihr gerade erst gegründetes Unternehmen. "Diese Behandlung hatte sie nicht verdient, und er war mit Abstand der unverschämteste Kunde, mit dem sie je zu tun gehabt hatte. Leider war er nicht der erste Mann, der ihr das Gefühl vermittelte, klein und minderwertig zu sein." Tatsächlich hat nämlich auch Evie ein Päckchen zu tragen: In den Augen ihrer versnobten Eltern ist sie eine wandelnde Enttäuschung, die nie an ihre erfolgreiche (verstorbene) Schwester Zara heranreichen wird, ihr betrügerischer Exfreund Tim sah in ihr nur eine tollpatschige Tagträumerin, die nichts im Leben auf die Reihe bekommt, und sowohl ihre Eltern – die sie dazu drängen, ihrem Ex eine zweite Chance zu geben – als auch Tim selbst sind sich darüber einig, dass Evie mit ihrem Handarbeitsladen niemals erfolgreich sein wird. Ganz schön schwierig, bei so viel Gegenwind noch dermaßen positiv zu bleiben, dass man von Fremden als Pollyanna bezeichnet wird! Evie sucht in sämtlichen negativen Situationen etwas Gutes, und dafür habe ich sie wirklich bewundert. Auch auf ihre Näharbeiten wird intensiv eingegangen; sie liebt Patchwork-Arbeiten und Quilts.

"Willowbrook hatte stets etwas Märchenhaftes – die schmalen Straßen mit den winzigen, schindelgedeckten Cottages", umgeben von wunderschöner Natur…in dieser Gemeinde, in der Hilfsbereitschaft großgeschrieben wird, möchte man selbst gerne leben. Durch die detaillierten, bildlichen Beschreibungen der zahlreichen winterlichen Szenen tauchte ich direkt in die Geschichte ein und bekam richtig Lust auf einen Spaziergang durch einen verschneiten Wald. Der Schreibstil ist locker und ruhig, sodass man sich entspannt zurücklehnen und die romantische Story genießen kann. Doch es handelt sich nicht um einen seichten, zuckersüßen Liebesroman; seelischer Missbrauch in toxischen Beziehungen wird ebenso thematisiert wie Trauer(-bewältigung). Mein einziger Kritikpunkt ist die Tatsache, dass gerade Letzteres dem Werk zeitweise (selbst während des spontanen Ausflugs nach Frankreich) einen leicht schwermütigen Touch verliehen hat, der in krassem Kontrast zu der durchwegs positiven Weiterentwicklung der tollen Charaktere stand.

Fazit: Enthusiastischer Sonnenschein + mürrischer Griesgram = eine gefühlvolle Slow-Burn-Romance!

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Veröffentlicht am 15.10.2021

Tiefgründiger Weihnachtsroman

Die Schneeflockenmelodie
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Anna Liebig hatte mich bereits letztes Jahr mit ihrem wundervollen Weihnachtsroman "Das Winterkarussell" verzaubert und auch ihre historische Roman-Reihe "Die Hebammen-Saga" (- veröffentlicht unter dem ...

Anna Liebig hatte mich bereits letztes Jahr mit ihrem wundervollen Weihnachtsroman "Das Winterkarussell" verzaubert und auch ihre historische Roman-Reihe "Die Hebammen-Saga" (- veröffentlicht unter dem Pseudonym Linda Winterberg -) hatte mich begeistert. Die Autorin hat ein Händchen dafür, mitreißende, emotionale Erzählungen auf zwei Zeitebenen zu erschaffen, die mich jedes Mal aufs Neue total catchen. Kurzum: Meine Erwartungen waren hoch und sie wurden nicht enttäuscht.

Nina lebt für den Tanz, ist Ballerina mit Leib und Seele. Dank harter Arbeit und eiserner Disziplin hat sie es zu internationalem Ruhm gebracht, auch durch den jahrelangen knallharten Drill ihrer geliebten Oma Maria, die einst selbst ein Ballett-Star gewesen war und im Alter an Demenz erkrankt ist. Als Nina für ein Engagement eine Weile in ihre Heimatstadt Wiesbaden zurückkehrt, erlebt sie gleich drei bittere Überraschungen – beim Besuch im Seniorenheim erkennt Maria sie nicht wieder, ihre flatterhafte Mutter Gabi (zu der sie nie ein inniges Verhältnis gehabt hat) möchte die gemütliche Wohnung der Oma schnellstmöglich verkaufen und ihre Kompanie ersetzt sie kurzerhand durch eine jüngere Tänzerin. "Zum ersten Mal im Leben ging es nicht die Karrieretreppe nach oben, sondern sie war gleich mehrere Stufen nach unten gerutscht und hart auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen."

In der Vergangenheitsebene, beginnend im Jahr 1938, versucht die ehrgeizige Maria den Spagat zwischen ihrer Liebe zum Ballett und ihren aufkeimenden Gefühlen für den jungen Spieluhrenhersteller Jakob, der eindeutig nicht in die Welt des Theaters gehört, es aber dennoch schafft, jene Perfektion im Ballett und an ihr zu erkennen, die sie zu erreichen anstrebt. Zudem muss sie den Tod ihrer Mentorin Katinka verkraften und ist bereits mit einem anderen Mann verlobt, als Jakob ihr begegnet.

Die Beschreibungen aus der Ballett-Welt waren äußerst authentisch (die Tanzaufführungen, der von rigoroser Selbstbeherrschung und kräftezehrendem Training dominierte Alltag der Tänzer und Tänzerinnen, das Konkurrenzdenken, …), ebenso die an die jeweilige Zeitebene angepasste Wortwahl in den Dialogen. Das winterliche Wiesbaden wird unheimlich stimmungsvoll und einfach nur wunderschön beschrieben; ich hatte beim Lesen das Gefühl, selbst durch die verschneiten Straßen und Parks zu spazieren. "Es schneite leicht. Wie kleine Wattebausche tanzten die Schneeflocken im Licht der Laternen vom Himmel und legten sich auf Parkbänke, Wege, Büsche und Bäume. […] Herrlich kalte Frostluft und tanzende Sterne, die vom Himmel wirbelten."

Mein persönliches Highlight der gesamten Story war die stets fröhlich plappernde Nachbarin Else aus der Gegenwartsebene. Ihr Optimismus und ihre frechen Sprüche waren der Knüller! Auch die weibliche Hauptfigur Nina konnte mich aufgrund ihrer empathischen Art für sich einnehmen; mit ihrer Oma Maria (in der Vergangenheitsebene, welche größtenteils im Jahr 1956 spielt) wurde ich hingegen überhaupt nicht warm. Sie erschien mir überaus egoistisch, was sich nicht nur daran zeigte, dass sie kaum Gewissensbisse bezüglich ihrer Affäre hatte, sondern auch daran, dass sie so versessen aufs Ballett war, dass sich alles und jeder andere ihrem Traum unterordnen musste. Folglich war sie ihrer Tochter Gabi keine liebevolle Mutter, da diese weder Interesse an Ballett hatte noch das nötige Talent dafür besaß. Das Happy End hat mich einigermaßen mit Maria versöhnt, aber Ninas Erzählstrang mochte ich deutlich mehr.

Fazit: Ein herzerwärmender, hoffnungsvoller Weihnachtsroman auf zwei Zeitebenen, der dank detaillierter, atmosphärischer Beschreibungen sofort Bilder im Kopf entstehen lässt und nicht nur Ballett-Fans und Weihnachtsliebhaber überzeugen wird!

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