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Veröffentlicht am 25.11.2021

Hinter der Fassade

Das Geschenk
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Kathrin und Klaus sind sehr erstaunt, als ihr früherer Freund Peter, der seit 4 Jahren Witwer ist, sie einlädt, Weihnachten mit ihm zu feiern. Früher hatten sie viel miteinander unternommen, doch jetzt ...

Kathrin und Klaus sind sehr erstaunt, als ihr früherer Freund Peter, der seit 4 Jahren Witwer ist, sie einlädt, Weihnachten mit ihm zu feiern. Früher hatten sie viel miteinander unternommen, doch jetzt haben sie sich schon lange aus den Augen verloren. Um dem armen, traurigen Witwer Weihnachten einfacher zu machen, sagen sie zu, obwohl sie eigentlich ganz andere Pläne für die Weihnachtstage hatten. Umso größer ist die Überraschung, als ihnen eine junge Frau die Tür öffnet, Peters „Neue“, wie sich herausstellt. Sharon ist nicht nur viel jünger als die anderen drei, sie könnte sich von Peters verstorbener Frau Almut auch nicht mehr unterscheiden. Der erste Eindruck ist der einer ziemlich naiven und prolligen jungen Frau mit Plüschpelz, kleinem Schoßhündchen und rosa Strähnen im blond gefärbten Haar. Als sich dann noch herausstellt, dass Sharon Krankenschwester in dem Krankenhaus ist, in dem Almut starb, sind Kathrin und Peter hellauf entsetzt. Eine Affaire mit der Krankenschwester anfangen, während die eigene Frau im Sterben liegt, wie fies ist das denn?
Dass vieles von dem, was sie annehmen, sich als falsch herausstellt, zeigt sich erst im Verlauf der Geschichte. Ebenso wie die Tatsache, dass in ihrer eigenen Ehe auch nicht alles so ist, wie es nach außen scheint…
Mir hat der erste Teil der Geschichte deutlich besser gefallen als der Schluss. Nicht nur Kathrin und Klaus, sondern auch den Lesern wird der Spiegel vorgehalten, wie schnell man sich von Äußerlichkeiten täuschen lässt. Klaus wird mir mit der Zeit immer unsympathischer, allerdings konnte ich mich mit keiner der doch ziemlich klischeehaft dargestellten Personen identifizieren. Das Ende lässt mich einigermaßen ratlos zurück. Was will uns die Autorin mit diesem Büchlein sagen, außer, dass man sich nicht vom ersten Eindruck leiten lassen soll?
Die Geschichte ist teilweise ganz amüsant zu lesen, das auf dem Klappentext angekündigte „Feuerwerk voller Wortwitz“ habe ich allerdings vermisst.

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Auf der Suche nach der Wahrheit

Ein dunkler Abgrund
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Die junge Mutter Tess lebt seit der Trennung von ihrem langjährigen Partner allein mit ihrer dreijährigen Tochter Poppy. Die Kleine ist ein fröhliches, aufgewecktes Kind, das die Trennung gut verkraftet ...

Die junge Mutter Tess lebt seit der Trennung von ihrem langjährigen Partner allein mit ihrer dreijährigen Tochter Poppy. Die Kleine ist ein fröhliches, aufgewecktes Kind, das die Trennung gut verkraftet zu haben scheint. Doch dann kommt Poppy eines Tages einem Wochenende bei ihrem Vater zurück und scheint verändert. Tess entdeckt eine ganz in schwarz gehaltene Zeichnung, auf der ein Mensch von einem Hochhaus stürzt. Dazu befragt, antwortet Poppy mit „tot macht“. Für Tess ist klar, dass ihre Tochter etwas Schreckliches mit angesehen haben muss. Als die Kleine dann noch einen obszönen Ausdruck benutzt, beschließt Tess, zuerst zur Polizei und dann zu einem Kinderpsychologen zu gehen. Natürlich kann die Polizei nichts unternehmen, es ist ja kein Verbrechen geschehen, und auch der Psychologe hält Tess für übervorsichtig. Es geschehen weitere seltsame Dinge und Tess wird immer paranoider, sie traut keinem mehr. Jeder Mann in ihrem Umfeld stellt für sie eine potentielle Gefahr dar. Bei ihren Nachforschungen findet sie einiges über ihren Ex-Partner heraus und entwickelt darüber hinaus eine gehörige Portion krimineller Energie. An dieser Stelle im Buch kam mir Tess vollkommen durchgeknallt vor und es fiel mir schwer, mich auf ihre düsteren Fantasien einzulassen. Manchmal hätte ich sie am liebsten geschüttelt und zu ihr gesagt, jetzt komm mal wieder runter. Das Ende war überraschend, aber die Auflösung für mich nicht ganz befriedigend. Manche Szenen habe ich nochmal gelesen, nachdem ich wusste, was sich anscheinend abgespielt hat, aber sie erschienen mir auch mit diesem Wissen nicht plausibel. Das Verhalten einiger Leute ist ausgesprochen seltsam –Beispiel: eine Szene in einem Restaurant - und für meine Begriffe sehr an den Haaren herbeigezogen und wenig glaubhaft. Was mich auch gestört hat, ist, dass Tess angeblich als Grundschullehrerin arbeitet, doch ich frage mich, wann. Sie ist eigentlich ständig unterwegs in Cafés und Parks oder recherchiert auf der Suche nach der Wahrheit. Das Einzige, was auf ihre Unterrichtstätigkeit hindeutet, ist, dass sie eines Tages zwei Zeugnisse schreibt. Trotz dieser Kritikpunkte ist das Buch zweifelsohne sehr spannend und hat mich gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 22.10.2021

Kant und der unbekannte Rächer

Kant und der sechste Winter
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Es ist der zweite Weihnachtstag, als Hauptkommissar Kant von der Münchner Mordkommission zu einem Tatort gerufen wird. Ein junger Anwalt wurde von einem Auto überfahren und laut Angaben einer Augenzeugin ...

Es ist der zweite Weihnachtstag, als Hauptkommissar Kant von der Münchner Mordkommission zu einem Tatort gerufen wird. Ein junger Anwalt wurde von einem Auto überfahren und laut Angaben einer Augenzeugin anschließend erwürgt. Wer sollte einen Grund haben, den jungen Mann umzubringen? Kant und sein Team ermitteln im Umfeld des Mannes, der aus dem kleinen Ort Schelfing in der Nähe von München stammt. Es stellt sich heraus, dass ein früherer Freund des Opfers vor Kurzem ebenfalls ums Leben kam, allerdings ging die Polizei in diesem Fall zunächst von Tod durch Erfrieren aus. Der Leser weiß jedoch, dass dem nicht so ist. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Fällen oder ist es Zufall? Hat die Ermordung des Anwalts Spicher eventuell mit einem seiner Fälle zu tun, womöglich mit der Erschließung von Grundstücken in seinem Heimatort Schelfing? Immerhin vertrat Spicher dort einen Mandanten, der in den Augen der Dorfgemeinschaft ein Säufer und Unruhestifter ist. Doch bei seinen Nachforschungen stößt Kant auf eine Mauer des Schweigens.
Eine frühere Klassenkameradin der beiden Toten, die ebenfalls mehr zu wissen scheint, als sie der Polizei mitteilt, fürchtet indessen um ihr eigenes Leben. Nach und nach erfährt der Leser, was sich vor Jahren in Schelfing zugetragen hat. Doch warum will sich jemand jetzt, nach all der Zeit, rächen?
Den Anfang des Buchs fand ich spannend und interessant, auch wenn ich ziemlich Probleme damit hatte, die vielen Personen auseinanderzuhalten. Es geht nicht nur um die Opfer und deren Familien, sondern auch die Angehörigen der Mordkommission und deren Umfeld werden beschrieben. Manche Nebenschauplätze stellen sich im Nachhinein als völlig unnötig heraus, da sie absolut nichts zu der Geschichte beitragen. So richtig warm wurde ich weder mit Kant noch mit seinem Team. Der Leser wird auf etliche falsche Fährten geführt, während für das Geschehen wichtige Personen erst ganz zum Schluss in Erscheinung treten, wodurch sich der Sachverhalt plötzlich völlig anders darstellt und ich mich als Leserin ein wenig an der Nase herumgeführt fühlte.
Die Sprache des Autors hat mir gut gefallen. Das Buch hat mich gut unterhalten, doch die Spannung kommt für meine Begriffe ein wenig zu kurz.

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Geheimnisvolle Isdal-Frau

Das letzte Bild
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Die Schriftstellerin Eva glaubt ihren Augen nicht trauen zu können, als sie eines Morgens in der Zeitung mit den großen Buchstaben das Foto einer Frau entdeckt, die ihr und ihrer Mutter verblüffend ähnlich ...

Die Schriftstellerin Eva glaubt ihren Augen nicht trauen zu können, als sie eines Morgens in der Zeitung mit den großen Buchstaben das Foto einer Frau entdeckt, die ihr und ihrer Mutter verblüffend ähnlich sieht. Wie sich herausstellt, handelt es sich um das Bild einer in den 1970er Jahren in Norwegen ermordeten Frau, deren Identität nie geklärt wurde. Neue wissenschaftliche Methoden machten es nun möglich festzustellen, dass diese Frau ihre Kindheit in der Nähe von Nürnberg verbracht haben muss, eine Gegend, in der Evas Urgroßeltern wohnten.
Als Eva ihrer Mutter das Bild zeigt, reagiert diese äußerst abweisend, doch es ist klar, dass sie etwas verheimlicht.
Eva beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen und fährt nach Norwegen. Ein DNA Test bringt Klarheit: Eva ist tatsächlich mit der Isdal-Frau verwandt. Vor Ort erhält sie die alten Ermittlungsunterlagen, die eine Menge Rätsel aufgeben.
Den Fall der Isdal-Frau gab es wirklich. Damals berichtete „die Zeit“ darüber. Ausschnitte aus dem Artikel sind den einzelnen Kapiteln vorangestellt.
Das Buch basiert also auf einem wahren Fall, den Anja Jonuleit ausgeschmückt und eine Geschichte darum konstruiert hat, wie es sich damals hätte zutragen können. In ihrem Buch wurde die Tote, Marguerite, als 6-Jährige in den Wirren der letzten Kriegstage von Mutter und Zwillingsschwester getrennt und versuchte Zeit ihres Lebens, ihre Familie wiederzufinden. Im Zuge ihrer Recherchen findet sie heraus, dass die Mutter als Ärztin in den „Lebensborn“-Heimen des Dritten Reichs tätig war. Marguerite lässt nichts unversucht, Zeitzeugen zu finden, die ihre Mutter gekannt haben und ihr den entscheidenden Hinweis darauf geben können, die Familie endlich wiederzufinden.
Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen: in der Jetztzeit, in der Eva versucht, das Geheimnis der Isdal-Frau zu lüften, und in den 1970-er Jahren, als Marguerite auf der Suche nach ihrer Familie ist. Das Buch beginnt zunächst sehr spannend, doch dann fand ich die vielen Sackgassen und Erzählstränge etwas ermüdend und in die Länge gezogen. Dazu kommt, dass ich nicht wirklich Empathie mit den Personen empfinden konnte und mir manches nicht nachvollziehbar erschien. Warum hat nur Marguerite nach ihrer Familie gesucht, weshalb hat die Mutter nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt, die verlorene Tochter zu finden? Weshalb reagiert die Zwillingsschwester zunächst so abweisend? Dass Marguerite ihr Leben als Prostituierte und in Begleitung des unsympathischen Damiano finanziert, macht sie auch nicht wirklich sympathisch. Die Auflösung des Falls und die Enttarnung eines Nationalhelden erscheinen mir wenig glaubhaft. Alles in allem kein schlechtes Buch, aber nicht so spannend wie erwartet.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Etwas schleppend

Das Grab in den Schären
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Bei Bauarbeiten auf einer bisher unbewohnten Schäreninsel wird ein Skelett gefunden. Da nur winzige Skelettstücke vorhanden sind, ist es schwierig zu bestimmen, um wen es sich dabei handeln könnte.
Die ...

Bei Bauarbeiten auf einer bisher unbewohnten Schäreninsel wird ein Skelett gefunden. Da nur winzige Skelettstücke vorhanden sind, ist es schwierig zu bestimmen, um wen es sich dabei handeln könnte.
Die Polizei findet heraus, dass drei Personen in Frage kommen und geht den Umständen ihres Verschwindens.
Nora Linde, die seit ihrem letzten Fall, der beinahe in einer Katastrophe geendet hätte, krankgeschrieben ist und den Sommer auf Sandhamn verbringt, hört von dem Leichenfund und beschließt, auf eigene Faust zu ermitteln, da sie eine der verschwundenen Personen persönlich kannte. Dabei findet sie Dinge heraus, die die Polizei nicht weiß.
Thomas Andreasson, der die Ermittlung leitet, ist allerdings alles andere als begeistert, als er erfährt, dass Nora in ihrer Freizeit Ermittlungen anstellt...
Ich habe bisher alle Bücher dieser Reihe gelesen und fand die ersten richtig gut. Auch der letzte Band war spannend, doch dieser ist sehr langatmig. Ständig wird auf den letzten traumatischen Fall Bezug genommen, was mich sehr genervt hat. Was auch viel zu viel Platz einnahm, war Noras Alkoholproblem. Abend für Abend leert sie Flasche um Flasche, provoziert ihren Partner, vernachlässigt die Tochter. Alles in allem ist die Nora Linde in „Das Grab in den Schären“ eine ziemlich unsympathische Person, die sich in alles einmischt. Spannung kommt eigentlich erst im letzten Drittel des Buchs auf. Wenn es um Liebesszenen geht, ist mir die Sprache viel zu schwülstig: Ihr wurde schwindlig vor Liebe, sie hatte seine Lippen empfangen... usw. Ich weiß nicht, ob die Bezeichnung „Königin des schwedischen Krimis“ eine Erfindung des KiWi Verlags ist, aber mit diesem Buch wird Viveca Sten dieser Auszeichnung jedenfalls nicht gerecht.

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