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Veröffentlicht am 06.02.2022

Gut Falkenbach anno 1938

Die Wege der Söhne
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„…Und das schätze ich an dir. Du hast deinen Standpunkt und bleibst dir selbst stets treu. Das kann man nicht von vielen Menschen sagen...“

Diese Worte von Martin zeigen, wie sehr sich Wilhelmine verändert ...

„…Und das schätze ich an dir. Du hast deinen Standpunkt und bleibst dir selbst stets treu. Das kann man nicht von vielen Menschen sagen...“

Diese Worte von Martin zeigen, wie sehr sich Wilhelmine verändert hat. Sie weiß, was sie will und hat sich einen kritischen Blick auf die Geschehnisse des Jahres 1938 erarbeitet.
Die Autorin hat eine spannende Fortsetzung ihrer Falkenbach – Saga geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Ferdinand ist befördert wurden, hat aber den aktiven Dienst der Wehrmacht verlassen. Der Preis, den er dafür bezahlen muss, ist hoch. In der Porzellanfabrik seines Vaters soll zusätzlich eine Waffenproduktion installiert werden. Entgegen Ferdinands Erwartungen ist sein Vater Heinrich sofort davon angetan, dann die Fabrik steht kurz vor der Pleite.
Die Frauen der Familien jedoch sind dagegen.

„...“Was redest du denn da nur?“, fragte Käthe. „Die Menschen brauchen Teller, von denen sie essen, und Tassen, aus denen sie trinken. Und zwar dringender als irgendwelche Waffen, mit denen sie sich gegenseitig umbringen.“...“

Die verschiedenen Geheimnisse in der Familie bergen permanent Gefahren. Doch die Zeitverhältnisse sind wirklich schwierig. Wem kann man trauen? Jeder hat seine eigenen Vorstellungen und Ziele. Notfalls nimmt Carl – Friedrich von Falkenbach das Ruder in die Hand. Aber ehrlich ist er auch nicht. Er ist nur gut im Lavieren. Allerdings hat er die Schmerzen seiner Kriegsverletzung nicht im Griff. Sein Tablettenkonsum könnte zum Problem werden.
Und Leopold fährt wie immer seine Strategie gegen die Familie. Sein Vater ist nach wie vor vorsichtig. Er traut ihm nicht – und das mit Recht.
Es sind die Diskussionen, die für eine permanente innere Spannung sorgen. Besonders prekär wird es, als ein Hausmädchen zwangssterilisiert wird, weil deren Schwester behindert ist. Hier muss vor allem Ferdinand aufpassen, dass er nicht schon zu weit mit dem neuen Gedankengut infiltriert ist. Seine Mutter und seine Frau machen ihm das klar.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Allerdings ist der Cliffhanger heftig.

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Veröffentlicht am 12.01.2022

Gelungener Auftakt der Reihe

Heartstopper Volume 1 (deutsche Hardcover-Ausgabe)
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„...Manchmal hab ich fast das Gefühl, dass er mich auch mag, aber ...Ich weiß nicht, vielleicht ist er auch nur echt nett...“

Im Anhang des Buches finden sich zwei Briefe. Einer ist von Charlie. Die ...

„...Manchmal hab ich fast das Gefühl, dass er mich auch mag, aber ...Ich weiß nicht, vielleicht ist er auch nur echt nett...“

Im Anhang des Buches finden sich zwei Briefe. Einer ist von Charlie. Die Zeilen deuten das Dilemma an, in dem er steckt.
Im Januar werden in der Schule neue Lerngruppen eingeteilt. Dabei lernt Charlie Nick kennen. Er ist der Star der Rugbymannschaft. Charlie dagegen ist schwul. Das weiß in jeder, denn er hat sich schon geoutet.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Graphic Novel geschrieben. Es geht einerseits um Freundschaft, andererseits darum, sich selbst zu erkennen.
Die Geschichte besticht durch die fein ausgearbeiteten Zeichnungen. Die Emotionen der Protagonisten sind an den Gesichtern ablesbar. Auch die Gesten lassen die Erzählung leben. Deshalb bedarf es nur weniger Worte.
Die Personen sind meiner Meinung nach gut zu unterscheiden. Charlie ist von Anfang an in Nick verliebt. Der gilt allerdings im Freundeskreis und auch bei den Mädchen eher als Mädchenschwarm. Trotzdem kümmert er sich um Charlie und steht ihn gegen Ben bei. Nach und nach wird deutlich, dass Nick dabei seine eigenen Gefühle hinterfragt.
Auch Geschwister und Freunde kommen zu Wort und dürfen ihre Meinung sagen. Sehr gut gefällt mir die Sportlehrerin. Sie bringt es auf den Punkt:

„...Wie dem auch sei, es ist extrem unhöflich, darüber zu spekulieren, welche sexuelle Orientierung jemand hat...“

Natürlich werden im Buch auch moderne Kommunikationsmittel integriert. Die Gespräche unterstützen die Handlung. Außerdem lerne ich eine Menge über Rugby.
Im Anhang befinden sich die Steckbriefe der wichtigsten Protagonisten, die Schuluniformen und zwei Playlisten. Außerdem vertiefen zwei Briefe eine besondere Szene der Geschichte.
Allerdings endet die Erzählung genau dann, als ich eigentlich mit Nicks Entscheidung gerechnet habe. Doch er wird von einem Freund gerufen – und geht.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 22.12.2021

Inhaltsreicher Roman über den Zweiten Weltkrieg

Der Dolmetscher
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„...Öffentlich äußert er sich nicht darüber, aber im Geheimen hasst er die Faschisten. Er sagt es mir nie deutlich, aber er macht Anspielungen und ich verstehe ihn...“

Enzo, der eigentlich in der Schweiz ...

„...Öffentlich äußert er sich nicht darüber, aber im Geheimen hasst er die Faschisten. Er sagt es mir nie deutlich, aber er macht Anspielungen und ich verstehe ihn...“

Enzo, der eigentlich in der Schweiz lebt, unterhält sich mit seinem Cousin Luca, als er wieder einmal während der Ferien bei den Verwandten auf Sizilien ist. Wir schreiben das Jahr 1936. Die Lage ist angespannt.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben und dabei ein Stück eigene Familiengeschichte verarbeitet. Das Buch lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil passt sich der Situation an. Stellenweise unterstützt er die spannende Handlung, andererseits lässt er Raum für abwechslungsreiche Gespräche.
Enzos Verwandte gehören zur gehobenen Gesellschaft. Außerdem sind sie weit verstreut. Ein Onkel lebt mit seiner Familie in Amerika. Dadurch hat die Autorin die Möglichkeit, das Geschehen der letzten Kriegsjahre aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.
1941 wird Enzo Student an der Fachhochschule für Textilindustrie in Cottbus. Er findet Freunde, die dem Regime kritisch gegenüberstehen. Als er in den Semesterferien in die Schweiz zurückkehrt, trifft es ihn hart. Da er nach wie vor italienischer Staatsbürger ist, wird er mit sofortiger Wirkung zur italienischen Armee eingezogen.
Wegen seiner Sprachkenntnisse wird er als Dolmetscher nach Rom beordert. Dort erkennt er:

„...Es war nicht nur die Sprache, vielmehr das Zusammentreffen zweier unterschiedlicher Kulturen. Südländer trafen auf Nordländer. Italienisches Temperament stieß auf deutsche Arroganz...“

Enzo, der in beiden Kulturen gelebt hat, wirkt als Vermittler und erarbeitet sich auf beiden Seiten ein gutes Ansehen. Das gilt auch für seine nächste Station, die Insel Lampedusa.
Immer wieder wird die Handlung an andere Orte verlagert. So erfahre ich eine Menge über die geheime Arbeit von Priestern des Vatikan, aber auch über die Rolle, die italienische Emigranten bei der Landung der Alliierten auf Sizilien gespielt haben.
Wichtige Kriegsereignisse wie die Bombardierung des Hafens von Bari erlebt Enzo hautnah. Danach entschließt er sich die Armee zu verlassen und in die Schweiz zurückzukehren. Ausführlich wird die beschwerliche Reise beschrieben.
Im Text sind Briefe eingebunden, die während des Krieges geschrieben worden sind. Sie geben dem Buch eine zusätzliche Authentizität. Auch Tod und Trauer werden nicht ausgespart.
Im Nachwort werden die politischen Zusammenhänge nochmals ausführlich erläutert.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, dass viele Dinge aus italienischer Sicht anders bewertet wurden als aus deutscher.

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Veröffentlicht am 11.12.2021

Eine junge Frau in einer fremden Welt

Im Schatten der Vanille
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„...Ihr Körper hatte sich den schlingernden Bewegungen des Postdampfers rückhaltlos hingegeben. Mit jeder Seemeile, die er sich weiter von Europa entfernte, war die Welt, in der sie die fünfundzwanzig ...

„...Ihr Körper hatte sich den schlingernden Bewegungen des Postdampfers rückhaltlos hingegeben. Mit jeder Seemeile, die er sich weiter von Europa entfernte, war die Welt, in der sie die fünfundzwanzig Jahre ihres Lebens verbracht hatte, mehr in den Hintergrund getreten...“

Wir schreiben das Jahr 1880. Elisabeth ist auf den Weg nach Sansibar. Warum sie Europa verlassen hat, bleibt zu Beginn noch unbeantwortet. In Sansibar hofft sie, bei ihren Onkel unterzukommen. Der aber lebt nicht mehr.
Die Autorin hat einen spannenden Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Elisabeth ist eine selbstbewusste junge Dame. Allerdings taucht sie in Sansibar in eine Welt ein, in der Frauen eher wenig bis gar nichts zu sagen haben. Deshalb empfehlen ihr die Herren der Schöpfer auch, die Insel schnell wieder zu verlassen. Das aber kommt für sie nicht infrage. Sie hat einen Auftrag ihres Bruders zu erfüllen, der ihre Flucht deckt und finanziert hat.
Sehr anschaulich werden Land und Leute beschrieben. Dazu gehören auch die vielfältige Tierwelt, das Stimmengewirr in den Orten und die Vielfalt der Düfte der Gewürze. .

„...Zu ihrer Überraschung bot sich ihr ein Bild wie aus einem Märchen von Tausendundeiner Nacht. Sansibar schien voller Kontraste zu sein. Moscheen mit blitzenden Minaretten standen Schulter an Schulter mit großen, palastähnlichen Häusern...“

Drei Männer kreuzen, abgesehen vom Sultan, ihren Weg. Dr. Wessels lernt sie schon auf den Schiff kennen. Er wird ihr später eine Stelle als Hebamme anbieten. Der Farmer Jacob Preston hilft ihr nach ihrer Ankunft, als sich Kinder an ihrem Besitz vergreifen wollen. Und den Farmer Gramberg besucht sie zusammen mit Wessels, weil auf seiner Farm ein Typhusausbruch vermutet wird. Sie hofft darauf, seine Ernte der Gewürznelken aufkaufen zu können. Daraus will ihr Bruder künstliche Vanille herstellen.
Gut ausgearbeitete Gespräche ermöglichen mir einen Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten. Elisabeth wird von der 17jährigen Anna begleitet. Die ist anfangs naiv und ängstlich. Sie sehnt sich im Gegensatz zu Elisabeth nach dem Schutz eines Mannes. Elisabeth mahnt:

„...Ich weiß nur, dass man die Sache mit der Heirat gut überlegen sollte. Oft ist es ein entsetzlicher Irrtum. Die Freiheit ist viel mehr wert...“

Jacob Preston hat eine abwechslungsreiche Vergangenheit hinter sich. Leider kenne ich selbst am Ende des Buches davon nur Bruchstücke. Immer wieder kommt es zu einer Begegnung zwischen ihm und Elisabeth. Obwohl sie sich zueinander wie Hund und Katz verhalten, lässt sich nicht übersehen, dass sie voneinander beeindruckt sind.
Ashok, ein indischer Mitarbeiter von Jacob, ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Ihm gelingt es, die raue Schale von Jacob zu durchdringen und ihn zum Nachdenken zu bringen. Seine Weisheiten bringen eine Spur Philosophie in die fesselnde Handlung.

„...Freier Wille ist die Art und Weise, wie wir mit vorgezeichneten Ereignissen umgehen...“

Als Hebamme erarbeitet sich Elisabeth Ansehen. Dann aber will sie das Kontor ihres Onkels übernehmen, der sie als Alleinerbin eingesetzt hat. Doch die Männerwelt zeigt ihr die kalte Schulter. Sie hofft auf die Hilfe von Prinzessin Farida. Die aber ist dazu nicht bereit.
Die Autorin hat viele gesellschaftlich relevante Themen in die Handlung integriert, sei es die Frage der Versklavung oder die Bedeutng der Hautfarbe für die Lebensverhältnisse. Die Unterschiede in manchen Ansichten werden besonders dann deutlich, wenn sich Elisabeth mit Imani unterhält. Die junge Frau ist Sklavin der Prinzessin und wurde Elisabeth zur Verfügung gestellt. Die ist sehr überrascht, als Imani ihr klar macht, dass sie als Sklavin besser gestellt ist als sie es als Freie je auf der Insel wäre. Sie hat die falsche Hautfarbe.
Am Ende sind noch einige Fragen offen. Für Elisabeth zeigt sich ein Weg. Der könnte aber mit Dornen gespickt sein. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich konnte in eine fremde Welt eintauchen. Mit Elisabeth habe ich eine junge Frau begleitet, die für ihre Zeit erstaunlich selbstbewusst ist.

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Veröffentlicht am 29.11.2021

Die Schattenseiten der Rache

Die Rache
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„...Doch Sean gab seine Papiere ab und ging. Dann erstellte er eine Liste der Menschen, Syrer wie Amerikaner, die eine Rolle bei Fatinahs Tod gespielt hatten, und schwor sich die Namen einen nach dem anderen ...

„...Doch Sean gab seine Papiere ab und ging. Dann erstellte er eine Liste der Menschen, Syrer wie Amerikaner, die eine Rolle bei Fatinahs Tod gespielt hatten, und schwor sich die Namen einen nach dem anderen von der Liste zu streichen, wenn er seinen Rachefeldzug durchführte...“

Diese Sätze stammen aus dem Prolog. Mittlerweile sind einige Jahre vergangen. Von Sean ist erst einmal nicht die Rede, sondern von Landon Reed. Der war wegen Manipulation von Footballspielen in Haft. Seine Frau Kerri hat die ganze Zeit zu ihm gestanden. Nach der Entlassung beendet Landon sein Studium. Er bekommt die Chance, als Anwalt zu arbeiten. Harry McNaughten stellt ihn entgegen der Meinung seines Partners ein. Harry ist der Anwalt von Elias King. Dabei soll ihm Landon zur Hand gehen. Doch dann wird Harry ermordet.
Der Autor hat einen spannenden Gerichtsthriller geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Es gibt rasante Szenen, aber auch ruhige Phasen, wenn es um Fragen von Recht und Gesetz geht. Dabei lerne ich eine Menge über ds amerikanische Gerichtswesen. Eine wichtige Rolle in diesem Buch spielt das Aussageverweigerungsrecht.

„...Das Recht auf Aussageverweigerung schützt nicht nur Antworten bezüglich der Tat selbst, sondern Antworten bezüglich jeglicher Akte, die den Befragten belasten könnten...“

Elias King, der einst selbst Jurist war, werden zwei Dinge vorgeworfen. Zum einen soll er Erica ermordet haben, die seine Geliebte war, zum anderen soll er in Insiderhandel verstrickt sein.
Immer mal wieder geht es um Lüge und Wahrheit. Landon, der im Gefängnis zum Glauben kam, legt Wert auf Wahrheit, andere weniger.

„...Für Sean war Lügen eine Kunstgattung. Man kann in der CIA nicht aufsteigen, ohne hier oder da etwas zu flunkern, und man wird nicht Chef von Cipher Inc. Wenn man nicht gelernt hat zu lügen, ohne mit den Wimpern zu zucken...“

Seans neue Firma ist ein besonderes Konstrukt. Er macht mit ihr zum Teil die Drecksarbeit in der amerikanischen Außenpolitik.
Die Geschichte verfügt über einen hohen Spannungsbogen. Der entsteht gerade dadurch, dass Lüge und Wahrheit äußerst schwer auseinander zu halten sind. Für Landon wird es brenzlig, als er selbst den Fall von Elias übernimmt, obwohl ihm die Erfahrung fehlt. Doch akribisch arbeite er sich durch die Dokumente. Erst ganz am Schluss wird klar, was eigentlich im Hintergrund gelaufen ist.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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