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Veröffentlicht am 07.05.2017

Bevor die Nacht geht führt den Leser mittels eines interessanten Road Trips durch die deutsche Hauptstadt und ist, vor allem wegen der zarten Liebesgeschichte von Jacob und Kim, eine unterhaltsame, schnell gelesene Lektüre, die sich besonders gut dazu eig

Bevor die Nacht geht
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Mit Bevor die Nacht geht führt Patrycja Spychalski den Leser auf einem gelungenen kleinen Road Trip durch die Straßen von Berlin und bringt dabei vor allem die Vielseitigkeit der Hauptstadt besonders gut ...

Mit Bevor die Nacht geht führt Patrycja Spychalski den Leser auf einem gelungenen kleinen Road Trip durch die Straßen von Berlin und bringt dabei vor allem die Vielseitigkeit der Hauptstadt besonders gut zur Geltung. Innerhalb Berlins ist kein Kiez wie der andere und man kann völlig verschiedene Welten erkunden. Aus diesem Grund macht es so viel Spaß Jacob und Kim auf ihrer Tour zu begleiten.
Wer selbst aus Berlin kommt, hat seine Freude daran, weil man einerseits manchmal genau weiß, wo die beiden gerade sind und die Gegend vielleicht sogar konkret vor Augen hat, andererseits durch das Buch allerdings auch nach Jahren in der Großstadt noch neue Orte kennenlernen kann, von denen man noch nie etwas gehört hat und die einem somit bisher verborgen geblieben sind.
Wer nicht aus der Region ist, wird jedoch bestimmt ebenfalls Gefallen an der Geschichte finden, da Berlin einfach eine wunderbare Stadt ist, in der es unglaublich viel zu entdecken gibt. Die Autorin schafft es den besonderen Flair Berlins in etlichen Facetten zu zeigen und spätestens nach der Lektüre wird man die Stadt einmal selbst auskundschaften wollen und dabei sicher der einen oder anderen Empfehlung der Heldin folgen.

Kim ist eine sehr ungewöhnliche Hauptfigur mit zum Teil ziemlich schrägen Eigenheiten, doch genau das macht ihren besonderen Charme aus. Sie ist kein unsicheres Mauerblümchen, sondern erfrischend selbstbewusst und direkt. Ihre Energie, die Lebensfreude, die sie sich trotz ihrer schwierigen Lebensumstände erfolgreich bewahrt hat, und ihre Liebe zu Berlin sind regelrecht ansteckend, was auch Jacob schnell feststellt.

Stattdessen übernimmt eher der sympathische, fürsorgliche Protagonist den schüchternen Part und es macht ihn sehr liebenswert, dass er Kim so anziehend findet und ihr gern näher kommen würde, sich anfangs aber noch nicht traut Körperkontakt herzustellen oder sie gar zu küssen, immerhin sind sie sich gerade erst begegnet. Erfreulich ist außerdem, dass Kim ihn dazu veranlasst sich gegenüber seiner Familie mehr durchzusetzen, schließlich ist er alt genug um eigene Entscheidungen zu treffen und insgesamt alles andere als rücksichtslos.

Es ist schön zu beobachten, wie sie sich im Verlauf ihres Ausflugs näher kommen und sich besser kennenlernen, zumal sie sich gegenseitig ergänzen und darum wirklich gut zusammen passen. Von dem Umstand, dass sie spontan den gesamten Tag miteinander verbringen, einmal abgesehen, ist das nicht einmal unrealistisch, denn in Stunden gemessen verbringen sie so viel Zeit miteinander, wie andere auf einzelne Treffen verteilt über mehrere Tage oder Wochen. Infolgedessen ist es nicht unglaubwürdig, dass sie sich schon bald so zueinander hingezogen fühlen. Sie sind vielleicht noch nicht richtig ineinander verliebt, jedoch auf dem besten Weg dorthin.
Obwohl sich ihnen wohl nur eine einzige Gelegenheit bietet, haben sie ihre Leidenschaft außerdem soweit unter Kontrolle, dass sie mangels eines Verhütungsmittels kein Risiko eingehen und es nicht zum Äußersten kommen lassen. Damit sind sie ein gutes Vorbild für jugendliche Leser, ohne auffällig mit dem Finger darauf zu zeigen oder belehrend zu wirken.

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven von Kim und Jacob, wodurch man sich in beide Figuren gut hineinversetzen kann und stets weiß, was die beiden denken oder empfinden, insbesondere was sie von dem jeweils anderen tatsächlich halten. Dazu findet man am Anfang eines jeden Kapitels eine Ort- sowie Zeitangabe, sodass man ihre Route nachverfolgen kann und später merkt, wie wenig Zeit ihnen gemeinsam noch bleibt ehe sie sich trennen müssen.
Der Schreibstil von Patrycja Spychalski ist nicht überzogen jugendlich, sondern authentisch und lässt sich dadurch sehr angenehm und flüssig lesen. Mit dem Berliner Dialekt übertreibt sie es ebenso wenig.

Die eigentliche Handlung hat, wie viele Road Trips, kaum Spannung zu bieten, da die Geschichte allein von der Tour durch die Stadt lebt und ansonsten nicht allzu viel passiert, kann dafür allerdings mit anderen Qualitäten punkten. Am Schluss ist man genauso traurig wie die Charaktere, dass die Nacht nun bereits vorüber ist und die Sonne ihren unweigerlichen Abschied mit sich bringt, sodass man vielleicht sogar ein Tränchen verdrücken muss. Dank Kim freut sich Jacob aber wenigstens auf die Rückkehr nach Berlin, während er die Stadt zuvor gar nicht schnell genug verlassen konnte.

Das Ende ist sehr offen gehalten und es gibt leider keinen Ausblick auf die Geschehnisse nach Jacobs Jahr im Ausland, doch man kann die Geschichte zumindest für sich selbst weiterspinnen. In einem Jahr kann viel passieren, aber wer optimistisch ist, glaubt natürlich daran, dass die beiden sich wiedersehen.

Veröffentlicht am 07.05.2017

Der Marsianer ist ein sehr gelungener Roman, der nicht nur eingefleischten Science Fiction Fans gefallen wird. Auch Genre-Neulinge werden das realistische Szenario sowie den Humor von Astronaut Mark Watney zu schätzen wissen und folglich bestimmt ihre Fre

Der Marsianer
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Mit seinem Debutroman präsentiert Andy Weir eine sehr interessante und vor allem außergewöhnliche Geschichte, die einen nach dem Lesen noch lange beschäftigt. Der Marsianer ist ein aufregender, origineller ...

Mit seinem Debutroman präsentiert Andy Weir eine sehr interessante und vor allem außergewöhnliche Geschichte, die einen nach dem Lesen noch lange beschäftigt. Der Marsianer ist ein aufregender, origineller Science Fiction Roman, dem es zwischendurch auf Grund einiger Längen jedoch oftmals etwas an Spannung mangelt. Es gibt durchaus einige dramatische Momente und brenzlige Situationen; sobald die Gefahr vorüber ist, lässt der Nervenkitzel aber schnell nach und bleibt somit leider nicht kontinuierlich erhalten. Dennoch verfolgt man die ganze Zeit über gebannt die Handlung, weil man natürlich wissen möchte, was noch geschieht. Der Autor kann vor allem die Unvorhersehbarkeit der Ereignisse zu seinem Vorteil nutzen, denn als Leser war man selbst garantiert noch nie in einer vergleichbaren Situation – kein Mensch auf der Erde war das bisher – und kann das künftige Geschehen nicht schon durch zahlreiche ähnliche Bücher andauernd vorausahnen.
Der Plot umfasst eine ziemlich große Zeitspanne und obwohl es einem gar nicht so lang vorkommt, lebt der Protagonist Mark Watney tatsächlich beinahe zwei Jahre lang allein auf dem Mars. Als einziger Mensch auf dem gesamten Planeten muss er sich dort sehr einsam fühlen und man will sicher nicht mit ihm tauschen, zumal man sich nur schwer vorstellen kann, wie er sich dabei fühlen muss. Das Schicksal spielt ihm mehrfach übel mit und es geht einiges schief, das ihn im Laufe dieser vielen Monate manchmal sogar fast das Leben kostet.

Seine Fähigkeiten und sein Wissen als Ingenieur ermöglichen es ihm jedoch vieles zu reparieren oder neu herzustellen, was ihm schließlich das Leben rettet. Es ist wirklich fraglich, ob es einem der anderen Crew-Mitglieder an Marks Stelle ebenfalls gelungen wäre so lange allein zu überleben.
Seine Intelligenz und sein Einfallsreichtum sind beeindruckend und zu seinem Glück gelingt es ihm selbst in Notlagen seine Kenntnisse auch praktisch anzuwenden. Während des Lesens von Der Marsianer kann man somit vieles lernen, was man vorher noch nicht wusste. Anderes hat man hingegen früher irgendwann selbst einmal in der Schule gelernt, beispielsweise im Chemieunterricht. Ob man sich noch gut genug daran erinnern kann und dieses Wissen in solch einer Lage ebenso gut anzuwenden wüsste wie Mark, ist allerdings zu bezweifeln.

Darüber hinaus macht es Mark sehr sympathisch, dass er es seiner Crew nicht im Geringsten zum Vorwurf macht, dass sie ihn, in dem Glauben er sei tot, zurückgelassen haben. Da es ihm trotz seiner ausweglosen Situation zudem gelingt seinen Humor zu bewahren, ist die Geschichte außerdem überraschend witzig und bringt einen mehrmals zum Schmunzeln. Die Beschreibungen der vielen wissenschaftlichen und technischen Vorgänge sind im Gegensatz dazu bisweilen etwas trocken.
Seine sarkastische, aber dennoch positive Einstellung hilft Mark dabei nicht zu verzweifeln und letztlich aufzugeben, sondern stets weiterzumachen, selbst nachdem sich eine weitere entmutigende Katastrophe ereignet hat. Insbesondere aus diesem Grund fühlt man so sehr mit ihm und hofft auf sein Überleben.

Die Handlung wird in Form von Logbucheinträgen überwiegend aus Marks Perspektive geschildert. Doch zwischendurch gibt es auch immer wieder Szenen aus anderen Blickwinkeln. Dadurch erhält man zum Beispiel kurze Einblicke in die aktuellen Ereignisse auf de Erde, darunter wie die NASA herausfindet, dass Mark noch lebt, wie sie darüber spekulieren, was er in diesem oder jenem Moment tut und wie sie versuchen ihm irgendwie zu helfen. Zahlreiche Menschen sind in Marks Rettung involviert, aber die meisten von ihnen lernt man nur wenig kennen, wodurch sie neben Mark eher blass bleiben und man ihnen recht neutral gegenüber steht.
Einige wenige Szenen betreffen die restliche Crew von Ares 3, leider erfährt man über sie jedoch ebenfalls nicht allzu viel. Ihnen fühlt man sich allerdings schon deshalb verbunden, weil ihnen so viel an Mark liegt und sie nicht zögern als sich ihnen eine Möglichkeit bietet ihn zu retten.
Ein paar andere Abschnitte enthalten lediglich sachliche Schilderungen eines auktorialen Erzählers, die meist den nächsten herben Rückschlag einleiten, indem sie etwa beschreiben, wie kleine, unscheinbare Mängel nun zu schwerwiegenden Folgen führen.

Zum Schluss hin wird es schließlich doch noch richtig spannend und nervenaufreibend. Das Ende ist sehr passend, nur die finale Botschaft ist vielleicht ein wenig übertrieben und ein bisschen unglaubwürdig, denn die Beteiligung an Marks Rettung beruhte nur bei den wenigsten auf selbstlosen Motiven. Möglicherweise soll man die betreffende Aussage aber eher als Appell des Autors verstehen, den man sich dann in der Tat ruhig zu Herzen nehmen kann, da mehr Hilfsbereitschaft der Welt mit Sicherheit nicht schaden würde.

Im Nachhinein stimmt es einen ferner sehr nachdenklich, wenn man sich Marks Situation einmal in der Wirklichkeit vorstellt. Es wäre durchaus nicht unwahrscheinlich, dass tatsächlich hunderte Millionen Dollar investiert würden um den zurückgelassenen Astronauten – einen einzelnen Menschen – zu retten, während man mit einer solchen Summe auch unzähligen anderen Menschen helfen könnte, für deren (Über)Leben sich jedoch unglücklicherweise niemand genügend interessiert.

Veröffentlicht am 07.05.2017

Funklerwald ist eine wunderbare Geschichte über Freundschaft und Toleranz, die nicht nur lehrreich, sondern zudem unterhaltsam ist und dadurch sowohl jüngere als auch ältere Leser zu begeistern vermag.

Funklerwald
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Mit Funklerwald hat Stefanie Taschinski eine schöne und berührende Geschichte geschrieben, die sehr wichtige Botschaften transportiert: Lege deine Vorurteile ab! Zieh‘ keine voreiligen Schlüsse, sondern ...

Mit Funklerwald hat Stefanie Taschinski eine schöne und berührende Geschichte geschrieben, die sehr wichtige Botschaften transportiert: Lege deine Vorurteile ab! Zieh‘ keine voreiligen Schlüsse, sondern bilde dir deine eigene Meinung!
Kinder werden sich vermutlich vor allem an dem aufregenden Abenteuer von Lumi und Rus erfreuen, während Jugendliche sowie Erwachsene vielmehr zwischen den Zeilen lesen, sodass das Buch durchaus auch für ältere Leser interessant ist. Für letztere ist die tiefere Bedeutung hinter der Geschichte klar erkennbar, denn der Vergleich ist gut gewählt und dadurch sehr passend. Dass es Kindern ab acht Jahren allein bereits gelingt die Analogie zwischen Waschbären und Immigranten bzw. Flüchtlingen herzustellen, ist hingegen zu bezweifeln. Sie brauchen daher wahrscheinlich Hilfe für diese Verknüpfung, weshalb es sich empfiehlt nach dem Lesen gemeinsam mit ihnen darüber zu sprechen; dafür ist der Stoff wunderbar geeignet.

Funklerwald ist somit ein Buch über Freundschaft und Toleranz, das einem wieder vor Augen führt, dass Vorurteile nur selten der Wahrheit entsprechen und man sie überwinden sollte um sich stattdessen ein eigenes, vernünftiges Urteil zu bilden; alles andere ist schlicht ungerecht.

Genau so ergeht es nämlich leider den Waschbären, die unfairerweise sofort von allen abgelehnt werden, nur weil sie neu im Wald, unbekannt und eben anders sind. Sie sind nicht willkommen und sollen am besten dorthin zurückkehren, wo sie hergekommen sind. Niemand fragt danach, ob ihnen das überhaupt möglich ist. Die anderen Tiere gehen einfach davon aus, dass die Waschbären aus ihrem eigenen Wald vertrieben wurden, mit Sicherheit zu Recht, obwohl ihre Flucht in Wirklichkeit eine ganz andere Ursache hat. Die meisten Tiere lassen sich einfach von dem fiesen Fuchs Schnauz beeinflussen statt der Wahrheit selbst auf den Grund zu gehen.

Das hilfsbereite Luchsmädchen Lumi macht sich im Gegensatz dazu aber die Mühe mehr über die Waschbären, genannt Kratzer, herauszufinden. Dabei erkennt sie schnell, dass die üblen Geschichten über diese nicht der Realität entsprechen und die Waschbären für niemanden eine Bedrohung darstellen. Ganz im Gegenteil, sie sind sogar freundlich und hilfsbereit. Deshalb freundet sie sich schließlich mit dem Waschbärenjungen Rus an und unterstützt ihn dabei Nahrung für seine Familie zu beschaffen, ohne von den anderen Tieren im Funklerwald entdeckt zu werden. Indem sie ihr berichtet, dass Rus sie aus einer misslichen Lage gerettet hat, gelingt es Lumi letztlich auch ihre Tante auf ihre Seite zu ziehen.

Um einen Weg zu finden, dass Rus und seine Familie dauerhaft im Funklerwald bleiben können statt gewaltsam vertrieben zu werden, begeben er und Lumi sich später zusammen auf eine abenteuerliche Reise durch den Wald. Unterwegs lauern viele Gefahren, doch zum Glück bekommen die beiden Hilfe von weniger voreingenommenen Tieren wie den Fledermäusen, die das Verhalten der aufgestachelten Bewohner ebenso wenig nachvollziehen können wie Lumi und Rus. An den Fledermäusen sollten letztere sich daher ruhig ein Beispiel nehmen, was Hilfsbereitschaft und Toleranz betrifft.
In diesen Teil der Handlung hat die Autorin außerdem sogar ein paar kleine, phantastische Elemente eingebaut, die sich prima einfügen und gut zur Geschichte passen.

Wie es sich für ein Kinderbuch gehört, gibt es zum Schluss natürlich ein Happy End. Trotz der unfreundlichen Behandlung waren die Waschbären stets höflich und haben anderen Tieren geholfen, was sich dank der Unterstützung ihrer Freunde am Ende glücklicherweise auszahlt. Die meisten Tiere werden endlich vernünftig und sehen ein, dass sie einen Fehler begangen haben und die Waschbären in keiner Hinsicht gefährlich sind. Jemandem in Not sollte man stets helfen statt ihm mit Misstrauen und Feindseligkeit zu begegnen.

Begleitet wird die Handlung darüber hinaus durchgängig von den wundervollen Illustrationen von Verena Körting, die von kleinen Insekten und Blättern bis zu ganzseitigen, detaillierten Bildern reichen, für die man sich gern einen Moment Zeit nimmt um sie eingehender zu betrachten. Sie ergänzen die Geschichte und vermitteln eine gute Vorstellung von den tierischen Hauptfiguren.

Veröffentlicht am 07.05.2017

Die Buchspringer ist ein wundervoller Roman für alle jene, die schon immer davon geträumt haben selbst einmal in die Welt ihrer Lieblingsbücher einzutauchen, deren Figuren näher kennenzulernen und gemeinsam mit ihnen diverse Abenteuer zu bestreiten.

Die Buchspringer
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Mit Die Buchspringer hat Mechthild Gläser eine unglaublich mitreißende Geschichte – ein Buch über Bücher und die Liebe zur Literatur – geschrieben, die sich kein Liebhaber phantastischer (Jugend-)Romane ...

Mit Die Buchspringer hat Mechthild Gläser eine unglaublich mitreißende Geschichte – ein Buch über Bücher und die Liebe zur Literatur – geschrieben, die sich kein Liebhaber phantastischer (Jugend-)Romane entgehen lassen sollte. Der Inhalt hält definitiv, was das verträumte Cover verspricht und die junge Autorin hat damit einmal mehr unter Beweis gestellt, dass gute Bücher nicht nur aus dem Ausland kommen.
Die Idee, direkt in Bücher hineinspringen, sich mit den Figuren unterhalten und ihren Weg so mitverfolgen zu können, ist grandios und man selbst hätte nur zu gern Amys Fähigkeiten um in die eigenen Lieblingsbücher ebenfalls auf diese Art eintauchen, von Geschichte zu Geschichte wandern und deren Charaktere besser kennenlernen zu können. Wenn man, wie sie, Zugang zur geheimen Bibliothek hätte, würde man sicher Stunden damit verbringen in den Regalen zu stöbern.
Überaus gelungen sind zudem die vielen Anspielungen auf andere Bücher, wie Das Dschungelbuch, Anna Karenina, Stolz und Vorurteil oder Die Leiden des jungen Werthers, die man alle kennt und zum Teil vielleicht sogar schon selbst gelesen hat. Es ist wunderbar bekannte Charaktere und Geschichten so noch auf eine ganz neue Weise wahrnehmen zu können.

Amy ist eine sehr sympathische Protagonistin, mit der man die ganze Zeit über mitfiebert. Man teilt ihre Liebe zur Literatur, weshalb man ihre Faszination für ihre neu entdeckte Fähigkeit nur zu gut nachempfinden kann. Man sieht ihr gern dabei zu wie sie die Grenzen ihrer Gabe austestet, zumal sie offenbar mehr kann als die anderen Buchspringer.
In der Buchwelt freundet sie sich schnell mit dem jungen Werther an, streift mit ihm durch die Literatur und versucht zusammen mit ihm den Ideendieb zu finden. Werther ist Amy ein wirklich treuer Freund, wobei er sogar etwas mehr für sie empfindet als bloß Freundschaft. Es ist schade, dass Amy an ihrer Schule so schlechte Erfahrungen sammeln musste und es ihr deshalb zunächst schwer fällt anderen wieder zu vertrauen und sich ihnen zu öffnen. Doch Amy ist eine starke, mutige und vor allem entschlossene Heldin und somit gelingt es ihr natürlich irgendwann diese Sorgen zu überwinden.

Zwischen Amy und Will, der auch ein Buchspringer ist, entwickelt sich im späteren Verlauf dann sogar eine schöne, kleine Liebesgeschichte, die einen mehrmals zum Schmunzeln bringt, aber niemals zu aufdringlich wird. Will ist eine ausgesprochen liebenswerte Figur, in die man sich – wie Amy – mit der Zeit ein bisschen verliebt, sodass man sehr gut nachvollziehen kann, warum die beiden so viel füreinander empfinden.

Andere Nebencharaktere bleiben dagegen leider eher blass. Über Betsy erfährt man so gut wie nichts und Alexis spielt nach dem Beginn kaum noch eine aktive Rolle. Dass Amy einen Onkel hat, wird nur ein bis zweimal erwähnt und danach nicht weiter aufgegriffen, obwohl es mehrere Fragen aufwirft und er scheinbar sogar auf Stormsay lebt.
Clyde, Glenn und Desmond sind ebenfalls recht interessante Charaktere, die einige Fragen aufwerfen, insbesondere weil sie keine echten Menschen sind. Warum wollen sie nicht über das Märchen sprechen, aus dem sie stammen? Ist es wirklich nur zu schmerzhaft oder verbergen sie etwas?

Da es viele Geheimnisse aufzudecken gibt, z.B. über Amys Abstammung sowie die Gabe ihrer Familie, ist die Handlung durchgängig fesselnd und aufregend. Zwischen den Familien Lennox und Macalister besteht eine alte Fehde, über die man allerdings gern noch mehr erfahren hätte, beispielsweise wie sie anfing und nicht nur, wie es schließlich zu dem heutigen Waffenstillstand kam.
Schottland, genauer gesagt die geheimnisvolle Insel Stormsay, ist die perfekte Kulisse für diesen Roman, der sich im Übrigen besonders gut dafür eignet bei einem (nächtlichen) Sommergewitter gelesen zu werden.

Durch die vielen verschiedenen literarischen Settings entwickelt sich das Buch regelrecht zu einem Abenteuerroman und die Jagd nach dem Dieb, der die Rudimente stiehlt, sorgt noch einmal zusätzlich für Spannung. Darüber hinaus lockt Mechthild Gläser den Leser bei der Frage nach dessen Identität immer wieder geschickt auf falsche Fährten, sodass man gemeinsam mit den Figuren rätselt, wer der Dieb ist und vor allem warum er die Ideen stiehlt.

Zuerst hat man Angst um die Literatur, später auch um die Figuren, deren Leben zunehmend bedroht wird. Wer ermordete erst Sherlock und hat es nun auf Amy abgesehen? Manche Charaktere verhalten sich zudem ziemlich verdächtig, sodass es herauszufinden gilt, ob vielleicht sogar einer von ihnen in die Vorfälle in der Buchwelt verwickelt ist. Die wahre Identität des Täters sowie seine Absichten erschließen sich einem jedoch erst am Schluss.

Am Anfang eines jeden Kapitels befinden sich außerdem noch ein paar Zeilen eines interessanten, alten Märchens, das die Neugier des Lesers weckt und später eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt.

Vor dem packenden Showdown erwarten einen schließlich etliche Überraschungen und Wendungen, die man erst kurz zuvor erahnte oder mit denen man so nicht gerechnet hätte. Das Ende ist emotional, ergreifend und in gewisser Hinsicht so traurig, dass es einen zum Weinen bringt, obgleich es noch viel schlimmer hätte kommen können.

Ein paar Fragen bleiben letztlich offen und es ist schade, dass man nicht mehr über die Zukunft der Figuren erfährt, dennoch ist es schön, dass die Geschichte hiermit in sich abgeschlossen ist und man nicht auf eine Fortsetzung warten muss.

Veröffentlicht am 07.05.2017

Die Nacht der gestohlenen Küsse ist eine schöne, sommerliche Liebensgeschichte für Zwischendurch, mit der Kasie West nicht nur gut zu unterhalten vermag, sondern auch noch eine wichtige Botschaft vermittelt: Sei einfach du selbst!

Die Nacht der gestohlenen Küsse
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Der zweite zeitgenössische Jugendroman von Kasie West zeichnet sich durch eine schnell gelesene, unterhaltsame Liebesgeschichte mit einem Hauch Familiendrama, das für etwas mehr Tiefe sorgt, aus, die Die ...

Der zweite zeitgenössische Jugendroman von Kasie West zeichnet sich durch eine schnell gelesene, unterhaltsame Liebesgeschichte mit einem Hauch Familiendrama, das für etwas mehr Tiefe sorgt, aus, die Die Nacht der gestohlenen Küsse zu einer gelungenen, locker-flockigen Sommerlektüre für Zwischendurch macht.
Charlie ist eine sympathische Protagonistin, die sich im Laufe der Geschichte weiterentwickelt, selbstbewusster wird und schließlich zu sich selbst findet. Sie ist ausgesprochen sportlich und fühlt sich manchmal zu jungenhaft, weil sie ohne Mutter sowie nur mit Brüdern aufgewachsen ist und daher keine Ahnung von Mode oder Make-up hat. Dabei hat sie durchaus Stil, was sie feststellt als sie anfängt in einer Boutique auszuhelfen. Make-up steht ihr und sie kann sich auch mit „normalen“ Mädchen unterhalten, sie musste sich nur erst einmal trauen es zu probieren.
Als sie daraufhin erstmals von fremden Jungs angebaggert wird, glaubt sie allerdings leider schnell nur so für das andere Geschlecht attraktiv zu sein. Es dauert eine Weile, aber letztendlich findet sie heraus, dass es besser ist sie selbst zu sein und dass die sportliche Charlie, die mit ihren Brüdern in Jogginghose Football spielt, ebenfalls Beachtung findet. Außerdem muss sie sich gar nicht für ein „Ich“ entscheiden, sie kann einfach beides haben. Es ist völlig in Ordnung beim Sport ungeschminkt zu sein, während sie sich bei besonderen Anlässen jederzeit hübsch machen darf, wenn sie Lust dazu hat. Nach dieser Erkenntnis fühlt sie sich später sogar in ihrer engen und bunten Arbeitskleidung wohl.

Charlie geht beinahe täglich joggen, manchmal mehrfach. Jedoch nicht um sich fit zu halten, sondern um die Alpträume zu vertreiben, die von einem Kindheitstrauma herrühren, das sie erst einmal verarbeiten muss, sobald sie die ganze Wahrheit darüber erfährt. Die Auflösung dieses großen Geheimnisses ist ziemlich vorhersehbar, aber daran stört man sich in diesem Fall nicht so sehr, da dieser Aspekt ohnehin nicht im Mittelpunkt steht.

Der Nachbarssohn Braden, der quasi Charlies vierter Bruder ist, ist ein toller Held, der ihr klar macht, dass sie sich nicht für einen Mann verstellen muss. Er liebt sie genau so wie sie ist, womit Kasie West eine schöne und wichtige Botschaft vermittelt: Du bist gut so wie du bist und musst dich für niemanden verändern oder anpassen.

Die beiden kennen sich schon von Kindesbeinen an und stehen sich sehr nahe. Ihre Beziehung zueinander verändert sich jedoch mit der Zeit und langsam gehen ihre Gefühle über Freundschaft hinaus. Das macht ihnen – verständlicherweise – Angst, weshalb sie es sich zunächst nicht eingestehen, denn beide befürchten, dass ihre Gefühle womöglich nicht erwidert werden. Sie wollen nicht riskieren ihre Freundschaft zu zerstören und einander dadurch zu verlieren.
Wenn sie nicht schlafen können, treffen sie sich nachts im Garten und im Schutz der Dunkelheit öffnen sie sich dem anderen, wie sie es tagsüber niemals tun würden. Dort schließen sie zudem eine kleine Wette ab um zu testen, wer wen besser kennt und es ist schön zu verfolgen, was sie alles über den anderen wissen. Sie können sich gegenseitig lesen wie ein Buch und wissen, wie es in ihnen aussieht, was letztlich viel wichtiger ist als den Lieblingsfilm o.ä. zu kennen.

Ihre Liebesgeschichte ist somit sehr glaubwürdig, denn sie kennen sich lange und gut genug um wirklich tiefe Gefühle füreinander zu hegen und als Leser kann man ebenfalls gut nachvollziehen, was sie am jeweils anderen so lieben. Auf Grund einiger Missverständnisse braucht es zwar seine Zeit bis Charlie und Braden zusammen kommen, doch wie nicht anders zu erwarten gelingt es ihnen am Ende natürlich einander ehrlich zu gestehen, was sie tatsächlich empfinden, was schließlich zum erhofften Ergebnis führt.

Trotz des chaotischen Miteinanders und ihrer jeweiligen Marotten hat Charlie darüber hinaus eine tolle Familie, die sie sehr liebt. Das Verhalten ihrer Brüder Nathan, Jerom sowie Gage ist ihr gegenüber nicht immer fair, dennoch merkt man deutlich, wie viel ihre Schwester ihnen bedeutet und dass sie sie nur beschützen wollen. Charlies Beschreibungen nach zu urteilen sind die drei ferner sehr verschieden und haben einen individuellen Charakter. Einige der restlichen Nebenfiguren bleiben dagegen leider etwas blass, sind dafür aber immerhin liebenswert.

Abschließend ist noch erwähnenswert, dass Die Nacht der gestohlenen Küsse scheinbar im gleichen Ort spielt wie schon Blaubeertage, wodurch Charlie nicht nur einmal kurz dessen Protagonistin Caymen trifft, sondern sich wie diese auch mit Skye anfreundet, die daraufhin gleich mehrfach auftaucht. Für Fans des Vorgängers ist dies eine nette Verknüpfung, die die beiden Bücher allerdings nicht gleich zu einer zusammengehörigen Reihe macht.