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Veröffentlicht am 28.12.2021

Atomkraft, nein danke

Strahlentod
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Im hessischen Knüllwald soll eine alte Bahnstrecke, die Kanonenbahn, wieder aktiviert werden, damit auf ihr Atommüll transportiert werden kann, der aus den Wiederaufbereitungsanlagen in Sellafield und ...

Im hessischen Knüllwald soll eine alte Bahnstrecke, die Kanonenbahn, wieder aktiviert werden, damit auf ihr Atommüll transportiert werden kann, der aus den Wiederaufbereitungsanlagen in Sellafield und La Hague zurück nach Deutschland kommt. Bei einer Demonstration gegen das geplante Projekt explodiert ein alter VW Camper. Ermittler Ralph Angersbach ist entsetzt, als er vor Ort eintrifft, denn genau so ein Fahrzeug gehört seinem Vater. Ist die verkohlte Leiche am Steuer des Fahrzeugs tatsächlich sein Vater?
Da kurz zuvor Ralphs Halbschwester Janine überfallen wurde, kann Angersbach nicht an Zufall glauben. Ihm kommt es vor, als ob jemand sich an ihm rächen will, indem er Leute, die ihm nahestehen, angreift bzw. tötet.
Kurz danach geschieht ein weiterer Mord. Auch dieses Mal kennt Angersbach das Opfer: es handelt sich um jemanden, mit dem er vor Jahren bei einem Fall zusammengearbeitet hat. Auch damals ging es um Atommüll und die Castortransporte. Ein Demonstrant verletzte einen Polizisten durch einen Steinwurf so stark am Kopf, dass dieser starb.
Ralph Angersbach und seine Kollegin Sabine Kaufmann, die schon in früheren Fällen zusammengearbeitet haben, ermitteln in alle Richtungen. Sind militante Atomkraftgegener für die Morde verantwortlich oder ist der Mörder eher im privaten Umfeld der Opfer zu suchen?
Für mich war dies das erste Buch aus der Reihe, daher war mir auch nicht klar, dass zwischen den beiden Ermittlern in der Vergangenheit mehr als nur ein kollegiales Verhältnis bestand. Allerdings wurde nie etwas Ernstes daraus, was beide ein wenig zu bedauern scheinen. Sabine Kaufmann hat jedoch gerade ein Verhältnis mit einem anderen Kollegen begonnen und ist sich ihrer Gefühle nicht sicher. Immer wieder führt sie sich die Vor- und Nachteile der beiden Männer vor Augen, was in meinen Augen ziemlich ermüdend war. Diesen ganzen Handlungsstrang hätten die Autoren meiner Meinung nach gerne weglassen oder zumindest kürzen können.
Die Geschichte insgesamt war nur mäßig spannend. Die Ermittler, die mir beide nicht besonders sympathisch sind, stochern im Nebel und decken dabei so manches auf, was nicht zur Lösung der Fälle beiträgt, einiges davon ziemlich haarsträubend. Den eigentlichen Täter hatte ich schon lange vor den beiden auf dem Schirm.
Der Schreibstil hat mir nicht sonderlich gefallen. Was mich sehr irritiert hat, war dieser ständige Wechsel zwischen Vor- und Nachnamen. Im einen Satz ist von Sabine die Rede, im nächsten von Kaufmann, und genauso verhält es sich mit den anderen Personen. Insgesamt wirkt die Story auf mich sehr konstruiert und unrealistisch. Ich glaube nicht, dass ich den weiteren Werdegang der Protagonisten weiterverfolgen werde.

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Veröffentlicht am 21.12.2021

Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Heike Wersch, bis vor kurzem Programmleiterin im renommierten Winterscheid-Verlag, wird von ihrer Freundin Maria Hauschild als vermisst gemeldet. Da Hauschild die Agentin des inzwischen unter die Krimiautoren ...

Heike Wersch, bis vor kurzem Programmleiterin im renommierten Winterscheid-Verlag, wird von ihrer Freundin Maria Hauschild als vermisst gemeldet. Da Hauschild die Agentin des inzwischen unter die Krimiautoren gegangenen Henning Kirchhoff ist (dem Leiter der Frankfurter Rechtsmedizin und Ex-Ehemann von Pia Sander), wendet sie sich direkt an ihn. In Werschs Haus treffen die Beamten nur den dementen Vater von Heike Wersch an, von ihr selbst fehlt jede Spur. Kurz darauf wird ihre Leiche im Wald gefunden. Offensichtlich starb sie durch einen Schlag mit einem harten Gegenstand. Das wahrscheinliche Tatwerkzeug wird gefunden, doch Bodenstein und Sander können den Verdächtigen nicht mehr vernehmen, da inzwischen auch er das Zeitliche gesegnet hat. Wie sich herausstellt, starb er ebenfalls eines unnatürlichen Todes.
Die beiden Toten gehörten einer alten Clique an, die sich bereits seit Jahrzehnten kennt und deren Mitglieder größtenteils im Verlagswesen tätig sind. Oliver von Bodenstein und Pia Sander vernehmen die alten Freunde und es stellt sich heraus, dass die Beziehungen untereinander längst nicht so harmonisch sind wie es zunächst den Anschein hatte.
Derweil liegt in Bodensteins Privatleben einiges im Argen. Die Tochter seiner Ehefrau macht ihm das Leben zur Hölle und seine Ex-Frau Cosima liegt mit Leberkrebs in der Klinik. Da Bodenstein als Spender infrage kommt, hat er beschlossen, Cosima einen Teil seiner Leber zu spenden.
Den Anfang des Buchs fand ich sehr amüsant. Vor allem die Tatsache, dass Kirchhoff als Autor von Nele Neuhaus‘ Bestsellern vorgestellt wird, war witzig. Ziemlich nervig fand ich allerdings, dass die alten Fälle aus früheren Büchern viel zu häufig erwähnt wurden. Obwohl ich sämtliche Bücher der Reihe gelesen habe, konnte ich mich an die allerwenigsten erinnern und sie haben mich auch nicht mehr interessiert. Normalerweise mag ich es auch, wenn man aus dem Privatleben der Kommissare etwas erfährt, aber auch das war hier zu viel des Guten. Die Ermittlungen zogen sich in die Länge, die vielen Personen wurden zwar in einem Personenregister erklärt, aber wer will schon beim Lesen eines Buchs ständig nachschlagen, wer wer ist? Ich jedenfalls nicht.
Ich hatte mich wirklich sehr auf den neuen Fall gefreut, wurde aber enttäuscht. Am Schluss war es mir schon fast egal, wer die Morde begangen hatte. Normalerweise lese ich dicke Schmöker wie diesen in wenigen Tagen, hier habe ich Wochen gebraucht, da mich die Handlung einfach nicht fesseln konnte. Deshalb von mir 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 08.10.2021

Geheimnisse

Unter Wasser Nacht
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Vor etwas über einem Jahr ist der Sohn von Sofie und Thies gestorben. Seitdem leben sie wie in einer Blase. Thies ist arbeitsunfähig und streicht durch die Natur des Wendlands, immer auf der Suche nach ...

Vor etwas über einem Jahr ist der Sohn von Sofie und Thies gestorben. Seitdem leben sie wie in einer Blase. Thies ist arbeitsunfähig und streicht durch die Natur des Wendlands, immer auf der Suche nach der Antwort auf die Frage: wie ist es möglich, dass ihr Sohn Aaron ertrinken konnte? Sofie vergräbt sich in Arbeit, denn nur so kann sie sich ablenken. Ihre ehemals besten Freunde Inga und Bodo leben mit ihren beiden Kindern direkt nebenan, doch die Paare gehen sich aus dem Weg, alles hat sich verändert. Was ehemals wie ein Paradies erschien, ein alter Hof mit großem Garten inmitten wunderschöner Natur, scheint sich in ein Gefängnis verwandelt zu haben.
Eines Tages taucht eine geheimnisvolle Frau auf, die auf der Suche nach einer bestimmten Person ist. Sie bringt Leben in die festgefahrenen Strukturen der beiden Familien. Inga und Sofie finden sie sehr sympathisch und buhlen um ihre Freundschaft, Thies ist fasziniert von der Fremden und Bodo und Ingas Tochter Jella vertraut ihr Dinge an, die sie ihren eigenen Eltern verschwiegen hat. Doch Mara spielt nicht mit offenen Karten. Warum behauptet sie, sie habe die Hütte am Waldrand, in der sie übernachtet, gemietet, doch die Besitzerin der Hütte weiß nichts davon? Maras plötzliches Auftauchen im Dorf hat einen Stein ins Rollen gebracht, der Geheimnisse zutage fördert und alle Beteiligten dazu zwingt, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, die bislang verschwiegen wurden.
Ich fand die Thematik des Buchs interessant, doch leider blieben die Personen blass und mir fremd, allen voran die 13jährige Jella, deren Verhalten ich ganz und gar nicht nachvollziehen konnte. Manche der Personen waren mir regelrecht unsympathisch, und ich empfand das Buch insgesamt als sehr deprimierend. Die erste Hälfte habe ich gern gelesen, danach wurde die Geschichte für mich sehr konstruiert und unglaubwürdig.

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Veröffentlicht am 28.09.2021

Die Flora und Fauna Montanas

Fuchs und ich
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Catherine Raven lebt ein abgeschiedenes Leben in den Bergen Montanas. Wo immer es geht, vermeidet sie es, mit Menschen zusammenzutreffen, denn sie hat keine gute Meinung von den meisten ihren Mitmenschen ...

Catherine Raven lebt ein abgeschiedenes Leben in den Bergen Montanas. Wo immer es geht, vermeidet sie es, mit Menschen zusammenzutreffen, denn sie hat keine gute Meinung von den meisten ihren Mitmenschen und weist darüber hinaus autistische Züge auf. Alles was sie braucht, ist die Natur. Auf Wanderungen und von ihrem Haus aus, das aus zwei Zimmern besteht, wobei eines davon rundherum Glaswände hat, beobachtet sie stundenlang die Tiere in ihrer Umgebung. Eines Tages fällt ihr ein magerer Fuchs auf, der neugierig ihre Nähe zu suchen scheint. Jeden Tag erscheint er zur selben Zeit auf ihrem Grundstück und sie beginnt, ihm aus „Der kleine Prinz“ von Antoine Saint-Exupéry vorzulesen und ihm kleine Fundstücke zu zeigen, um ihn bei Laune zu halten.
Die Absätze, in denen Catherine Raven vom Fuchs erzählt, fand ich ganz interessant, aber leider sind sie sehr viel spärlicher, als der Titel des Buchs vermuten lässt. Raven lässt sich auf zahlreichen Seiten detailliert über die Flora und Fauna Montanas aus. Wenn Sie also schon immer alles über Wiesenstärlinge und Hüttensänger, Bitterwurz, Bocksbart, Dachtrespen und Prachtscharten erfahren wollten, sind Sie hier richtig. Mich haben diese Beschreibungen leider sehr gelangweilt. Das Buch springt außerdem von einem Thema zum anderen. Man bekommt zwar einen guten Einblick in das Einsiedlerdasein von Catherine Raven und welchen Herausforderungen sie sich täglich stellen muss, doch ist vieles einfach zu langatmig. Es gibt keinen roten Faden. Wenn ich nicht Teil einer Leserunde gewesen wäre, hätte ich das Buch spätestens in der Mitte weggelegt. Gegen Ende des Buchs erfährt man dann endlich mehr über ihre Beziehung zu Fuchs, aber dem Leser wird wirklich viel Geduld abverlangt, bis dieser Punkt erreicht wird. Zum Ende hin wird das Buch interessanter, nicht zuletzt, weil die Autorin auch ein wenig über sich selbst erzählt und wie die Beziehung zu Fuchs sie verändert hat. Manches in der Geschichte hat mich berührt, doch die langatmigen, strukturlosen Aneinanderreihungen von Gedankengängen waren schwierig zu lesen und stellen den Leser auf eine harte Probe.

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Veröffentlicht am 23.03.2021

Es ist so schön hier. Man muss hier nicht weg.

Aus der Mitte des Sees
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Lukas lebt als mit Abstand Jüngster der Mönche in einem Benediktinerkloster. Bis vor kurzem lebte noch Andreas dort, doch dieser entschied sich, das Kloster zu verlassen und hat mittlerweile Frau und Kind. ...

Lukas lebt als mit Abstand Jüngster der Mönche in einem Benediktinerkloster. Bis vor kurzem lebte noch Andreas dort, doch dieser entschied sich, das Kloster zu verlassen und hat mittlerweile Frau und Kind. Lukas hadert sehr mit dieser Situation, fühlt sich von Andreas im Stich gelassen. In Gedanken spricht Lukas viel mit Andreas und auch mit dessen Frau Juli.
Das Klostergelände grenzt an einen See, in dem Lukas täglich schwimmt. Er verbringt Stunden auf dem Badesteg, schaut hinaus aufs Wasser und hängt seinen Gedanken nach. Eines Tages kommt eine junge Frau über den See geschwommen und setzt sich zu ihm. Sie ist ganz unbefangen, sieht in ihm nicht nur den Mönch, sondern vor allem den Mensch Lukas. Sarah erzählt ihm offen von sich, was es Lukas einfach macht, sich auch ihr zu öffnen. Sarah ist eine attraktive Frau und Lukas entwickelt Gefühle für sie.
Zur selben Zeit tritt ein Mitbruder mit der Bitte an Lukas heran, er möge die Position des Priors einnehmen. Lukas fühlt sich überrumpelt. Einerseits ist er gerne Mönch und als Jüngster gibt es nur Sinn, dass er die Stelle annimmt. Andererseits steckt er in einer Sinnkrise: hat er wirklich den richtigen Lebensentwurf für sich gewählt?
Das Buch ist in einer sehr poetischen Sprache geschrieben, die aber nicht immer leicht zu lesen ist. Mit Sätzen wie beispielsweise "Ein Schöpfer, der nicht auch zerstört, ist keiner, sondern nur ein dementer Greis, der debil in eine gottlos gewordene Welt grinst“ kann ich so rein gar nichts anfangen. Obwohl mich solche Stellen sehr irritiert haben, bereue ich nicht, das Buch gelesen zu haben. Es hat mich nachdenklich gemacht und ich beschäftige mich auch nach der Lektüre noch gedanklich mit den angesprochenen Themen Zölibat, Lebensform Kloster, Sexualität von Priestern, um nur ein paar zu nennen. Über weite Strecken hat mich die Nabelschau des Mönchs allerdings auch gelangweilt.

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