Warum musste der Wattführer sterben
Wattführermord in Harlesiel. Ostfrieslandkrimi„Wattführermord in Harlesiel“ von Rolf Uliczka ist bereits der 14. Band dieser Reihe, die ich seit Band 12 mit Begeisterung verfolge.
Ich war relativ schnell wieder vertraut mit den Protagonisten, aber ...
„Wattführermord in Harlesiel“ von Rolf Uliczka ist bereits der 14. Band dieser Reihe, die ich seit Band 12 mit Begeisterung verfolge.
Ich war relativ schnell wieder vertraut mit den Protagonisten, aber ich denke, dass auch Neueinsteiger kein Problem haben, in die Geschichte hineinzufinden. Es sind immer wieder kurze Rückblicke und Hinweise auf frühere Fälle eingeflochten, die auch etwas über das vorherige Leben der handelnden Personen offenbaren.
Aber worum geht es diesmal?
Während einer Wattwanderung stürzt der erfahrene Wattführer in einen Priel und kann nur noch tot geborgen werden. Bald entpuppt sich der scheinbare Unfall als heimtückischer Mord. Welcher der Verdächtigen hat den allseits beliebten Mann umgebracht und warum?
Schon durch das Cover gleitet man in die richtige Stimmung, wird zum Mitwanderer und wagt sich im Geiste auch hinaus in die scheinbar unendliche Weite, stapft durchs mehr oder weniger seichte Meer, durch den Schlamm. Ich konnte die Panik der Touristen gut nachempfinden, als sie plötzlich führerlos mitten im Nirgendwo standen, noch herrschte Ebbe, doch die Flut würde wiederkommen …
Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel haben eine angenehme Länge, die diversen Szenen- bzw. Ortswechsel bringen Abwechslung in die Handlung und geben auch Einblicke in Geschehnisse abseits der Ermittlungsarbeiten. Obwohl es sich um einen „Ostfrieslandkrimi“ handelt, gibt es keinerlei sprachliche Probleme. Der Text ist bis auf wenige im ostfriesischen Dialekt geführte Dialoge in Hochdeutsch verfasst, und selbst diese sind vom Sinn her leicht verständlich und haben so ihren eigenen Reiz.
Was ich bereits bei den Vorgängerbänden als Österreicherin geschätzt habe: man erfährt so nebenbei auch viel über Ostfriesland – wie so eine Wattwanderung abläuft, was Wattwürmer sind und wie nützlich diese sind, was man unter Gulfhöfen versteht, u.v.a.m. Diesmal hat der Autor am Rande der Handlung Ostfriesland kurz verlassen und einen kleinen Abstecher ins Ahrtal gemacht, wo er selbst viele unvergessliche Urlaube verbracht hat – zur Erinnerung an die Naturschönheiten dieser Gegend, die im Vorjahr durch Hochwasser katastrophal zerstört wurden – nicht nur eine schöne Geste des Autors, sondern mir brachte er damit auch diese Landschaft näher.
Das sympathische Ermittler-Duo Nina und Bert ist mit Leib und Seele dem Beruf verbunden, die beiden wirken authentisch und bestechen auch durch ihre Art und Weise, wie sie mit ihren KollegInnen umgehen. Mir gefällt dieses harmonisch zusammenarbeitende Team.
Dadurch, dass es von Anfang an mehrere Verdächtige gibt, diese erst ausgeforscht werden müssen und das Mordmotiv völlig unklar ist, erhält man als Leser erfreulich viel Gelegenheit mit zu rätseln und eigene Theorien aufzustellen. Die mühsame Ermittlungstätigkeit wird so detailliert geschildert, dass man sich richtig integriert fühlt. Der Spannungsbogen wird nie unterbrochen, die Informationen verdichten sich langsam immer mehr bis zum recht dramatischen Showdown.
„Wattführermord in Harlesiel“ hat mir äußerst fesselnde Lesestunden beschert. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Fall!