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Veröffentlicht am 15.02.2022

Eine Schule für Dalit-Kinder – sachlich erzählt

Das Mädchen mit dem Drachen
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"Wie eine Lotusblume, die in einer Vase wächst und sich entfaltet, ist die kleine Schule aufgeblüht am Rande dieser Küstenstadt…" (9)

Laetitia Colombani vergleicht die kleine Dorfschule mit einer Lotusblume, ...

"Wie eine Lotusblume, die in einer Vase wächst und sich entfaltet, ist die kleine Schule aufgeblüht am Rande dieser Küstenstadt…" (9)

Laetitia Colombani vergleicht die kleine Dorfschule mit einer Lotusblume, die im Buddhismus als Symbol der Reinheit und Erleuchtung gilt. Ihre Geschichte beweist, wie treffend diese Allegorie ist.

Die Schule, das Herzensprojekt von Lena, entstand in dem Armenviertel der Stadt. Hier sollten Dalit-Kinder, die im indischen Kastenwesen von einem Schulbesuch meistens ausgeschlossen werden, ihre Ausbildung machen.

Lena kam nach Indien um den tragischen Schicksalsschlag, der ihr bisheriges Leben zerstört hat, zu vergessen. Fast wäre sie selbst in den Wellen des indischen Ozeans ums Leben gekommen, wäre da nicht das kleine Mädchen Lalita, das täglich am Strand mit ihrem Drachen spielte. Lalita und die Frauen der Selbstverteidigungsgruppe retten Lena das Leben. Aus Dankbarkeit will Lena, Lehrerin vom Beruf, dem kleinen Mädchen das Lesen und Schreiben beibringen. So entsteht das Projekt Schule für alle Dalit-Kinder, die von einer schulischen Ausbildung bisher nur träumen konnten.

Laetitia Colombani, die eine Reise nach Indien unternommen hat um eine Dalit-Schule vor Ort zu besuchen, schreibt im Buch detailliert über die gewonnenen Erkenntnisse. Dalits gehören der untersten Gruppen der hinduistischen Gesellschaft und kämpfen tagtäglich ums Überleben. Besonders erschütternd ist das Schicksal der Frauen und Mädchens in diesem System. Sie gelten als unrein (Unberührbare), werden zwangsverheiratet und dürfen nur die „untersten“ Berufe ausüben. Sie werden diskriminiert, misshandelt, sogar getötet.

In dem Roman „Das Mädchen mit dem Drachen“ glaubt die Lehrerin Lena „an Bildung als wirksame Waffe gegen das Elend.“ (14) Sie scheut keine Mühe und setzt alle Hebel in Bewegung, damit die Schule gebaut werden und sie dort unterrichten könnte. Zur Seite steht ihr unermüdlich die junge Chefin der Selbstverteidigungsgruppe Preeti, mit der sie eine Freundschaft schließt.

Die neugebaute Dorfschule ist ein Beitrag zum Kampf gegen Ausgrenzung und Diskriminierung der Dalits und ein Symbol der Hoffnung für eine bessere Zukunft.

„Das Mädchen mit dem Drachen“ liefert authentische Bilder des indischen Kastenwesens, des Lebens als Dalit und Frau. Ein sehr interessantes Buch, realitätsnah, authentisch, einfach und klar geschrieben. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 20.01.2022

Der dritte Krimi mit Simon Strasser – interessant und unterhaltsam

Acqua Mortale
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Die feierliche Osterstimmung an frühlingswarmen Lago d`Orta wurde durch den tragischen Unfall von Franco Borletti getrübt. Der prominente Reis-Unternehmer bricht beim Marathonlauf zusammen und bald ist ...

Die feierliche Osterstimmung an frühlingswarmen Lago d`Orta wurde durch den tragischen Unfall von Franco Borletti getrübt. Der prominente Reis-Unternehmer bricht beim Marathonlauf zusammen und bald ist es klar, dass er vergiftet wurde.
Auch diesmal bittet Maresciallo Carla Moretti den ehemaligen Polizeireporter Simon Strasser um Hilfe bei den Ermittlungen. Es wurden vor allem seine Sprachkenntnisse in Anspruch genommen, denn er spricht fließen beide Sprachen: Deutsch und Italienisch. Aber Simon versucht wieder auf eigene Faust zu ermitteln und stößt als ehemaliger Journalist auf Spuren, die der Polizei womöglich sonst verborgen geblieben wären.

Das dritte Band der Reihe mit Simon Strasser beginnt spannend. Der tragische Unfall des nicht gerade beliebten Unternehmers wirft viele Fragen auf. Die gewissenhafte Maresciallo Carla Moretti hält sich strikt an die Fakten, will nicht spekulieren und tapt zuerst im Dunkeln.

Simon dagegen profitiert von seinen früheren Beziehungen zu Presse und bekommt Informationen, die ihn zu weiteren Ermittlungen auf eigene Faust animieren. Und diese Alleingänge sind nicht immer ungefährlich.

Simon ist ein sympathischer Protagonist und seine abenteuerlichen Ermittlungen sind sehr unterhaltsam. Inzwischen lebt er seit acht Jahren am Lago d`Orta, führt eine Fernbeziehung mit der Freundin Luisa, gewinnt viele neue Freunde – auch sein aktives Privatleben ist sehr interessant.

Die in Norditalien lebende Buchautorin liefert auch in dem Band herrliche Bilder des italienischen Dolce Vita, und da es in dem Krimi um Mord an einem erfolgreichen Reis-Unternehmer geht, verrät sie auch viel über den größten Reisanbaugebiet in Europa.

Ich fand den Krimi sehr unterhaltsam und habe die kurzweilige Lektüre sehr genossen.
Auf die Fortsetzung der Reihe bin ich gespannt.

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Veröffentlicht am 27.12.2021

Ein vielschichtiger Roman

Blaue Frau
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Adina wächst in einem kleinen Ort im tschechischen Riesengebirge auf. Sie träumt von einem Leben in einer fremden, besseren Welt. Als junge Frau reist sie nach Deutschland. Sie wohnt zuerst in Berlin, ...

Adina wächst in einem kleinen Ort im tschechischen Riesengebirge auf. Sie träumt von einem Leben in einer fremden, besseren Welt. Als junge Frau reist sie nach Deutschland. Sie wohnt zuerst in Berlin, wo sie Deutsch lernen und fremde Sprachen studieren will. In Berlin lernt sie die Fotografin Rickie kennen, die ihr ein Praktikum in einem neu entstehenden Kulturhaus in der Uckermark vermittelt.
Als Adina dort sexuell missbraucht wurde, flieht sie nach Finnland. In Helsinki lernt sie den estnischen Professor Leonides kennen, der als Abgeordneter der EU für die Menschenrechte kämpft. Sie verlieben sich ineinander, aber ihre Liebesaffäre ist kurz. Denn Adina befindet sich innerlich immer noch auf der Flucht vor ihrer tragischen Vergangenheit.

In dem Buch „Blaue Frau“ begleiten wir die junge Adina aus Tschechien auf ihrem Weg in die bessere Zukunft in West Europa. Alle Träume des sprachbegabten Mädchens zerplatzen, als sie als Praktikantin in einem neu gebauten Kulturhaus sexuell missbraucht wurde. Da der Täter ein politisch einflussreicher Mann ist, wurde Adina mit ihren Anschuldigungen nicht ernst genommen. Auch die Flucht nach Helsinki, die Stadt der Menschenrechte, bringt Adina, die inzwischen als Sala ihr Leben fortführt, nicht weiter. Unter der Last der Vergangenheit zerbricht Salas Beziehung mit Leonides, der sich ausgerechnet für die Menschenrechte einsetzt.

Der Roman ist aber nicht nur eine Geschichte des sexuellen Missbrauchs und der Traumabewältigung. „Blaue Frau“ ist auch ein politischer Roman, der sich sowohl mit dem heutigen Europa, wie auch mit ihrer jüngsten Geschichte und deren Auswirkungen auf das gegenwärtige europäische Zusammenleben befasst. Viele von diesen Themen wurden aus osteuropäischer Sicht betrachtet.

Die zweite Handlungsebene des Romans besteht aus Begegnungen der blauen Frau mit der Erzählerin der Geschichte über Adina. Die beiden Frauen verstehen sich auf Anhieb, vertrauen einander und sprechen über das Geschichtenerzählen. Diese Teile des Buches sind sehr poetisch.

Obwohl der Roman kein Pageturner ist, ist er wärmstens zu empfehlen. Denn die Geschichte macht auf die Ereignisse in unserem persönlichen Umfeld aufmerksam und schärft den Blick auf das, was sehr oft „gerne übersehen“ wurde.
Der Roman „Blaue Frau“ erhielt den Deutschen Buchpreis 2021.

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Veröffentlicht am 09.12.2021

Phantasievolle Geschichte

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
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Quinn ist ein cooler Typ, in dem sich viele Mädchen gerne verlieben. Auch Matilda hegt im Verborgenen tiefe Gefühle für Quinn, der sie aber missachtet und oft über sie und ihre komische Familie lacht. ...

Quinn ist ein cooler Typ, in dem sich viele Mädchen gerne verlieben. Auch Matilda hegt im Verborgenen tiefe Gefühle für Quinn, der sie aber missachtet und oft über sie und ihre komische Familie lacht.
Aber dann in einer dunklen Nacht geschehen unglaubliche Dinge und Quinn, verfolgt von unheimlichen Gestalten, verliert fast sein Leben und landet schließlich in einem Rollstuhl. Ausgerechnet Matilda wurde zu seiner engsten Vertrauten und der einzigen Betreuerin, die er akzeptiert. Zusammen mit Matilda erlebt Quinn viele gefährliche Abenteuer, die oft an dem benachbarten Friedhof anfangen und sich dann in anderen Welten abspielen. Und plötzlich sieht Quinn sowohl Matilda, wie auch viele anderen Menschen mit ganz anderen Augen…

Das Buch „Vergissmeinnicht“ mit dem Untertitel „Was man beim Licht nicht sehen kann“ von Kristina Gier ist der Auftakt einer neuen Fantasy-Trilogie. Die Geschichte wurde abwechselnd aus Sicht von Quinn und Matilda erzählt. Es ist eine fantasievolle Geschichte, in der es zuerst um das Geheimnis von Quinns Herkunft geht. Nach dem schweren Unfall bleibt Quinn nicht nur behindert und ist an fremde Hilfe angewiesen. Es verändern sich seine Sinne und auf einmal verfügt er über unnatürliche Kräfte, die er selbst nicht einordnen kann. Von fremden Wesen erfährt Quinn auch über seine geheimnisvolle Herkunft, was ihn verunsichert und gleichzeitig in dem Kampf gegen seine körperliche Behinderung anspornt. Die wertwolle Stütze ist ihm dabei die von ihm bisher nicht beachtete Matilda.

Sehr spannend erzählt Kerstin Gier diese Geschichte, lässt uns in eine Welt voller Mystik und Fantasie eintauchen, sorgt sowohl für die Gänsehautgefühle sowie für ein entspanntes Lächeln. Zuerst habe ich die beiden Protagonisten auf ihren unheimlichen Abenteuern gerne begleitet und ihr Einfallsreichtum im Kampf gegen die unnatürlichen fremden Kräfte bewundert. Leider gelingt es den beiden Protagonisten nicht die Antworten auf ihre unzähligen Fragen herauszufinden. Es bleiben zum Schluss noch so viele Fragen offen, dass ich mich mit der ganzen Geschichte ein bisschen überfordert fühlte. Auch die Spannung hat dann merklich nachgelassen. Trotzdem empfehle ich dieses Buch allen, die gerne Fantasy-Bücher lesen.

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Veröffentlicht am 16.11.2021

Im Ferienparadies

Buona Notte - Ein Lago-Maggiore-Krimi
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Ganz unerwartet stirbt während des Besuchs bei Lukas sein Freund und Gitarrist Stormy Hopton. Lukas findet ihn tot in seinem privaten Musikstudio. In diesem Zusammenhang will Lukas Albano Geier die Kriminalkommissarin ...

Ganz unerwartet stirbt während des Besuchs bei Lukas sein Freund und Gitarrist Stormy Hopton. Lukas findet ihn tot in seinem privaten Musikstudio. In diesem Zusammenhang will Lukas Albano Geier die Kriminalkommissarin Cristina Conte kontaktieren, doch sie ist nicht zu erreichen. Auch die Polizeidienstelle in Varese kann Lukas mit keinen Informationen dienen. Cristina Conte ist wie vom Erdboden verschwunden.

Bei dem Ex-Polizisten Lukas läuten die Alarmglocken. Er beginnt die Suche nach der verschwundenen Cristina, die für ihn viel mehr als nur eine Kommissarin war. Seine Nachforschungen führen ihn auf die Spuren der Vergangenheit, die ihm nicht nur die Kommissarin Conte in einem ganz anderen Licht darstellt.

Der zweite Band mit dem Ex-Polizisten und Musiker Lukas Albano Geier beginnt mit viel Informationen über eine musikalische Welt, in der Lukas sich zurzeit überwiegend bewegt. Die Art von der Musik, die er liebt und bevorzugt, die Probleme in seiner Band (die Keyboarderin Helen ist nicht mehr dabei), der Besuch von der Musiklegende Stormy Hopton bestimmen die Thematik der ersten Kapitel des Buches. Bis Stormy plötzlich stirbt und Lukas, als gesetzestreuer Ex-Polizist, die Kriminalkommissarin Conte darüber informieren will.

Ab diesem Moment beginnen die spannenden Ermittlungen, die Lukas auf eigene Faust unternimmt. So kommt es, dass er mit der tragischen Vergangenheit von Cristina und ihrer Familie konfrontiert wurde. Obwohl Cristina ihre kurze Beziehung vor einer Weile bereits beendet hat, gibt Lukas nicht auf und forscht unermüdlich weiter nach.

Es ist eine sehr spannende Geschichte über eine ganze Reihe von Intrigen, Machenschaften und Verbrechen am Lago Maggiore: „hier im Ferienparadies, wo der Himmel blau ist und die Seele rein…“ (97)

Nicht nur das paradiesische Bild der Natur trügt in dem Krimi. Gekonnt führt das Autoren-Duo den Leser immer wieder auf die falschen Fährten und präsentiert einige überraschende Wendungen. Es bleibt spannend bis zum Schluss.

„Buona Notte“ ist das zweite Buch aus der Krimireihe mit Lukas Albano Geier. Da es am Anfang des Buches einige Rückblenden gibt, kann man den Krimi ohne Vorkenntnisse lesen. Diesen Lago-Maggiore-Krimi kann ich wärmstens empfehlen!

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