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Karolina_Hruskova

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Wer ist der König der Killer?

Die Stimme des Wahns
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In einem Hochsicherheitsgefängnis in den Rocky Mountains treffen der gefürchtete Serienmörder Francis Ackerman Jr., der dem FBI unter dem Namen Franklin Stine als Sonderermittler zur Verfügung steht, und ...

In einem Hochsicherheitsgefängnis in den Rocky Mountains treffen der gefürchtete Serienmörder Francis Ackerman Jr., der dem FBI unter dem Namen Franklin Stine als Sonderermittler zur Verfügung steht, und seine Partnerin Nadia Shirazi auf einen der gefährlichsten Gefangenen: den sogenannten Demon. Doch schon nach kurzer Analyse ist den beiden klar, dass der Gefangene nur ein manipulierter und präparierter Doppelgänger ist – was bedeutet, dass der echte Demon die ganze Zeit in Freiheit den Vergeltungsschlag gegen Francis planen konnte. Doch was hat er vor? Alle Spuren führen zu einem politischen Attentat, das jedoch so gar nicht zu Demon passt. Dieses Problem wird allerdings zweitrangig, als Demon Francis auf persönlicher Ebene angreift.

Ich mag die Cover der Reihe. Bereits „Die Stimme des Zorns“ und „Die Stimme der Rache“ waren gelungen. Auch bei „Die Stimme des Wahns“, dem dritten Teil, wird auf Schlichtheit gesetzt. Das Cover ist fast schwarz, womit der goldene Schriftzug des Autorennamens hervorgehoben wird. Darunter ziert eine ebenfalls schwarze Darstellung eines Schädels dezent den Rest des Covers. Für mich ist zwar keine Verbindung der Geschichte zu einem Schädel ersichtlich, aber die grafische Darstellung finde ich dennoch sehr ansprechend.

Der Roman besteht aus vier Teilen, die fließend ineinander übergehen. Zu Beginn wird der Leser zu dem eigentlichen Geschehen herangeführt, das den ganzen Roman dominiert: Das unausweichliche Aufeinandertreffen zwischen Francis Ackerman Jr. und Demon. Parallele Handlungsstränge, die im ersten Moment ohne Zusammenhang zur Hauptgeschichte erzählt werden, ergeben nach und nach Sinn und dem Leser wird bewusst, wie viele wichtige Informationen und Vorgeschichten er arglos erhielt und aus welchen Gründen er auf den ersten Blick willkürlich ausgewählte Personen kennenlernt. Gleichzusetzen mit dem Sprichwort „Alle Wege führen nach Rom“ führen in diesem Fall alle Handlungsstränge zu Demon. Leider hat es auf mich jedoch durch die vielen parallelen Erzählungen den Eindruck gemacht, dass der Roman sehr hektisch ist; auch ist es mir stellenweise schwergefallen, zwischen den einzelnen Erzählungen, die teils unabhängig voneinander waren, zu wechseln und mich sofort in die unterschiedlichsten Situationen wieder hineinzudenken, wenn man doch vorher von etwas ganz anderem unterbrochen wurde.

Was die Charaktere betrifft, ist vor allem Francis bemerkenswert. Er ist die Hauptfigur, die zum einen unheimlich charismatisch, zum anderen aber ein Raubtier ist – was überaus überzeugend beschrieben wird. Ein Zitat aus dem Roman trifft den Nagel auf den Kopf: „Der Mann konnte übergangslos von heiter und gelassen zu einem wandelnden Ballett von Blut und Wut mutieren“ (S. 213). Vermutlich liegt auch hier eine gewisse Faszination in der Person des Francis Ackerman Jr., dessen Vater ihn seit seiner Kindheit misshandelt und konditioniert hat, sodass Francis als Erwachsener der gefürchtetste Serienmörder wurde. Mit der Fähigkeit, keine Furcht zu verspüren, seinen vielseitigen und perfektionierten Kampferfahrungen sowie seinem breiten Wissen über… gefühlt alles? ist Francis jedem Gegner von Anfang an haushoch überlegen und jeder Kampf schon vor dem eigentlichen Beginn entschieden.

Nicht so jedoch das Aufeinandertreffen zwischen Demon und Francis. Wer von den beiden ist der König der Killer?

Das Ende, bei dem man eine Antwort auf die Frage erwartet, hat mich unbefriedigt zurückgelassen. Zwar sind die vielen Handlungsstränge auf der einen Seite an Input einfach nur viel, aber sie treiben die Geschichte schnell voran, sodass die Seiten nur dahinfliegen beim Lesen und die Spannung kontinuierlich wächst und wächst – nur um den Leser am Höhepunkt der Geschichte mit einem Cliffhanger von für mich noch nie dagewesenem Ausmaß zurückzulassen. Ja, durch den Cliffhanger will ich mehr. Und zwar sofort. Aber dann wiederum habe ich bis zu diesem Punkt den ganzen Roman gelesen, um hängengelassen zu werden.

Persönlich würde ich die Lektüre der vorherigen Teile empfehlen sowie die Shepherd-Reihe, da in „Die Stimme des Wahns“ viele Geschehnisse aus der Vergangenheit wieder aufgegriffen werden und die Umstände ohne Hintergrundwissen wohl nur schwer verständlich sind. Außerdem sollte man sich bewusst sein, dass Ethan Cross keine leichte Kost für zwischendurch ist – nein, vielmehr wird man als Leser hochgradiger Spannung ausgesetzt, die durch seinen relativ anspruchsvollen Sprachstil und stellenweise anschaulich beschriebenen Kampfszenen einen absoluten Nervenkitzel beschwört.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Wie weit darf Liebe gehen?

Follow Me Back
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Tessa kämpft mit einem Trauma und eine Angststörung macht es ihr unmöglich, ihr eigenes Zimmer zu verlassen. Um sich dennoch mit der Außenwelt gefahrlos austauschen zu können, twittert sie unter dem Namen ...

Tessa kämpft mit einem Trauma und eine Angststörung macht es ihr unmöglich, ihr eigenes Zimmer zu verlassen. Um sich dennoch mit der Außenwelt gefahrlos austauschen zu können, twittert sie unter dem Namen @TessaHeartsEric über ihre große Leidenschaft, den Pop-Sänger Eric Thorn. Doch zu ihren Followern zählen nicht nur Fans des Sängers – eines Tages wird sie in einen privaten Chat mit einem Hater verwickelt. Was sie nicht ahnt: Hinter dem Account @EricThornIstScheisse steckt niemand anderes als Eric Thorn höchstpersönlich. Der wiederum hat genug vom Rampenlicht und seinen Fans und möchte sich selbst mithilfe seines Pseudonyms denunzieren. Doch haben beide nicht damit gerechnet, dass sie bald schon ohne den anderen nicht mehr können. Als Eric schließlich Tessa die Wahrheit sagen möchte, werden seine Pläne durch große Gefahren durchkreuzt…

Das Cover hat mir gefallen. Nicht mehr und nicht weniger. Die Farben sind gut aufeinander abgestimmt, sodass es mir scheint, als würden durch den abwechselnden dunklen und hellen Bereich auch die Schattenseiten und die guten Seiten dargestellt werden. Alles verschwimmt miteinander und strahlt eine gewisse Tiefe aus. Allerdings ist das natürlich auch sehr weit hergeholt, würde aber zum Inhalt des Romans passen.

Zu Beginn des Romans habe ich wahrscheinlich nicht nur einmal mit den Augen gerollt. Weder zu Tessa noch zu Eric konnte ich in den ersten paar Kapiteln eine Bindung aufbauen: Tessa wirkte mir viel zu distanziert und nicht wirklich greifbar. Als Leser ist es mir schwergefallen, ihre Angst nachzuvollziehen, jedoch habe ich Tessa nach und nach kennengelernt und schließlich auch erkannt, wie sie sich fühlen muss. Die Erkenntnis ist im Nachhinein sehr, sehr wichtig und wertvoll, denn heutzutage begegnet man leider noch immer vielen Vorurteilen und Unverständnis gegenüber Krankheiten, die unsichtbar sind. Auch mit Eric hatte ich Probleme. Er wirkte undankbar, ja regelrecht angewidert von seinen Fans und scheint vieles zu dramatisieren. Doch auch hier habe ich festgestellt, dass eine Bindung im Verlauf des Romans durchaus möglich ist und eigentlich von ganz alleine passiert. Je mehr er sich mit Tessa austauschte, desto mehr verstand ich ihn auch und mochte ihn zum Schluss richtig.

Die Geschichte von Tessa und Eric war für mich etwas besonders. Wahrscheinlich hat jeder in seinem Leben ein Idol oder eine prominente Persönlichkeit, zu der man eine Zeitlang aufschaut. Wie weit darf jedoch diese Liebe gehen? In Erics Fall ist die erdrückende Fanliebe belastend und einschränkend. Durch einen Vorfall, bei dem ein anderer Sänger von einem besessenen Fan ermordet wurde, hat Eric sogar Angst vor seinen Fans. Tessa wiederum vergöttert ihn nicht blindlings, sondern hinterfragt ihn. Aufgrund dieser Tatsache entwickeln sich zwischen Tessa und Eric, der sich ihr in Twitter als Taylor vorstellt, nicht nur eine starke Vertrauensbasis, sondern bald auch tiefe Gefühle. Es ist schön bei dieser Entwicklung dabei sein zu können – bis Eric jedoch Tessa treffen und ihr die Wahrheit über „Taylor“ sagen möchte.

Als es endlich soweit war und das Treffen unmittelbar bevorstand – zack, entwickelt sich der Roman regelrecht zu einem Thriller. Naja, das ist zwar dann doch etwas übertrieben, aber der Roman verlässt plötzlich den klassischen New-Adult-Weg, als ein Verbrechen sämtliche Pläne Erics über den Haufen werfen. Hier baute sich schnell Spannung auf, die dafür gesorgt hat, dass ich das Buch gar nicht mehr weglegen wollte. In diesem Zusammenhang ist ein weiteres Mal die Frage präsent: Wie weit darf Liebe gehen?

Alles in einem hat mir der Roman sehr gut gefallen. Es ist wichtig, dass sich auch in Romanen mit Themen befasst wird, die in der heutigen Gesellschaft noch immer nicht genügend Achtung und Verständnis erhalten. Meiner Meinung nach ist das ein möglicher Weg, um die Gesellschaft zumindest etwas zu sensibilisieren. Zeitgleich werden auch die Gefahren von Social Media, insbesondere das Catfishing, aufgezeigt. Mit „Follow me back“ hat man also einen Roman vor sich, der nicht nur die schönen Seiten betont, sondern sich auch auf die Schattenseiten traut.

Für mich mehr als genug Gründe, um den zweiten Band lesen zu wollen!

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Game Over oder Level Up?

Feeling Close to You
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Teagan ist eine waschechte Gamerin. Die Nacht wird bei ihr zum Tag, wenn sie stundenlang mit ihrer kleinen Community Online-Videospiele streamt, um sich Geld für ihr baldiges Studium zu verdienen. Als ...

Teagan ist eine waschechte Gamerin. Die Nacht wird bei ihr zum Tag, wenn sie stundenlang mit ihrer kleinen Community Online-Videospiele streamt, um sich Geld für ihr baldiges Studium zu verdienen. Als TRGame trifft sie während einer Spielrunde auf Parker, einen erfolgreichen und bekannten Gamer und Youtuber, der wiederum als Mitspieler in der gegnerischen Mannschaft haushoch gegen sie verliert. Getrieben von seinem Ehrgeiz und der Neugier, wer TRGame ist, kommt er schon bald mit Teagan in Kontakt. Anfangs nur über Chat, merken beide schnell, dass mehr als nur eine Online-Freundschaft zwischen ihnen ist. Doch nicht nur eine große räumliche Distanz steht zwischen ihnen – beide sind in der Vergangenheit verletzt und verlassen worden. Der Kontakt über Chats reicht ihnen jedoch bald nicht mehr aus…

Gestalterisch ist das Buch gelungen: Das Cover ist in Bezug auf die Geschichte neutral, dennoch ist die Art und Weise der Gestaltung, die mich an Alkoholfarben erinnert, ansprechend und zusätzlich durch die goldenen Akzente ein kleiner Blickfang. Mein einziger Kritikpunkt an dieser Stelle wäre der, dass es mir scheint, als wäre das Cover an manchen Stellen unscharf abgebildet worden.

Teagans und Parkers Geschichte hat mir gut gefallen. Sowohl die Leidenschaft für das Gaming als auch der Wandel, den beide im Laufe der Geschichte erfahren, war für mich zum einen glaubhaft und zum anderen nachvollziehbar. Auch die allgemeine Darstellung der Protagonisten war für mich stimmig und ging ausreichend in die Tiefe: Teagans Angst, wieder verlassen zu werden, war genauso verständlich für mich wie die Last, die sich Parker durch ein gut gehütetes Geheimnis auferlegt hat. Charakterlich fand ich Teagan und Parker weder überzogen noch zu seicht. Sie beweisen, dass es möglich ist, dass man sich trotz großer Entfernung nah sein kann – was auch wiederum gut zum Titel des Romans passt.

Ich mochte es, die beiden bei ihrem Kennenlernen zu begleiten, wenn auch Parkers „Fehler“ zum Ende der Geschichte mir wie ein Dorn im Auge war. Es wirkte zu gewollt, zu abgedroschen und zu flach – gerade hier hätte ich mir mehr Emotionen und eine engere Verbindung vor allem zu Teagan gewünscht. Im Kontext der Veränderung, die danach jedoch einsetzte, hat es wieder gepasst. Ausbaufähig, aber mit Berechtigungsdasein. Beide merken, dass sie besser kommunizieren müssen – mit sich selbst, mit ihren Eltern oder mit ihren Freunden. Vor allem durch Parker wird auch ausgedrückt, dass es okay ist, Hilfe anzunehmen – die Message finde ich persönlich sehr wertvoll.

Sprachlich war der Roman okay. Es wird locker und anschaulich geschrieben und ab und an wird der Fließtext über mehrere Seiten durch eine Art Chatverlauf zwischen Teagan und Parker unterbrochen, was zum einen auflockernd ist, zum anderen passt der Chatverlauf natürlich super zum Thema.

Mit Feeling Close to You wird alles in einem eine schöne Story erzählt. Die Charaktere sind glaubwürdig und die Idee, Gaming in einen Roman zu integrieren, fand ich interessant. Nach der Lektüre habe ich mich tatsächlich gut aufgehoben gefühlt und hätte nichts gegen eine Fortsetzung von Teagan und Parker.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Eiskunstlauf ist ihr Leben. Oder doch nicht?

Right Here (Stay With Me)
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Ihre Eltern geben Lucy die Chance, ihren Traum von einer Karriere im Eiskunstlauf zu verwirklichen – unter einer Bedingung: sie muss beim nächsten Wettbewerb erfolgreich sein, ansonsten muss sie ihr Marketingstudium ...

Ihre Eltern geben Lucy die Chance, ihren Traum von einer Karriere im Eiskunstlauf zu verwirklichen – unter einer Bedingung: sie muss beim nächsten Wettbewerb erfolgreich sein, ansonsten muss sie ihr Marketingstudium wieder aufnehmen. Ausgerechnet während des Trainings für den Wettbewerb hat sie auf dem Eis einen Unfall, bei dem sie mit dem 8-jährigen Mika zusammenstößt. Dessen älterer Bruder Jules besteht darauf, die verletzte Lucy in das Krankenhaus zu begleiten – und stellt von da an ihre Welt auf den Kopf. Plötzlich muss sich Lucy fragen: Eiskunstlauf ist ihr Leben. Oder doch nicht?

Das Cover des Romans hat mich irritiert zurückgelassen. Die schönen Schneeflocken und das, was für mich nach Schnee aussieht, haben mich auf einen Roman eingestimmt, der im tiefsten Winter spielt. In meiner Vorstellung lagen Unmengen glitzernder Schnee, ich sah kuschelige Schals und Mützen vor mir, dunkle Nächte und rote Nasen. Stattdessen habe ich mich in einem eher herbstlichen Setting wiedergefunden, das zu den Schneeflocken auf dem Cover nicht passen möchte. Und wenn ich an Eiskunstlauf denke, denke ich nicht in erster Linie an Schneeflocken. Die zwei Hände, die die Schneeflocken und den Titel des Romans umfassen, heben sich grafisch etwas hervor, allerdings passen sie stilistisch nicht ganz ins Gesamtbild.

Mit der Darstellung der Hauptfiguren hatte ich Probleme. Es wurde keine Gelegenheit ausgelassen, in der nicht betont wurde, dass der Eiskunstlauf Lucys Leben ist und sie sich nichts anderes vorstellen kann. Diese übertriebene Betonung hat mich genauso wie ihre kindische Einstellung „jeder ist gemein zu mir" im Zusammenhang mit ihren Eltern gestört. Auch Jules' Beschreibung war zwar nett, jedoch ist es irgendwann zu viel, dass er ständig – also wirklich immer – rot anläuft, sobald er Lucy sieht oder berührt oder mit ihr spricht. Seine „Dämonen", wie sie im Klapptext beschrieben werden, wurden für mich gleichzeitig auch zu oberflächlich dargestellt. Nach einem kurzen Intermezzo waren diese Dämonen auch schon wieder weg.

Lucy und Jules. Jules und Lucy. Was mache ich nur mit euch beiden? Überrascht hat mich das Ende, das nicht perfekt war oder alle Probleme auf einen Schlag löste, sondern mich tatsächlich nachdenklich gemacht hat. Eine Erkenntnis von Lucy, die im Laufe des Romans einen inneren Kampf führt, möchte ich an dieser Stelle zitieren: „Mutig und verletzlich.“ (S. 381) – beides ist möglich. Lange hat es zwar gedauert, bis sich bei ihr eine neue Sicht auf die Dinge entwickelt hat, doch als sie schließlich ihre Einstellung änderte, war ich angenehm überrascht.

Der Roman hat mich im Großen und Ganzen mit einem guten Gefühl zurückgelassen. Die Erzählung der Geschichte von Lucy und Jules war stellenweise etwas langwierig und von unnötigen Zwischensequenzen durchzogen. Nichtsdestotrotz war sie entspannend zu lesen und hat mich mit ihrer Ruhe eingenommen. Es gab weder größere Höhen noch Tiefen, aber alles in einem gefiel mir der Roman, weil er vielleicht auch gerade dadurch ein Gefühl hinterlassen hat, als sei ich in Watte eingepackt worden. Lesenswert: ja, ein zweites Mal aber auch? Nicht ausgeschlossen, wenn mir wieder nach diesem friedlichen, leichten und weichen Gefühl ist.

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Veröffentlicht am 16.06.2023

Ein erquickender Auftakt für eine Reise in die feine Gesellschaft Londons

Bridgerton - Der Duke und ich
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London, 1813. Daphne Bridgerton lernt auf einem der zahlreichen Bälle der Saison Simon Basset kennen, den Duke of Hastings, und schließt mit ihm einen Deal ab: Er umwirbt sie, sodass sie gesellschaftlich ...

London, 1813. Daphne Bridgerton lernt auf einem der zahlreichen Bälle der Saison Simon Basset kennen, den Duke of Hastings, und schließt mit ihm einen Deal ab: Er umwirbt sie, sodass sie gesellschaftlich in den Mittelpunkt rückt, dadurch begehrenswerter wird und unter den vielen Verehrern einen anständigen Ehemann findet. Simon hingegen wird von Müttern, die für ihre Töchter eine gute Heiratspartie in ihm sehen, in Ruhe gelassen. Ihr falsches Spiel scheint anfänglich den gewünschten Effekt mit sich zu bringen, bis jedoch echte Gefühle zwischen ihnen entstehen.

Wie viele andere vermutlich auch, kannte ich zuerst die Netflix-Serie, bevor ich den Roman gelesen habe. Ich war anfangs sehr überrascht, in wie vielen Punkten sie sich voneinander unterscheiden! Doch gerade das hat das Lesen spannend gemacht.

Der Schreibstil war für mich auf den ersten Seiten etwas holprig, da ich ab und an über z.B. die Titel der Gesellschaft (Earl, Duke, Viscount usw.) gestolpert bin. Ich muss dazu aber sagen, dass das mein erster historischer Roman war – wahrscheinlich war ich dieses Vokabular einfach nicht gewohnt. In die Geschichte habe ich dann doch sehr schnell hineingefunden; natürlich ist die Sprache etwas „gehobener“, aber trotzdem sehr flüssig, leicht zu lesen und nicht extravagant oder hochgestochen. Eher wurde durch den Schreibstil die Zeit, in der der Roman spielt, modern dargestellt.

Fast der komplette Roman besteht aus wörtlicher Rede, was ihn für mich sehr lebendig und dynamisch gestaltet hat. Persönlich hätte ich mir mehr Beschreibungen der Ballsäle oder Mode gewünscht, doch mit dem bisschen, das mir an die Hand gegeben wurde, konnte ich auch leben.

Die Ausarbeitung der Charaktere fand ich durchwachsen. Die Protagonisten Daphne und Simon haben mir mit ihren Unterhaltungen gut gefallen. Sie waren von unaufdringlichem, verstecktem und ungezwungenem Humor durchzogen, ein netter Schlagabtausch hat sich ab und an dazwischengeschoben und dennoch konnten sie auch ernst miteinander reden. Leider jedoch war die Beziehung der beiden durch viel Misskommunikation geprägt, wovon ich weniger Fan bin, aber auch verstehe, dass das die Geschichte ausmacht und antreibt. Daphnes ältere Brüder haben schon irgendwie gepasst (wobei sie an manchen Stellen sehr übertrieben waren), doch ihre Mutter fand ich fürchterlich albern und überzogen in ihrem Handeln. Von Lady Whistledown war ich überrascht, da ihre Figur im Roman nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat.

Alles in einem hat mich „Bridgerton – Der Duke und ich“ gut unterhalten. Ich bin zwar unschlüssig, ob ich den zweiten Epilog wirklich gebraucht habe, doch bis dahin war es mir eine Freude, Daphne und Simon auf ihrem Weg zu begleiten und mit ihnen in eine andere Zeit zu reisen. All das mir Unbekannte hat meine Fantasie auf Hochtouren gebracht, weshalb ich wohl auch in Zukunft Geschichten der Familie Bridgerton nicht abgeneigt sein werde.

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