Wer ist der König der Killer?
Die Stimme des WahnsIn einem Hochsicherheitsgefängnis in den Rocky Mountains treffen der gefürchtete Serienmörder Francis Ackerman Jr., der dem FBI unter dem Namen Franklin Stine als Sonderermittler zur Verfügung steht, und ...
In einem Hochsicherheitsgefängnis in den Rocky Mountains treffen der gefürchtete Serienmörder Francis Ackerman Jr., der dem FBI unter dem Namen Franklin Stine als Sonderermittler zur Verfügung steht, und seine Partnerin Nadia Shirazi auf einen der gefährlichsten Gefangenen: den sogenannten Demon. Doch schon nach kurzer Analyse ist den beiden klar, dass der Gefangene nur ein manipulierter und präparierter Doppelgänger ist – was bedeutet, dass der echte Demon die ganze Zeit in Freiheit den Vergeltungsschlag gegen Francis planen konnte. Doch was hat er vor? Alle Spuren führen zu einem politischen Attentat, das jedoch so gar nicht zu Demon passt. Dieses Problem wird allerdings zweitrangig, als Demon Francis auf persönlicher Ebene angreift.
Ich mag die Cover der Reihe. Bereits „Die Stimme des Zorns“ und „Die Stimme der Rache“ waren gelungen. Auch bei „Die Stimme des Wahns“, dem dritten Teil, wird auf Schlichtheit gesetzt. Das Cover ist fast schwarz, womit der goldene Schriftzug des Autorennamens hervorgehoben wird. Darunter ziert eine ebenfalls schwarze Darstellung eines Schädels dezent den Rest des Covers. Für mich ist zwar keine Verbindung der Geschichte zu einem Schädel ersichtlich, aber die grafische Darstellung finde ich dennoch sehr ansprechend.
Der Roman besteht aus vier Teilen, die fließend ineinander übergehen. Zu Beginn wird der Leser zu dem eigentlichen Geschehen herangeführt, das den ganzen Roman dominiert: Das unausweichliche Aufeinandertreffen zwischen Francis Ackerman Jr. und Demon. Parallele Handlungsstränge, die im ersten Moment ohne Zusammenhang zur Hauptgeschichte erzählt werden, ergeben nach und nach Sinn und dem Leser wird bewusst, wie viele wichtige Informationen und Vorgeschichten er arglos erhielt und aus welchen Gründen er auf den ersten Blick willkürlich ausgewählte Personen kennenlernt. Gleichzusetzen mit dem Sprichwort „Alle Wege führen nach Rom“ führen in diesem Fall alle Handlungsstränge zu Demon. Leider hat es auf mich jedoch durch die vielen parallelen Erzählungen den Eindruck gemacht, dass der Roman sehr hektisch ist; auch ist es mir stellenweise schwergefallen, zwischen den einzelnen Erzählungen, die teils unabhängig voneinander waren, zu wechseln und mich sofort in die unterschiedlichsten Situationen wieder hineinzudenken, wenn man doch vorher von etwas ganz anderem unterbrochen wurde.
Was die Charaktere betrifft, ist vor allem Francis bemerkenswert. Er ist die Hauptfigur, die zum einen unheimlich charismatisch, zum anderen aber ein Raubtier ist – was überaus überzeugend beschrieben wird. Ein Zitat aus dem Roman trifft den Nagel auf den Kopf: „Der Mann konnte übergangslos von heiter und gelassen zu einem wandelnden Ballett von Blut und Wut mutieren“ (S. 213). Vermutlich liegt auch hier eine gewisse Faszination in der Person des Francis Ackerman Jr., dessen Vater ihn seit seiner Kindheit misshandelt und konditioniert hat, sodass Francis als Erwachsener der gefürchtetste Serienmörder wurde. Mit der Fähigkeit, keine Furcht zu verspüren, seinen vielseitigen und perfektionierten Kampferfahrungen sowie seinem breiten Wissen über… gefühlt alles? ist Francis jedem Gegner von Anfang an haushoch überlegen und jeder Kampf schon vor dem eigentlichen Beginn entschieden.
Nicht so jedoch das Aufeinandertreffen zwischen Demon und Francis. Wer von den beiden ist der König der Killer?
Das Ende, bei dem man eine Antwort auf die Frage erwartet, hat mich unbefriedigt zurückgelassen. Zwar sind die vielen Handlungsstränge auf der einen Seite an Input einfach nur viel, aber sie treiben die Geschichte schnell voran, sodass die Seiten nur dahinfliegen beim Lesen und die Spannung kontinuierlich wächst und wächst – nur um den Leser am Höhepunkt der Geschichte mit einem Cliffhanger von für mich noch nie dagewesenem Ausmaß zurückzulassen. Ja, durch den Cliffhanger will ich mehr. Und zwar sofort. Aber dann wiederum habe ich bis zu diesem Punkt den ganzen Roman gelesen, um hängengelassen zu werden.
Persönlich würde ich die Lektüre der vorherigen Teile empfehlen sowie die Shepherd-Reihe, da in „Die Stimme des Wahns“ viele Geschehnisse aus der Vergangenheit wieder aufgegriffen werden und die Umstände ohne Hintergrundwissen wohl nur schwer verständlich sind. Außerdem sollte man sich bewusst sein, dass Ethan Cross keine leichte Kost für zwischendurch ist – nein, vielmehr wird man als Leser hochgradiger Spannung ausgesetzt, die durch seinen relativ anspruchsvollen Sprachstil und stellenweise anschaulich beschriebenen Kampfszenen einen absoluten Nervenkitzel beschwört.