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Veröffentlicht am 13.02.2022

Ein bildhafter, leiser Kriminalroman

Der Holländer
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Auf ihrer letzten Patrouillenfahrt entlang der deutsch/niederländischen Grenze an der Emsmündung ins Wattenmeer entdeckt Opperwachtmeester Geeske Dobbenja eine Leiche an der Wassergrenze der Sandbank De ...

Auf ihrer letzten Patrouillenfahrt entlang der deutsch/niederländischen Grenze an der Emsmündung ins Wattenmeer entdeckt Opperwachtmeester Geeske Dobbenja eine Leiche an der Wassergrenze der Sandbank De Hond. Den Grenzschützern bleibt nur wenig Zeit um die Auffindesituation der Leiche zu dokumentieren, da die Flut die Sandbank zu überspülen droht.
Da die Grenzsituation nicht kurzfristig geklärt werden konnte, übernimmt Liewe Cupido, genannt „Der Holländer“ erst einmal inoffiziell die Ermittlungen.


Zuerst möchte ich den Mare-Verlag zur der wunderbaren Gestaltung des Covers und Umschlaginnenseite gratulieren. Die zwei einsamen Wattwanderer auf dem Cover erlauben einen Blick auf den Inhalt des Romans. Eine übersichtliche Karte der Küstenregion wurde in die Umschlaginnenseite gedruckt. Mir hat das sehr geholfen mich jederzeit auf den Wegen der Protagonisten zurecht zu finden.
Leider hat dieser Roman nur 241 Seiten. Die Geschichte des Holländers, seine Ermittlungsmethoden und sein Umgang mit dem Meer hätte ich endlos lang lesen mögen. Mathijs Deen hat den Liewe Cupido von verschiedenen Seiten beleuchtet. Seine Kindheit, seine Ängste, seine Wurzeln, seine Vorlieben und seine Arbeitsweise wurden stets zwischen seinen Beobachtungen und Befragungen eingestreut. Er spricht nicht viel, aber was er sagt ist immer wichtig.
Ein liebenswerter Einzelgänger, ich würde gerne mehr von ihm lesen.
Das andere große Thema dieses leisen Kriminalromans war das Meer, das Watt. Der Autor scheint diese Küstenregion sehr gut zu kennen. Respekt vor dem Wattenmeer, aber auch sehr viel Liebe ist da zu erkennen. Fast auf jeder Seite konnte man verschiedene Emotionen bei den einzelnen Protagonisten erkennen. Jeder der drei Wattwanderer hatte unterschiedliche Einstellungen zum Meer, zum Watt und vor allem zu ihrer Pionierarbeit für zukünftigen Wattwanderungen. Es ging auch um Neid, Stolz, Liebe und Rache.
Und wer erarbeitet und durchschaut letztlich die Tragödie? Ein in sich gekehrter Mann voller Ängste und Erinnerungen erkennt die Unwahrheiten und Gefühle.

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Veröffentlicht am 11.02.2022

Spannend - Die Innenansicht der Bücherwelt

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Nach einem unerfreulichen Morgenlauf mit ihrem Malinois-Rüden Beck’s wird Pia Sander telefonisch von ihrem Ex-Mann Henning Kirchhoff gebeten einem Hilferuf seiner Literaturagentin Maria Hauschild nachzugehen. ...

Nach einem unerfreulichen Morgenlauf mit ihrem Malinois-Rüden Beck’s wird Pia Sander telefonisch von ihrem Ex-Mann Henning Kirchhoff gebeten einem Hilferuf seiner Literaturagentin Maria Hauschild nachzugehen. Maria kann seit Tagen ihre Freundin Heike Wersch nicht mehr erreichen. Sie befürchtet ein Verbrechen oder auch Suizid.
Frau Wersch wird nicht in ihrem Haus angetroffen. Ihr dementer Vater vegetiert angekettet im ersten Stock des Hauses. Ihr Auto steht in der Garage und eingekaufte Lebensmittel sind nicht ausgeräumt.
Pia Sander, Oliver von Bodenstein und ihr Team nehmen die Ermittlungen auf.

Der zehnte Fall für Pia Sander, Oliver von Bodenstein und ihr Team fühlt sich für mich als Leser an, wie ein langersehnter Besuch bei guten alten Bekannten.
Olivers zweiter Ehe ist leider gescheitert. Wieder einmal muss er erkennen, dass er immer die falschen Partnerinnen wählt. Seine gescheiterten Beziehungen begleiten jeden seiner Fälle, tragisch, aber als langjähriger Leser ist man es leider gewohnt.
Pia, mittlerweile glücklich verheiratet, streitet und kämpft immer noch mit ihrem Ex-Mann Henning Kirchberg. Trotzdem respektiert und bewundert sie ihn manchmal, was ihren Mann nicht amüsiert. Hinzu kommen neckende, tiefsinnige und respektable Ideen und Ermittlungsansätze des Teams und der Chefin Nikola Engel.
Die einzelnen Fälle sind immer spannend, manchmal brutal und blutig.
Dieses Mal sind die Szene und die Tatorte besonders, das Verlagswesen, Literaturagenten, Lektoren und Vertriebsleiter. Das ist schon eine besondere „Blase“. Intrigen, Erpressung, offene Liebschaft, Erniedrigungen, Versagungsängste, Eifersüchteleien und nachlassende Beliebtheit sind hoffentlich nicht realer Alltag im Verlagswesen. Hier wurde sicher vieles auf die Spitze getrieben. Ich denke schon, dass auch in der Realität mit Ellbogen und Fäusten gearbeitet wird und dass althergebrachtes aussortiert wird, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Die Ermittlungsarbeit gestaltet sich manchmal slapstick-haft, manchmal wirr mit vielen Wendungen, aber bleibt doch immer logisch und nachvollziehbar.
Spannende und fesselnde Unterhaltung verspricht jeder Krimi meines Lieblings-Ermittler-Teams aus dem Taunus.
Möge Nele Neuhaus noch viele gute Ideen zu dieser Reihe haben.

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Veröffentlicht am 07.02.2022

Mega spannender Grenzfall

Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht
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Heftige Schneestürme türmen riesige Schneewehen in die Grenzregion Karwendel, so dass Straßen und Wege nicht mehr zu erkennen sind.
Fünf junge Menschen verschwinden innerhalb weniger Tage. Eine junge Frau ...

Heftige Schneestürme türmen riesige Schneewehen in die Grenzregion Karwendel, so dass Straßen und Wege nicht mehr zu erkennen sind.
Fünf junge Menschen verschwinden innerhalb weniger Tage. Eine junge Frau und ein Pärchen werden in der Jachenau vermisst. Zwei Studentinnen verschwinden aus einem Studentenwohnheim in Innsbruck. Noch sind die deutsche Kommissarin Alexa Jahn und der österreichische Kommissar Bernhard Krammer getrennt für die Fälle zuständig.
Aber gibt es einen Zusammenhang zwischen den Fällen? Können die Kommissare länderübergreifend die Fälle lösen?


Nach dem vorherigen Band „Grenzfall – Der Tod in ihren Augen“ hat Frau Schneider wieder einen rasanten und äußerst spannenden Kriminalroman vorgelegt. Diese Reihe aus dem Grenzgebiet Karwendel unterhält nicht nur mit einem facettenreichen Kriminalfall. Es werden Themen beleuchtet, die nicht allgemein bekannt sind, aber dem Leser bewusst werden sollen, um auf die Problematik aufmerksam zu machen.
Nicht nur mir als „Niederrheinerin“ war der Karwendel unbekannt. Nach der Lektüre dieser Krimireihe kennt man sich ganz gut aus und entscheidet sich vielleicht dieser Region einen Besuch abzustatten.
Dazu kommen die beiden Hauptermittler Alexa Jahn und Bernhard Krammer. Auf dem erster Blick hat man den Eindruck, dass sie unterschiedlicher kaum sein könnten, aber im Laufe der Ermittlungen lassen sich viele Gemeinsamkeiten erkennen, die sich mit der Zeit auch erklären lassen.
Während dieses Grenzfalls läuft die Ermittlungsarbeit lange Zeit parallel ohne Berührungspunkte der beiden Grenzregionen. Nur der Leser erhält zusätzliche Informationen mittels eingeschobener Kapitel, in denen die Situation der Vermissten/Entführten von einzelnen Opfern beschrieben wird. Bei mir erzeugten diese Einschübe einerseits Beruhigung, die Entführten lebten, andererseits erhöhte sich bei mir die Dringlichkeit. Mögen die Beamten sich doch beeilen. Wer weiß, wie lange die jungen Leute noch überleben können.
Der Hass und die Brutalität der Täter haben mich ziemlich verschreckt, ebenso die Darstellung und Beschreibung der Taten durch die Autorin. Schließlich war nicht alles nur Fiktion. Das macht dann schon etwas mit dem Leser, vielleicht macht es uns etwas aufmerksamer.
Alles in Allem war dieser Krimi ein Lesevergnügen. Er hatte alles, was ein spannender und unterhaltsamer Kriminalroman haben sollte. Außerdem bietet die Krimireihe neben interessanten und grenzüberschreitenden Kriminalfällen, eine außergewöhnliche, private Hintergrundgeschichte der ermittelnden Beamten, die nie zu viel Platz eingenommen hat, aber immer wieder unsere Neugier anstachelte.

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Veröffentlicht am 29.01.2022

Hammer Thriller-Serie

Die Nacht – Wirst du morgen noch leben?
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Ein Computervirus schaltet auf vielen Computern die Life-Übertragung eines unmenschlichen gruseligen Szenariums ein. Die unfreiwilligen Zuschauer sehen fünf große Glaszylinder, in denen glatzköpfige, nackte ...

Ein Computervirus schaltet auf vielen Computern die Life-Übertragung eines unmenschlichen gruseligen Szenariums ein. Die unfreiwilligen Zuschauer sehen fünf große Glaszylinder, in denen glatzköpfige, nackte Menschen gefangen sind. Die Zuschauer werden aufgefordert Aufgaben zu lösen, um das Leben der drei Frauen und zwei Männern zu retten.
Umgehend machen sich Europol Topermittlerin Inga Björk und Christian Brand an die Arbeit.


Der zweite Thriller aus der Inga Björk und Christian Brand-Reihe steht dem Debüt-Bestseller „Das Spiel“ in keiner Weise nach. Im Gegenteil, ich finde ihn eigentlich noch stärker als der Vorgänger.
Inga Björk und Christian Brand entwickeln sich immer mehr zum Super-Ermittlerteam, des Einen Schwächen sind des Anderen Stärken.
Die Gründe, warum die Beiden so geworden sind, wie sie heute sind, werden in diesem Band tiefer beleuchtet, aber immer noch nicht ganz aufgedeckt. Das geschieht vielleicht im Folgeband. Es ist auf jeden Fall interessant, ihre Entwicklung zu beobachten.
In diesem Fall scheinen viele Parallelen zur Vorgeschichte der beiden Ermittler zu liegen.
Erlittenes Unrecht, Traumata und erlebte Misshandlungen in der Kindheit können verschiedene Lebensmodelle und Philosophien hervorbringen.
Ich möchte hier nicht zu viel Spoilern, aber dieser Thriller hat nicht nur die Ermittler an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gebracht.
Das Buch ist von der ersten bis zur allerletzten Seite spannend und irgendwie auch Nerv tötend. Das aber im besten Sinne.

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Veröffentlicht am 29.01.2022

Genialer Polit-Triller

State of Terror
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Drei gewaltige Bombenexplosionen schrecken die Regierungen Europas und der USA auf.
Zuerst wird in London ein Bus gesprengt, dann in Paris und zuletzt in Frankfurt.
Keine Terror-Organisation bekennt sich ...

Drei gewaltige Bombenexplosionen schrecken die Regierungen Europas und der USA auf.
Zuerst wird in London ein Bus gesprengt, dann in Paris und zuletzt in Frankfurt.
Keine Terror-Organisation bekennt sich zu diesen Attentaten, keine Forderungen werden gestellt. Aber im Referat für zentral-und ostasiatische Angelegenheiten des Außenministeriums ging fast unbeachtet eine Warnung ein.
Die amerikanische Außenministerin Ellen Adam, vormals Chefin einer internationalen Nachrichtenagentur, versucht diesen Warnungen nachzugehen.



Was für ein spannender und fesselnder Polit-Thriller.
Eine ehemalige Außenministerin der USA liefert Insider-Informationen und Hintergrundmaterial und eine gefeierte, kanadische Krimiautorin spannt den Spannungsbogen bis zum Ende.
Manchmal hatte ich zwar den Eindruck, dass ein bisschen viel Parteipolitik in den Stoff geschmuggelt wurde und dass Frau Clinton Madame Secretary Ellen Adam so gestaltet hat, wie sie gerne in ihrer Zeit als Außenministerin gesehen worden wäre. Das schmälerte aber keinesfalls den Lese-Genuss. Sicherlich waren die kleinen oder auch größeren Intrigen und Feindseligkeiten unter den Politikern, einerseits innerhalb der eigenen Regierung, wie auch unter den Ministern verschiedener Länder, keine Erfindung. Schließlich hat man als Normalbürger oft den Eindruck, dass Politiker mehr gegeneinander kämpfen, als das Land zu regieren und gegen Krisen zu steuern.
Obwohl dieser Thriller fiktiv ist, waren viele Szenarien erschreckend real. Bleibt nur zu hoffen, dass alle Bedrohungen dieser Art von verantwortungsbewussten Politikern abgewendet werden können.
Es fällt wirklich schwer den Thriller als spannende und unterhaltsame Fiktion abzutun. So viele ähnliche Explosionsorte und Krisenherde existieren momentan.
Bemerkenswert empfand ich die Danksagungen der beiden Autorinnen. Jede Autorin schildert aus ihrer Sicht das gegenseitige Kennenlernen, die Entwicklung des Plots und die Entstehung einer Hommage an Betsy Johnson Ebeling, Hilary Clintons Freundin und Beraterin seit der Schulzeit.
Auch wenn der Thriller einige Ängste in mir geweckt hat, finde ich ihn äußerst lesenswert.
Ich freue mich jetzt schon auf weitere Projekte der beiden Autorinnen.

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