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Veröffentlicht am 14.03.2022

Poetische Reise auf dem Rio Atrato

Der Fluss ist eine Wunde voller Fische
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In ihrem Debütroman „Der Fluss ist eine Wunde voller Fische“ beschreibt Lorena Salazar Masso wunderbar poetisch die Reise einer Mutter mit ihrem Kind zu dessen leiblicher Mutter. Wir begleiten die beiden ...

In ihrem Debütroman „Der Fluss ist eine Wunde voller Fische“ beschreibt Lorena Salazar Masso wunderbar poetisch die Reise einer Mutter mit ihrem Kind zu dessen leiblicher Mutter. Wir begleiten die beiden auf der Fahrt auf dem mächtigen Atratofluss von Quibdo immer tiefer in den Dschungel Kolumbiens und lauschen, wie die Erzählerin dem Fahrgast neben ihr von Kindheitserinnerungen erzählt, aber auch, wie der kleine Junge in ihr Leben trat. Je mehr sich das Boot seinem Ziel nähert, desto mehr wächst die Unruhe der Mutter. Reicht es, dass sie es war, die die letzten Jahre für das Kind gesorgt hat, oder wird die Bindung zur leiblichen Mutter stärker sein.

Eine schöne, oft melancholische Geschichte, die dennoch beim Lesen seltsam distanziert an mir vorbeizog. Die mich trotz der starken Sprache nicht so berührte, wie der Stoff vermuten lässt. Vielleicht lag das jedoch eher an mir, da mir zu der Gegend, in der die Geschichte spielt, jeglicher Hintergrund fehlt.

Ein Buch, das viele allein schon wegen seiner poetischen Sprache lieben werden. Und auch wenn es mich nicht ganz so begeisterte, wie ich das vermutet hatte, ein wunderbares Buch.

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Veröffentlicht am 06.03.2022

Durchaus spannend

Vertrauen
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Gleich in zwei Fällen dürfen Krimifans in „Vertrauen“ von Dror Mishani mit dem israelischen Inspektor Avraham miträtseln. Ein Tourist verschwindet auf unerklärliche Weise. Handelt es sich um einen einfachen ...

Gleich in zwei Fällen dürfen Krimifans in „Vertrauen“ von Dror Mishani mit dem israelischen Inspektor Avraham miträtseln. Ein Tourist verschwindet auf unerklärliche Weise. Handelt es sich um einen einfachen Drogenkurier oder hat möglicherweise der israelische Geheimdienst seine Finger mit im Spiel? Und dann ist da noch ein Findelkind, das vor einem Krankenhaus abgelegt wurde. Schnell findet die Polizei heraus, wer dafür verantwortlich ist. Doch die Hintergründe der Tat sind schwer zu entwirren. Beide Fälle Zutaten für einen soliden, spannenden Krimi, bei der mich persönlich die Geschichte um das ausgesetzte Neugeborene etwas mehr gefesselt hat. Die Auflösung beider Fälle ist, wie in dieser Art von Krimis oft üblich, nicht ganz so zufriedenstellend, wie man es sich vielleicht wünscht. Im ersten Fall, bei dem es um Verstrickungen des Geheimdienstes geht, sicher nicht ganz überraschend. Oder ist das Ende des Romans hier gar ein Cliff-Hanger für einen zukünftigen Fall. In der Geschichte um das Baby hätte ich vielleicht noch ein paar Hintergründe genauer beleuchtet haben wollen, vor allem die Rolle einer Person, die auf die Täterin einen nicht geringen Einfluss zu haben scheint und aufgrund derer ich lange Zeit das Gefühl hatte, dass hinter der Geschichte noch viel mehr steckt als dies letztendlich der Fall war.
Insgesamt dennoch eine spannende Lektüre.

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Veröffentlicht am 21.02.2022

Philosophisches und Katzen

Katzen und der Sinn des Lebens
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Eine Geschichte der Philosophie für Katzenliebhaber

Ich vermute sehr stark, dass im Haus des britischen Philosophen und Autoren John N. Gray mindestens eine Katze umhegt und gepflegt. Was sonst würde ...


Eine Geschichte der Philosophie für Katzenliebhaber

Ich vermute sehr stark, dass im Haus des britischen Philosophen und Autoren John N. Gray mindestens eine Katze umhegt und gepflegt. Was sonst würde jemanden, der an renommierten Universitäten wie Harvard, Yale und Oxford doziert hat, dazu bewegen, eine Abhandlung namens „Katzen und der Sinn des Lebens“ zu schreiben. Wer jetzt allerdings eine niedliche Huldigung an die felligen Lieblinge a la Hape Kerkeling erwartet, wird enttäuscht sein. Der Schwerpunkt des Buches liegt ganz klar auf der Philosophie. Katzen werden als Beispiel herangezogen, um deren Verhaltensweisen mit denen des Menschen zu kontrastieren und zu erklären, was uns Menschen so sehr an Katzen fasziniert (oder in manchen Fällen eben auch nicht). Von manchem Philosophen erfahren wir einiges zu dessen Verhältnis zu Katzen oder aber zu dessen Einstellung zu Tieren im Allgemeinen.
Und die ist nicht in allen Fällen ganz und gar nicht so wie wir das heute für angemessen halten. Ich sage nur …
Das Buch ist wohl eher für Menschen, die sich wie ich nicht täglich tiefgründig mit philosophischen Fragen beschäftigen. Ich habe durchaus so einiges Neues erfahren. Auch wenn ich mit Stolz berichten kann, dass mir dank meines jahrelangen Lateinunterrichts Stoiker und Epikureer alte Bekannte waren. Wurde mir in der Abizeitung doch sogar nachgesagt, dass ich mich eher der Schule der Epikureer, dem maßvollen Genuss des Lebens verschrieben hätte, wobei ich da eher Genuss denn maßvoll wahrgenommen hatte.
Um aber zur Lektüre zurückzukommen: Ein interessantes Buch, wenn man mit Hilfe von Katzen dem Sinn des Lebens auf die Spur kommen möchte und auf der Suche nach Antworten zu anderen großen philosophischen Fragen des Lebens ist.
Wer das Buch nur deswegen zur Hand nimmt, weil er ein großer Katzenliebhaber ist, wird wahrscheinlich nicht glücklich werden, ein gewisses Grundinteresse an philosophischen Fragen ist schon Voraussetzung.

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Sehr bedrückend

Gesichter
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Nachdem ich so viele begeisterte Stimmen über die Kopenhagen-Trilogie gehört hatte, insbesondere über den ersten Band „Kindheit“, dachte ich mir, ich würde ein großer Fan der Autorin Tove Ditlevsen durch ...

Nachdem ich so viele begeisterte Stimmen über die Kopenhagen-Trilogie gehört hatte, insbesondere über den ersten Band „Kindheit“, dachte ich mir, ich würde ein großer Fan der Autorin Tove Ditlevsen durch ihren neu erschienen Roman „Gesichter“ werden. Vielleicht hätte ich doch mit einem anderen Werk der Autorin beginnen sollen, vielleicht muss man aber für dieses Buch einfach in der richtigen Stimmung sein. Mir war die Geschichte um eine Autorin, die mit ihrer Depression kämpft und stimmen hört, einfach zu bedrückend. Ditlevsen beschreibt das Leiden der Protagonistin aus dem Inneren und da, wie man in Erfahrung bringen kann, die Autorin selbst mit ähnlichen Dämonen zu kämpfen hatte, ist das wohl sehr authentisch beschrieben. Ein Buch, das bestimmt viel wegen seiner sprachlichen Eleganz lieben werden, mir war die inhaltliche Schwere einfach zu viel.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Ungewöhnlich

bitterer zucker
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Gleich der erste Satz des Buchs ‚knallt‘: „Zu behaupten, ich hätte mich niemals über das Leid meiner Mutter gefreut, wäre eine glatte Lüge.“
Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern sind zwar nicht immer ...

Gleich der erste Satz des Buchs ‚knallt‘: „Zu behaupten, ich hätte mich niemals über das Leid meiner Mutter gefreut, wäre eine glatte Lüge.“
Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern sind zwar nicht immer einfach.
Dass aber jemand Gefühle gegenüber seiner Mutter in einer solchen Radikalität äußert, ist dann doch etwas ungewöhnlich.
Und so begann ich die Lektüre von Avni Doshnis Debütroman „bitterer zucker“ mit einer ganz bestimmten Erwartungshaltung. Gleich vorweg. Der Roman erwies sich für mich nicht als das Psychogramm einer schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung und schon gar nicht als Liebesgeschichte, wie der Klappentext zum Buch suggeriert.
Im Mittelpunkt steht natürlich die komplizierte Beziehung zwischen Antara und ihre Mutter Tara. Diese brach in jungen Jahren aus ihrer arrangierten Ehe aus und flüchtete in einen Ashram, wo sie die Geliebte des Gurus wurde, ihre kleine Tochter sich mehr oder weniger selbst überlassen ist. Später lebt sie mit Tara als Bettlerin auf der Straße. Das birgt natürlich erhebliches Konfliktpotenzial, als die Mutter immer vergesslicher wird und die Tochter sich um die Frau kümmern muss, die ihrer Mutterrolle nie so richtig gerecht wurde.
Ich fand das Buch sehr interessant und hatte auch das Gefühl, streckenweise in Indien einzutauchen, besonders an den Stellen, an den Indien durch Taras in Amerika aufgewachsenen Mann der westlichen Welt gegenübergestellt hat. Seltsamerweise hat mich die Geschichte die ersten ¾ des Buchs emotional nicht so gepackt, wie ich bei dem Stoff vermutet hätte. Ich fand die Darstellung der Autorin doch etwas distanziert.
Insgesamt finde ich, dass es ein interessantes, lesenswertes Buch ist, das aber meine Erwartungen nicht immer ganz erfüllen konnte. Aber muss ein Buch das?

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