Profilbild von Fornika

Fornika

Lesejury Star
offline

Fornika ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Fornika über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.05.2017

Zwei Schauerromane in düsterer Atmosphäre

Gespenstisches Island
0

In diesem Ebook findet man zwei Bücher der isländischen Autorin Sigurdardottir: „Seelen im Eis“ und „Geisterfjord“. In Ersterem geht es um die düstere Vergangenheit eines Erziehungsheimes für straffällig ...

In diesem Ebook findet man zwei Bücher der isländischen Autorin Sigurdardottir: „Seelen im Eis“ und „Geisterfjord“. In Ersterem geht es um die düstere Vergangenheit eines Erziehungsheimes für straffällig gewordene Jugendliche, im zweiten Buch um ein altes, schicksalbehaftetes Haus an einem einsamen Fjord. Beiden gemein ist die Tatsache, dass es sich zwar minimal gruseln lässt, der große Schocker aber ausbleibt. Die Autorin schafft eine gute Atmosphäre, fängt die Kälte und Rauigkeit Islands sehr gut ein. Man greift als Leser automatisch nach der warmen Kuscheldecke ; ) Wirklich zum Nägelkauen gruselig sind die Geschichten jedoch nicht, es gibt kleine „Horror“-elemente, die allerdings nicht wirklich zum Fürchten sind, sodass der altmodische Begriff „Schauerroman“ dem Ganzen wahrscheinlich noch am ehesten gerecht wird.
Die Autorin entwirft recht ansprechende Charaktere, trifft jedoch nicht immer den Ton. Da kommt z.B. ein junges Mädchen durch seine Sprechweise viel zu erwachsen rüber usw. Diese kleinen Unstimmigkeiten stören nicht groß, fallen aber doch auf. Ebenso die nicht immer logischen Zusammenhänge. Trotzdem fühlte ich mich durch beide Romane ganz ordentlich unterhalten, denn die Autorin versteht es schon ihre Geschichten spannend zu erzählen. „Geisterfjord“ hat mir etwas besser gefallen, man kann aber durchaus beiden Geschichten mal eine Chance geben.

Veröffentlicht am 06.03.2017

Am Anfang war dein Ende

Am Anfang war dein Ende
0

Ein junger Student wird tot in einem Waldstück aufgefunden; nackt; neben seinem Kopf eine Pistole. Alles sieht nach Selbstmord aus, doch der Ermittler Decker zweifelt. Schnell wird klar, dass es sich bei ...

Ein junger Student wird tot in einem Waldstück aufgefunden; nackt; neben seinem Kopf eine Pistole. Alles sieht nach Selbstmord aus, doch der Ermittler Decker zweifelt. Schnell wird klar, dass es sich bei dem toten Eli um einen brillanten Kopf handelte, der dabei war sich auf dem Gebiet der angewandten Mathematik einen Namen zu machen. Tragen Neider Mitschuld an seinem Tod?

„Am Anfang war dein Ende“ war für mich das erste Buch aus der Reihe um das Team Decker/McAdams, ich bin aber trotzdem schnell mit den beiden vertraut gewesen. Das fast väterliche Verhältnis der beiden wirkt sehr realistisch und ich fand sie durchweg sympathisch. Immer wieder wird Bezug auf die Vergangenheit der beiden genommen, jedoch so, dass sich auch der Neuleser gut zurecht findet.
Der mathematische Hintergrund von Eli bringt es mit sich, dass einige Inhalte der höheren Mathematik eine Rolle in der Geschichte spielen. Leider hat es die Autorin nicht ganz geschafft, diese verständlich an den Leser zu bringen, zudem wiederholt sie einige Aspekte völlig unnötig. Ansonsten fand ich den akademischen Rahmen sehr gut gewählt und die Klüngelei und das Konkurrenzdenken unter den schlauen Köpfen sehr spannend und authentisch gemacht. Der Fall wird spannend aufbereitet und Kellermans ansprechender Erzählstil fesseln zusätzlich an die Seiten. Insgesamt ein Buch, das mich gut unterhalten hat und das Lust auf die vorherigen und noch kommenden Bände macht.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Glücksmädchen

Glücksmädchen
0

Nach dem Tennistraining verschwindet die 8jährige Lycke spurlos. Während sich Mutter, Vater und dessen neue Frau gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben, scheint nur die Reporterin Ellen wirklich ...

Nach dem Tennistraining verschwindet die 8jährige Lycke spurlos. Während sich Mutter, Vater und dessen neue Frau gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben, scheint nur die Reporterin Ellen wirklich an Lyckes Suche mitzuwirken. Diese wird jedoch immer wieder durch Parallelen zu ihrer eigenen Vergangenheit aus der Bahn geworden. Bald wird zudem klar, dass Lycke durchaus gute Gründe zum Verschwinden gehabt hätte…
Mikaela Bley hat eine spannende Geschichte geliefert, die mich durchweg gut unterhalten hat. Die Spannung wird gut aufgebaut und gehalten, kleine Cliffhanger lassen einen schnell weiterlesen. Bley entwickelt die Story langsam, aber stetig, man braucht eine Weile bis man die wahren Verhältnisse durchschaut hat. Die Figuren sind ihr recht gut gelungen, gerade Lyckes Familie fand ich sehr gut skizziert. Die Beziehungen untereinander, die chaotischen Gefühlswelten und vor allem das Verhalten gegenüber Lycke werden sehr authentisch dargestellt und lassen den Leser so manches Mal schlucken. Ellen ist mir als Person nicht sympathisch, sie ergibt aber eine interessante Protagonisten, die einen immer wieder überrascht. Die Verstrickungen mit ihrer eigenen Vergangenheit hätte ich persönlich nicht gebraucht, sie fügen sich aber halbwegs gut in die Handlung. Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der sich sehr flüssig lesen lässt, wobei sie trotzdem mit mancher Ausdrucksweise überraschen kann.
Insgesamt ein spannendes Buch, das mit ungeahnten Tiefen aufwartet, die so manche Unregelmäßigkeit kaschieren können. Ein Psychothriller ist es allerdings beileibe nicht, auch wenn man so mancher Figur gerne Psycho auf die Stirn schreiben würde ; )

Veröffentlicht am 13.02.2017

Tadunos Lied

Tadunos Lied
0

Taduno war ein erfolgreicher Sänger in Lagos, bis ihn seine Musik wider den Diktator in den Untergrund trieb. Doch schon nach wenigen Monaten erreicht ihn ein Brief seiner Freundin Lena, die vom Regime ...

Taduno war ein erfolgreicher Sänger in Lagos, bis ihn seine Musik wider den Diktator in den Untergrund trieb. Doch schon nach wenigen Monaten erreicht ihn ein Brief seiner Freundin Lena, die vom Regime gefangen genommen wurde; als Köder für Taduno. Der will seine Liebe retten und begibt sich nach Hause. In ein Zuhause, in dem ihn und seine Musik alle vergessen zu haben scheinen.

Der nigerianische Autor Odafe Atogun hat sich auf eine märchenhafte und poetische Weise mit dem Thema der Freiheit auseinandergesetzt. Andersdenken, Regimetreue, der Aufstand des kleinen Mannes, aber auch Freundschaft und Liebe finden Platz in seiner Geschichte. Er schreibt sehr berührend und märchenhaft, was allerdings auch der harten Realität viel von ihrer Schärfe nimmt; zu viel für meinen Geschmack. Die Beschreibung von Tadunos Musik und deren Wirkung auf andere ist dem Autor allerdings hervorragend gelungen. Berührend und gleichzeitig traurig, auf der anderen Seite aber auch Mut machend und sehr kraftvoll spielt Taduno sich durch die Seiten und man meint die sanften, aber direkten Klänge seiner Gitarre zu hören. Seine Suche nach der eigenen (Sing-)Stimme ist ebenso metaphorisch zu sehen wie viele andere Bilder, die der Autor verwendet. Kleine Unstimmigkeiten nahmen mir zwar nicht den Lesespaß, machten die Geschichte insgesamt dann aber doch etwas weniger rund. Natürlich muss in einem Märchen nicht alles logisch sein, trotzdem erwarte ich mir bei dieser ernsten Thematik dann doch eine gewisse Realitätsnähe.
Taduno blieb mir insgesamt immer ein bisschen fremd, auch wenn er mir nicht unsympathisch war. Als Gegenspieler muss man den Diktator und die Regimetreuen sehen, die ausnahmslos stereotyp geraten sind, was man dem Autor aber erstaunlich gut verzeihen kann. Für mich war Tadunos Musik die Hauptfigur, die die Geschichte trägt.
Insgesamt ein nachdenklicher und berührender Roman, der mir jedoch nicht immer direkt genug war und manches dann doch eher versteckt als auszusprechen.

Veröffentlicht am 07.02.2017

Feinfühliges Debut

Betrunkene Bäume
1

Erich ist 80 Jahre alt und hat somit sein Leben fast hinter sich. Katharina wird demnächst 18 und fängt gerade erst an zu leben, indem sie als Erstes von Zuhause ausreist; um schließlich in der Wohnung ...

Erich ist 80 Jahre alt und hat somit sein Leben fast hinter sich. Katharina wird demnächst 18 und fängt gerade erst an zu leben, indem sie als Erstes von Zuhause ausreist; um schließlich in der Wohnung neben Erich zu stranden. Erich war früher in Sibirien als Forscher tätig, Katharinas Vater hat sich gerade dorthin abgesetzt. Bald wird aus der zufälligen Begegnung im Hausflur eine interessante Freundschaft.

Ada Dorian hat eine sehr feinfühlige Geschichte geschrieben, die den Leser trotz der vermeintlich banalen Handlung schnell fesselt. Es geht um große Gefühle, Familie, Freundschaft, Einsamkeit; Fehler, die man nie wieder gutmachen kann. Dem Ganzen liegt ein melancholischer Ton zugrunde, es fällt oft schwer Hoffnung für die Protagonisten zu finden. Trotzdem handelt es sich hierbei nicht um ein depressives Stück Literatur, sondern eine sensible Geschichte, die die verschiedenen Lebensabschnitte der Figuren gut zueinander fügt. Die Protagonisten sind nicht ganz einfach zugänglich, trotzdem fühlt man mit ihnen mit. Die Handlung plätschert leider etwas vor sich hin, ich hätte mir schon ein deutlicheres Ziel gewünscht. Das Ende war dann doch etwas vorhersehbar, aber zumindest stimmig, sodass alles in allem eine runde Geschichte herauskommt. Ein interessantes Debut, dass trotz kleiner Abstriche Lust auf mehr von der Autorin macht.