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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.03.2023

Frischer Wind in einem alten Mythos

STONE BLIND – Der Blick der Medusa
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Medusa, unter dem Namen kann sich jeder direkt etwas vorstellen. Schlangen auf dem Kopf, versteinernernder Blick. Aber wieso eigentlich? War sie schon immer so?
Diesen Fragen geht Natalie Haynes auf den ...

Medusa, unter dem Namen kann sich jeder direkt etwas vorstellen. Schlangen auf dem Kopf, versteinernernder Blick. Aber wieso eigentlich? War sie schon immer so?
Diesen Fragen geht Natalie Haynes auf den Grund und das sehr unterhaltsam. Ich mochte Medusa, ich mochte auch ganz besonders ihre Schwestern, die sie aufziehen. Die Art der Beziehung dieser drei Schwestern hat mir unglaublich gut gefallen. Das Buch steckt voller Perspektivwechsel, man steckt immer mal wieder im Kopf einer anderen Figur und vor allem steckt man dann immer auch in einer völlig anderen Denkweise. Jeder hat ja seine eigene Sicht auf die Dinge und die Protagonisten dieses Buches sind nicht alle menschlich, was für mich die Perspektivwechsel sehr unterhaltsam gemacht hat.
Ich konnte jeden im Buch mindestens ein bisschen nachvollziehen, aber insgesamt wird man schon in eine weibliche Sicht der Dinge gedrängt. Es ist ja momentan in, alte Geschichten und Sagen aus weiblicher Sicht zu erzählen und ich bin da meinstens skeptisch, weil ich nicht finde, dass jetzt immer alles so umgedeutet werden muss. Deshalb war ich auch bei "Stoneblind" anfangs skeptisch. Das Buch hat mir aber sehr gut gefallen und auch zum nachdenken angeregt.
Wer seine Kenntnisse zur griechischen Mythologie noch mal auffrischen möchte und dabei eine ganz andere Sichtweise kennenlernen will, ist hier richtig.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Ungewöhnlich realistisch

Matrix
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Ein ganz und gar ungewöhnliches Buch.
Ich mag das Mittelalter, aber meistens keine Romane, die im Mittelalter spielen. Da wird munter aus irgendwelchen kristallklaren Bächen Wasser getrunken und müßig ...

Ein ganz und gar ungewöhnliches Buch.
Ich mag das Mittelalter, aber meistens keine Romane, die im Mittelalter spielen. Da wird munter aus irgendwelchen kristallklaren Bächen Wasser getrunken und müßig in die Gegend gestarrt. Dieses verklärte Bild vom Mittelalter findet man hier nicht. Lauren Groff hat gut recherchiert und zeichnet ein realistischeres Bild vom Mittelalter. Zumindest, was die äußeren Umstände, das Essen, die Krankheiten etc. angeht.
Ein Kloster voller Nonnen, deren Vorsteherein sehr abgeklärt, feministisch und weltgewandt ist: Warum nicht?
Mir hat „Matrix“ sehr gut gefallen, weil es ungewöhnlich und außergewöhnlich ist. Nichts, was man ständig liest. Man muss sich auf große Zeitsprünge innerhalb der Handlung einstellen und man muss sich darauf einstellen, dass dies ein Buch ist, welches man vor allem für seine Sprache und nicht wegen der sich überschlagenden Handlung liest. Handlung gibt es auch genug, aber es geht hier nicht wie z. B. im Namen der Rose um die Lösung eines Kriminalfalls.
Das erster Mittelalterbuch seit langem, das ich gelesen habe und das erste seit noch längerer Zeit, das ich auch wirklich gerne gelesen habe. Schön auch, dass ich durch das Buch die Autorin kennenlernen durfte, die ich trotz ihrer vorherigen Erfolge, noch nicht kannte. „Matrix“ ist ein sehr gutes Buch, welches man auch flott durchgelesen hat, mit dessen Ideen man sich aber noch einige Zeit auseinandersetzen kann.

Veröffentlicht am 05.08.2022

Tolles Dschungelabenteuer

Rille: Wann ist bald?
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Die Geschichte von Rille und dem Ei, das er im Dschungel gefunden hat, ist wirklich ganz toll für kleine Kinder. Die Zeichnungen sind sehr liebevoll und detailliert gestaltet. Man hat einfach Spaß daran, ...

Die Geschichte von Rille und dem Ei, das er im Dschungel gefunden hat, ist wirklich ganz toll für kleine Kinder. Die Zeichnungen sind sehr liebevoll und detailliert gestaltet. Man hat einfach Spaß daran, die Zeichnungen anzuschauen und nach Details zu suchen. Außerdem gibt es ganz viele Mitmach-Elemente (wie z. B. bestimmte Sachen auf den Bildern finden oder auch etwas auf den Buchseiten „wegpusten“).
Gerade in dem Alter sind die Kinder ja doch öfter mal ungeduldig und da bietet sich „Wann ist bald“ sehr gut an, weil die Kinder dadurch lernen, dass man manchmal einfach warten muss, damit etwas Gutes passiert.
Positiv finde ich auch den QR-Code am Ende, über den man ganz viel Zusatzmaterial herunterladen kann, wie Malvorlagen, Memory oder Rezepte. Wobei das natürlich auch immer die Frage ist, wie lange die Webseite und damit die Zusatzmaterialien verfügbar bleiben.
Insgesamt ein sehr schönes und gelungenes Buch, bei dem die Kinder mitfiebern und viel entdecken können.

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Veröffentlicht am 13.04.2022

Kein Fehler, das Buch zu lesen

Der große Fehler
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Ich hatte noch nie etwas von Andrew Green gehört und ich denke, den meisten Lesern wird es auch so gehen. Dabei hat Green tatsächlich existiert und war von großer Bedeutung für die Stadt New York. Jonathan ...

Ich hatte noch nie etwas von Andrew Green gehört und ich denke, den meisten Lesern wird es auch so gehen. Dabei hat Green tatsächlich existiert und war von großer Bedeutung für die Stadt New York. Jonathan Lee erzählt in „Der große Fehler“ die Geschichte von hinten, indem er mit der Ermordung Greens beginnt und dann in der Zeit zurückgeht und von seinem Leben erzählt.
In gewisser Weise ist es ein historischer Roman, aber es liest sich wie ein vollständig eigenständiges Werk. Mir hat der Erzählstil sehr gut gefallen. Auch Nebencharaktere bekommen Kapitel, in denen es hauptsähclich um ihre Perspektive geht. Ich fand die Art und Weise, wie Originalzitate in den Text eingefügt wurden, auch sehr gelungen.
Selbst wenn einem New York oder Andrew Green an sich nicht besonders interessieren, lohnt es sich, das Buch zu lesen. Es ist manchmal philosophisch, manchmal witzig oder nachdenklich, aber nie langweilig. Ich habe es sehr gerne gelesen und kann es nur weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 25.02.2022

Volltreffer!

Tell
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Wilhelm Tell sagt jedem etwas, ob er schon einmal die Tell- Sage oder die Schiller-Bearbeitung gelesen hat, oder nicht. Tell ist also kein Fremder, trotzdem kam es mir beim Lesen so vor. Schmidt hat den ...

Wilhelm Tell sagt jedem etwas, ob er schon einmal die Tell- Sage oder die Schiller-Bearbeitung gelesen hat, oder nicht. Tell ist also kein Fremder, trotzdem kam es mir beim Lesen so vor. Schmidt hat den Tell hier anders interpretiert, als ich es mir vorgestellt hätte. Nicht als der strahlende Held der Sage, der aus politischen Gründen den Gruß vor dem Hut verweigert und anschließend den Apfel vom Kopf des Kindes schießen muss. Sondern als Eigenbrötler und komischen Kauz, dem man nicht so leicht in die Karten blicken kann.
Jedes Kapitel des Buches beschreibt einen Teil der Handlung aus einer anderen Perspektive. Am Anfang ist das noch etwas verwirrend, man kommt aber schnell rein, wenn man die Protagonisten etwas besser kennen gelernt hat. Die Handlung setzt sich nahtlos über die Kapitelgrenzen hinweg fort, es gibt also keine Zeitsprünge.

Sprachlich gesehen ist das Buch von einem dezenten Schweizerisch unterlegt; nicht aufdringlich, aber genug, damit man sich gedanklich in diese Region versetzen kann. Besonders wenn die Soldaten ihre Auftritte haben, geht es auf der Handlungsebene rau und sprachlich auch zuweilen derb zu. Beides passt aber hervorragend in die Zeit (und ist wesentlich moderater als manche Originalwerke aus der Frühen Neuzeit).

Dass wir Tell in Schmidts Buch so gut kennen lernen, liegt an der Vielschichtigkeit. Tell wird aus so vielen verschiedenen Perspektiven beschrieben, dass man ein sehr genaue Vorstellung davon bekommt, wer dieser Tell denn wirklich ist.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und es hat sich auch recht flott lesen lassen. Man muss sich auf den Sprachstil und die Art der Erzählung einlassen können. Es lohnt sich auf jeden Fall.