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Veröffentlicht am 18.04.2023

Vier Schicksale, ein Fels...

Der weiße Fels
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Im Roman „Der weisse Fels“ steht besagter Fels im Mittelpunkt der Handlung. Im Jahre 2020 reist eine Schriftstellerin in ein mexikanisches Küstenstädtchen und eben dort befindet sich besagter weißer Fels. ...

Im Roman „Der weisse Fels“ steht besagter Fels im Mittelpunkt der Handlung. Im Jahre 2020 reist eine Schriftstellerin in ein mexikanisches Küstenstädtchen und eben dort befindet sich besagter weißer Fels. Und dieser unscheinbare Fels vereint die Schicksale von ganz verschiedenen persönlichkeiten. 1969 flieht Jim Morrison vor dem Vietnamkrieg an den mexikanischen Strand. Anfang des 20. Jahrhundert werden zwei Schwestern des Yoeme-Stamm dorthin verschleppt. Und 1775 findet sich ein spanischer Leutnant an dem Felsen wieder. Anna Hope erzählt eben diese vier Schicksale vor der Kulisse des heiligen Felsen in Mexiko. Vom Inhalt her klang es für mich sehr vielversprechend und ich war gespannt darauf zu sehen wie die Autorin diese ganz unterschiedlichen Schicksale miteinander verbinden würde. Doch eben dies gelingt ihr nur bedingt.

Ich lese gerne in neue Genre rein, die sonst nicht unbedingt mein Geschmack sind und ich hatte ein wirklich gutes Gefühl bei „Der weisse Fels“. Und es gab auch einige Dinge die mir gut gefallen haben. Der Schreibstil ist leicht zu lesen und ich mochte die Idee sehr gerne. Ich finde es spannend wenn ganz unterschiedliche Schicksale miteinander verknüpft werden und besonders gut gefallen hat mir, dass die einzelnen Handlungsstränge auf verschiedenen Ebenen spielen. Ich liebe historische Elemente in Büchern und war gespannt wie all dies vor der Kulisse Mexikos umgesetzt werden würde.

Leider muss ich aber sagen, dass gerade das verknüpfen der Schicksale nicht wirklich gelungen ist. Vielmehr fühlt es sich beim lesen so an als würde man einzelne Kurzgeschichten lesen, die nicht miteinander zusammen hängen. Und letztendlich haben sie außer dem Felsen auch nichts miteinander zu tun. Ich hätte mir da doch mehr gewünscht und hätte gedacht die Autorin würde tiefer in die Geschichten eintauchen!

Besonders wichtig bei Büchern sind mir immer die Charaktere und selbst eine mittelmäßige Geschichte kann noch einiges herausholen wenn die Charaktere mich überzeugen. Leider war das hier nicht der Fall. Die Charaktere bleiben teilweise namenslos und ihnen fehlt auch ganz klar die Individualität und der Wiedererkennungswert. Einige Leser mögen die Richtung, die die Autorin damit einschlägt vielleicht gefallen, aber für mich war es leider überhaupt nichts. Ich habe schnell gemerkt, dass mir langweilig wurde beim lesen und ich konnte überhaupt kein Interesse für die Charaktere und ihr Schicksal aufbringen, was ich wirklich sehr schade fand.

Alles in einem verspricht das Buch mehr, als es tatsächlich erfüllen kann, weshalb es von mir guten Gewissens keine Empfehlung geben kann! Ich denke es ist hier wirklich reine Geschmackssache, ob einem das Buch und die Erzählart gefällt oder nicht. Ich würde jedem empfehlen in die Leseprobe reinzulesen und sich selbst einen Eindruck zu verschaffen, da man sehr schnell ein Gefühl für das Buch bekommt.

Veröffentlicht am 04.12.2022

Das Zuhause aus philosophischer Sicht

Das Zuhause
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Emanuele Coccia ist Professor für Philosophiegeschichte in Paris und promovierte in Florenz. Der Italiener zog selber mehr als 30 Mal um und beleuchtet in „Das Zuhause“ die Philosophie des Wohnes. Dabei ...

Emanuele Coccia ist Professor für Philosophiegeschichte in Paris und promovierte in Florenz. Der Italiener zog selber mehr als 30 Mal um und beleuchtet in „Das Zuhause“ die Philosophie des Wohnes. Dabei beschäftigt er sich mit der Frage was ein Zuhause ist und geht dabei sehr genau auf die Aufteilung einzelner Räume ein und wie sehr diese die Psyche prägen können. Im Mittelpunkt steht dabei der Gedanke wie der Mensch die Welt zu seinem Zuhause macht und welche Rolle das Zuhause im Leben eines Menschen spielt.

Mit 160 Seiten ist „Das Zuhause“ nicht sehr dick, aber der Inhalt ist keine leichte Kost und man sollte ein Interesse für Philosophie mitbringen, andernfalls werden sich die Seiten ganz schön in die Länge ziehen. Und so fiel mir der Anfang nicht ganz leicht und ich hatte Probleme in die Gedankenwelt des Philosophen einzutauchen. Besonders der Schreibstil und der Aufbau des Buchs haben mir das lesen erschwert. Ich lese nur selten Sachbücher und wollte unbedingt neues ausprobieren und aus meiner comfort zone ausbrechen, aber „Das Zuhause“ hat es mir dabei nicht ganz leicht gemacht. Wer ein grundlegendes Interesse an Philosophie mitbringt wird dies aber vielleicht anders sehen.

Emanuele Coccia betrachtet nicht nur das Zuhause der Gegenwart sondern unternimmt auch eine Reise in die Vergangenheit und es ist interessant zu sehen wie sich unser Verständnis verändert. Dabei bringt er stets seine eigenen Erfahrungen mit ein, was es leichter macht seinen Gedanken zu folgen. Alles in einem ist das Buch definitiv keine leichte Unterhaltung und es regt den Leser bewusst zum denken an und lädt einen ein selber darüber nachzudenken was einem das Zuhause bedeutet. Für mich war „Das Zuhause“ ein auf und ab der Gefühle und immer wenn mein Interesse geweckt wurde, war es auch schon wieder verloren weil der Autor es nicht schafft konstant den Leser zu unterhalten. Ich würde das Buch empfehlen wenn man ein Interesse für das Thema und ein Interesse für Philosophie mit sich bringt. Die Gruppe die mit dem Buch angesprochen wird ist definitiv eher klein und ich werde das Buch nicht nochmal lesen und hätte grundsätzlich auch eher darauf verzichten können. Aber es war interessant mal einen Ausflug in die Philosophie zu unternehmen.

Ein Pluspunkt bekommt das Buch zweifelsohne für sein Cover, welches nicht nur perfekt zum Inhalt passt, sondern auch ein echter Hingucker ist. Gerade bei Sachbüchern finde ich Cover oftmals schlecht gewählt, aber hier hat der Verlag großartige Arbeit geleistet.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Lacey Flint 1

Dunkle Gebete - Lacey Flint 1
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Ich muss zugeben, dass ich "Now You See Me" nur mitgenommen habe, weil mich der Jack the Ripper Aspekt so fasziniert hat. Jemand stellt die Morde des berühmtesten Serienkillers Londons nach? Da konnte ...


Ich muss zugeben, dass ich "Now You See Me" nur mitgenommen habe, weil mich der Jack the Ripper Aspekt so fasziniert hat. Jemand stellt die Morde des berühmtesten Serienkillers Londons nach? Da konnte ich einfach nicht widerstehen und so warf ich mich mitten in das Abenteuer von Lacey Flint. Die Inhaltsangabe und das Cover konnten mich direkt überzeugen, weshalb ich mit recht hohen Erwartungen an den Thriller gegangen bin. Letztendlich bin ich aber mit gemischten Gefühlen aus der Geschichte herausgegangen. Auch im Nachhinein liebe ich den Ansatz und halte es für eine großartige Idee den Mythos Jack the Ripper neu aufleben zu lassen. Neugierig habe ich die Ermittlungen verfolgt und mit jedem neuen Mord steigerte sich die Spannung. Die Auflösung hat mich überrascht, aber ich persönlich fand die Wendung sehr gelungen und unerwartet. Mein größter Kritikpunkt gilt allerdings den Charakteren, was für mich insofern problematisch war, als dass mir die Protagonisten und deren Entwicklung stets am wichtigsten sind.

CHARAKTERE
Im Mittelpunkt von "Now You See Me" steht Lacey Flint, eine aufstrebende Polizistin mit morbider Faszination für Serienkiller. Zunächst war ich wirklich begeistert von ihr und habe bereits über ihre Vergangenheit spekuliert, die zwar immer wieder angedeutet wird aber zunächst im Verborgenen bleibt. Ohne Zweifel ist Lacey ein sehr tougher Charakter, aber leider wurde ich mit ihr nicht wirklich warm. Ich konnte ihre Beweggründe zwar teilweise verstehen und habe mit ihr mitgefiebert. Allerdings konnte ich einfach keine Verbindung zu ihr aufbauen und fand sie auch nicht unbedingt extrem sympathisch. Selbst die Enthüllung ihrer Vergangenheit konnte daran nichts ändern. Ihre Handlungen konnte ich oftmals nicht nachvollziehen und stellenweise empfand ich Lacey als sehr egoistisch. Sie muss stets mit dem Kopf durch die Wand und während anderen Lesern gerade dies vielleicht gefallen wird, hat es mich einfach rasend gemacht, dass Lacey alles auf eigene Faust durchziehen musste und nie jemanden zu Rate gezogen hat.

Der größte Schwachpunkt von S.J. Bolton liegt für mich eindeutig in den Charakteren. Es gab keine einzige Figur, die mir ans Herz gewachsen ist, was ich bisher nur selten erlebt habe. Die Darstellung ist schwach und mir fehlte es an Tiefe und Widererkennungswert. Stellenweise konnte ich die Nebencharaktere nicht einmal auseinander halten, weil sie einem einfach nicht im Kopf bleiben wollen. Man wird mit zahlreichen Namen bombardiert, aber die Gesichter dahinter blieben mir verborgen. Selbst Dana Tulloch und Mark Joesbury, die neben Lacey zu den Hauptcharakteren zählen, waren für meinen Geschmack zu blass gezeichnet. Dana empfand ich zudem als stellenweise recht unsympathisch …womit Dana aber immerhin irgendeine Reaktion bei mir hervorrufen konnte. Natürlich steht sie als Kopf der Ermittlung im Vordergrund, aber ich hätte mir bei ihr einen engeren Zusammenhalt mit dem Team gewünscht. Ich liebe Thriller mit einer engen Teamdynamik und dies blieb in "Now You See Me" leider aus. Jedes einzelne Teammitglied hätte etwas mehr Aufmerksamkeit verdient und hätte sich die Autorin stärker der Charakterentwicklung gewidmet, wäre bestimmt ein großartiges Team dabei hervorgegangen.

Kommen wir zu Mark Joesbury, dem Undercover Agent. Er ist der klassische Love Interest und hat – so hart es klingen mag – keine andere Aufgabe. Dies fand ich unheimlich schade, weil er wirklich tolle Voraussetzungen mitgebracht hat und man viel daraus hätte machen können. Aber auch hier beschließt die Autorin oberflächlich zu bleiben. Teilweise fand ich seine Darstellung zudem sehr klischeehaft. Er verdächtigt Lacey, eilt ihr aber ständig zu Hilfe. In einem Moment ist er der strahlende Held, im nächsten das arrogante Arschloch. Irgendwie war das Gesamtpaket einfach nicht stimmig. Tolle Ansatzpunkte, schwache Umsetzung, was sich auf alle Charaktere übertragen lässt!

WELTENBAU
"Now You See Me" spielt in London und der Leser lernt dabei nicht nur die aktuellen Tatorte kennen, sondern erfährt durch die Ermittlungen einiges über die historischen Jack the Ripper Mordfälle, was ich unglaublich toll fand. Die Autorin bindet sehr viele Hintergrundinformationen ein und ich hab mir mehr als einmal gewünscht, dass noch mehr darauf eingegangen wird. Die Übertragung in unsere Zeit fand ich ebenfalls gelungen. Ich habe von Anfang an mitgefiebert und gerätselt was hinter den Morden steckt und natürlich wer den nun der Mörder sein konnte. Die Stärke von S.J. Bolton liegt eindeutig in dem Konstrukt des Falles. Der Leser durchlebt einige überraschende Wendungen und für mich blieb bis zum Showdown vieles unklar. Immer wieder bekommt man neue Informationen geliefert und wird mehr als einmal in die Irre geführt. Neben den Morden gibt es ein weiteres Geheimnis, das es zu klären gilt: Laceys Vergangenheit. Langsam tastet sich die Autorin an diese heran und auch hier erfahren wir erst ganz zum Schluss die ganze Tragweite. Obwohl mir all dies gut gefallen hat, bin ich mir unsicher inwiefern dies in den folgenden Teilen der Reihe gelungen aufgegriffen werden kann und ob es in Hinsicht auf die Fortsetzungen nicht vielleicht zu früh war bereits im ersten Teil alles aufzulösen.

Obwohl die Ermittlungen das Team durch ganz London führen, erschien es mir so als würde die Stadt doch eher im Hintergrund stehen. Die Handlungsorte werden nur kurz angeführt und man bekommt nicht wirklich das Gefühl selbst in der Stadt an der Themse zu sein. Lediglich die Beschreibungen rund um Camden fand ich gelungen und auch sehr stimmungsfördernd.

Nach dem Roman geht die Autorin in einem Nachwort noch mal auf die Jack the Ripper Morde ein und die verschiedenen Spekulationen. Dieses kurze Nachwort fand ich ganz passend und mich persönlich hat es neugierig gemacht noch mehr über die Morde aus dem Jahre 1888 zu erfahren.

SPRACHSTIL
S.J. Bolton schreibt sehr sachlich und präzise. Keine blumigen Umschreibungen, keine Schachtelsätze. Ich würde ihren Schreibstil als passend für einen Thriller beschreiben, aber auch als gewöhnlich. Während man einige Autoren bereits an ihrem Schreibstil erkennen kann, bleibt dies bei ihr aus. Zu ihrer Verteidigung muss ich aber auch sagen, dass ich es bei Thrillern nicht leicht finde mit einem eigenen Schreibstil aufzufallen. Obwohl auf die Morde ausführlich eingegangen wird, ist der Roman nicht zu blutig oder düster. Man erlebt keine seitenlange Gewalt und alles ist in Maßen beschrieben.

Der Leser erlebt "Now You See Me" aus verschiedenen Perspektiven, was mir bei Thrillern sehr gut gefällt, wobei man einige kurze Kapitel zeitlich und inhaltlich nicht immer ganz einordnen kann und man fragt sich mehrmals was diese Sichtweise zu bedeuten hat. Näher will ich darauf nicht eingehen um Spoiler zu vermeiden. Das Buch lässt sich leicht von der Hand lesen. Was mir jedoch mehrmals aufgefallen ist, sind die vielen britischen Polizeibegriffe. Das Rechtssystem und die Polizei sind in Großbritannien bekanntlich anders aufgebaut und da die Autorin selbst Britin ist, hat sie es wohl nicht für nötig gehalten einige Begriffe zu erklären. Für Leser außerhalb Großbritanniens führt dies gelegentlich zu kleinen Stolpersteinen.

COVER
Ich liebe das britische Hardcover! Für mich war es der Grund überhaupt erst zu dem Buch zu greifen. Es ist sehr dunkel gestaltet, man sieht eine weibliche Gestalt in einem alten Fabrikgelände sitzen und irgendwie gelingt es dem Cover bereits eine düstere Stimmung zu verbreiten. Meiner Meinung nach ist es wesentlich gelungener als das amerikanische Cover, welches lediglich eine Brücke mit Big Ben und der Themse zeigt ...absolut nichtssagend und wenngleich die Handlung in London spielt einfach nicht passend. An der Stelle will ich noch einwerfen, dass ich den deutschen Titel "Dunkle Gebete" ebenfalls sehr irreführend und unpassend finde, wohingegen das Original vor allem im Anschluss gleich auf mehreren Ebenen Sinn ergibt.

FAZIT
"Now You See Me" lässt die Jack the Ripper Morde neu aufleben und führt den Leser auf der Suche nach der Wahrheit mehrmals in die Irre. S.J. Bolton überzeugt mit der Konstruktion der Mordfälle und der undurchsichtigen Vergangenheit ihrer Heldin. Leider mangelt es den Charakteren allesamt an Tiefe und Widererkennungswert, was der Handlung einen Dämpfer versetzt. Mit Lacey Flint konnte ich mich nicht recht anfreunden und ich hoffe, dass sich die Autorin in den Fortsetzung stärker auf die Charaktere konzentriert und deren einzelnen Stärken und Schwächen mehr hervorhebt.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Lacey Flint 2

Dead End - Lacey Flint 2
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Bereits während ich "Now You See Me" gelesen hatte, musste ich mir die nächsten Teile der Lacey Flint Reihe bestellen. Denn obwohl mich der erste Band nicht komplett überzeugen konnte, war ich doch guter ...


Bereits während ich "Now You See Me" gelesen hatte, musste ich mir die nächsten Teile der Lacey Flint Reihe bestellen. Denn obwohl mich der erste Band nicht komplett überzeugen konnte, war ich doch guter Dinge und wollte unbedingt herausfinden wie es weitergeht. Meine Hoffnung war meine Kritikpunkte am Auftakt der Reihe in der Fortsetzung schwinden zu sehen, schließlich konnte mich Sharon Bolton vom Grundkonstrukt her durchaus überzeugen. Wie schon bei seinem Vorgänger trumpft die Autorin auch in "Dead Scared" mit einem großartig aufgebauten Fall, der diesmal sogar noch mehr Dunkelheit mit sich bringt. Zunächst wird dem Leser nicht ersichtlich was hinter all dem steckt und man fühlt sich oftmals selbst in einen Albtraum versetzt. So habe ich bis zum Ende mitgerätselt und wurde wieder einmal von der Autorin überrascht. Schließlich ist die Realität nur selten schlimmer als die Albträume! Was sich leider auch im zweiten Teil nicht ändern wollte war mein Verhältnis zu den Charakteren. Ich will einfach nicht warm mit ihnen werden, weshalb ich wirklich meine Schwierigkeiten mit der Reihe habe.

CHARAKTERE
Der zweite Fall für Lacey Flint. Und wieder hat sie mir ziemliches Kopfzerbrechen bereitet, denn ich hab mir gewünscht endlich eine Verbindung zu ihr aufbauen zu können, aber bin erneut daran gescheitert. Die Jack the Ripper Morde liegen nicht lang zurück und Lacey hatte keine Chance diese aufzuarbeiten. Mir hat es gut gefallen, dass die Autorin sich die Zeit nimmt noch mal darauf einzugehen und man als Leser spürt wie die Vergangenheit Lacey nicht loslassen will. Allerdings fand ich es fragwürdig, dass Lacey hier tatsächlich ins eiskalte Wasser geworfen wird und dann auch noch ohne jegliche Erfahrung in einen Undercover Einsatz geschickt wird. Dort kommt natürlich wieder einmal Mark Joesbury ins Spiel, der hinter all dem steckt. Um ehrlich zu sein fand ich das Zusammenspiel zwischen Lacey und Mark einfach grausam und ich habe mich oftmals in eine schlechte Tragödie versetzt gefühlt. Es ist mir ein Rätsel wie Mark all dies zulassen konnte und dann auch noch die Arroganz besitzt zu denken alles unter Kontrolle zu haben. Für mich ist das Verhältnis zwischen den beiden unglaubwürdig und nicht nachzuvollziehen. Die Endszene hat dieses Gefühl nur noch verstärkt und ich muss definitiv sagen, dass ich mir wesentlich mehr Arbeit an den Charakteren und deren Entwicklung gewünscht hätte. Lacey selbst stürzt sich – ohne aus ihren Fehlern in "Now You See Me" gelernt zu haben – wieder blindlings in jede Gefahr und verhält sich gewohnt egoistisch, stets in der Annahme alles selbst regeln zu können. Sie wird mehrmals darauf hingewiesen nicht auf eigene Faust zu ermitteln, aber genau das tut sie vom ersten Augenblick. Würde in diesem Buch ansatzweise Kommunikation zwischen den Charakteren herrschen, wäre die ganze Lage nicht nur wesentlich schneller geklärt gewesen sondern auch niemals so eskaliert.

In "Dead Scared" betritt mit Evi Oliver ein neuer Charakter die Bühne. Psychologin, Counselor und Dozentin in Cambridge. Sie bringt ihre eigene verzwickte Vorgeschichte mit sich und wie schon bei Lacey wird der Leser zunächst im Dunklen gelassen und erfährt erst im Laufe der Geschichte mehr über Evis Vergangenheit. Um ehrlich zu sein konnte ich keine Verbindung zu ihr aufbauen. Sie war mir nicht unsympathisch, aber ich mochte sie auch nicht sonderlich. Der psychische Terror dem Evi ausgesetzt ist fand ich sehr gut dargestellt, allerdings war es für mich nicht nachvollziehbar, dass sie nicht selbst herausgefunden hat welch übles Spiel mit ihr getrieben wird. Für mich ging sie als der schwächste Charakter aus der Geschichte heraus, der zwar großartige Ansätze mitbringt aber einfach nicht genug Aufmerksamkeit seitens der Autorin geschenkt bekommen hat.

Die Nebencharaktere fand ich besser ausgearbeitet als im ersten Teil, allerdings blieb mir auch hier niemand langfristig im Gedächtnis und so stellen für mich die Charaktere erneut den größten Kritikpunkt der Reihe dar.

WELTENBAU
Diesmal führt Sharon Bolton den Leser nach Cambridge und ich war wirklich begeistert von dem Setting. Bereits am Anfang des Romans findet der Leser eine Karte vom Campus und so was bekommt von mir immer direkt einen dicken Pluspunkt. Auch die Beschreibungen des Handlungsortes fand ich diesmal wesentlich gelungener und atmosphärischer. Nach dem ersten Teil war es zudem eine tolle Abwechslung Lacey in einem ganz anderen Umfeld zu erleben. Man erlebt das studentische Leben auf dem Campus und auch der immer wachsende Druck der auf den Studenten lastet findet seinen Platz. Allgemein behandelt "Dead Scared" kein sehr leichtes Thema. Selbstmord und mentale Krankheiten sind noch immer ein Tabuthema und mir hat es gut gefallen wie sich die Autorin dessen annimmt. Sie scheut nicht davor klare Worte zu finden, aber tut all dies mit großem Respekt vor den Betroffenen.

Der Leser findet sich diesmal in vielen außergewöhnlichen Szenen da, welche ich mal Traumsequenzen nenne. Manchmal fühlt man sich fast in eine mystische Horrorgeschichte versetzt, denn ein Großteil ergibt bis zur Auflösung nicht wirklich viel Sinn. Teilweise ist dies durchaus gut dargestellt, aber zwischenzeitlich bin ich auch arg über diese Szenen gestolpert. Selbst nachdem der Leser herausfindet was hinter allem steckt, blieben bei mir persönlich noch viele Fragen offen. Ich weiß nicht inwiefern die Autorin wirklich alles recherchiert hat und ich selbst habe mich auch nicht weiter damit beschäftigt, aber ich fand es doch fragwürdig, ob tatsächlich alles so aufgeht. Ich muss ihr aber definitiv zu Gute halten, dass mich das Ende sehr überrascht hat. Erneut erleben wir eine überraschende Wendung, die noch mal einiges auf den Kopf stellt und ich war geschockt, dass Sharon Bolton die Alpträume der Protagonistin mit der Realität übertrumpfen konnte. Im Gegensatz zum ersten Teil der Lacey Flint Reihe erleben wir diesmal einen gewaltigen Cliffhanger, der mich ziemlich geärgert hat, einfach weil er überhaupt nicht gepasst hat. Ich hatte das Gefühl die Autorin will krampfhaft noch mehr Spannung erzwingen, während ein klares Ende wesentlich besser gewesen wäre.

SPRACHSTIL
Sharon Bolton schreibt sehr schlicht und auf den Punkt gebracht. Kurze, klare Sätze und keine großartigen Umschreibungen. Ich mag es wenn ein Autor bildlich schreibt und ein wahres Kopfkino bei dem Leser auslöst. Meine Lieblingsthriller zeichnen sich durch einen Schreibstil aus, der eine düstere Atmosphäre übermittelt und Gänsehaut bei dem Leser hervorruft. Dies ist bei Sharon Bolton leider nicht der Fall. Trotzdem lässt sich das Buch flüssig lesen und man kommt gut durch die Geschichte. Die Kapitel sind erneut kurz und knapp gehalten. Das mag nicht jedem gefallen, ich fand es aber in dem Fall sehr passend. Die Sichtweise ändert sich ebenfalls häufig, springt zwischen der ersten und dritten Person hin und her und bietet dem Leser damit viel Abwechslung. Da ich teilweise meine Probleme mit dem Buch hatte, war dies für mich sehr hilfreich.

COVER
Ich liebe die Cover der gesamten Lacey Flint Reihe und da macht auch "Dead Scared" keine Ausnahme! Es ist dunkel gehalten und zeigt im Hintergrund eine junge Frau, die in einem abgerissenen und herunter gekommenen Raum steht. Ich mag die düstere Atmosphäre des Covers und den schlichten, großen Schriftzug. Wie schon bei seinem Vorgänger ist das britische Hardcover mein Favorit. Das amerikanische Cover finde ich etwas langweilig, wenngleich es mit dem dunkelblauen Himmel und dem Gebäude durchaus zu Cambridge passt. Das deutsche Cover hingegen ist absolut unpassend. Es passt weder zu seinem Vorgänger noch vermittelt es Atmosphäre, stattdessen reiht es sich ein in die lange Reihe nichtssagender Thrillercover.

FAZIT
"Dead Scared" ist eine solide Fortsetzung! Wieder einmal findet sich der Leser in einem spannenden Fall wieder, der viele Fragen aufwirft und am Ende mit überraschenden Wendungen auftrumpft. Die Charaktere sind leider nach wie vor der größte Schwachpunkt und können einfach nicht überzeugen. Es dauert zudem einiges an Zeit bis die Handlung Schwung aufnimmt. Wer knallharte Thriller liebt, sollte von Sharon Bolton lieber die Finger lassen.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Der verwunschene Gott

Der verwunschene Gott
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Eine Geschichte voller Götter, Prinzen und Hexen. Wie hätte ich da widerstehen können? Voller Neugier warf ich mich in ein ungewisses Abenteuer und fand mich in einer komplexeren Geschichte wieder als ...


Eine Geschichte voller Götter, Prinzen und Hexen. Wie hätte ich da widerstehen können? Voller Neugier warf ich mich in ein ungewisses Abenteuer und fand mich in einer komplexeren Geschichte wieder als erwartet. Nachdem ich dachte das Buch würde lediglich von Morgan handeln, war ich positiv überrascht zu sehen, dass es noch einen weiteren Handlungsstrang gibt, der meiner Meinung nach viel interessanter und gelungener war. Mit Rhea und Jeriah begeben wir uns auf eine Reise voller Magie, höfischer Intrigen und Ränkespiele. Ich habe diese Kapitel sehr genossen und mir mehr als einmal gewünscht mehr von ihnen zu lesen. Denn der Großteil konzentriert sich auf Morgan und Aithan, dem vergessenen Prinzen. Leider konnte ich mit beiden Charakteren nicht so wirklich warm werden. Während der andere Handlungsstrang mit einer innovativen und spannenden Geschichte überzeugen konnte, fand ich die Geschichte um Morgan zu sehr an dem angelehnt was man schon viel zu oft im Bereich Fantasy gelesen hat. So blieb ich am Ende etwas zwiegespalten zurück, da mich der eine Teil der Handlung wirklich begeistert hat, während der andere durchaus noch ausbaufähig ist.

CHARAKTERE
Der Leser begegnet in "Der verwunschene Gott" einer Vielzahl an Charakteren, was die Handlung sehr abwechslungsreich macht. Jedoch dominiert die Protagonistin Morgan und ich hätte mir ein besseres Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Handlungssträngen gewünscht. Mir kam Morgan manchmal etwas zu widersprüchlich vor. Sie wird als tough und selbstbewusst beschrieben und es wird mehrmals erwähnt, dass sie jahrelang intensiv trainiert wurde. Trotzdem schien es mir so, als würde sie sich immer nur treiben lassen und nie etwas selbst in die Hand zu nehmen. Selbst ihre herausragende Fähigkeit, das Messerwerfen, beherrscht sie nach der Gefangenschaft nicht mehr, weil sie innerlich zu blockiert ist. Für mich hat bei ihr vieles nicht zusammen gepasst und ich empfand sie als sehr schwachen Charakter. Das liegt aber hauptsächlich an den vielen Erwähnungen ihrer Vergangenheit, was man ihr alles beigebracht hätte und was sie angeblich alles beherrschen würde und wie ihre Gefangennahme und das Training sie beeinflusst hat. Wäre dies nicht gewesen, wäre sie in meinen Augen ein vollkommen runder Charakter gewesen. Dies mag sich in den Folgebänden vielleicht noch aufklären, aber mit dem bisherigen Wissenstand ist es mir mehrfach negativ aufgefallen.

Auch bei Aithan hat für mich das Gesamtbild nicht gepasst. Ich hatte das Gefühl er sollte einer der Sympathieträger der Geschichte sein, aber ich empfand ihn mehrfach als das genaue Gegenteil. Er will seinen Thron zurück erobern, aber zeigt sich oftmals nicht besser als die Mörder seiner Familie, da er ebenfalls bereit ist Menschen für sein Wohlergehen zu opfern. Ich bin sehr gespannt darauf wie die Ereignisse am Ende ihn in der Fortsetzung beeinflussen werden. Ich kann es zudem nicht abwarten, dass er auf Jeriah, den Thronprinzen und damit seinen direkten Konkurrenten, trifft. Jeriah ist bisher mein Liebling in der Reihe. Er ist ein sehr komplexer Charakter und sorgt für einige unerwartete Wendungen. Die Spannungen zwischen ihm und seiner Familie sorgen für viel Konfliktpotential und ich liebe solch familiäre, gesellschaftliche Dramen. Die Dynamik innerhalb des Palastes wird sehr schön rüber gebracht und ich hatte jedes Mal das Gefühl selbst anwesend zu sein.

Die Charakterentwicklung von Laura Labas hat bei mir sehr gegensätzliche Emotionen hervorgerufen und einiges Kopfzerbrechen bereitet. Es gab Charaktere, an denen ich einiges zu kritisieren hatte. Aber an anderen Charakteren wiederum hat die Autorin gezeigt, dass sie durchaus individuelle und komplexe Charaktere mit viel Potential erschaffen kann. In meinen Augen könnte sie dort mit etwas Arbeit noch viel mehr herausholen. Das beste Beispiel in "Der verwunschene Gott" war für mich Cáel. Er hat soviel Potential und das wurde bisher nicht wirklich ausgeschöpft. Ich hoffe sehr darauf, dass ihm in der Fortsetzung mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Auch Rhea, die ich direkt ins Herz geschlossen habe, verdient in meinen Augen viel mehr Beachtung und war für mich ein komplexerer und interessanterer Charakter als Morgan.

WELTENBAU
Laura Labas hat in "Der verwunschene Gott" eine sehr interessante Welt erschaffen, die viel Potential mit sich bringt und dieses in den Folgewerken hoffentlich noch mehr ausschöpfen wird. Im ersten Teil der Reihe wird nämlich alles nur sehr grob angeschnitten und bisher wurde auf nichts intensiver eingegangen, was ich sehr schade fand. Ich mag es, wenn der Leser bereits im Auftakt direkt in die Welt integriert wird und das Gefühl hat selbst dort zu sein. Es war aber schön direkt am Anfang des Buches eine liebevoll gezeichnete Karte zu finden, die es einem beim lesen leichter macht sich zu Recht zu finden. Vorerst konzentriert sich die Autorin auf Atheira, welches von einem König beherrscht wird, welcher wiederum eng mit dem Hohen Priester zusammenarbeitet. Es werden die Neuen Götter verehrt und wie man dem entnehmen kann gibt es aber auch noch die Alten Götter. Auf dieses Thema wurde bisher nur sehr sporadisch eingegangen und ich hoffe sehr, dass die Autorin sich diesem Thema in den Fortsetzungen mehr widmen wird. Die Grundidee klingt nämlich richtig vielversprechend, aber abgesehen von einer Geschichte am Lagerfeuer haben wir noch überhaupt nichts darüber erfahren.

Auch das Magiesystem ist spannend aufgebaut und bietet mal was Neues. Dem Leser werden in "Der verwunschene Gott" verschiedene Arten der Magie vorgestellt, wie die verbotene Webmagie, die seltene Knochenmagie und die streng kontrollierte Blutmagie. Doch auch hier hatte ich das Gefühl, dass alles lediglich angedeutet wird. Man weiß zwar, dass Magie existiert, aber davon abgesehen wird der Leser vorerst noch im Dunkeln gelassen. Ich fand die Grundidee des Magiesystems interessant und hoffe darüber im nächsten Band mehr zu erfahren. Allgemein gefielen mir der Weltenbau und das Magiesystem in ihren Grundlagen wirklich gut, aber für mich gehört es bei einem herausragenden Fantasyroman dazu, dass all diese Details genau herausgearbeitet werden. In "Der verwunschene Gott" wurde bisher jedoch nur an der Oberfläche gekratzt. Sollte Laura Labas dies noch weiter ausführen könnte sie eine wirklich großartige Welt erschaffen! Ich sehe sehr viel Potential und bin daher gespannt was die Autorin aus den nächsten Bänden herausholt.

SCHREIBSTIL
"Der verwunschene Gott" bietet dem Leser eine Vielzahl an unterschiedlichen Erzählern. Morgan sticht dabei als Hauptfigur eindeutig hervor, aber im Laufe der Geschichte kommen immer mehr Erzähler hinzu. Es ist jedoch leicht den Überblick zu behalten, da diese nach und nach eingeführt werden und sich deutlich voneinander abheben. Ich habe die unterschiedlichen Erzähler sehr genossen, da sie der Geschichte mehr Tiefe geben und dem Leser zudem ermöglichen mehr von der Welt kennenzulernen. Das Buch lässt sich angenehm lesen und der Schreibstil ist locker und nicht sehr komplex, sodass sich die Geschichte entspannt lesen lässt. Vom Tempo her lässt Laura Labas der Handlung den nötigen Raum sich zu entfalten. Man merkt, dass es sich bei der Verfasserin um eine junge Autorin hat, die ihren eigenen Stil noch nicht ganz gefunden hat. Mir fehlte das gewisse Etwas, das ihren Schreibstil zu etwas besonderem macht. Aber ich denke sie ist auf einem guten Weg und ich werde ihre Entwicklung definitiv beobachten.

COVER
Das Cover ist ein absoluter Hingucker und ein richtiges Schmuckstück. Es passt perfekt zu Handlung und ich liebe die verschiedenen Blautöne, die harmonisch ineinander übergehen. Besonders die filigranen Ornamente ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und man hat beim Betrachten bereits das Gefühl in eine Märchenwelt zu fallen. Auch die Innengestaltung steht dem in nichts nach. Im ganzen Buch verteilt finden sich schmuckvolle Doppelseiten, in denen man den Wald und die Webfäden vom Cover wiederfindet, und die den Leser mit märchenhaften Textausschnitten überraschen. "Der verwunschene Gott" ist unglaublich liebevoll gestaltet und man merkt wie viel Arbeit investiert wurde.

FAZIT
"Der verwunschene Gott" ist eine Geschichte voller Magie, Abenteuer und Märchen. Die unterschiedlichen Erzähler sorgen für eine abwechslungsreiche Handlung, wobei diese etwas Zeit braucht um in Fahrt zu kommen. Der flüssige Schreibstil macht es aber leicht das Buch in wenigen Tagen zu verschlingen. Der Weltenbau und das Magiesystem werden bisher leider nur in ihren Grundzügen angedeutet. Der erste Teil der "Von Göttern und Hexen" Reihe bietet viel Potential, aber ist an einigen Stellen noch ausbaufähig. Trotzdem macht es Spaß der Geschichte um den verwunschenen Gott und dem vergessenen Prinzen zu folgen und ich werde der Reihe definitiv treu bleiben!

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