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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2022

Tatort Sächsische Schweiz

Wolfshappen
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Mit "Wolfshappen" hat Thea Lehmann ihren siebten Fall um den Kommissar Leo Reisinger veröffentlicht.

Im Nationalpark wird ein toter Wolfsschützer gefunden und die ermittelnden Beamten geraten zwischen ...

Mit "Wolfshappen" hat Thea Lehmann ihren siebten Fall um den Kommissar Leo Reisinger veröffentlicht.

Im Nationalpark wird ein toter Wolfsschützer gefunden und die ermittelnden Beamten geraten zwischen die Fronten der Jäger innen und der Wolfsschützerinnen. Die Lesenden erfahren viel über die Argumente beider Seiten, sind bei den Ermittlungen immer ganz nah am Geschehen. Thea Lehmann schafft es mit Humor, leiser Ironie und bildreichen Beschreibungen, den Fall spannend und lebendig darzustellen. Die Protagonisten sind oft unbequem, schräg, auf jeden Fall bemerkenswert. Mit einer großen Portion Lokalkollorit begleiten wir Kommissar Reisinger im Beruf aber auch im gar nicht so einfachen Privat- und Liebesleben. Mich hat das Buch bis zur letzten Seite spannend unterhalten. Besonders überrascht hat mich das Ende!

Ein Kriminalroman, der zum Nachdenken anregt und dabei ausgezeichnet unterhält. Meine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 27.07.2022

Brennpunkt: Weltstadt Paris

Die Arena
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Die iranischstämmige Autorin und Filmemacherin Négar Djavadi erzählt in ihrem Gesellschaftsroman Die Arena über ein Paris, dass Touristen selten zu sehen bekommen. Ort der Handlung ist der Osten von Paris, ...

Die iranischstämmige Autorin und Filmemacherin Négar Djavadi erzählt in ihrem Gesellschaftsroman Die Arena über ein Paris, dass Touristen selten zu sehen bekommen. Ort der Handlung ist der Osten von Paris, die Banlieue, jener verstädterte Bereich außerhalb des Stadtzentrums, in einem Umkreis zwischen Belleville und Jaurès, bis zum Kanal Saint-Martin. Der Protagonist Benjamin Grossmann, selbst in einem Problemviertel aufgewachsen, kehrt nach seinem Erfolg als Europachef des amerikanischen Streaming-Anbieters BeCurrent, als Besucher dorthin zurück. Der Verlust oder Diebstahl seines Mobiltelefons setzt eine immer größer werdende Spirale von Ereignissen und Gewalt, beschleunigt durch die sozialen Medien, in Gang.

Besonders gefallen hat mir, dass zu Beginn des Romans ein Interview mit Négar Djavadi
abgedruckt ist, in dem sie über ihren Roman spricht. Die Lesenden erfahren hier Eckdaten zum Lebenslauf der Autorin und bekommen Informationen zu ihrem Roman und den darin beschriebenen Figuren.

Ein hochaktueller Roman, der die Schicksale vieler Menschen milieuübergreifend beschreibt, der zeigt, wie labil das Zusammenleben in der Großstadt und in den Außenbezirken ist, was soziale Medien und deren Nutzer anrichten können, den Alltag und das Elend der Geflüchteten und Migranten, erzählt von Siegern und Besiegten und all das in einem atmosphärischen Ton, der die Leser*innen mitreißt. Dieser Roman hat mich nachhaltig beeindruckt und lässt mich auch nicht mehr los, nachdem ich die letzte Seite beendet habe.

Meine uneingeschränkte Empfehlung an alle, die gern spannend geschriebene, gesellschaftskritische Romane mit Tiefgang lesen.

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Veröffentlicht am 16.07.2022

Die dunkle Seite des Internets

Dieser Beitrag wurde entfernt
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Hanna Vervoets hat mit "Dieser Beitrag wurde entfernt" keinen Wohlfühlroman geschrieben. Auf schmalen 107 Seiten bekommen die Lesenden Einblicke in den (Arbeits-)alltag von sogenannten Contentmoderatorinnen ...

Hanna Vervoets hat mit "Dieser Beitrag wurde entfernt" keinen Wohlfühlroman geschrieben. Auf schmalen 107 Seiten bekommen die Lesenden Einblicke in den (Arbeits-)alltag von sogenannten Contentmoderatorinnen - Menschen, die täglich verstörende Bilder und Videos mit Inhalten wie Tierquälerei, Gewalt, Selbstverletzung und Hassreden aus den Userbeiträgen auf den sozialen Medien herausfiltern.

Die Protagonistin Kayleigh ist eine solche Contentmoderatorin und arbeitet unter prekären Bedingungen für ein Unternehmen, das von ihr verlangt, mindestens 500 Beiträge pro Tag zu sichten und ihr maximal 7 Minuten Pause während der Arbeitszeit gewährt. Selbst beim Toilettengang läuft die Stoppuhr. Zunächst gefällt Kayleigh die Arbeit, sie wird besser bezahlt als in ihrem vorherigen Job in einem Callcenter und sie schafft es, die schrecklichen Bilder mit professioneller Distanz zu behandeln. Schließlich verliebt sie sich in ihre Kollegin Sigrid und ihr Leben scheint gut zu laufen. Doch plötzlich brechen Kollegen zusammen, hängen Verschwörungstheorien an und Sigrid distanziert sich zunehmend von ihr. Auch für Kayleigh verschwimmen zunehmend die Grenzen zwischen richtig und falsch und ihre Sichtweise auf die Welt verschiebt sich nach und nach gefährlich durch die täglichen Bilder der Gewalt.

Trotz der Kürze des Romans schafft es die Autorin, dieses wichtige Thema ins Bewusstsein der Lesenden zu rücken. Besonders gefallen hat mir am Ende ihre Liste mit Empfehlungen von Quellen für Leser
innen, die sich zu diesem Thema näher informieren möchten. Der Roman schildert teilweise drastische Beiträge auf den sozialen Medien. Dies ist nichts für schwache Nerven oder Leserinnen mit einer lebhaften Phantasie. Aber auch Themen wie Drogenkonsum, prekäre Arbeitsbedingungen, extreme politische Einstellungen, psychische Erkrankungen und LGBT-Beziehungen kommen zur Sprache. Ich finde dieses intensive Buch als Denkanstoß dazu, wie bestimmt und manipuliert wird, wie und was wir in den Medien zu sehen bekommen sehr wichtig. Die Autorin versteht es, geschickt die persönliche Geschichte von Kyleigh mit aktuellen gesellschaftlichen Themen zu verbinden.

Der Roman hat mich teilweise verstört und aufgerüttelt. Ich habe es in einem Zug durchgelesen, doch er wirkt noch immer nach. Meiner Meinung nach sollte jede
r, der soziale Medien nutzt und / oder frequentiert sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Das Buch ist ein guter Beitrag in diese Richtung. Aufgrund der eindringlichen, gut verständlichen Schreibweise der Autorin und der gesellschaftlichen Relevanz des Themas, erhält der Roman von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Nimm eins, bekomme zwei!

Tod zwischen den Zeilen
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Das Hörbuch von V.M. Burns „Tod zwischen den Zeilen“ wurde von der Sprecherin Chris Nonnast fantastisch eingelesen. Das schön gestaltete Cover vermittelt eindeutig Cosy-Crime-Vibes.

Die Hörer*innen folgen ...

Das Hörbuch von V.M. Burns „Tod zwischen den Zeilen“ wurde von der Sprecherin Chris Nonnast fantastisch eingelesen. Das schön gestaltete Cover vermittelt eindeutig Cosy-Crime-Vibes.

Die Hörer*innen folgen in zwei verschiedenen Erzählsträngen zwei verschiedenen Kriminalfällen an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten. Es geht um Mord, Diebstahl, Trauer, Bücher, die große Liebe, Familie, Freunde, und die Verwirklichung eines Lebenstraumes. Die Personen sind größtenteils so sympathisch, dass man das Gefühl hat, sie persönlich zu kennen. Trotz der teilweise bedrückenden Themen verliert der Roman an keiner Stelle seine humorvolle Leichtigkeit in der Erzählweise. Durch den Wechsel der beiden Geschichten entsteht eine Spannung, die sich bis zum Ende hält. Die Frage, wer die Morde begangen hat und ob es für beide Geschichten ein Happy End gibt, haben mich bis zum Ende ausgezeichnet unterhalten. Eine absolute Leseempfehlung für gemütliche Hörstunden!

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Veröffentlicht am 12.03.2022

Dark Academia - real

Den Wölfen zum Fraß
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Der Roman „Den Wölfen zum Fraß“ von Patrick McGuinness, aus dem Englischen übersetzt von Dieter Fuchs, basiert auf einer wahren Geschichte.

Vorweihnachtszeit in Bristol: Die Leiche einer jungen Frau ...

Der Roman „Den Wölfen zum Fraß“ von Patrick McGuinness, aus dem Englischen übersetzt von Dieter Fuchs, basiert auf einer wahren Geschichte.

Vorweihnachtszeit in Bristol: Die Leiche einer jungen Frau wird gefunden und das ungleiche Polizeiduo Ander und Gary ermitteln gegen den, von der Presse schnell zum Hauptverdächtigen erklärten, pensionierten Lehrer einer Eliteschule. Das schwarz-weiße Coverbild stimmt bereits auf den Roman ein: Es wirkt düster, fast schon kalt. Die Blickrichtungen in dem Bild korrespondieren mit den unterschiedlichen Perspektiven der Figuren der Geschichte auf den Mordfall – distanziert, von der Mitte und von oben aus nach unten. Die Romanhandlung spielt auf zwei Zeitebenen, die von der Hauptfigur Ander erzählt werden. Zum einen ist da sein Blick auf die Vergangenheit, in der er Schüler bei dem Mordverdächtigen war. Zum anderen die Gegenwart, in der er gegen seinen ehemaligen Lehrer ermittelt. Der Autor verknüpft beide Storylines geschickt zu einer Kritik am englischen Schulsystem und vor allem an den Medien, die eine eigene, selbsternannte, öffentliche Gerichtsbarkeit erzeugen, die Leben für immer zerstört.

Patrick McGuinness denkt in einer sehr klugen und kreativen Sprache aber auch über Themen wie Tod, Sprache und Brücken im allgemeinen nach. Bei aller Spannung und Dramatik, die sich den ganzen Roman über hält, bleiben die Figuren jedoch seltsam kühl und unnahbar, allerdings mit dem Ergebnis, dass für mich als Lesende genug Raum für eigene Urteile und Gedanken bleibt, denn auf diese Weise verhindert der Autor jede emotionale Bindung an eine bestimmte Figur. Alles in allem ist dies ein sehr tiefgründiger Kriminalroman, der einen nicht so schnell loslässt.

Vorurteile, die Macht der Medien und gesellschaftliche Meinungsbildung sind aktuell immer wichtiger werdende Themen. Deshalb meine unbedingte Leseempfehlung für diesen außergewöhnlich spannenden und kritisch-klugen Roman.

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