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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2022

Leichte Stolpersteine, aber spannend

Four Houses of Oxford, Band 1: Brich die Regeln (Epische Romantasy für alle Fans des TikTok-Trends Dark Academia)
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Four Houses of Oxford und ich hatten eine sehr interessante Zeit zusammen. Das Buch war bei mir ein klassischer Fall von Insta-made-me-want-to-read-it, ohne den Hype auf Social Media wäre der Titel vermutlich ...

Four Houses of Oxford und ich hatten eine sehr interessante Zeit zusammen. Das Buch war bei mir ein klassischer Fall von Insta-made-me-want-to-read-it, ohne den Hype auf Social Media wäre der Titel vermutlich länger auf der Wunschliste verstaubt.
Insgesamt wurde ich auch gut unterhalten, aber zum Highlight hat es das Buch leider nicht gebracht.

Die Geschichte erinnert sehr an Matching Night von Stefanie Hasse. Es geht um verschiedenen Verbindungen, die in einem Spiel gegeneinander antreten und versuchen, sich gegenseitig auszustechen. Sie werden teilweise moralisch unterirdischen und extrem fragwürdigen Prüfungen unterzogen und sammeln damit Punkte für den Sieg. Diesen Teil empfand ich als sehr spannend, wenngleich die Spiele und die Wartezeit zwischen den Runden so viel Platz eingenommen haben, dass man Harper und Finley fast nie in irgendwelchen Uni-Veranstaltungen gesehen hat. Das fand ich schade, denn auch der Unterrichts-Alltag hätte mir gefallen. Aber die Aufgaben an sich waren wirklich spannend, sodass ich mich jedes Mal gefreut habe, wenn es für die vier Farben wieder ans Eingemachte ging.

Was mir leider das Leseerlebnis verhagelt hat, waren einige Nebenfiguren sowie die Liebesbeziehung zwischen Harper und Finley. Dass die zwei einander kennen und noch Gefühle für einander haben, weiß man schon nach dem Überfliegen des Klappentextes, doch wie sehr die zwei sich da unter den gegebenen Voraussetzungen hineinsteigern, hat mich sehr wütend gemacht. Ich müsste spoilern, um das näher zu erklären, und das möchte ich nicht. Aber ich fand ihre Beziehung nicht überzeugend.
Ebenso gab es in den Verbindungen einige Menschen, die es besonders Harper sehr schwer machen. Das habe ich nicht verstanden, da dafür einfach keine Gründe oder Anhaltspunkte vorhanden sind, warum das so sein könnte. Man ist einfach nur manipulativ und bösartig, ohne (bisher) bekannten Hintergrund, und das war einfach nur frustrierend.

Interessant gemacht waren wiederum die Kräfte und Magie der vier Farben. Die Idee dahinter, die verschiedenen Fähigkeiten, das war sehr cool zu entdecken. Aber auch da habe ich etwas zu meckern, denn es war anstrengend, die Grenzen des Ganzen nicht so richtig zu kennen. Man bekommt generell viele kleine Informationen und Teaser gereicht, allerdings wird nichts davon bisher zur vollen Zufriedenheit erklärt.

Mein Fazit:
In der Mitte hatte mich das Buch leider etwas verloren, das fand ich schade. Erst bei der letzten Prüfung und dem anschließenden fiesen Cliffhanger kam für mich wieder richtig viel Spannung auf, sodass ich den zweiten Band auch lesen möchte.
Von mir gibt es 3,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 06.04.2022

Etwas zwiegespalten

Dreivierteltot
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Eigentlich bin ich bei Thrillern sehr vorsichtig. Ich bin eine eher zart besaitete Leserin, Blut und Tod und Grausamkeit vertrage ich nicht. Daher sind Jugendthriller für mich der perfekte Kompromiss! ...

Eigentlich bin ich bei Thrillern sehr vorsichtig. Ich bin eine eher zart besaitete Leserin, Blut und Tod und Grausamkeit vertrage ich nicht. Daher sind Jugendthriller für mich der perfekte Kompromiss! Man gruselt sich auch hier, aber nicht übertrieben. Man hat Gänsehaut, aber man will sich nicht schreiend im nächsten Schrank verstecken. Zumindest nicht allzu oft.

Christina Stein hat mich gefesselt und tief in ihre Geschichte hineingesogen, die trotz ihres geringeren Umfangs einen enormen Eindruck auf mich gemacht und mir einige Schauer über den Rücken geschickt hat. Der Schreibstil ließ mich das Buch nach dem ersten Drittel, was ich mir noch sorgsam eingeteilt habe, in wenigen Zügen wegatmen. Ich war lange nicht sicher, wer der faule Apfel in der Schale ist, wem ich trauen kann und wem nicht, was echt ist und was nicht, war angespannt und stand ständig unter Strom.

Eingefleischte Fans und geübte Leser*innen des Genres wissen wahrscheinlich schon bei der Hälfte des Buches, worauf es bei der Auflösung hinausläuft, ich habe das mitnichten kommen sehen. Ich saß mit offenem Mund da, ließ alles noch einmal Revue passieren und konnte förmlich spüren, wie es in so vielen komischen Situationen auf einmal Klick macht und alles einen Sinn ergibt. Ein großartiges Gefühl!

Leider war für mich aber nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Protagonistin Kim ließ sich für meinen Geschmack viel zu viel herumschubsen und gefallen. Ich hätte ihr oft so gern gesagt „Mensch, steh doch mehr für dich selbst ein. Lass dir nichts einreden, lass dir das nicht gefallen, hör auf dein Gefühl.“ Besonders ihr Freund Jon war mir nicht nur ein Dorn, sondern direkt ein ganzes Bündel Messer im Auge. Ich habe ihn tief verabscheut, seine unhöfliche, distanzierte, manchmal regelrecht herablassende Art hat mich Kims Motive, an seiner Seite zu bleiben, immer und immer wieder hinterfragen lassen. Man versteht es am Ende, man versteht es wirklich. Es ergibt alles einen Sinn. Aber das ändert leider nichts daran, dass diese Figur Jon mir das Leseerlebnis stellenweise richtig vermiest hat.

Was ebenfalls noch wichtig zu erwähnen ist, sind die Dialoge, die teilweise auf Englisch geführt werden. Kim ist in Schottland unterwegs und entsprechend unterhält sie sich viel in englischer Sprache, es gibt keine Übersetzungen. Die Dialoge sind zwar nicht hochkompliziert, aber dennoch sollte man schon die Basics verstehen, wenn man folgen möchte. Für die Zielgruppe mit Englischunterricht in der Schule vermutlich absolut kein Problem, aber eventuell für junggebliebene Erwachsene, die gern mal nach einem Jugendbuch greifen.

Mein Fazit:
Ich bin ein klein wenig zwiegespalten. Die Spannung, den Nervenkitzel und die schlussendliche Auflösung des Ganzen fand ich super, nur die Figuren haben es mir sehr schwer gemacht. Meine Bewertung fällt daher auch etwas unsicher aus. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen und runde dort, wo nur ganze Sterne möglich sind, auf 4 von 5, denn der Plot gefiel mir trotzdem unheimlich gut, genau wie das Ende.

Veröffentlicht am 14.03.2022

Ganz gut

Als wir Tanzen lernten
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Für mich war dies das erste Buch von Nicola Yoon. Ich muss sagen, dass ich mit relativ niedrigen Erwartungen rangegangen bin und positiv überrascht wurde, auch wenn das Buch sich am Ende eher im Mittelfeld ...

Für mich war dies das erste Buch von Nicola Yoon. Ich muss sagen, dass ich mit relativ niedrigen Erwartungen rangegangen bin und positiv überrascht wurde, auch wenn das Buch sich am Ende eher im Mittelfeld meiner Bewertungsskala eingependelt hat. Der Klappentext klang ganz interessant und so war ich auch schnell bereit, mich auf die Geschichte einzulassen.

Evies Fähigkeiten erinnerten mich an eine andere Reihe, wo eine der Figuren ähnliche Begabungen hat. Ich stelle es mir tatsächlich sehr mühsam vor, überall die Beziehungen anderer vor den Augen zu haben, insbesondere wenn sie nicht gut enden. Das muss sehr frustrierend und traurig sein, ich hätte vermutlich besonders am Anfang ständig das Bedürfnis, ihnen dabei zu helfen, das zum Besseren zu verändern.
Evie verarbeitete das Ganze in meinen Augen ganz gut, aber leider muss ich sagen, dass ich sie stellenweise nicht ganz so sympathisch sondern eher kindisch und ein wenig anstrengend fand. Das hätte nicht sein müssen und hat mir die Suppe versalzen.

X dagegen war ein echter Schatz. Ich habe alles an ihm gern gehabt, vor allem seine positive und liebevolle Art, seinen Humor. Ihn und Evie zusammen zu sehen war allerdings manchmal arg kitschig, einfach drüber, und zugleich fehlte mir aber auch die Tiefe. Eine ungute Kombination, die der leicht-lockere Schreibstil zwar gedämpft, aber lange nicht komplett aufgefangen hat.
Insgesamt waren die zwei zwar ein schönes Paar, aber so richtig gefühlt habe ich das nicht.
Thematisch wurden auch ernstere Aspekte angeschnitten, das hat mir wiederum gut gefallen. Es wirkte nicht gezwungen und wurde dennoch eindringlich aufgegriffen.

Mein Fazit:
Insgesamt schon ein lesenswertes Buch, allerdings habe ich stellenweise mit der Protagonistin meine Schwierigkeiten gehabt und auch die Emotionen nicht richtig empfangen können. Dafür mochte ich den Schreibstil sehr und auch die Idee war im Grunde gut umgesetzt.
Ich vergebe mittelmäßige 3,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 10.03.2022

Kleine Schwächen, aber dennoch lesenswert

Kurz mal mit dem Universum plaudern
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Kurz mal mit dem Universum plaudern hat mich gleichzeitig überrascht und ein wenig enttäuscht. Ich hatte hohe Erwartungen an die Geschichte, denen sie nicht gerecht wurde, mich aber mit einigen Aspekten ...

Kurz mal mit dem Universum plaudern hat mich gleichzeitig überrascht und ein wenig enttäuscht. Ich hatte hohe Erwartungen an die Geschichte, denen sie nicht gerecht wurde, mich aber mit einigen Aspekten unerwartet erwischt hat.

Einer davon war der Schreibstil. Der Protagonist schildert das Geschehen mit einer Selbstironie, die ich sehr gefeiert habe, muss ich sagen. Ich liebe diese Art zu erzählen, wenn die Figuren sich selbst nicht so fürchterlich ernst nehmen, das gibt eine Menge Lockerheit und ist recht amüsant zu verfolgen. Dieser Stil wird konsequent durchgezogen und sorgt für eine Jugendlichkeit, die ich genossen habe.

Dennoch habe ich mich trotz des Schreibstils sowohl Cliff als auch Aaron nicht so nah gefühlt, wie ich es gern gehabt hätte. Cliff ist der klischeehafte Nerd, Aaron der typische beliebte Schönling. Dass die beiden sich im Verlauf immer besser miteinander arrangieren, war zwar nett zu sehen, aber so richtig gefühlt habe ich das nicht, es hat auf emotionaler Ebene nichts mit mir gemacht. Und das fand ich schade, denn darum ging es ja zu einem großen Teil, um Freundschaft.

Der fluffige Erzählstil hat mir ein relativ entspanntes Leseerlebnis beschert, aber hier und da kam es zu einigen Längen, die meiner Meinung nach nicht Not getan hätten. Ich will nicht so weit gehen, dass ich sage, ich war gelangweilt, aber so richtig am Ball bleiben konnte ich im Mittelteil nicht immer. Die Geschichte plätscherte teils ein bisschen vor sich hin.

Es werden viele bedeutsame Themen angesprochen, Mobbing, das Verarbeiten von Verlusten, Freundschaft. Mir gefiel, dass nichts davon nur kurz angerissen und dann fallen gelassen, sondern wie ich fand vernünftig aufgearbeitet wurde. So gehört sich das. Ich finde es immer furchtbar, wenn Schreibende möglichst viele wichtige Themen unterbringen wollen und sich dabei dann hoffnungslos übernehmen, das war hier Gott sei Dank nicht der Fall und hätte dem Buch auch das Genick gebrochen, wäre es so gewesen.

Mein Fazit:
Das Buch ging mir nicht so nahe, wie ich es mir erhofft hatte. Meine Erwartungen konnte die Geschichte nicht gänzlich erfüllen, auch wenn der Schreibstil mich gut unterhalten hat. Wir kamen auf keinen komplett gemeinsamen Nenner, was ich sehr schade fand, aber dennoch war das Buch im Großen und Ganzen gut zu lesen und mir gefielen die Messages,
Daher gebe ich gute 3,5 von 5 Sternen und runde dort, wo keine halben Sterne möglich sind, auf 4 von 5.

Veröffentlicht am 02.03.2022

Ich bin hin- und hergerissen

Ey hör mal!
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„Ey hör mal“ ist ein Buch, was mich in einem riesigen Zwiespalt zurückgelassen hat. Inhaltlich ist die Geschichte von Mahmoud ein klares und eindeutiges Highlight! Aber stilistisch bin ich ziemlich aufgelaufen. ...

„Ey hör mal“ ist ein Buch, was mich in einem riesigen Zwiespalt zurückgelassen hat. Inhaltlich ist die Geschichte von Mahmoud ein klares und eindeutiges Highlight! Aber stilistisch bin ich ziemlich aufgelaufen. Da das auch anderen noch so gehen könnte, empfehle ich, völlig abseits davon, wie sehr einem der Klappentext zusagt, vorab in eine Leseprobe reinzuschnuppern, damit es keine bösen Überraschungen bezüglich der Erzählweise gibt. Hätte ich das vorher gewusst.. ich weiß nicht, ob ich dann auch zu der Geschichte gegriffen hätte, so sehr ich auch vom Inhalt begeistert war. Ich behaupte mal, entweder feiert man den Schreibstil, oder man findet ihn schwierig.

Mahmoud erzählt mit extremstem Slang, vielen Kraftausdrücken und sehr ausgeprägter Umgangssprache voller Alter's, Diggah's und Bro's. Das Ganze im Gespräch zu hören ist eine Sache, daran gewöhnt man sich vielleicht. Aber das „voll so die ganze Zeit über krass zu lesen“, um es in seinem Stil zu formulieren, hat mich viele, viele Nerven gekostet. Mag sein, dass das die Authentizität verstärkt. Will ich nicht abstreiten. Aber ich behaupte mal, etwas weniger extrem hätte es auch getan und mir zudem das Lesen erheblich erleichtert.

Unabhängig vom Stil ist der Inhalt allerdings ein wahres Juwel. Mahmoud erzählt mit unerwartet viel Humor, aber auch vielen ernsten Passagen und erstaunlich tiefgründigen Gedankengängen aus der Sicht eines pakistanischen Jungen, wie es in einem europäischen Land wie Norwegen für eingewanderte Familien zugeht. Wie sehr sich die Kultur unterscheidet, was gut läuft, was schlecht läuft, und das schürt Verständnis. Er schafft eine Brücke zwischen der Leserschaft und seinem Alltag, einem Alltag, der für viele von uns wohl nur schwer vorstellbar ist. Hiebe mit dem Schlappen gehören in seiner Familie einfach dazu, und irgendwie kriegt er es hin, dass ich das nicht verurteilt, sondern angenommen habe. Er ist sich der Unterschiede zum Beispiel in der Erziehung sehr gut bewusst und spricht sie offen an, genauso wie bekannte Klischees oder Vorurteile. Das hat etwas entwaffnendes und unglaublich sympathisches, und bringt einen dazu, die eigenen Gedanken zu reflektieren.

Der Handlungsstrang um Mahmouds Bruder Ali hat mich sehr berührt. An Reaktionen gibt es innerhalb der Familie alles, von bestärkend und verständnisvoll bis zum kompletten Ausraster und riesiger Intoleranz. Aber ich fand alles davon nachvollziehbar und (teils muss ich sagen „leider“, wie im Fall von Mahmouds Vater) realistisch dargestellt. Auch die Entwicklung des Ganzen hat mich überzeugt und selbst wenn das Ende relativ offen gestaltet ist, fand ich es super. Es war genau so, wie es war, perfekt. Im ganzen Verlauf der Offenbarung von Alis Gefühlen war ich immer wieder verblüfft über Mahmouds weise Aussagen. Er hat so viele Dinge von sich gegeben, so viele unheimlich sympathische Dinge über Toleranz und Menschlichkeit, darüber, gut so zu sein, genau wie man ist, dass man mit diesen Zitaten ein ganzes Notizbuch hätte füllen können.

Während ich die Rezension so schreibe, wird mir noch mal bewusst, wie gut mir der Inhalt wirklich gefallen hat. Rein von der Story her kann ich keinen Kritikpunkt aufbringen und würde dem Buch die volle Sternzahl geben, aaaaber.
Aber da ist leider, leider, leider der Schreibstil. Und der hat mir das Leseerlebnis echt mühsam gestaltet, er hat mich genervt und es geschafft, dass ich für ein gerade mal knapp 200 Seiten starkes Buch eine ganze Woche brauche. So gern ich des Inhalts wegen würde, kann ich darüber einfach nicht hinweg sehen.

Mein Fazit:
Ich habe mit dem Erzählstil ebenso sehr gekämpft, wie ich den Inhalt geliebt habe. Das macht es mir sehr schwer, eine vernünftige Bewertung zu finden, die beiden Extremen gerecht wird. Des Inhalts wegen werden es 3,5 Sterne. Und des Inhalts wegen werde ich dort, wo nur ganze Sterne möglich sind, auch auf 4 aufrunden.