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Veröffentlicht am 15.09.2016

Verblendung

The Girls
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Kalifornien, 1969. Die Hippiezeit hat ihren Höhepunkt erreicht. Doch die vierzehnjährige Evie Boyd leidet darunter, dass sie von ihrer Umgebung nicht richtig wahrgenommen wird. Sie will auffallen und „gesehen“ ...

Kalifornien, 1969. Die Hippiezeit hat ihren Höhepunkt erreicht. Doch die vierzehnjährige Evie Boyd leidet darunter, dass sie von ihrer Umgebung nicht richtig wahrgenommen wird. Sie will auffallen und „gesehen“ werden. Selbst mit ihrer besten Freundin kommt es zum Krach und auch der heimlich angebetete Peter will nicht von ihr wissen. Die Eltern Evies sind geschieden. Seitdem lebt sie bei ihrer Mutter, die jedoch mehr Interesse an ihrem neuen Freund aufbringt als an der eigenen Tochter. Doch dann lernt Evie die wilde Suzanne kennen. Sie ist eine der „Girls“. Eine Gruppe von Mädchen, die laut und schillernd sind, die auffallen. Evie gerät in den Bann von Suzanne und verfällt ihr regelrecht. Schließlich sie wird von ihr mitgenommen zur Ranch, die abseits zwischen Hügeln verborgen liegt. Hier leben noch weitere Mädchen, deren Anführer ist der charismatische Russell. Für sie scheint das Leben eine einzige Party zu sein. Auf der Ranch gelten andere Regeln. Es gibt kein Ego und man träumt vom dauerhaften Glück. Drogenkonsum und Sex sind an der Tagesordnung. Doch die Wahrnehmung dieser Welt wird von Verblendung beherrscht…

Erzählt wird die Geschichte ausschließlich aus der Perspektive von Evie Boyd. Hauptsächlich geschieht dies aus der Sicht der damals 14jährigen, aber auch in einigen Abschnitten als Erwachsene im Rückblick. Gerade als 14jährige ist die Wahrnehmung stark vernebelt. Der Wunsch anders zu sein und Anerkennung zu bekommen lässt alles andere nebensächlich erscheinen. Evie sieht nicht die Armut und den Schmutz auf der Ranch. Alles erscheint so einfach und leicht. Hinzu kommt der tagtägliche Drogenkonsum, der zusätzlich verhindert die Dinge so zu sehen, wie sie tatsächlich sind. Evie bestiehlt sogar ihre eigene Mutter ohne jegliche Gewissensbisse, um der Gruppe rund um Russell zu gefallen.

Die Geschichte ist halb so spektakulär wie auf dem Klappentext angekündigt, dafür aber meisterlich erzählt. Eine herausragende Sprache zeichnet dieses Werk aus. Ob man aber wirklich einen so verklärten Blick auf die Realität haben kann, erscheint mir recht fraglich. Daher gibt es einen Punkt Abzug.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Solide, aber nicht mitreißend

Fuchskind
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Es ist ein nebeliger Herbstmorgen als die Friedhofsgärtnerin Gesine Cordes ihren Dienst auf dem Friedhof antritt. Doch etwas ist anders. Angelockt durch das Weinen eines Säuglings findet sie tatsächlich ...

Es ist ein nebeliger Herbstmorgen als die Friedhofsgärtnerin Gesine Cordes ihren Dienst auf dem Friedhof antritt. Doch etwas ist anders. Angelockt durch das Weinen eines Säuglings findet sie tatsächlich ein krankes Baby versteckt im Gebüsch. Fast zeitgleich wird draußen vor dem Friedhof die nackte Leiche einer Frau an einer Bushaltestelle entdeckt. Der Pförtner des Friedhofs scheint ebenso verschwunden zu sein. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Taten?
Und dann taucht auch noch Gesines Ex-Mann plötzlich auf…

Es ist bereits der zweite Fall für Gesine Cordes. Die ehemalige Polizistin hängte ihren Job seit dem Unglück mit ihrem eigenen Kind vor 10 Jahren, an den Nagel. Danach beschloss sie von nun an als Friedhofsgärtnerin zu arbeiten. „Fuchskind“ ist eine gelungene Fortsetzung von „Kaninchenherz“, es ist jedoch nicht zwingend notwendig den ersten Band vorher gelesen zu haben.
Da es sich bei der Frauenleiche um Mord handelt, ist auch Kommissarin Marina Olbert von der Mordkommission wieder dabei. Gesine unterstützt Marina jedoch nicht bei ihrer Arbeit, sondern geht ihren eigenen Gang bei ihren Nachforschungen. So kreuzen sich zwar immer wieder deren Wege, aber als Leser hat man den besseren Überblick, da man die Informationen von beiden Perspektiven verwerten kann. Insgesamt ein recht ruhiger Krimi, der aber trotzdem recht spannend ist. Die Frage nach dem Warum löst sich auch erst ganz am Ende und so bleibt viel Zeit um selbst miträtseln zu können. Doch irgendwie fehlte das gewisse Etwas. Vielleicht waren es die vielen Gedanken Gesines, die die Handlung ausgebremst haben.

Wie schon in dem ersten Band gibt es auch hier wieder Auszüge aus dem Notizbuch zu giftigen Pflanzen. Fand ich die Idee anfangs noch ganz nett, so hatte ich allerdings jetzt den Eindruck, dass sich alles irgendwie wiederholt. Man kann nur hoffen, dass der Autorin bald die Giftpflanzen ausgehen.

Wer einen soliden Krimi sucht, ist mit „Fuchskind“ gut bedient. Das Buch ist zwar spannend, aber leider nicht so richtig mitreißend. Hat aber seine vier Sterne verdient.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Außergewöhnlicher Thriller mit noch außergewöhnlicheren Protagonistin

Endgültig
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Barcelona vor fünf Jahren. Jenny Aaron arbeitet als Elitepolizistin bei einer international agierenden Einheit. Doch der Einsatz missglückt und Aaron verliert dabei ihr Augenlicht. Seitdem ist sie für ...

Barcelona vor fünf Jahren. Jenny Aaron arbeitet als Elitepolizistin bei einer international agierenden Einheit. Doch der Einsatz missglückt und Aaron verliert dabei ihr Augenlicht. Seitdem ist sie für das BKA in Wiesbaden tätig und gilt als Verhörspezialistin. Als Blinde erkennt sie perfekt das Verborgenen zwischen den Worten. Doch nun bitten Sie ihre ehemaligen Kollegen aus Berlin um ihre Mithilfe. Reinhold Boenisch soll im Gefängnis eine Psychologin ermordet haben. Er verweigert jede Aussage, will nur mit Aaron sprechen. Jenny kennt Boenisch bereits aus ihrer Vergangenheit, denn als junge Polizistin sorgte sie für dessen Verurteilung. Dennoch nimmt sie den Fall an und muss sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen.
Mit Jenny Aaron hat Andreas Pflüger eine außergewöhnliche Protagonistin erschaffen. Man erhält Einblicke in die Welt der Blinden und erfährt Dinge, über die man sich so vorher noch nie Gedanken gemacht hat. Hier ist deutlich zu spüren, dass der Autor intensiv recherchiert hat. Gleichzeitig wirkte Aaron aber wieder fast zu omnipotent, als dass sie als glaubwürdig durchgehen kann. Damit Aaron überhaupt zu dem wurde, was sie heute ist, trug einen Großteil ihr Vater Jörg Aaron bei. Dieser gehörte der ehemaligen GSG-9 'Einheit an und unterstützte und ermutigte seine Tochter nach ihrem Unfall, wo es nur ging. In Berlin trifft Aaron auf ihren alten Freund und Kollegen Pavlik, der wie ein Vater zu ihr ist und als Beschützer fungiert.
Die Handlung wird nicht ganz gradlinig erzählt, sondern es gibt immer wieder Rückblicke und Reflexionen auf die Zeit in Barcelona und das erste Zusammentreffen mit Boenisch. Die Sprache an sich ist schnörkellos und recht knapp gehalten, das hat mir gut gefallen. Die Kapitel hingegen relativ lang. Es ist auch kein Buch, das man mal eben so nebenbei liest, sondern erfordert schon volle Konzentration. Spannung ist durchaus vorhanden, allerdings nicht auf höchstem Niveau.
Die Gestaltung des Buches bekommt von mir alle Punkte. Nicht nur das Cover mit seiner Brailleschrift und den verschwimmenden Buchstaben beeindrucken, sondern auch der gelbe Schnitt.
Ein außergewöhnlicher Thriller mit einer noch außergewöhnlicheren Protagonistin. Der Einblick in die Sichtweise von Blinden hat mich stark beeindruckt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vergeltung

18 - Zahlen des Todes
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Mitten im Hochsommer findet sich in einem Düsseldorfer Rosengarten die Leiche eines Mannes. Das Opfer ist regelrecht in Szene gesetzt worden und es macht den Eindruck, als würde er um Verzeihung bitten. ...

Mitten im Hochsommer findet sich in einem Düsseldorfer Rosengarten die Leiche eines Mannes. Das Opfer ist regelrecht in Szene gesetzt worden und es macht den Eindruck, als würde er um Verzeihung bitten. Leana Meister und ihr Spezialistenteam vom LKA übernehmen den Fall. Bereits ein Tag später findet sich eine weitere Leiche, die in ähnlicher Position zur Schau gestellt wird. Schnell wird klar, dass es sich um eine Serientäterin handelt. Diese agiert kühl und geplant und hat anscheinend nichts mehr zu verlieren. Zwei intelligente Frauen liefern sich einen Wettkampf…

Ein wirklich spannender Thriller, der noch dazu sehr gut erzählt ist. Die Beschreibungen der Figuren sind überzeugend und wirkten auf mich authentisch. Leana, die Protagonistin ist gerade erst nach 18 Jahren aus Südafrika zurückgekehrt. Dort war sie als Polizistin tätig, doch der Alltag dieses Jobs in Südafrika brachte ihre Ehe zum Scheitern. Leana hat ihren Mann und die zwei Kinder verlassen und wagt nun einen Neubeginn in Düsseldorf als Leiterin der Spezialeinheit des LKA. Obwohl eigentlich recht früh klar wird, wer die Täterin ist, so bleibt das Buch dennoch spannend. Denn es geht ja auch um das Warum. Was treibt die Täterin an? Ist es Rache? Die Beantwortung der Fragen erfährt man erst ganz am Ende. Die Erzählweise hat mir auch sehr gut gefallen, besonders die kleinen Kabbeleien zwischen Leana und ihrer Kollegin Natalia, die sich selbst schon auf dem Posten von Leana wähnte.

Insgesamt ein flüssig erzählter Thriller, der durchweg spannend war. Ich freue mich schon auf das nächste Werk von Mia Winter.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Toller Rügenkrimi mit ungewöhnlichen Ausgang

Krähennest
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Rügen, im Hochsommer. In einem Krähennest, dem Ausguck eines Schiffes wird der abgeschnittene Kopf eines Mannes gefunden. Kommissar Luka Krozcek und seine Kollegin Conny nehmen die Ermittlungen auf. Der ...

Rügen, im Hochsommer. In einem Krähennest, dem Ausguck eines Schiffes wird der abgeschnittene Kopf eines Mannes gefunden. Kommissar Luka Krozcek und seine Kollegin Conny nehmen die Ermittlungen auf. Der Torso der Leiche findet sich kurz darauf auf dem Firmengelände eines Windkraftunternehmens, bei dem Teresa, die Lebensgefährtin Lukas als Bauleiterin tätig ist. Bei dem Toten handelt es sich um Bernd Dominante, der dort angestellt war.
Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Als sich herausstellt, dass der Tote ein Verhältnis hatte, gerät die Familie des Toten in den Focus der Polizei.

Ein spannend aufgebauter Regionalkrimi, der auch das nötige Lokalkolorit bietet. Die Landschaftsbeschreibungen und auch das Leben der Menschen dort wurden so gut beschrieben, dass ich mir ein gutes Bild machen konnte.
Das Ermittlerteam mit Luka und Conny war mir sehr sympathisch. Conny ist erfrischend natürlich und Luka hat gleich doppelten Stress. Beruflich liegt er im Dauerclinch mit seiner Kollegin Kerstin, die sich selbst gerne auf Lukas Posten gesehen hätte während es mit Teresa immer wieder kriselt.
Überhaupt konnte ich mit der Figur Teresa leider nicht richtig warm werden. Sie versucht sich immer wieder als Chefin in einer Männerwelt zu beweisen, was ihr auch ziemlich gut gelingt. Gleichzeitig muss sie aber auch ihre Rolle als Mutter gerecht werden, was wiederum weniger gut gelingt.
Präsentiert werden viele Verdächtige und man weiß gar nicht, welcher Spur man folgen soll. Denn falsche Fährten gibt es viele, doch welche ist die Richtige? Das macht das Buch zu einem spannenden Krimi mit Rügenflair. Etwas gestört haben mich die vielen privaten Probleme zwischen Luka und Teresa. Da war mir einfach zu viel Herzschmerz dabei.

Überrascht hat mich das Ende. Hier hat sich die Autorin wirklich eine originelle Auflösung einfallen lassen. Mit so einem ungewöhnlichen Ausgang hatte ich nicht gerechnet.