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Veröffentlicht am 01.04.2022

Mutige Heldin mit einem Geheimnis

Naerima
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Ein Mädchen wird allein im Wald von zwei Jägern gefunden und in deren Dorf mitgenommen. Damit beginnt das große Abenteuer rund um die geheimnisvolle Naerima, die sich nicht an ihre Vergangenheit erinnern ...

Ein Mädchen wird allein im Wald von zwei Jägern gefunden und in deren Dorf mitgenommen. Damit beginnt das große Abenteuer rund um die geheimnisvolle Naerima, die sich nicht an ihre Vergangenheit erinnern kann. Als Leser taucht man sofort ein in die Welt des Dorfes, lernt mit Naerima so gutherzige Bewohner wie den Schmied Wignot kennen und schätzen, und fürchtet mit ihr den aufbrausenden und ungerechten Ziehvater Almos. Naerimas Geschichte wird so lebendig erzählt, dass man mit ihr fühlt und dieses starke Mädchen gleichzeitig bewundert. Allein die Geschichte, wie sie Otarios Bogen beim Bogenschießen gewinnt, lässt erkennen, dass das Mädchen über ganz besondere Fertigkeiten und vor allem über viel Mut verfügt! Naerima ist die Außenseiterin im Dorf und freundet sich mit einem weiteren Außenseiter an, dem stummen Jungen Xaron, und diese beiden ergänzen und unterstützen sich. Das wahre Geheimnis der Geschichte liegt in Naerimas vergessener Vergangenheit, und wir begleiten Naerima auf gefährlichen Wegen, um das Rätsel ihrer Herkunft zu lösen. Die Geschichte entwickelt sich so lebendig und spannend, dass es schwerfällt, das Buch wieder aus der Hand zu legen, der Erzählfluss ist wirklich hervorragend.

Mir gefiel besonders, dass die Heldin ein so mutiges Mädchen ist, das eine junge Wölfin zur Freundin hat und auch mal eine Giftschlange erlegt. Ein großartiges Rollenvorbild für lesende Mädchen, die oft von der Buchwelt mit den immer gleichen Prinzessinnen- und Pferdebüchern überschüttet werden.

Die Erzählung ist so anschaulich und lebendig, dass man sich wunderbar hineinversetzen kann. Das Setting wirkt auf Anhieb überzeugend und irgendwie schön vertraut. Mich hätte es nicht gewundert, wenn da Ronja Räubertochter durch den Wald gestreift oder die Brüder Löwenherz durchs Dorf geritten wären. Die Geschichte lebt von Freundschaft, Geheimnissen und Abenteuern. Dazu gibt es einige mythische Komponenten wie die magischen Edelsteine oder den geheimnisvolle Wolfsjungen, einen Seher und einen mysteriösen schwarzen Ritter.

Diese Geschichte ist eine wahre Entdeckung!

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Mordsspaß im Südburgenland

Hamdraht
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Es ist eine illustre Gesellschaft, die das Südburgenland und den herrlichen Gartenkrimi von Martina Parker bevölkert: Da wäre allen voran die hartnäckige Journalistin Vera. Die ist mit ihrer Mutter Hilda ...

Es ist eine illustre Gesellschaft, die das Südburgenland und den herrlichen Gartenkrimi von Martina Parker bevölkert: Da wäre allen voran die hartnäckige Journalistin Vera. Die ist mit ihrer Mutter Hilda einer Presse-Einladung in das neue Wellness-Hotel „Fia Mi“ gefolgt. Hotelinhaber Arno ist ein Mann mit Vergangenheit und einem Geheimnis, seine Ehefrau Ophelia ist eine wandelnde Inszenierung von Lifestyle. Das Küchenzepter schwingt Veras Gartenfreundin Mathilde. Die müht sich redlich ab, auch die angesagte Bloggerin Sky Dujmovits zufriedenzustellen, die dem Hotel zu Berühmtheit verhelfen soll. Ein mysteriöser Todesfall bringt die pressewirksame Eröffnungswoche jedoch zu einem jähen Ende. Denn auch, wenn´s eine schöne Leich´ war, wird doch schnell klar, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht im Südburgenland. Nicht nur die Polizei ermittelt. Auch Vera nimmt Nachforschungen auf, unterstützt von Mutter Hilda und deren wachsamen Augen und Ohren.

Es sind die vielfältigen Charaktere, die diesen Gartenkrimi bevölkern und die ihn so lebendig machen. Mit zarter Ironie wird jedes Kapitel von einem Häppchen Gartenwissen eingeleitet, das sich so manches Mal in der Handlung wiederfinden mag. Überhaupt ist es ein feiner trockener Humor, der sich durch die Charakterformung und die Geschichte zieht, der das Lesen zu einem großen Vergnügen werden lässt. Auch die zahlreichen Dialekteinstreuungen machen den Krimi so liebenswert authentisch, ebenso wie interessante Gartenfacts und kulinarische Einsprengsel. Dass es sich bereits um Band 2 der Gartenkrimis handelt, stört beim Lesen in keinster Weise.

Dieser Krimi ist eine hervorragende Melange aus kultigen Charakteren, südburgenländischem Flair, einem Hauch Ironie und einer ordentlichen Portion Spannung. Ein wirklich großartiger, kurzweiliger Lesespaß!

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Veröffentlicht am 24.03.2022

Raffiniert konstruierter Regionalkrimi in einem außergewöhnlichen Setting

Klostertod
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Als eine Ordensschwester tot in ihrer Zelle aufgefunden wird, erwartet die Kriminalkommissare Achill und Bertling ein neuer Fall in Speyer. Die Umstände an sich sind schon rätselhaft, aber weitaus verdächtiger ...

Als eine Ordensschwester tot in ihrer Zelle aufgefunden wird, erwartet die Kriminalkommissare Achill und Bertling ein neuer Fall in Speyer. Die Umstände an sich sind schon rätselhaft, aber weitaus verdächtiger ist das Verhalten der anderen Nonnen, die kurzerhand den Tatort gereinigt und mögliche Beweismittel beseitigt haben. Allerdings beißt sich die Polizei an der Gemeinschaft der Ordensfrauen die Zähne aus. Deutlich erfolgreicher ist da Achills Freund, der Hobby-Ermittler André Sartorius, dem es gelingt, die Studentin Irina getarnt als Novizin ins Kloster einzuschleusen, wo sie nach und nach Zugang zu den Ordensfrauen und deren Geheimnissen erlangt. Am Ende überschlagen sich die Ereignisse und lassen den Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Es handelt sich bereits um den 4. Fall für Achill und Sartorius, doch die Lektüre ist auch als Einzelband ohne Probleme verständlich. Der Leser wächst mit Irina in das Klosterleben hinein und versucht ebenso wie sie, die Hintergründe und Motive der anderen Nonnen zu ergründen. Rasch lernt man die ach so verschiedenen Ordensfrauen in all ihren Eigenheiten kennen. Für die komischen Momente sorgt eindeutig Schwester Ehrentrud mit ihrem herrlichen pfälzischen Dialekt: „Wissen Se, mir de Siedpalz sinn do halt ä bissl großzieschischer wie die hier in de Vorderpalz.“ Überhaupt vermittelt der spannende Krimi außer interessanten Einblicken in das Kirchen- und Klosterleben auch viel pfälzische Lebensart. Die Geschichte spielt im März 2020 und begleitet dabei auch die Anfänge der Corona-Pandemie in Deutschland. Da war es besonders faszinierend, dieses Buch punktgenau 2 Jahre später zu lesen und oft zu denken: Wenn die wüssten!

Der Regionalkrimi ist eine gelungene Mischung aus Spannung und Humor.

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Veröffentlicht am 20.03.2022

Eine mutige junge Frau in der Pfalz der 1970er Jahre

Gretas Erbe
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Was für eine faszinierende Geschichte! Während das Cover recht nüchtern und minimalistisch daherkommt, verbirgt sich zwischen den Buchdeckeln das harte Schicksal der jungen Greta. Es sind die 1970er Jahre ...

Was für eine faszinierende Geschichte! Während das Cover recht nüchtern und minimalistisch daherkommt, verbirgt sich zwischen den Buchdeckeln das harte Schicksal der jungen Greta. Es sind die 1970er Jahre und die Waise ist als Ziehkind auf dem Weingut der Familie Hellert in der Pfalz aufgewachsen. Von dem „Mädsche“ wird teils unmenschliche Arbeit gefordert, der Ton in der Familie ist rau, vor allem Greta gegenüber. Doch auch der Rest der Familie duckt sich unter dem unnachgiebigen Patriarchat des Vaters Harald Hellert. Es ist die Geschichte einer Emanzipation, der vergebliche Wunsch, zur Familie dazuzugehören, sich eine eigene Existenz als Frau aufzubauen. Aus unserer heutigen Sicht fühlt man schmerzlich die damaligen Einschränkungen für Mädchen und Frauen, Gretas Abhängigkeit von ihrer Ziehfamilie, das hilflose Ausgeliefertsein und die sich immer wiederholenden Enttäuschungen. Und dennoch hält Greta stets an ihren Träumen fest, lässt sich trotz aller Rückschläge nie unterkriegen.

Das Buch vermittelt in unnachahmlicher Weise das Lebensgefühl der 1970er Jahre, geht auch auf damalige Moralvorstellungen und das Zeitgeschehen ein und schafft so eine lebendige, authentische Atmosphäre. Die Charaktere sind brillant herausgearbeitet und überzeugen ausnahmslos. Auch vor schonungslosen Wahrheiten und Unbequemlichkeiten wird nicht zurückgeschreckt, was ebenfalls ein glaubwürdiges und ungeschöntes Bild des Geschehens und der Zeit entwirft. Hinzu kommt viel original pfälzisches Lebensgefühl mit der einzigartigen Weinkultur und vielen interessanten Einzelheiten des Weinanbaus, den Ortschaften, Weinfesten und dem immer wieder aufblitzenden Dialekt. All dies trägt eindringlich zur atmosphärischen Dichte und realistischen Tiefe der Schilderung und der regionalen Verankerung bei.

Das Buch ist der Auftakt einer Trilogie und ich kann bereits mit Sicherheit sagen, dass ich Gretas Weg weiterverfolgen werde.

Fazit: Ein wirklich lesenswertes Buch, dessen Geschichte den Leser völlig in seinen Bann zieht und das man kaum wieder aus der Hand legen kann!


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Veröffentlicht am 13.03.2022

Verloren zwischen den Welten

Leo und Dora
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Ganz unaufgeregt und schlicht kommt die Erzählung auf den ersten Blick daher. Leo Perlstein reist aus dem Exil in Tel Aviv nach Sharon, Connecticut, um dort im Sommerhaus seiner Agentin ein Buch zu schreiben. ...

Ganz unaufgeregt und schlicht kommt die Erzählung auf den ersten Blick daher. Leo Perlstein reist aus dem Exil in Tel Aviv nach Sharon, Connecticut, um dort im Sommerhaus seiner Agentin ein Buch zu schreiben. Als Leo dort ankommt, ist das Haus bis auf die Grundmauern abgebrannt und er findet Unterschlupf im Hotel Roxy, das von der resoluten Dora geführt wird. Es ist das Jahr 1948, der zweite Weltkrieg ist zu Ende und das Leben sucht sich wieder einen Weg.

Leos Bücher wurden in der Nazi-Zeit verbrannt, nun hat er Schwierigkeiten, an die alten Erfolge anzuknüpfen. Überhaupt fällt es ihm schwer, sich in seinem neuen Leben zurechtzufinden. Er trauert seiner alten Heimat in Wien hinterher und hat sich auf der Flucht irgendwo selbst verloren. Frau und Tochter, die bereits vor ihm nach Bombay geflohen waren, sind ihm fremd. Genauso fremd ist ihm das Leben auf diesem neuen Kontinent und in diesem Hotel. Das Essen will ihm nicht schmecken, an die Abläufe mag er sich nicht halten, dem Diktat seiner Agentin verweigert er sich.

Erst die Begegnung mit dem ebenfalls jüdischen Professor Geringer und dessen Frau sowie das nähere Kennenlernen mit Dora beim gemeinsamen Tarock-Spiel öffnen Leos Blick und öffnen Leo selbst.

Der Roman besticht vor allem durch die präzise und mit Tiefe gezeichneten Charaktere, von den Protagonisten bis zur Nebenfigur (wie der schwäbisch sprechenden Köchin). Dazu kommt eine feine Prise liebevoller Humor wie etwa bei der Gemeinschafts-Telefonleitung im Ort. Überhaupt schafft es die Geschichte, von schweren Schicksalen und entsetzlichen Ereignissen zu erzählen, ohne ins Melodramatische abzurutschen. Da wird genauso über das Schicksal der Exiljuden wie über den Verlust geliebter Menschen berichtet, doch der unaufgeregte Grundton des Romans bleibt. Sogar als da plötzlich eine geisterhafte Erscheinung im Raum steht.

Klare Leseempfehlung für diesen ganz wunderbaren Roman!

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