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Veröffentlicht am 24.01.2023

Eine "mordsmäßige" Story

Der Henker von Hamburg
1

Das Cover des Buches zieren eine Novemberstimmung auf der Brücke zur Speicherstadt und düstere Wolken im Hintergrund. Sie sind dunkle Vorboten für eine „mordsmäßige“ Story, die uns nach Hamburg in das ...

Das Cover des Buches zieren eine Novemberstimmung auf der Brücke zur Speicherstadt und düstere Wolken im Hintergrund. Sie sind dunkle Vorboten für eine „mordsmäßige“ Story, die uns nach Hamburg in das Jahr 1899 entführt. Eigentlich wollten Kommissar Hauke Sötje und seine Ehefrau Sophie einem erbaulichen Opernabend lauschen, wäre da nicht eine Leiche, zu der Hauke gerufen wird. Aber nicht nur eine Leiche, sondern eine Serie von Mordopfern erschüttert die Hamburger Oberschicht. Alle Opfer sind erhängt und mit einem Zettel mit der Aufschrift „schuldig“ versehen, sie sorgen dafür, dass sich in Hamburg niemand mehr sicher fühlt. Doch was haben sich diese Honoratioren der Stadt zu Schulde kommen lassen, dass sie so grausam gerichtet werden? Und was verbindet diese Morde mit der gefeierten Sopranistin Carlotta Francini, zu der Sophie Sötje gerade eine zarte Freundschaft aufgebaut hat? Wer ist der Henker von Hamburg? Fragen über Fragen, mit denen sich Hauke Sötje beschäftigen muss. Kann ihm abermals Sophie helfen die Fäden zu entwirren und kann Hauke einen nächsten Mord verhindern, bevor der Rächer von Hamburg wieder zuschlägt?
Die beiden gut gezeichneten Hauptcharaktere Sophie und Hauke Sötje, werden dem Leser schnell zu guten Freunden. Gerade die taffe Sophie, die um die Jahrhundertwende als Ehefrau eines gut situierten Beamten sich nur um Haushalt und Familie kümmern soll und nicht ihrem kriminalistischen Spürsinn folgen darf, kann dem Leser richtig leidtun. Zum Glück hält Sophie sich nicht immer an alle Vorgaben. Hauke, mit seiner maritimen Vorgeschichte, ist schon allein deswegen ein etwas anderer Kommissar. Er wirkt dadurch absolut authentisch und sympathisch. Die Charaktere sind in ihrer Konstellation zueinander so gut entwickelt, dass allein dadurch eine außerordentliche Spannung entsteht.
Anja Marschal schreibt so plastisch, dass sich der Leser mitten im Geschehen fühlt. Sie hat nicht nur einen spannenden Krimi entwickelt, sondern beschreibt auch die markanten Plätze und Gebäude rund um die Hamburger Speicherstadt und so gerät der „Henker von Hamburg“ für den Leser nicht nur zu einem fesselnden Krimi, sondern auch zu einem geheimen Reiseführer. Anja Marschal hat historischen Details sehr gut recherchiert und eingearbeitet und so wird - dank ihr - der hanseatische Lebensstil um die Jahrhundertwende wieder lebendig.
„Der Henker von Hamburg“ steckt von Anfang bis Ende voller unerwarteter Überraschungen, Entwicklungen und Emotionen und gibt viel Raum für Spekulationen. Der Spannungsbogen wird immer weiter aufgebaut, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte.
Fazit:
Mit dem „Henker von Hamburg“ ist Anja Marschal wieder einmal ein toller Roman um Sophie und Hauke Sötje gelungen, bei dem nicht nur Krimifans voll auf ihre Kosten kommen, sondern auch geschichtliche Details und die hanseatische Lebensart sehr authentisch geschildert werden. Von mir gibt es hierfür eine klare Leseempfehlung.



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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.09.2022

Jane Austen trifft Sherlock Homes

Die Kunstschätzerin
2


Eine junge Frau im 19.ten Jahrhundert, die nicht nur berufstätig ist, sondern der auch eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe übertragen wird. Sie soll einschätzen, ob der der junge Baron Harry Lydney ...


Eine junge Frau im 19.ten Jahrhundert, die nicht nur berufstätig ist, sondern der auch eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe übertragen wird. Sie soll einschätzen, ob der der junge Baron Harry Lydney würdig ist das Erbe seines Vaters anzutreten, oder ob die gesamten Kunstschätze einem Museum übertragen werden, um sie in ihrer Gesamtheit und Gesamtwirkung zu erhalten. Dass sie dafür detektivisches Gespür benötigt, bleibt ohne Frage. Und dass es sich bei dem Baron Lydney um ihre Jugendliebe handelt, der sie sitzen ließ, macht die Aufgabe nicht leichter. Fest steht: übergibt sie die Sammlung dem Museum, so wird das ihrem Familienunternehmen sehr zuträglich sein, im anderen Fall wird sie vielleicht die Liebe des Barons zurückgewinnen, für den sie immer noch etwas empfindet. Und dann ergeben sich ja auch noch einige Unwägbarkeiten, mit denen eine junge berufstätige Frau im viktorianischen England zu kämpfen hat. Wird sie ihren Weg gehen und wie wird Eleanor sich bezüglich der Kunstsammlung entscheiden?
„Die Kunstschätzerin“ ist der neueste von 50 Romanen der Bestsellerautorin Sandra Byrd und der ist ihr sehr gut gelungen! Während das Cover und der Titel eher langweilig daherkommen, ist der Roman ein echter Pageturner. Unerwartete Wendungen laden den Leser immer wieder zum Staunen ein, wobei die Geschichte absolut logisch aufgebaut ist. Es ist Byrds angenehmer Schreibstil, der dieses Buch ehrlich, vertraut und absolut lesenswert macht. „Die Kunstschätzerin“ ist der erste Roman dieser Autorin, den ich gelesen habe und ich hoffe nicht der Letzte!
In diesem Roman lernen wir die charmante Eleonar (Elly) kennen, die die Sorge um ihren Onkel, die Hausangestellten und dem kleinen Familienunternehmen vor ihr eigenes Glück stellt. Und egal welcher Abgrund sich gerade vor ihr öffnet, oder in welches Schlamassel sie gerade wieder hineinstolpert, sie findet eine Lösung für das Problem. Eleanor ist herzensgut, sympathisch und absolut taff. Gerade in der heutigen Zeit kann sich niemand vorstellen vor welchen Herausforderungen alleinstehende berufstätige Frauen in der viktorianischen Zeit gestellt wurden, Elly meistert diese mit Bravour! Mit Elly, die schnell zu einer lieben Freundin wird, geht der Leser durch dick und dünn. Manches Mal wollte ich sie schütteln, um ihr zu erklären, dass sie nicht allein für die Sorgen der Welt verantwortlich sei und dass sie verdammt noch einmal auch an sich denken soll!
Aber nicht nur Elly ist mir zu einer lieben Freundin geworden, auch die anderen Figuren wurden von Sandra Byrd sehr authentisch gezeichnet. Aber das Highlight – natürlich neben Elly– ist Baron Harry, der durch seine Teilnahme an den Kriegen um Italien mehr als ein Geheimnis mit sich herumträgt und dennoch unheimlich sympathisch und begehrenswert wirkt.
„Die Kunstschätzerin“ steckt von Anfang bis Ende voller unerwarteter Überraschungen, Entwicklungen und Emotionen. Bis zum Schluss bangt der Leser mit Elly, ob sie ihre Mission erfüllen kann. Dadurch hält dieser Roman auf jeder Seite einen eigenen Spannungsbogen bereit, der das Buch absolut lesenswert macht.
Fazit:
„Die Kunstschätzerin“ von Sandra Byrd ist ein echtes Wohlfühlbuch mit Tiefgang sowie liebenswerten Charakteren. Sandra Byrd schreibt so authentisch und lebensnah, dass sich der Leser mitten in der Geschichte fühlt, Herzklopfen eingeschlossen. Für dieses Buch gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2022

Macht deutlich Lust auf "Meer"

Mörderische Brise
3

Das Bild auf dem Cover zeigt eine düstere Stimmung. Ein Sturm zieht auf, es herrscht gerade ein solches Wetter, bei dem nur die Hundebesitzer eine kleine Gassirunde wagen und genau Hund und Herrchen finden ...

Das Bild auf dem Cover zeigt eine düstere Stimmung. Ein Sturm zieht auf, es herrscht gerade ein solches Wetter, bei dem nur die Hundebesitzer eine kleine Gassirunde wagen und genau Hund und Herrchen finden dann auch noch eine Leiche. Doch wer ist der Tote? Ist Roggenbuk, der Wassermann, zurück gekehrt um sein Unwesen zu treiben? Und wer ist der geheimnisvolle Fremde, der dem alten Pastor Kruse etwas zu beichten hat? Handelt es sich um den Mörder? Fragen über Fragen und diese kann nur Clara Klüver, die nach Travemünde heimgekehrte Großstadtpfarrerin aufklären. Eine Pastorin als Ermittlerin. Schmunzelnd erinnert sie mich an den Pfarrer Braun, für den kein Geheimnis unlösbar schien. Doch anders als beim Pfarrer Braun legt Christian Humberg den Schwerpunkt seines Romans nicht auf die spannende Lösung des Kriminalfalls, sondern mehr auf das Drumherum des Geschehens.
So lernen wir das Dreigestirn der Hobbyermittler Clara, Jule und Frieke kennen, die schnell zu guten Freunden werden. Sie sind authentisch, durchaus sympathisch und haben mit der Männerwelt eher weniger gute Erfahrungen gemacht. Trotzdem ist Clara einem kleinen Flirt nicht abgeneigt und selbst Sören, der Exmann von Jule und ermittelnder Kriminalkommissar, kommt in seiner Stoffeligkeit noch sympathisch rüber.
Sehr ausdrucksstark beschreibt Christian Humburg hier nicht nur die „spröden“ Norddeutschen, sondern auch die wunderschöne Landschaft rund um die Lübecker Bucht und so gerät die „Mörderische Brise“ zu einem geheimen Reiseführer, der deutlich Lust auf „Meer“ macht. Und auch die Travemünder Sage um Roggenbuk findet Platz in seinem Roman, obwohl sie zur Lösung des Falls nicht unbedingt beiträgt.
Christian Humberg schreibt nicht nur humorvoll, sondern auch so lebendig, dass sich der Leser fühlt als sei er mitten im Geschehen.
Fazit:
Die „Mörderische Brise“ ist eine schöne Urlaubslektüre für einen Leser, der gemütlich im Strandkorb sitzend, die Atmosphäre und Geschichte dieser ganz besonderen Region in sich aufnehmen möchte. Absolute Krimifans kommen hier allerdings nicht auf ihre Kosten, es handelt sich eher um einen „Wohlfühl-Frauenroman“.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 21.07.2022

Zwei Frauen .... zwei Schicksale

Die Frau im veilchenblauen Mantel
1

Die Französin Jo ist jung, mutig, einfühlsam und immer für alle da – eben eine Frau, mit der man Pferde stehlen kann. Nur die große Liebe hat sie bisher noch nicht gefunden, oder doch? Bahnt sich da vielleicht ...

Die Französin Jo ist jung, mutig, einfühlsam und immer für alle da – eben eine Frau, mit der man Pferde stehlen kann. Nur die große Liebe hat sie bisher noch nicht gefunden, oder doch? Bahnt sich da vielleicht etwas mit ihrem besten Freund Adrien an? Doch bevor sie auf diese Frage eine Antwort findet, erleidet sie einen Unfall, bei dem festgestellt wird, dass sie sterbenskrank ist und nur eine gewagte Operation ihr Leben retten kann. Um ihr die trüben Gedanken zu nehmen, zeigt ihr Opa Pepe ihr ein geheimnisvolles Medaillon, welches Jo nicht nur jetzt auf eine Reise nach England, sondern auch in die Vergangenheit in das Leben von Charlotte ins Amerika in die Zeiten der Weltwirtschaftskrise entführt. Was verbindet diese beiden Frauen und kann Jo das Geheimnis des Medaillons lüften?
Mit „Die Frau im veilchen-blauen Mantel“ erscheint schon der achte Roman von Clarisse Sabbard, allerdings der erste, der aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt wurde. Clarisse Sabbard wurde 1984 geboren. Leider erlitt sie bereits in jungen Jahren einen Schlaganfall. Dieser Schicksalsschlag war ursächlich dafür, dass sie sich dem Schreiben verschrieb und das sogar sehr erfolgreich. Ihr erster Roman gewann 2016 den du Livre Romantique. Mit ihren Liebesromanen trifft sie die Leser mitten ins Herz. Es ist Sabbards einfühlsamer Schreibstil, der dieses Buch lesenswert macht. Als besonderen Kniff spielt diese Geschichte auf zwei Zeitebenen, die aber immer wieder mit einander verwoben sind.
In diesem Roman lernen wir die liebenswürdige Thanatopraktikerin Jo kennen, die in Montaigu in einem kleinen Familienunternehmen arbeitet. Jo ist herzensgut, sympathisch und nichts ist ihr wichtiger, als dass es ihrer Familie gut geht, insbesondere ihrem Großvater Pepe, der für sie immer ein Fels in der Brandung ist. Mit Jo, die mir schnell zu einer lieben Freundin geworden ist, geht der Leser durch dick und dünn. Aber nicht nur Jo ist mir zu einer Freundin geworden, auch die anderen Figuren wurden von Clarisse Sabbard wunderbar authentisch gezeichnet und haben mir mein Herz gestohlen. Adeline mit ihrer direkten Art, mit der sie ohne Rücksicht auf den guten Ton genau den Nagel auf den Kopf trifft, ist die Art beste Freundin, die sich jeder gerne wünscht.
Die Geschichte um „Die Frau im veilchenblauen Mantel steckt von Anfang bis Ende voller unerwarteter Überraschungen, Entwicklungen und Emotionen, wie sie auch im wahren Leben geschehen können. Insbesondere die Beschreibung der Zeit während der Weltwirtschaftskrise macht deutlich, wie gut es uns doch heute geht – trotz vieler Schreckensmeldungen. Obwohl das Ende vielleicht erwartet wird, hält dieser Roman auf jeder Seite einen eigenen Spannungsbogen bereit, der das Buch absolut lesenswert macht.
Fazit:
„Die Frau im veilchen-blauen Mantel ist ein echtes Herzensbuch nicht nur spannend, sondern auch warmherzig und mit liebenswerten Charakteren ausgestattet. Clarisse Sabbard schreibt so authentisch und lebensnah bewegend, dass sich der Leser mitten in der Geschichte fühlt. Für Freunde von romantischen Liebesromanen gebe ich eine ganz klare Leseempfehlung.



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Veröffentlicht am 14.08.2023

Dem Täter auf der Spur – oder auch nicht?

Die Erfindung des Lächelns
1


Wir schreiben das Jahr 1911 als aus dem Pariser Louvre eines der berühmtesden Kunstwerke überhaupt, die „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci, geraubt wird. Doch wer hat diesen dreisten Kunstraub zu verantworten? ...


Wir schreiben das Jahr 1911 als aus dem Pariser Louvre eines der berühmtesden Kunstwerke überhaupt, die „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci, geraubt wird. Doch wer hat diesen dreisten Kunstraub zu verantworten? Einer der Künstler vom Montmartre, gar die Picasso-Bande? Hat etwa ein amerikanischer Millionär diesen Kunstraub in Auftrag gegeben, oder hängt dieser Raub mit den russischen Anarchisten zusammen, die zu der Zeit in Paris ihr Unwesen treiben? Fragen über Fragen, mit denen sich Juhel Lenoir für die Pariser Polizei beschäftigen muss.
Und schon bald beginnt ein wilder Ritt durch ständig wechselnde Schauplätze und Handlungen. Wir lernen so die Belle Époche wie auch zeitgenössische Künstler in den turbulenten Jahren 1911-1914 in dem Ort (Paris) kennen, „wo sich das zwanzigste Jahrhundert befand“. Allerdings wandeln die Handlungsorte, Handlungstränge und handelnden Personen in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit, teilweise angefacht durch Opiumträume, Ätherrausch oder satanistische Séancen. All diese Szenen werden lose zusammengehalten durch den Raub der La Joconde, die irgendwie mit allen etwas zu tun hat.
Entsprechend gibt es in diesem Roman auch nicht „die Hauptfigur“ – abgesehen von der Mona Lisa -, sondern für jeden Handlungstrang eine eigene Hauptfigur. Wobei Tom Hillenbrand die Charaktere gut beschrieben hat und mir persönlich dadurch den Maler Pablo Picasso persönlich etwas nähergebracht hat.
"Die Erfindung des Lächelns", was für ein Titel Chapeau! Allein das ist schon ein Grund dieses Buch zu kaufen. Allerdings ist der Titel gleichzeitig auch eine Hypothek, denn gepaart mit dem Klappentext suggeriert er, dass es sich um einen historischen Kriminalroman handelt, der sich in erster Linie mit dem Raub der Mona Lisa beschäftigt. Das ist dieses Buch leider nicht. Eher handelt es sich um einen Episodenroman der die Atmosphäre oder auch „Die Farben der Welt“ im brodelnden Paris Anfang des 20. Jahrhunderts sehr gut wiedergibt, bei dem aber der Raub und die Aufklärung desselben zwischenzeitlich teilweise zur Nebensache wird. Deswegen kann ich aufgrund meiner Erwartungshaltung leider nur drei Sterne vergeben.

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