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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2017

Hier stehe ich nun. Ich kann nicht anders...

Aus einem traurigen Arsch fährt nie ein fröhlicher Furz
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Das schöne Luther-Bändchen sticht aus der Fülle der Luther-Bücher in diesem Jahr hervor. Der Eulenspiegel Verlag hat ein hochwertiges Büchlein mit Luther-Anektoden herausgebracht, das eine wahre Lesefreude ...

Das schöne Luther-Bändchen sticht aus der Fülle der Luther-Bücher in diesem Jahr hervor. Der Eulenspiegel Verlag hat ein hochwertiges Büchlein mit Luther-Anektoden herausgebracht, das eine wahre Lesefreude ist. In acht Kapiteln werden die Kurzgeschichten und Zitate Luthers thematisch unterteilt in Luther legendär, Luther lernend, Luther lehrend, Luther laut und leise, Luther liebend, Luther leidenschaftlich, Luther leidend sowie Luther lebt. Dadurch entsteht ein amüsantes Bild Martin Luthers, fernab sachlicher Biografien und langatmiger Abhandlungen. Der Schluss macht eine zweiseitige chronologische Zeittafel über Luthers Leben.

Ein Kritikpunkt bleibt jedoch: das mangelndes Vorwort. Dem Leser erschließt sich nicht, wie Mario Süßenguth die Anektoden sammelte, Quellenangaben werden leider verwehrt. Durch diese Informationen würden die Kurzgeschichten fundierter erscheinen.

Dennoch, bei diesem Bändchen handelt es sich ganz klar um einen amüsanten und lehrreichen Lesespaß und bestimmt auch um eine schönes Geschenk passend zum Lutherjahr.

Veröffentlicht am 15.06.2017

Eve Zvichanzi Nyemba schreibt aus voller Seele

Look Within - Aus voller Seele
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Die Gedichte des kleinen Bändchens stammen von Eve Zvichanzi Nyemba, eine Autorin aus Simbabwe mit Zeichnungen von der Australierin Amy Laidlaw. Sie hat auch das Titelbild entworfen, bei dem ich etwas ...

Die Gedichte des kleinen Bändchens stammen von Eve Zvichanzi Nyemba, eine Autorin aus Simbabwe mit Zeichnungen von der Australierin Amy Laidlaw. Sie hat auch das Titelbild entworfen, bei dem ich etwas zwiegespalten bin. Man assoziiert es zwar sofort mit Afrika. Dennoch wundere ich mich über die Wahl der Künstlerin. Ich kann keinen Zusammenhang zwischen ihr und der Autorin feststellen.

Eve Zvichanzi Nyemba widmet den Band ihren Eltern, Dank derer sie lernen und wachsen konnte. Sie konnte studieren und machte ihren Master in Internationale Beziehungen. Heute lebt Nyemba in Harare und lehrt an der International Business School. Auch heute noch werden Mädchen in Simbabwe sehr traditionell erzogen, Frauenbild und Rollenverteilung sind meist altmodisch und ganz bestimmt nicht gleichberechtigt. Weitere Steine wirft Präsident Mugabe in den Weg, der dikatorisch regiert. Es werden viel häufiger Werke von Schriftstellern verlegt als von Schriftstellerinnen. 1990 wurden die Zimbabwe Women Writers (ZWW) gegründet, um genau diesen Frauen ein Forum des Austauschs zu schaffen.

Die Autorin setzt sich in ihren Gedichten mit der Gleichberechtigung auseinander, klagt die einseitige westliche Berichterstattung über Afrika an, thematisiert Unterdrückung und Gewalt. Ihr Werke sind schnörkellos, klar, direkt, manchmal vielleicht sogar ein bisschen einfach, deshalb konnte Bettina Weiss fließend und klar, fast 1:1 übersetzen. Ich habe die Gedichte auf Englisch gelesen und immer wieder mit der deutschen Übersetzung verglichen. Mir gefällt gut, was ich da auf Deutsch lesen.

Für alle, die afrikanische Literatur, v.a. von ihren starken weiblichen Vertreterinnen, lieben - ein wunderschönes Lesemuss.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Früher war doch nicht alles besser

Comeback mit Backpack
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Ich selbst bin seit über 25 Jahren mit dem Reisefieber infiziert und springe auf alle ungewöhlichen Reisebeschreibungen an. Also, Buch aufgeschlagen und innerhalb von drei Tagen komplett durchgeschmökert. ...

Ich selbst bin seit über 25 Jahren mit dem Reisefieber infiziert und springe auf alle ungewöhlichen Reisebeschreibungen an. Also, Buch aufgeschlagen und innerhalb von drei Tagen komplett durchgeschmökert. Mein Fernweh wurde durch die Lektüre noch mehr gesteigert. Gitti Müller vergleicht sehr anschaulich zwischen analogem und digitalen Reisen. Sie arbeitet genau Vor- und Nachteile beider Reisearten heraus und mir hat gut gefallen, dass sie dem Leser nicht weismachen möchte, dass früher alles besser war.

Die Autorin reiste zwischen 1980 und 2015 quer durch Mittel- und Südamerika als sog. Backpackerin, d.h. mit einem Rucksack, kleinem Budget, allein oder in Begleitung eines Freundes, einer Freundin oder ihres Sohnes. Sie reist sehr achtsam, nachhaltig und vorbildlich, d.h. sie reist mit Herz und Verstand, um Land und Leute kennenzulernen. Gitti Müller erlernt sogar eine Sprache der indigenen Bevölkerung, um sich mit ihnen besser verständigen zu können. Sprache öffnet Einblicke und Herzen. Sie ist glaubhaft interessiert am Leben der Menschen in einem fremden Land, weitab der Touristenpfade und sie erwartet schon gar nicht deutsche Bedingungen in Chile oder Argentinien. Sie zögert nicht, die gleichen Transportmittel wie die Einheimischen zu nehmen, seien es wacklige Propellermaschinen, zugige Ladeflächen von LKWs oder ein einfaches Fahrrad. Mit dem Essen scheint sie ebenfalls nicht zimperlich zu sein. Diese Art der Annäherung hat mir sehr imponiert.

Zwei Passagen empfinde ich jedoch als langatmig. In denen werden dem geneigten Leser sehr detailliert Tipps zur Thromboseprophylaxe und Yogaübungen für den gestressten Reisenden erklärt.

Den roten Faden verlor ich jedoch, als die chronologische Reihenfolge der Reisen nicht mehr eingehalten wurde. Anfangs verglich Gitti Müller eine analoge Reise aus dem Jahr 1980 mit einer digitalen aus dem Jahr 2015. Sie sprang nun einige Male zwischen diesen Reisen hin- und her. Dieser Wechsel wiederholt sich nun einige Male. Dann jedoch wird wild zwischen den Jahren sowohl im analogen als auch im digitalen Bereich hin- und hergesprungen - von 1980 nach 2005, zurück nach 1986 um dann wieder im Jahr 2015 zu landen. Das hat mich irritiert. Da man aber auch jedes Kapitel als separaten Reisebericht lesen kann, fällt dies nicht so sehr ins Gewicht. Ich hätte jedoch einem chronologischen Aufbau besser folgen können.

Nichts desto trotz, Gitti Müller hat viel zu erzählen und wird sicherlich noch die eine und andere Reise unternehmen, von denen ich gerne wieder lese. Unbedingt lesenswert für wahrhaftige Backpacker und ehrlichen Traveller.

Veröffentlicht am 30.05.2017

Drum prüfe, wer sich ewig bindet...

Nur ein kleiner Gefallen - A Simple Favor
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Schon nach den ersten Sätzen haut mich die Stimme von Tanja Geke um - im positiven Sinn. Das bleibt so bis zur letzten CD und hilft über manche langatmige Passage hinweg. Das Hörbuch nimmt ab er 3. CD ...

Schon nach den ersten Sätzen haut mich die Stimme von Tanja Geke um - im positiven Sinn. Das bleibt so bis zur letzten CD und hilft über manche langatmige Passage hinweg. Das Hörbuch nimmt ab er 3. CD richtig Fahrt auf.

Doch vorher kurz zum Inhalt: Emily lebt in trauter Einheit mit ihrem Ehemann Sean, der eine Granate im Bett sein soll, und ihrem süßen Sohn Nicki in der Nachbarschaft von Stephanie, einer verwitweten Hausfrau, die mit ihrem ebenfalls süßen Sohn zusammenlebt. Die Frauen und Söhne freunden sich an und so kommt es, dass Stephanie des öfteren die Kinderbetreuung von Nick übernimmt, dessen Eltern beruflich sehr eingespannt und erfolgreich sind. Stephanie gibt zwar vor, mit ihrem Leben zufrieden zu sein, bewundert jedoch alles an Emily kritiklos. Eines Tages holt Emily ihren Sohn nicht mehr ab, verschwindet und die Geschichte geht los.
Darcey Bell lässt anfangs v.a. Stephanie erzählen, zum einen aus ihrem Alltag, zum anderen aber auch aus ihrem völlig überflüssigen Blog, mit dessen Hilfe sie Kontakt zur Außenwelt aufnimmt. So bekommt man auf den ersten beiden CD v.a. die recht simplen und sehr naiven Ansichten und Eindrücke Stephanies mit. Sie hat zwar ebenfalls eine fette Leiche im Keller, nervt im Prinzip aber nur. Nach einer Weile kommt Emily zu Wort und das Blatt wendet sich. Nach Emilys Verschwinden ist das weitere Geschehen in alle Richtungen offen - wurde Emily entführt, ist sie abgehauen, hat sie Suizid begangen oder wurde sie gar umgebracht. Langsam kommt dann jedoch Licht ins Dunkle und man begreift, was passiert ist. Der Schluss überrascht ebenfalls und ist offen.

Stephanies und Seans Charaktere finde ich extrem naiv, blass, sie sind Emily m. E. Emily hörig und ich habe mich mehr als einmal gefragt, wie man nur so blöd sein kann. Ich konnte oft viele ihrer Handlungen nicht nachvollziehen und war mir auch sicher, dass ich niemals so reagiert hätte. Auf der anderen Seite benötigt die hochintelligente Emily aber genau solche Persönlichkeiten, um ihre Pläne zu verwirklichen und beherrscht das Handwerk der Manipulation in Perfektion.

Für mich hätte der Thriller mehr Potential und wäre realistischer, wenn Stephanie und Sean stärkere Protagonisten wären. Darcey Bell hat es allerdings geschafft, mich einige Mal ordentlich an der Nase herumzuführen und mich auf die falsche Fährte zu locken. Deshalb 4 Sternchen und hörenswert, für den, der leichte Thriller mag.

Veröffentlicht am 09.03.2017

Intelligenter Retro-Krimi

Es klingelte an der Tür
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Bei dieser Neuübersetzung von Rex Stouts "Es klingelte an der Tür" bin ich zwiegespalten. Kein Krimi, den man schnell mal so herunterlesen kann. Die unterschiedlichen Handlungsstränge benötigen etwas Zeit ...

Bei dieser Neuübersetzung von Rex Stouts "Es klingelte an der Tür" bin ich zwiegespalten. Kein Krimi, den man schnell mal so herunterlesen kann. Die unterschiedlichen Handlungsstränge benötigen etwas Zeit und Durchhaltevermögen. Der Leineneinband liegt angenehm in der Hand und verleiht dem Taschenbuch einen hochwertigen Eindruck. Der Krimi ist aus der Sicht des Assistenten Archie Goodwin geschrieben. Das etwas Altmodische und Angestaubte mochte ich sehr und konnte mir die Charaktere sowie das New York der 60er Jahre bestens vorstellen. So musste man z.B. eine Telefonzelle aufsuchen, wenn man telefonieren wollte. Die Marotten des Privatdetektivs Nero Wolfes sind sehr sympathisch. Er verlässt zum Ermitteln sein Brownstone Haus nie, kümmert sich stundenlang um seine Orchideen und schwelgt zusammen mit seinem Koch Fritz in Kochrezepten. Man gewinnt außerdem den Eindruck, dass Wolfe am allerliebsten frei hat. Das ist auch das Hauptmotiv, warum er diesen Fall überhaupt annimmt.

Die betuchte Rachel Bruner bietet Nero Wolfe 100.000 Dollar für dessen Hilfe. Sie hat Machenschaften des FBI aufgedeckt und nun den naheliegenden Verdacht, von diesem auf Schritt und Tritt beschattet zu werden. Gleichzeitig wird Wolfe darum gebeten einen ungelösten Mordfall an einem Journalisten aufzudecken. Hängen beide Vorfälle vielleicht zusammen? Mit viel Geschick schafft das Detektivteam, den FBI auszutricksen.

Obwohl der Krimi 1965 spielt, sind die Methoden des FBI hochaktuell. Mir hat besonders gut gefallen, dass Rex Stout eine spannende Geschichte erzählen kann, ohne sich blutrünstiger Szenen zu bedienen.